Pflegestudium: Inhalte, Berufsfelder und Arbeitgeber
Je nach Studiengang und Schwerpunkt bieten sich unterschiedliche Wege für Akademiker:innen in der Pflege. Die wichtigsten Studiengänge kurz zusammengefasst.
Pflegewissenschaft
Der Bachelor-Studiengang Pflegewissenschaft deckt ein breites Spektrum ab. Neben pflegerischem und medizinischem Fachwissen werden auch Kenntnisse zu den Organisationsabläufen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sowie zu gesetzlichen Richtlinien und betriebswirtschaftlichen Grundlagen vermittelt. Im Master-Studiengang besteht die Möglichkeit der Spezialisierung in einem bestimmten Bereich.
Absolvent:innen bieten sich vielfältige Chancen. Mögliche Arbeitgeber sind beispielsweise
- Krankenhäuser und Kliniken
- Pflegeeinrichtungen
- Krankenkassen (Pflegeberater und -gutachter)
- Gesundheitsämter
- Bildungs- und Forschungseinrichtungen
- Vereine und Verbände
Pflegemanagement
Absolventen eines Studiums Pflegemanagement sind darauf vorbereitet, führende Positionen in einer pflegerischen Einrichtung zu übernehmen, etwa als Pflegedienstleitung oder Stationsleitung. Je nach Schwerpunktsetzung der Hochschule erhalten neben dem pflegerischen Grundwissen betriebswirtschaftliche Inhalte mehr Raum. So kommt beispielsweise eine Tätigkeit als Pflegecontroller in Betracht, die pflegerisches und betriebswirtschaftliches Wissen vereint.
Pflegepädagogik
Studierte Pflegepädagogen und Pflegepädagoinnen sind die Lehrer:innen der Pflegefachkräfte von morgen. Sie arbeiten in der Aus- und Weiterbildung sowie an Hochschulen oder forschen an wissenschaftlichen Instituten. Den Studiengang Pflegepädagogik wählen häufig Fachkräfte aus der Pflege, die sich höher qualifizieren und ihr Wissen an den Nachwuchs weitergeben möchten.
Advanced Nursing Practice / Advanced Practice Nursing
Advanced Practice Nurses (APN) sind akademisch hoch qualifizierte Pflegefachkräfte, die auch zu medizinischen Tätigkeiten berechtigt sind. Sie können sich in ihrem Studium auf bestimmte Krankheitsbilder spezialisieren, etwa auf Demenz, Krebs, Herzerkrankungen oder auf die Palliativpflege. Viele APN arbeiten eng am Patienten, die Ausbildung kann aber auch für übergeordnete Leitungsfunktionen wie in der Pflegeverwaltung qualifizieren.
Wer ein Studium der Advanced Nursing Practice aufnehmen möchte, muss in der Regel eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem Gesundheitsberuf und mehrere Jahre einschlägige Berufspraxis mitbringen. Wer kein Abitur hat, erhält in vielen Fällen bei ausreichender Job-Erfahrung trotzdem Zugang zum Studium.
Quereinstieg in die Pflege: Möglichkeiten und Perspektiven
Der Praxisbezug ist für Akademiker:innen in Pflegeberufen ein immens wichtiger Ausbildungsbaustein, der nicht vernachlässigt werden darf – ein Pflegestudium, in dem auch fachliche sowie soziale Kompetenzen vermittelt werden, ist deshalb der beste Weg. Nichtsdestotrotz gibt es auch Möglichkeiten für einen Quereinstieg.
Vor allem Absolventen und -Absolventinnen in BWL und Wirtschaftswissenschaften haben gute Chancen – schließlich spielen ökonomische Aspekte im Pflegebereich eine große Rolle. pflegestudium.de nennt als mögliche Berufe:
- Pflegecontroller (kaufmännische Betreuung von Pflegemaßnahmen und -projekten, Budgetierung, Datenerhebung etc.)
- Pflege-Qualitätsmanager:in (Analyse, Optimierung und Weiterentwicklung von Abläufen und Maßnahmen, Beschwerdemanagement etc.)
- Pflege-Auditor:in (Audits, Dokumentation, Optmierungsvorschläge etc.
Digitalisierung in der Pflege: Neue Berufsbilder im Gesundheitswesen
Die Digitalisierung der Pflege ist notwendig, um etwa das Angebot an Telemedizin und Smart Homecare auszubauen. Hier können sich nach Ansicht des Bundesverbandes Gesundheits-IT (bvitg) für technisch geschulte Pflegefachkräfte neue Berufsbilder ergeben. Gerade für IT- und Data-Expert:innen bieten sich hervorragend Berufsperspektiven.
Eine Akademisierung der Gesundheitsfachberufe wird daher von vielen Seiten als notwendig betrachtet, um auch komplexe Anforderungen und sich stetig ändernde Bedingungen bewältigen zu können. Pflegekräfte sollen mehr Eigenverantwortung in der Versorgung erhalten, um effektiver arbeiten zu können.
Der Wissenschaftsrat empfahl für Pflege- und Therapieberufe bereits 2012 eine Akademisierungsquote zwischen 10 und 20 Prozent und einen entsprechenden Ausbau primärqualifizierender Studiengänge. Zum damaligen Zeitpunkt war das Pflegestudium lediglich eine Weiterbildungsmöglichkeit für ausgebildete Fachkräfte oder fand als duales Studium an Pflegefachschulen statt.
Gehalt in der Pflege: Was verdienen Akademiker:innen?
Die Gehälter für Pflegefachkräfte mit und ohne akademischen Abschluss variieren je nach Qualifikation, Arbeitgeber, Berufserfahrung und konkreter Tätigkeit. Im öffentlichen Dienst, in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen wird in der Regel ein Tariflohn gezahlt.
Maßgeblich ist auf kommunaler Ebene die 2017 eingeführte Entgeltordnung für Gesundheitsberufe (TVöD-P). Pflegekräfte mit dreijähriger Ausbildung werden mindestens in die Entgeltgruppe P 7 eingruppiert, je nach Tätigkeit und Verantwortung auch höher. Für Pflegekräfte mit Leitungsfunktion beginnt die Eingruppierung bei Gruppe P 9 und für Beschäftigte mit wissenschaftlicher Hochschulausbildung, die eine ihrer Qualifikation entsprechende Tätigkeit ausüben, bei Gruppe P 13. (Quelle: ver.di). Die monatlichen Brutto-Vergütungen (Euro) finden Sie in der folgenden Tabelle (Stufe 1 gibt es in diesen höheren Entgeltgruppen nicht).
Seit 2020 gibt es außerdem den Mindestlohn für Pflegekräfte, für die der TVöD nicht greift. Für examinierte Kräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung oder Bachelor-Studium liegt dieser ab dem 1. Mai 2023 bei 17,60 Euro pro Stunde, ab dem 1. Dezember 2023 erhöht er sich auf 18,25 Euro pro Stunde. (Quelle: ver.di).
Grundsätzlich gilt: In der Pflege wird man noch immer nicht reich, allerdings verdienen Akademiker:innen insbesondere außerhalb der aktiven Pflege – etwa als Pflegemanager:in, Dozent:in oder Controller:in – oft überdurchschnittlich. Auch für Pflegekräfte, die direkt am Patienten arbeiten, lohnt sich ein Studium in finanzieller Hinsicht häufig, wenn sie dadurch etwa zur Pflegedienstleitung oder zur Advanced Practice Nurse aufsteigen können.