Staatliche Förderung von Forschung und Entwicklung in Deutschland
Wie bereits beschrieben, investiert die forschende Industrie vornehmlich in den Automobil-, Maschinenbau- und Pharma-Sektor. Doch wofür verwendet der Bund seine F&E-Mittel? Hier eine Übersicht über die ausgabenstärksten Wissenschaftszweige.
Die Statistik zeigt: In den Naturwissenschaften investiert der Staat im F&E-Bereich am meisten – und auch in den Ingenieurwissenschaften ist Forschung und Entwicklung ein großes Thema.
Ausgaben für Forschung und Entwicklung weltweit
Schaut man über den Tellerrand – also Deutschland – hinaus, zeigt sich, welche Bedeutung andere Länder der Forschung und Entwicklung beimessen und wie Deutschland im Verhältnis dazu steht. Laut Statista sind Israel und Südkorea weltweit Spitzenreiter, was die Ausgaben für Forschung und Entwicklung angeht (Stand 2020).
Deutschland landet unter den Top 10 und liegt mit 3,14 Prozent des BIP, die für F&E ausgegeben werden, über dem EU-27-Schnitt. Nur Österreich (3,22 Prozent), Schweden (3,51 Prozent) und Belgien (3,52 Prozent) investieren hier noch mehr. Im europaweiten Vergleich schneidet Deutschland in puncto F&E-Ausgaben also überdurchschnittlich gut ab und sichert sich damit eine starke Wettbewerbsposition.
Forschung: Die wichtigsten Unternehmen und Branchen in Deutschland
Die Automobilindustrie zieht nicht nur das meiste Personal an (29 Prozent aller F&E-Beschäftigten), sie investiert auch die höchsten Summen für Forschung und Entwicklung in Deutschland. Laut VDA trug sie 2019 mit 28,2 Milliarden Euro etwa 37 Prozent der FuE-Ausgaben der hiesigen Wirtschaftsunternehmen (ohne Hochschulen und Staat). 60 Prozent der Ausgaben waren dabei auf Automobilhersteller zurückzuführen, 40 Prozent auf Zulieferer. Bei diesen Zahlen wundert es nicht, dass Volkswagen und Daimler das Ranking der Firmen anführen, die am meisten für Forschung und Entwicklung ausgeben.
Die Entwicklung zeigt jedoch: Im Vergleich zu 2019 haben sich die FuE-Aufwendungen im Kfz-Bau 2020 um knapp vier Milliarden Euro reduziert – das entspricht einem Rückgang von 13,6 Prozent. Als Gründe für die geringeren Investitionen (gilt allerdings branchenübergreifend auch für andere Industriezweige) gelten: Lockdown, Umsatzrückgänge und/oder unterbrochene Lieferketten.
Andere Bereiche wiederum konnten von der schwierigen wirtschaftlichen Lage 2020 profitieren und haben ihre F&E-Ausgaben erhöht. Hierzu gehören laut Stifterverband:
- Informations- und Kommunikationstechnik: 5,2 Prozent mehr Aufwendungen als im Vorjahr
- Ingenieurwissenschaften
- Naturwissenschaften
- Medizin
- Biotechnologie.
Berufe in der Forschung und Entwicklung: Karriereperspektiven in der R&D-Branche
Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen im F&E-Bereich haben in Deutschland – unabhängig vom konkreten Berufsbild – hervorragende Jobchancen und damit auch Aussichten auf ein gutes Gehalt. Und das bleibt laut Arbeitsmarktprognose des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales auch so. 2014 überschritt die Zahl der Beschäftigten in Forschung und Entwicklung in Deutschland erstmals die Marke von 600.000. 2020 lag die Zahl bereits bei knapp 735.000. Mehr als ein Drittel davon arbeitet im Fahrzeugbau, gefolgt von Forschungsdienstleistern verschiedener Bereiche, von Natur- und Ingenieur- bis zu Wirtschafts-, Sozial- und Rechtswissenschaften.
Frauen in der Forschung und Entwicklung
Im Jahr 2020 lag die Zahl der Beschäftigten im F&E-Bereich branchenübergreifend bei 735.000. Was die Frauenquote anbelangt, bestand eine starke Divergenz zwischen Hochschul- und Wirtschaftssektor. Während der Frauenanteil an der Hochschule bei 43 Prozent aller Beschäftigen lag, war in Wirtschaftsunternehmen weniger als 19 Prozent des F&E-Personals weiblich. Es kann aber angenommen werden, dass unter anderem das gesellschaftliche Umdenken dazu führen wird, dass der Anteil von Frauen auch in der industriellen Forschung im Laufe der kommenden Jahre und Jahrzehnte steigt.