Traineeprogramme rechtlich nicht reglementiert
Allerdings haben Traineeprogramme keinen rechtlichen Rahmen. Jeder Arbeitgeber darf seinen Ansatz so ausgestalten, wie er es für richtig hält. Insofern kann theoretisch auch ein intensives, längeres Praktikum oder ein Volontariat als Traineeprogramm bezeichnet werden. In der Regel bereitet ein Traineeship aber auf eine spätere Karriere im Unternehmen vor – im besten Fall auf eine Führungskarriere. Bei einem Praktikum ist eine weitere Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Praktikant hingegen ungewiss.
Es gibt aber eine Reihe von Unternehmen, die klare Qualitätsrichtlinien für ihre Traineeprogramme festlegen. Rund 70 solcher Unternehmen haben sich im Jahr 2021 beispielsweise hinsichtlich fairer Bedingungen in einem wissenschaftlichen Audit vom Trendence Institut und der Ludwig-Maximilian-Universität München (LMU) zertifizieren lassen. Dazu gehören Anforderungskriterien wie eine faire Bezahlung, karrieregerechte Entwicklungsziele oder verantwortungsvolles Aufgabenmanagement.
Aktuelle Gehaltsdaten: Viele Trainees ohne Einbußen
Ging ein Traineeprogramm vor einigen Jahren in der Regel noch mit deutlichen Gehaltsabschlägen im Vergleich zu Direkteinsteigern einher, hat sich die Situation heute deutlich verbessert. Aufgrund des Fachkräftemangels zahlen viele Unternehmen den Führungskräften von morgen schon zum Berufseinstieg Summen, die denen anderer Akademikerinnen mit Hochschulabschluss in nichts nachstehen.
Aktuelle Daten aus dem Jahr 2022 gibt es von Trainees, die an einem der zertifizierten Programme teilgenommen haben. Demnach verdienen sie ein Jahresbruttogehalt von durchschnittlich 52.600 Euro. 2020 mussten sie sich noch mit 49.300 Euro begnügen. Der aktuelle Durchschnittswert liegt sogar über dem Mittelwert aller Studienabsolventen, die laut dem StepStone Gehaltsreport für Absolventen 2020/21 nur auf ein Jahresgehalt von rund 45.400 Euro kommen. Doch da nicht alle Firmen so gute Traineegehälter zahlen wie die, die sich im Zuge der Zertifizierung dazu verpflichtet haben, wird der Schnitt aller Trainee-Stellen deutlich darunter liegen.
Gute Vergleichsdaten gibt es dazu aus dem Bereich Maschinenbau: Trainees aus dem „Fairen Trainee-Programm“ bekommen im Schnitt 52.400 Euro brutto im Jahr. Bei einer Umfrage von berufsstart.de unter Maschinenbau-Trainees aus 324 beliebigen Unternehmen ergab sich ein Durchschnittsverdienst von 44.500 Euro. Direkteinsteiger und -einsteigerinnen in diesem Berufsfeld kommen laut StepStone auf 49.150 Euro.
Insofern können Traineegehälter mit denen von Direkteinsteigern heutzutage durchaus mithalten. Das Mehr an beruflicher Bildung durch umfassende Unternehmenseinblicke, Möglichkeiten zum Networking und manchmal sogar internationale Tätigkeiten, die einem Trainee im Vergleich zum Direkteinsteiger geboten werden, fangen die mitunter leichten Gehaltsabschläge in der Regel auf.
Traineegehalt nach Branche
Traineegehälter hängen in hohem Maße von der Branche ab. Mit Abstand am besten zahlt die Elektrotechnikbranche, zeigen die Zahlen der „Fairen Trainee-Programme“: Mit 67.600 Euro pro Jahr sind das satte 53 Prozent mehr als die Trainees im Bereich Transport, Logistik und Tourismus, die sich mit 44.200 Euro begnügen müssen. Verglichen mit den Einstiegsgehältern des StepStone-Gehaltsreports bekommen Direkteinsteiger lediglich im Bereich Consulting/Unternehmensberatung mehr Geld als bei den zertifizierten Traineeprogrammen. Wie oben schon am Beispiel des Maschinenbaus ersichtlich, dürften die Gehälter auch in den anderen Branchen über alle angebotenen Traineeprogramme in Deutschland im Durchschnitt um einige Tausend Euro niedriger ausfallen.
Gehaltsvergleich: Gibt es regionale Unterschiede?
Traditionell haben Bayern, Baden-Württemberg und Hessen mit ihren Finanz- und Industriestandorten rund um München, Stuttgart und Frankfurt am Main in puncto Gehalt beim Berufseinstieg die Nase vorn. Das ist bei den Direkteinsteigerinnen auch 2020/2021 so: Am besten verdienen laut StepStone ehemalige Studierende in Baden-Württemberg (47.800 Euro), Bayern (47.400 Euro) und Hessen (46.400 Euro).
Bei den Trainees der zertifizierten Unternehmen verdienen die Nachwuchskräfte im Süden der Republik rund 14 Prozent mehr als in den östlichen Bundesländern, elf Prozent mehr als im Norden und sechs Prozent mehr als im Westen des Landes.
Traineeship: Wie entwickelt sich das Gehalt?
Während eines Traineeships von zwölf Monaten oder weniger verändert sich der Verdienst in der Regel nicht. Bei längeren Programmen kann es hingegen durchaus Aufschläge im zweiten Jahr geben. Die zusätzliche Ausbildung in einem Unternehmen lohnt sich finanziell umso mehr, sollte die Kandidatin übernommen werden. Denn dann ist das erste „echte“ Gehalt meist höher als bei Direkteinsteigern, die für einen vergleichbaren Zeitraum im Unternehmen arbeiten. Und da die Firmen viel in einen Trainee investieren, sind sie bei guten Leistungen mehr als interessiert daran, den hochqualifizierten Kandidaten weiterzubeschäftigen, oft auch im Rahmen eines unbefristeten Vertrags. Manche Unternehmen spielen auch von vornherein mit offenen Karten, wie viel mehr sie ihren Fachkräften nach dem Traineeprogramm zahlen.
Traineegehalt verhandeln
Traineegehälter sind bei vielen Programmen nicht starr festgelegt, sondern in einem gewissen Rahmen frei verhandelbar. Liegen entsprechende Voraussetzungen vor, können Anwärter und Anwärterinnen in den Gehaltsgesprächen ruhig offensiv auftreten.
Eine große Rolle für die Vergütung spielt der Studienabschluss: Mit einem Masterabschluss in der Tasche sind Aufschläge von mehreren Tausend Euro im Jahr möglich. Weitere Gehaltsfaktoren sind unter anderem der Studiengang, Praxiserfahrung, Abschlussnoten, das Thema der Abschlussarbeit und fachliche Schwerpunkte: Auch Auslandserfahrung und Sprachkenntnisse, IT-Kenntnisse und sonstige relevante Zertifikate wirken sich in der Regel positiv auf das Traineegehalt aus.