Zia Fellowship-Programm: Interview Mareike König
„Einfach mal machen!“

Mareike König, Projektleiterin des Fellowship-Programms Zia

Mareike König, Projektleiterin von „Zia – Visible Women in Science and Humanities“ © Anke Raloff Fotografie

Die Bewerbungsphase für die zweite Kohorte des vom ZEIT Verlag initiierten Fellowship-Programms „Zia – Visible Women in Science and Humanities“ beginnt. Projektleiterin Mareike König erklärt im Interview mit academics, was das Programm so besonders macht, was die größte Herausforderung bei der Projektleitung ist und warum nicht immer alles perfekt sein muss.

Veröffentlicht: 28.06.2023

Von: Maike Schade

academics: Mareike, was unterscheidet Zia von anderen Fellowship-Programmen?
Mareike König: Unser Slogan sind ja die drei Schlagworte „vernetzen, inspirieren und fördern“, die für uns absolut zentral sind. Es geht uns vor allem darum, dass die Fellows sich mit anderen Frauen vernetzen, die angestrebte Karrierewege schon gegangen sind – dass sie von diesen Role Models, wie wir sie nennen, lernen und inspiriert werden. Besonders ist auch, dass die Fellows aus unterschiedlichen Fachrichtungen kommen und sie sich deshalb auch untereinander außerhalb ihrer Fachbereichsblasen, in denen sie sich sonst meist bewegen, vernetzen können. Außerdem unterstützen wir die Fellows zum Beispiel mit Workshops über das rein Fachliche hinaus in ihrer persönlichen Entwicklung. Ziel ist es, langfristig ein großes Netzwerk für Diversität in der Wissenschaft aufzubauen.

Was war dein Highlight der ersten Kohorte?
Ein absolutes Highlight für mich war, als eines unserer Role Models, Frau Professorin Brockmeier, Präsidentin der Leibniz-Gemeinschaft, bei einem unserer monatlichen digitalen Impulse zu Gast war. Sie hat ganz persönlich von ihrer Karriere und ihrem Lebensweg erzählt. Die Möglichkeit, mit einer so faszinierenden Frau in ein offenes und nahbares Gespräch zu kommen, war inspirierend und erfrischend.

Generell ist jeder Live-Termin ein Highlight. Diese Treffen mit den Fellows, das hat jedes Mal so etwas ... Funkelndes, es sprüht irgendwie, da herrscht eine ganz coole Energie. Die Konstellation von Menschen, die da aufeinandertrifft, ist großartig. Man spürt die Begeisterung der Fellows für ihr Fachgebiet, und parallel haben alle große Lust, etwas dazuzulernen und sich kritisch auseinanderzusetzen. Das macht unheimlich viel Spaß. Vor allem, weil man merkt, dass sich etwas entwickelt und bewegt.

Inspirieren. Vernetzen. Fördern.

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Du selbst hast auch einen Workshop gegeben. Erzähl davon!
Der war zum Thema „Auftritt und Wirkung“, und wir haben spielerisch mit Übungen aus dem Repertoire des Improvisationstheater spontanes Auftreten mit Körper und Stimme trainiert. Schließlich stehen die Fellows immer wieder vor Publikum, zum Beispiel bei Vorlesungen, Vorträgen oder Panels, und mit dem Thema Sichtbarkeit geht auch das Auftreten mit Freude und Präsenz einher. Es war für mich begeisternd zu sehen, dass die Fellows eine neue Perspektive entdecken und einnehmen, die sie vorher nicht gesehen haben.

Was hast du bei diesem Projekt gelernt?
Ehrlich gesagt etwas über mich selbst. Ich fühle mich sehr ertappt, dass ich bei der Anfrage zu diesem Interview zuerst dachte: Ach, das kann Hanna (Dr. Hanna Proner, Director Science, Public, Education des ZEIT Verlags, Anm. d. Red.) doch viel besser, man muss mich da ja auch gar nicht so sehen ... Bis mir auffiel: Krass, das ist genau das, was Thema bei unserem Netzwerk ist. Das versuchen wir zu vermitteln. Dass man einfach mal machen sollte, aus der Komfortzone gehen, auch mit etwas, das vielleicht unperfekt ist.

Dieser wahnsinnig hohe Anspruch an Perfektion, von dem ich glaube, dass ihn vor allem viele Wissenschaftlerinnen haben – davon steckt auch sehr viel in mir, was mir bislang gar nicht so bewusst war. Ich ziehe auch grundsätzlich einen persönlichen Mehrwert aus der Auseinandersetzung mit den Themen. Schließlich bin ich selbst eine junge Frau Anfang 30 und mich beschäftigen diese Fragen rund um die Karriere und meinen Lebensweg – und wo er hinführen kann – natürlich auch.

Du meinst, dass die fehlende Sichtbarkeit von Frauen in der Wissenschaft nicht nur strukturelle Ursachen hat, sondern dass sie sich aus Unsicherheit sozusagen selbst in den Schatten stellen?
Wir haben das bei unseren Fellows erlebt, dass sie zum Beispiel bei der Aufnahme für unsere neuen Podcast-Serie unsicher waren. Und ich dachte: Hey, das ist mega, das ist total spannend, ihr müsst damit raus! Diese Rückmeldung war wichtig und hilfreich für die Fellows, glaube ich. Genau diesen Mut, sich sichtbar zu machen, wollen wir fördern. Wir wollen sagen: Ihr seid einfach alle schon so weit, zeigt euch mit dem, was ihr alles könnt! Ihr seid so inspirierend!

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Was ist die größte Herausforderung, mit der du zu kämpfen hattest oder hast?
Sich zu entscheiden. Es ist klar: Es muss etwas passieren, und es gibt so viele Möglichkeiten anzusetzen. Es gibt so viel zu machen. Mir stellt sich ganz oft die Frage: Wo fange ich an, und wo höre ich auf? Die Aufgabe begeistert mich, und wir bekommen so viele Ideen – in internen Gesprächen und auch von den Fellows, den Role Models, den Partnern, Förderern und Sponsoren. Die große Herausforderung ist zu sehen, was im Augenblick gerade möglich ist und wo wir die größte Wirkung entfalten können und entsprechend zu filtern und zu fokussieren.

Wie ist die Idee zum Zia-Netzwerk eigentlich entstanden?
Das Thema Frauen in der Wissenschaft rumort seit Jahren im ZEIT Verlag. Der Frauenanteil in der Professorenschaft beträgt nur 27 Prozent, es ist also offensichtlich, dass da was passieren muss! Nur in welcher Form? Im vergangenen Jahr hat sich die Diskussion dann zugespitzt, auch durch Impulse aus der ZEIT Redaktion, maßgeblich durch Dr. Anna-Lena Scholz, der dieses Thema sehr wichtig ist. Wir auf Verlagsseite sind viel mit Hochschulen und Forschungsinstituten im Austausch und irgendwann kristallisierte sich die Idee eines Fellowship-Programms heraus.

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Werdet Ihr bei der zweiten Kohorte etwas anders machen?
Wir lernen kontinuierlich dazu, was funktioniert gut, was können wir noch besser machen, das ist ein agiler Prozess. Im Prinzip haben wir das Gleiche getan, was wir den Fellows vermitteln wollen: Wir haben einfach gemacht, haben Dinge ausprobiert. Wir waren selbst überrascht vom Zulauf und den unglaublich vielen Bewerbungen der Role Models, die sich bereit erklärt haben mitzuwirken sowie den interessierten Institutionen, die Unterstützer werden wollten.

Schön ist, dass das Netzwerk jetzt schon viel größer ist als zu Beginn, damit gibt es noch mehr Möglichkeiten, sich zu vernetzen und auszutauschen. Die neuen Fellows, für die wir vom 1. Juli bis 31. August Bewerbungen entgegennehmen, können von den Erfahrungen der jetzigen Runde profitieren, und wir wollen natürlich verfolgen, was aus ihnen wird. Wir werden für die nächste Runde noch mehr Role Models haben, und wir öffnen das Netzwerk für Alumni. So dass das irgendwann ein wundervolles, großes Netzwerk für Diversität in der Wissenschaft sein wird! Denn die Aufgabe geht die kommenden Jahre weiter, jetzt geht es um Frauen, aber langfristig wollen wir da weiterdenken.

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