Arbeiten im Bauamt
Berufsfelder und Einstiegsmöglichkeiten in den Bauämtern

Bauamt - Baustreben, Baugerüst

Im Bauamt gibt es zahlreiche Berufe und Karrieremöglichkeiten für Akademiker © Dakota Roos / unsplash.com

Ob mit oder ohne Hochschulabschluss, ob als Architekt, Ingenieurin oder Mitarbeiter:in in der Verwaltung: Die Berufe in den deutschen Bauämtern sind vielseitig und auf unterschiedlichen Wegen zu erreichen. Welche Möglichkeiten es insbesondere für Akademiker:innen gibt, erfahren Sie hier.

Veröffentlicht: 19.11.2023

Von: Florian Heil

Die Mitarbeitenden in den deutschen Bauämtern beschäftigen sich mit Bauangelegenheiten verschiedenster Art. Dazu gehören neben eigenen Baumaßnahmen auch Planungs- und Betreuungsaufgaben sowie fiskalische Tätigkeiten. Es gibt 16 Landesämter und zahlreiche kommunale Behörden. Die Bezeichnungen für das Bauamt variieren häufig. 

So existiert beispielsweise in Niedersachsen das Niedersächsische Landesamt für Bau und Liegenschaften, das die Bauherrenaufgaben des Landes Niedersachsen und des Bundes in Niedersachsen ausführt sowie die Arbeit der acht örtlichen Bauämter mit Hauptsitzen in Bad Iburg, Braunschweig, Clausthal-Zellerfeld, Cuxhaven, Hannover, Munster, Nienburg und Wilhelmshaven koordiniert. In den anderen Flächenbundesländern sind diese Aufgaben ähnlich strukturiert.

Darüber hinaus gibt es noch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR). Dies ist die für den Bundesbau zuständige Oberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums des Inneren, für Bau und Heimat (BMI). Sie verantwortet als Bauherrenvertreter wichtige Baumaßnahmen des Bundes in Berlin, Bonn und im Ausland. Das BBR gliedert sich in einen Forschungsbereich, der im Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) organisiert ist, und den Baubereich. Allein in dieser Behörde arbeiten rund 1.400 Mitarbeiter, davon rund 150 im Forschungsbereich.

Die Aufgaben in den Baubehörden sind äußerst vielseitig. So bieten allein die Bauämter in Niedersachsen Arbeitsplätze in fast 40 Berufsfeldern an. Die wichtigsten Berufe, die alle Bauämter in Deutschland betreffen, werden hier im Folgenden kurz skizziert:

  • Architekten und Architektinnen: Rund ein Drittel aller Mitarbeitenden in den Bauämtern sind Architekt:innen. In den örtlichen Bauämtern werden sie in der Projektleitung von Baumaßnahmen eingesetzt, in der Steuerung von Ingenieurbüros und ganz generell in der Planung, Ausschreibung, Baudurchführung, Bauleitung und Abrechnung von Bauleistungen. Architekt:innen im Landesamt werden mit der Steuerung und Koordination von Projekten im gesamten Bundesland beauftragt.
  • Ingenieure und Ingenieurinnen: Im Bereich der Energie- und Gebäudetechnik sowie Elektrotechnik kümmern sich die Ingenieur:innen im Bauamt um die technische Ausrüstung der Gebäude und sind je nach Komplexität des Bauvorhabens entweder in der Projektleitung oder der Projektmitarbeit eingebunden. Bauingenieur:innen werden beispielsweise auch im Tief- und Straßenbau eingesetzt.
  • Verwaltungswirte und -wirtinnen: Die studierten Verwaltungswirt:innen sind überwiegend in den Landesbauämtern tätig. Sie gestalten die inneren Angelegenheiten, klären organisatorische Fragestellungen, überwachen Finanzen und sind verantwortlich für die Personalgewinnung und -verwaltung.

Darüber hinaus werden auch Jurist:innen, Informatiker:innen und vereinzelt auch sonstige Fachkräfte wie beispielsweise Statiker:inneneingestellt. Zudem gibt es eine Vielzahl an nicht-akademischen Berufen im Bauamt, beispielsweise Bauzeichner:in, Techniker:in oder Verwaltungsfachangestellte.

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Für eine Vielzahl von Jobs im Bauamt wird der Abschluss eines relevanten Studiums vorausgesetzt, entweder an Universitäten oder Fachhochschulen (FH) bzw. Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW). In Niedersachsen haben beispielsweise etwa 70 Prozent des Personals einen Hochschulabschluss. Von Bedeutung sind vor allem die Fachbereiche

  • Architektur,
  • Elektrotechnik,
  • Gebäude- und Energietechnik,
  • Maschinenbau,
  • Versorgungstechnik oder
  • Bauingenieurwesen.

Für viele Stellen ist auch einschlägige Berufserfahrung vonnöten. Im Forschungsbereich des BBR werden zudem Geograf:innen, Volkswirt:innen sowie Mitarbeitende mit raumwissenschaftlichem Hintergrund eingestellt.

Weitere Möglichkeiten für einen Einstieg sind die Referendariate sowie Anwärterprogramme der Bauämter. Das Referendariat richtet sich an Hochschulabsolvent:innen mit Masterabschluss, die in einem in der Regel zweijährigen Trainee-Programm auf Führungspositionen in der Bauverwaltung vorbereitet werden. Das Anwärterprogramm steht allen Absolvent:innen mit einem Bachelorabschluss offen. Dieser 13 Monate andauernde Vorbereitungsdienst qualifiziert für Tätigkeiten in den Vergabestellen der Bauämter, die sich um die Vergabe der Bauaufträge kümmern. Ein wesentlicher Vorteil dieser Programme: Die Teilnehmenden werden verbeamtet. Architekt:innen und andere Projektleitende, die ohne ein solches Programm direkt eingestiegen sind, werden in der Regel als Tarifbeschäftigte angestellt.

Der Quereinstieg für Akademiker:innen mit fachfremden Abschlüssen auf eine Beamtenstelle ist im Bauamt kaum möglich, bzw. ist wie oben erwähnt bei entsprechenden beamtenrechtlichen Voraussetzungen das Ableisten des Vorbereitungsdienst oder Referendariats erforderlich. Der Quereinstieg als Tarifangestellte ist beispielsweise für Informatiker:innen, Mathematiker:innen oder Wirtschaftswissenschaftler:innen aber durchaus eine interessante Option.

Für nicht-akademische Berufe reicht auch eine abgeschlossene Berufsausbildung für eine Anstellung im Bauamt. Die Ämter selbst bilden beispielsweise zum Bauzeichner:innen, Straßenwärter:innen oder Fachinformatiker:innen aus.

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Die Bauämter sind weitgehend unabhängig von der Konjunktur und bieten ihren Mitarbeitern daher einen sicheren Arbeitsplatz in einer stabilen Branche. Viele Ämter suchen Stand Dezember 2023 Personal, nicht immer können alle Stellen besetzt werden. Gerade das BBR befindet sich auf Wachstumskurs und sucht händeringend nach Mitarbeitenden – vor allem Ingenieur:innen und IT-Spezialist:innen stehen diverse Stellen offen. Wer Karriere im Bauamt machen möchte, dem werden verschiedene Fortbildungsprogramme für die fachliche und persönliche Weiterentwicklung angeboten.

Die Tarifbeschäftigten in den Bauämtern werden nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) bezahlt. Für die Mehrheit der Mitarbeiter in den Bauämtern gilt dort die Entgeltgruppe E11, somit liegt der Verdienst je nach Erfahrungsstufe grob zwischen 3.600 und 5.500 Euro brutto im Monat. Aufstiegsmöglichkeiten in die Gruppe E12 für Leiter anspruchsvoller Projekte sind gegeben. Im BBR liegt der Anteil an in E12 eingestuften Mitarbeitern deutlich höher als in anderen Baubehörden. Hier warten zudem auch vermehrt Aufgaben im höheren Dienst, die dann nach E13 oder E14 mit ca. 4.500 und 7.200 Euro brutto pro Monat vergütet werden. 

Der Verdienst von verbeamteten Mitarbeitern richtet sich nach den entsprechenden Besoldungstabellen der Länder oder des Bundes bzw. der Kommune und hängt auch von der Besoldungruppe sowie der Berufserfahrung ab. Beim BBR werden Ingenieursstellen meist in den Besoldungsgruppen A10 bis A13 angesiedelt, was einem Verdient zwischen circa 3.200 Euro (Einstiegsgehalt) und 6.000 Euro brutto pro Monat entspricht. In Führungspositionen im höheren Dienst (ab A13) liegt das Einstiegsgehalt bei etwa 4.600 Euro, bis zu 8.000 Euro sind möglich – Grundgehalt ohne Zulagen.

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