Frauen an Hochschulen
Anders sehen die Zahlen an staatlichen Hochschulen aus. Hier steigt der Frauenanteil in Deutschland weiter an, wie eine Auswertung des CHE Centrum für Hochschulentwicklung zeigt. Demnach werden von 182 Einrichtungen in Deutschland 52 von einer Rektorin oder Präsidentin geführt. Damit lag im Dezember 2022 die Frauenquote bei 28,6 Prozent – ein Anstieg um 3,7 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahresmonat. Besonders an Universitäten nahm der Anteil der führenden Frauen zu, er stieg von 27,5 Prozent auf 37 Prozent. An staatlichen Fachhochschulen sowie HAWs war er jedoch leicht rückläufig.
Erfreulich: Die Zahl der Professorinnen steigt stetig, von 8.957 im Jahr 2012 auf 14.326 in 2022. Nichtsdestotrotz sind mehr als zwei Drittel (72 Prozent) der Lehrstühle, vor allem der großen, nach wie vor von Männern besetzt. Dies dürfte sich im Laufe der kommenden Jahre aber ändern: Bei den Juniorprofessuren lag der Frauenanteil 2021 in manchen Bundesländern bereits bei mehr als 50 Prozent, in Bremen sogar bei 60 Prozent. Tendenz auch hier: steigend.
Frauen im öffentlichen Dienst
Im öffentlichen Dienst und in den Gremien des Bundes sind Frauen in Führungspositionen noch immer unterrepräsentiert. Das belegt der aktuelle Gleichstellungsindex, der jährlich vom Statistischen Bundesamt im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erstellt wird. Dabei ist der Anteil der weiblichen Führungskräfte in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen: Im öffentlichen Dienst des Bundes beträgt demnach der Frauenanteil an Führungspositionen inzwischen 43 Prozent.
In den obersten Bundesbehörden allein hat sich der Anteil von 32,6 Prozent im Jahr 2015 auf 41 Prozent im Jahr 2022 erhöht. Und so soll es weitergehen: Das vom Bund festgesetzte Ziel ist es, bis 2025 die Führungspositionen paritätisch zu besetzen.
Frauen in Vorständen großer Konzerne
37 Prozent der neubesetzten Vorstandspositionen in den großen deutschen Konzernen konnten zwischen September 2022 und 2023 von Frauen besetzt werden. Diese Zahl liefert eine Analyse der AllBright-Stiftung. Damit hat sich ihr Anteil in den Vorständen der insgesamt 160 in DAX, MDAX und SDAX notierten Unternehmen seit September vergangenen Jahres um drei Prozent erhöht – der zweitstärkste Zuwachs im Laufe eines Jahres. Unter den großen börsennotierten Konzernen gibt es damit mehr Unternehmen, in denen Frauen im Vorstand sind als ohne.
Frauen in Führung: Branchenzahlen
Die Frauenquote im Mittelstand ist im Jahr 2021 zurückgegangen. Das zeigt eine Sonderauswertung des KfW-Mittelstandspanels. Die Anzahl frauengeführter Unternehmen ist in kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) demnach auf rund 608.000 im Jahr 2021 gesunken. Das sind etwa 30.000 weniger als im Jahr zuvor. Zudem liefert die Auswertung aufschlussreiche Branchenzahlen zu Frauen in führenden Positionen:
- KMU: Bei kleinen und mittelständischen Unternehmen liegt der Anteil von Frauen an der Spitze bei 16 Prozent.
- Dienstleistungsunternehmen: Etwa neun von zehn Chefinnen (89 Prozent) lenken ein Dienstleistungsunternehmen.
- Mittelständische Unternehmen: 58 Prozent der Inhaberinnen von mittelständischen Unternehmen sind Akademikerinnen.
- Verarbeitendes Gewerbe: Nur vier Prozent aller Unternehmen, die von Frauen geführt werden, werden dem Verarbeitenden Gewerbe zugeordnet (etwa 22.000). Dementsprechend liegt die Frauenquote in diesem Teilbereich deutlich unter dem Durchschnitt: In dem verarbeitenden Gewerbe, das sich der Forschung und Entwicklung verschrieben hat (zum Beispiel Maschinenbau, Medizin-, Mess-, Fahrzeugbau, Pharmazie) liegt die Frauenquote bei sechs Prozent, im „Sonstigen Verarbeiteten Gewerbe“ (zum Beispiel Ernährungs- und Holzgewerbe) bei zehn Prozent. Diese Zahlen überraschen, liegt doch der Frauenanteil an allen Hochschulabsolvent:innen in MINT-Studiengängen bei etwa einem Drittel.
Frauen und Teilzeit
Auch die repräsentative Studie „Arbeit und Karriere. Gleiche Chancen für alle?“ der IU Internationalen Hochschule gibt Auskünfte zur Geschlechterverteilung in Führungspositionen. Interessant ist ein Blick auf die Arbeitszeitmodelle. Demnach arbeiten 31,3 Prozent der Frauen in Führungspositionen 21 bis 35 Stunden pro Woche und 11,3 Prozent bis zu 20 Stunden in Teilzeit.
Und wie sieht es bei den männlichen Kollegen in Führungspositionen aus? Die große Mehrheit arbeitet in Vollzeit. Nur jeweils halb so viele (15,1 Prozent, 21 bis 35 Wochenstunden und 4,9 Prozent, bis 20 Wochenstunden) üben ihren Job in Teilzeit aus.
Frauen führen Frauen
Ein weiteres Ergebnis der Studie der IU Internationalen Hochschule liefert Erkenntnisse zum Geschlecht direkter Vorgesetzter. Demnach werden 42 Prozent der weiblichen Führungskräfte von einer Frau geführt. Bei den Männern in Führungspositionen sind es 15 Prozent, die eine weibliche Führungskraft haben.
Lieber Kind als Karriere?!
Die IU-Studie befragte außerdem Personen, die aktuell keine Führungsverantwortung tragen, zu einem früheren Zeitpunkt aber bereits in einer Führungsposition waren, warum sie nicht wieder in einen Job mit Führungsverantwortung zurückkehren. Bei Frauen liefern Kinder den Grund: 11,4 Prozent sind derzeit aufgrund von Geburt und Elternschaft nicht mehr in einer Führungsposition. Bei den Männern sind es aus diesem Grund nur 3,2 Prozent.