Die Folgen sozialer Unterschiede für den Karriereweg
Akademikerkinder schlagen nicht nur öfter eine akademische Laufbahn ein. Sie haben es außerdem an Schule und Hochschule leichter als Kinder aus Nichtakademikerfamilien. Zu diesem Schluss kommen verschiedene Erhebungen. So bekommen Kinder von Eltern ohne akademischen Hintergrund durchschnittlich weniger Unterstützung von Zuhause, müssen öfter Geld verdienen und werden von Professor:innen seltener gefördert. Von einer Bildungsgerechtigkeit kann also keine Rede sein. Kein Wunder, dass sich Arbeiterkinder an Hochschulen oft schwertun.
Arbeiterkinder stellen während des Studiums ihr Talent häufiger infrage als Kinder aus Akademikerfamilien, selbst bei gleicher Leistung. Das wiederum wirkt sich auf ihre Erfolgschancen aus, da Erstakademiker:innen, die sich so falsch einschätzen, auch weniger selbstbewusst auftreten, was zu weiteren Benachteiligungen im Berufsleben führt. Das alles geht aus einer im Journal of Experimental Social Psychology erschienene Studie von Forscherinnen um die Wissenschaftlerin Dr. Christina Bauer von der Universität Wien und der Freien Universität Berlin hervor.
Haben Erstakademiker:innen ihren Hochschulabschluss trotz aller Widrigkeiten erreicht, geht es für viele ebenso steinig weiter. Denn auch der berufliche Ein- und Aufstieg ist für die „First-Generation Professionals“ schwerer. Das belegt eine Studie der Boston Consulting Group (BCG), für die die Strategieberatung 1.125 Berufstätige aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt hat.
Nachteile noch beim Berufsstart
Die Studie macht deutlich, dass die soziale Herkunft die Karrierechancen beeinflusst und Hürden beim Berufsstart nach sich zieht. So hatten 47 Prozent der befragten Erstakademiker:innen aufgrund anderer Verpflichtungen keine Zeit für Praktika während des Studiums – elf Prozentpunkte mehr als bei der Vergleichsgruppe. Auch wussten vergleichbar viele Arbeiterkinder nicht, wie wichtig Praktika für die Karriere sind.
Auch beim Thema Netzwerken unterscheiden sich Erstakademiker:innen von Nicht-Erstakademiker:innen. Nur ein Drittel gab an, beim Berufsstart Zugang zu wichtigen Kontakten zu haben. Bei Akademikerkindern war dieser Anteil mit 61 Prozent deutlich höher.
Laut der Studie verkleinert sich die herkunftsbedingte Lücke zwar im Lauf der Karriere, ganz schließen können Erstakademiker:innen sie allerdings nicht. Dabei lohnt es sich für Unternehmen, gerade solche Bewerber:innen auszuwählen. Sie sind stärker aus eigenem Antrieb heraus motiviert und um 32 Prozent loyaler gegenüber dem Unternehmen als ihre Kolleg:innen, die aus Akademikerhaushalten stammen.