Wie sieht die Bezahlung in der Postdoc-Phase aus?
Die Postdoc-Phase wird mitunter als wissenschaftliche Version der früheren Wanderjahre von Handwerkergesellen verglichen. In erster Linie, weil sie dazu dient, abseits des gewohnten Umfeldes berufliche Erfahrungen zu sammeln. Allerdings bekommen Postdoktorand:innen auch bei der Bezahlung oft deutlich zu spüren, dass Lehrjahre keine Herrenjahre sind.
Wer beispielsweise ein Anstellungsverhältnis als wissenschaftlicher Mitarbeiter oder Mitarbeiterin an einer Hochschule hat, wird – ebenso wie Doktorand:innen – zunächst in die Entgeltgruppe TV-L E13 eingeordnet und verdient somit etwa 60.000 Euro brutto pro Jahr. Große Gehaltssprünge direkt im Anschluss an die Promotion sind damit kaum drin. In der Spätphase des Postdoktorats sind aber auch durchaus höhere Entgeltgruppen möglich, zudem steigt das Gehalt mit zunehmender Berufserfahrung. Alternativ kann die Postdoc-Phase auch durch ein entsprechendes Forschungsstipendium finanziert werden.
Ausführliche Informationen zum Thema finden Sie im Artikel „Gehalt Postdocs“.
Phasen des Postdoktorats
Ein typisches Berufsbild gibt es für Postdocs aufgrund der Vielfalt ihrer Tätigkeiten und Einsatzbereiche nicht. Was es jedoch gibt, ist ein idealtypischer Ablauf dieses Karriereabschnitts. Grundsätzlich wird beim Postdoc zwischen zwei Abschnitten unterschieden:
- Die ffrühe Phase des Postdoktorats (R2, Recognized Researcher), die nicht länger als drei Jahre dauern sollte, dient zur Neuaufstellung nach der Promotion. In dieser Phase werden wissenschaftliche Kenntnisse vertieft und die Publikationsliste erweitert, aber auch andere wichtige Skills für die künftige Karriere erworben. Dazu können beispielsweise auch Erfahrungen im Projektmanagement oder überfachliche Kompetenzen gehören.
- In der späten Phase (R3, Established Researcher) haben Postdocs bereits ein hohes Maß an akademischer Selbstständigkeit erlangt und übernehmen im Idealfall eine Nachwuchsgruppenleitung oder eine Juniorprofessur.
Der Start in die Postdoc-Phase erfolgt üblicherweise über eine Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter oder Mitarbeiterin an einer Hochschule oder einer außeruniversitären Forschungseinrichtung. Für bestimmte Fachgebiete gibt es Postdoc-Stellen auch in der freien Wirtschaft. Allerdings wird es dort auf Dauer schwer, den intensiven Kontakt zur Wissenschaftswelt zu halten.
Offene Postdoc-Positionen finden Sie im academics Stellenmarkt.
Förderlich für die Karriere ist es, einen Teil der Postdoc-Phase im Ausland zu verbringen und internationale Forschungserfahrung zu sammeln. In Exzellenzprogrammen für Nachwuchsgruppenleiter sind internationale Vernetzung und Sichtbarkeit sogar Voraussetzung.
Perspektiven für Postdocs
Langfristiges Ziel vieler Postdoktoranden ist eine Professur, entweder über eine Habilitation, eine Nachwuchsgruppenleitung oder eine Juniorprofessur. Der Weg dorthin ist allerdings steinig und vor allem alles andere als sicher. Aufgrund der teilweise recht kurzen Befristungen ist die Postdoc-Phase kaum planbar. Viele Nachwuchswissenschaftler:innen hangeln sich von Vertrag zu Vertrag. Das verlangt ein nicht zu unterschätzendes Maß an Enthusiasmus, Idealismus und Disziplin.
Während es für Postdocs vergleichsweise viele Stellen und auch zahlreiche Förderprogramme gibt, sind Professorenstellen an deutschen Universitäten nach wie vor Mangelware. Ein Alternativplan ist daher für Postdocs sinnvoll. Das kann zum Beispiel der Schwenk von der aktiven Forschung in die Administration sein oder auch ein Wechsel in den öffentlichen Dienst, etwa ins Lehramt, oder die freie Wirtschaft.