• Ratgeber nach Positionen
  • Promovieren
  • Postdoc-Ratgeber
  • Habilitation
  • Professur
  • HAW-Professur
  • Branchen-Ratgeber
  • Forschung & Entwicklung
  • Geisteswissenschaften
  • Ingenieurwissenschaften
  • Medizin
  • Naturwissenschaften
  • Öffentlicher Dienst
  • NGO, Stiftung & Co.
  • Pädagogik
  • Wirtschaft & Management
  • Wissenschaft & Lehre
  • Themen-Ratgeber
  • Gehalt
  • Bewerbung
  • Arbeit & Gesundheit
  • Service-Angebot
  • Events
  • Karriereberatung
  • Promotions-Test
  • Booklet: Arbeiten im öffentlichen Dienst
  • Nachwuchspreis
  • Arbeitgeber
  • Graduiertenschulen
  • Ratgeber-Übersicht
Erweiterte Stellensuche
Promovieren Postdoc-Ratgeber Habilitation Professur HAW-Professur
Forschung & Entwicklung Geisteswissenschaften Ingenieurwissenschaften Medizin Naturwissenschaften Öffentlicher Dienst NGO, Stiftung & Co. Pädagogik Wirtschaft & Management Wissenschaft & Lehre
Gehalt Bewerbung Arbeit & Gesundheit
Events Karriereberatung Promotions-Test Booklet: Arbeiten im öffentlichen Dienst Nachwuchspreis Arbeitgeber Graduiertenschulen Ratgeber-Übersicht
Anmelden Merkliste Für Arbeitgeber
academics - Logo
Aus dem Hause
Die ZEIT - Logo
Forschung & Lehre - Logo
Karriereberatung Mein academics Anmelden Merkliste (0) Merkliste Für Arbeitgeber

Arbeiten in Chile
Chiles Bildungssystem: Schlecht, teuer, ungerecht

Chile, bewunderter Musterschüler Südamerikas, das im Frühjahr 2010 seine überaus erfolgreiche sozioökonomische Entwicklung des letzten Jahrzehnts mit der Aufnahme in die OECD gekrönt sah, lenkt schon wieder die Blicke der internationalen Öffentlichkeit auf sich. Ein Bericht.

Chiles Bildungssystem ist schwer umstritten. Es wird eine grundlegende Reform gefordert © espiegle / istockphoto.com
Artikelinhalt

Diesmal sind aber nicht Naturkatastrophen wie das Erdbeben vom Februar 2010 oder spektakuläre technische Leistungen wie die Rettung der Bergbauarbeiter von Atacama ein halbes Jahr später der Anlass für die Aufmerksamkeit der internationalen Öffentlichkeit. Zu beobachten ist jetzt vielmehr der Beginn einer gravierenden gesellschaftlichen Krise, die die politische Atmosphäre des Landes aufheizt und Situationen hervorruft, die an die fast vergessenen Zeiten der Militärdiktatur erinnern: ein Schüler- und Studentenstreik, der inzwischen ein halbes Jahr andauert, regelmäßige Protestmärsche, caceroladas (Radau mit Kochtöpfen) und Ausschreitungen mit Dutzenden von Verletzten und Festgenommenen und nicht zuletzt brutal agierende Carabineros (militarisierte Sicherheitskräfte), die mit Wasserwerfern und Tränengas gegen die Demonstranten vorgehen, während die rechtskonservative Regierung unter Staatspräsident Sebastián Pinera aufgrund ihrer politischen Handlungsunfähigkeit zunehmend unter Beschuss gerät.

Wie offensichtlich sich der vor knapp zwei Jahren gewählte Unternehmer im Umgang mit der studentischen Rebellion verkalkuliert hat, beweisen die jungen Aktivisten tagtäglich. Seit Mai sind sie in der Hauptstadt Santiago de Chile über zwanzigmal auf die Straße gegangen, um die grundlegende Reform eines schlechten, teuren und sozial extrem unausgewogenen Bildungswesens zu fordern. Angesichts der ignoranten bis aggressiven Reaktion der Behörden erhalten die Schüler und Studierenden inzwischen auch Unterstützung von Lehrern und Hochschuldozenten, von Gewerkschaftern und Eltern-Organisationen. Vorerst ist der Verhandlungsweg gescheitert, der die Situation unter Kontrolle hätte bringen sollen. Die Protestbewegung, die von begabten Studierendenvertretern wie Camila Vallejo oder Giorgio Jackson höchst medienwirksam geführt wird, hat längst ein eigenes politisches Bewusstsein entwickelt und stellt mittlerweile Ansprüche, die weit über den kurzfristigen parteipolitischen Horizont der Regierungsseite hinausgehen.


Aktuelle Stellenangebote im Ausland
  • Salaried doctoral student positions in Comparative Literature, English Literature, French Literature, or German Literature

    14.03.2023 Linnaeus University Växjö (Schweden)
    Salaried doctoral student positions in Comparative Literature, English Literature, French Literature, or German Literature - Linnaeus University - Logo
  • Top Job

    Assistant / Associate / Full Professor in Computer Science (m/f/d)

    17.03.2023 University of Nottingham Ningbo China Ningbo (China)
    Assistant / Associate / Full Professor in Computer Science (m/f/d) - University of Nottingham Ningbo China - Logo
  • PhD positions in Psychology

    03.03.2023 Stockholm University Stockholm (Schweden)
    PhD positions in Psychology - Stockholm University - Logo
Zu allen Internationalen Jobs

Ursachen für die Proteste

Was sind aber die Ursachen für die Proteste? Wofür demonstrieren die Studierenden konkret? Der Konflikt wurzelt gerade in der Zeit des Militärregimes, das dem blutigen Putsch Augusto Pinochets am 11. September 1973 folgte. Als Ergebnis der von der Junta-Regierung lancierten Politik der höchstmöglichen Subsidiarität des Staates dominieren private Träger bis heute das chilenische Bildungssystem, und zwar auf allen Ebenen. Beim Schulunterricht (Grund- und Sekundarstufe) fallen die chronisch unterfinanzierten öffentlichen Einrichtungen seit 1980 in den Zuständigkeitsbereich der Kommunen - sie bedienen lediglich den Bedarf der traditionell bildungsfernen Unterschichten. Versuchen die Eltern trotzdem, den sozialen Aufstieg ihrer Kinder mittels einer qualitativ hochwertigeren Beschulung zu fördern, müssen sie dann den größten Teil der Kosten selbst übernehmen, und diese erweisen sich im internationalen Vergleich als unverhältnismäßig hoch.

Wie gut die Ausbildung ist, die ein Kind erhält, hängt also in höchstem Maße von den finanziellen Möglichkeiten seiner Familie ab: Arme haben geringere Chancen als Reiche, und die Angehörigen unterschiedlicher sozialer Schichten bleiben in radikal divergierenden Schulwelten unter sich. Eine Handvoll elitärer Privatschulen dient als Vernetzungsstätten für den Nachwuchs der Wohlhabendsten (und für die Wohlhabendsten selbst), während sich die breite Mehrheit der Gesellschaft bestenfalls mit staatlich teilsubventionierten colegios particulares, in der Regel aber mit desolaten städtischen Schulangeboten zufrieden geben muss.

Dasselbe Muster wie im Schulwesen wird bei den Universitäten konsequent fortgesetzt. Das 1981 vom Militärregime erlassene Hochschulgesetz förderte nicht nur die Zerschlagung der bestehenden staatlichen Universitäten sowie der Pädagogischen Hochschulen, die das Pinochet-Regime als Hort der linken Opposition betrachtete. Darüber hinaus ebnete es den Weg für die Etablierung neuartiger, profitorientierter Privathochschulen, die sich explizit der Rekrutierung systemkonformer Eliten zuwandten und ihren Bildungsauftrag im Geiste des damals herrschenden autoritären und neoliberalen Gedankenguts übernahmen. Eine herausragende Rolle haben in diesem Zusammenhang erzkonservative katholische Gruppierungen wie das Opus Dei und die Legionäre Christi gespielt. Auch wenn der gesetzliche Rahmen zumindest theoretisch eine volle Merkantilisierung ihrer Universitäten ausschließt, ist es den Eigentümern im Laufe der letzten 30 Jahre bestens gelungen, alternative Betriebsmodelle zu entwickeln, die den zentralen Stellenwert der Profitmaximierung im privaten Hochschulwesen kaschieren.

Die Ergänzung des Hauptgeschäfts "Bildung" durch Immobilienhandel oder Kreditwesen hat viele der knapp 40 chilenischen Privatuniversitäten in extrem lukrative Unternehmen verwandelt. Seit 1990 hat sich die Zahl der chilenischen Studenten insgesamt beinahe vervierfacht (886.884 im Jahre 2010). Neben den Privatuniversitäten verfügen die 25 in der chilenischen Rektorenkonferenz (CRUCH) zusammengeschlossenen "traditionellen" - d.h. vor 1981 gegründeten - Hochschulen über bessere Standards in der Forschung und eine größere internationale Vernetzung. Allerdings ist beiden Hochschultypen ein Finanzierungssystem gemein, das sowohl einen niedrigen staatlichen Beitrag (max. 25 bis 30 Prozent im Fall der "traditionellen" Universitäten) als auch die hohe Beanspruchung der Studierenden und ihrer Familien voraussetzt. Haupteinnahmequelle sind die Studiengebühren, deren Höhe weitgehend frei von jeder Universität festgelegt wird. Die Hochschulen betreiben ein aktives und aufwendiges Marketing im Wettbewerb um die zahlungskräftigeren Studierenden, ohne dass sich der Staat in regulierender Absicht wirksam einschalten darf.

Verpassen Sie keine neuen Stellen

Mit unserer Job-Mail erhalten Sie wöchentlich passende Stellen sowie interessante Inhalte zu Ihrem Suchprofil. 

Aktuelle Suchbegriffe: Andere Länder
Nach der Registrierung können Sie Ihr Profil anpassen.
Bitte geben Sie eine E-Mail-Adresse im gültigen Format ein.
Sie können Ihre Anmeldung zur Job-Mail jederzeit widerrufen, bspw. per E-Mail an info@academics.de. Wir verwenden Ihre E-Mailadresse auch, um Ihnen Werbung für ähnliche Angebote der ZEIT Verlagsgruppe zuzusenden. Dieser Verwendung können Sie jederzeit widersprechen. Mit Ihrer Anmeldung erklären Sie sich mit unseren AGB einverstanden und nehmen die Datenschutzbestimmungen zur Kenntnis.

Offener und transparenter Zugang zu Bildung

Trotz mancher Korrektur infolge vergangener Protestwellen (z.B. die Aufstockung der Studienkredite durch staatliche Garantien) geht es beim jetzigen Aufstand noch immer um die prinzipielle Fragwürdigkeit eines Modells vorwiegend kommerziell ausgerichteter Oberschulen und Universitäten. Die Studierenden verlangen eine Neugestaltung des Zugangs zur Bildung, der offener und transparenter werden soll. Zudem solle der Staat generell mehr Finanzmittel für die Bildung bereitstellen, nicht zuletzt für großzügigere Stipendienprogramme. Zurzeit müssen ca. 80 Prozent der Studierenden überteuerte Kredite aufnehmen. Falls sie ihren Abschluss nach meist vier oder fünf Jahren erreichen, ist es keineswegs garantiert, dass die erworbenen Qualifikationen ausreichend und vor allem geeignet für die spezifischen Anforderungen des chilenischen Arbeitsmarkts sind. Und im Fall einer schnellen Anstellung starten sie auf jeden Fall mit einem Berg Schulden ins Berufsleben.

Die Klärung der haushaltstechnischen Details dürfte relativ einfach sein, zieht man die insgesamt gute Wirtschaftslage des Landes in Betracht, und tatsächlich waren viele der von der Regierung vorgeschlagenen Kompromisse durchaus Schritte in die richtige Richtung. Aber dass, wie die Studenten hartnäckig fordern, nicht mehr der privatwirtschaftliche Gewinn ("lucro") bestimmendes Moment des Bildungswesens sein soll, wäre nur durch eine tiefgreifende Reform durchzusetzen, die der rechtsgerichteten, marktradikal gefärbten Regierung außerordentlich gegen den Strich geht. Es handelt sich letztlich um eine genuin ideologische Auseinandersetzung: eine neoliberale Politik in Reinkultur sieht sich mit der sozialdemokratisch-laizistischen Auffassung des Bildungswesens konfrontiert, die ausgerechnet von den Kindern des chilenischen Wirtschaftswunders befürwortet wird. Die Regierung spekuliert weiterhin auf die Verschärfung der Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Protestbewegung sowie auf die kollektive Ermüdung einer seit jeher auf Sicherheit, Stabilität und Ordnung bedachten chilenischen Bevölkerung. Die Rektoren der Privathochschulen und die konservativen Medien bemühen sich ihrerseits darum, den Eindruck zu erwecken, dass die Forderungen der Studierenden utopisch und nicht finanzierbar sind.

Umfragen zufolge betrachten aber knapp zwei Drittel der Chilenen die Proteste mit Sympathie, und deren Forderungen halten sogar vier Fünftel der Befragten nach wie vor für gerechtfertigt. Im Hintergrund steht das kumulierte Unbehagen angesichts der tiefen Ungleichheit einer Gesellschaft, die sich in den letzten Jahrzehnten zwar wirtschaftlich stark entwickelt hat, aber nach wie vor sozial gespalten bleibt. Es bleibt abzuwarten, was die nächsten Wochen unmittelbar vor den Sommerferien ergeben, eines haben die jungen Protestierenden aber zweifellos erreicht: dass die Bildungsfrage zum Hauptgegenstand der chilenischen politischen Diskussion wird.

Über den Autor

Dr. Antonio Sáez-Arance arbeitet an der Iberischen und Lateinamerikanischen Abteilung des Historischen Instituts an der Universität zu Köln.


Autoren
Antonio Sáez-Arance
Erschienen in
Forschung & Lehre - Januar 2012

Teilen

Weitere Ratgeber zum Thema Ausland

Vergleich deutscher und amerikanischer Universitäten

Welche Aspekte deutscher und amerikanischer Hochschulen lassen sich miteinander vergleichen? Wo gibt es Unterschiede und Gemeinsamkeiten?

Junior Professional Officer (JPO): Voraussetzungen, Arbeitgeber und Gehalt

Als Junior Professional Officer können deutsche Nachwuchskräfte erste Erfahrungen in internationalen Organisationen, vor allem der UN, sammeln.

Leben und Arbeiten in einem anderen Land: Fragen an zwei Ausgewanderte

Die Gründe für eine Auswanderung sind vielfältig. Zwei Ausgewanderte berichten über ihre Auswanderungsgründe und die Erfüllung ihrer Erwartungen. Hier lesen.

Forschen im Ausland: Vorteile, Förderprogramme und Aufenthaltsbestimmungen

Forschen im Ausland hilft Wissenschaftlern, internationale Netzwerke aufzubauen und sich für die weitere Karriere zu qualifizieren.

ACADEMICS
  • Über uns
  • Karriere
  • Kontakt
  • Impressum
  • Nutzungsbedingungen
  • Datenschutzerklärung
  • Cookies & Tracking
  • Partner
  • Job-Mail
  • BOA Berufstest
  • academics.com
Für Arbeitgeber
  • Stellenanzeige schalten
  • Mediadaten
  • AGB
Besuchen Sie uns auf
academics - Logo Aus dem Hause Die ZEIT - Logo Forschung & Lehre - Logo Deutscher Hochschulverband
Hinweise zum Datenschutz
Die Verwaltung Ihrer Datenschutzeinstellungen für academics kann aktuell nicht ausgespielt werden. Bitte prüfen Sie, ob Sie einen Adblocker, Pop-Up-blocker oder ähnliches verwenden und schalten Sie diese aus. Anschließend können Sie die Einstellungen zum Datenschutz vornehmen.
Genaue Informationen zur Nutzung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.