Was macht ein Architekt?
Berufsbild Architekt: Aufgaben und Tätigkeiten

Bauklötze als Symbolbild für den Beruf des Architekten oder der Architektin

Häuser bauen – nur eines vieler möglicher Aufgabenfelder für Architekt und Architektinnen. © Michał Bożek / unsplash.com

Architekten und Architektinnen arbeiten in Planungsbüros, in der Wirtschaft oder im öffentlichen Dienst. Wie wird man Architekt:in, welche Aufgaben und Karriereperspektiven bringt der Beruf?

Veröffentlicht: 01.01.2023

Von: Florian Heil

Architekt:innen sind zuständig für die beratende, gestaltende, technische und wirtschaftliche Planung von Gebäuden und anderen Bauwerken. Ebenso können sie Aufgaben im Rahmen der Stadtplanung übernehmen und ihren fachlichen Input zur Gestaltung ganzer Straßenzüge und Wohnviertel inklusive Außenanlagen geben. Dabei geht es nicht nur um Neubauten, sondern in immer stärkerem Maße auch um die Sanierung und den Umbau von bestehenden Gebäuden. Architekt:innen leisten insofern auch einen gesellschaftlichen Beitrag, da sie vielfach in öffentlichem Interesse arbeiten.

Das Spektrum der Bauwerke und damit verbundenen Aufgaben ist dabei groß: Es erstreckt sich vom Bau von Wohnhäusern und Bürogebäuden über den Bau von Schulen, Hallen, Krankenhäusern, Museen oder Bibliotheken bis hin zu Sanierungsfragen, zum Gebäudemanagement oder zum Denkmalschutz.

Architekten und Architektinnen spezialisieren sich üblicherweise mindestens in einer der vier Fachrichtungen der Architektur: Hochbau, Innenarchitektur, Landschaftsarchitektur und Stadtplanung. Mit rund 120.000 von insgesamt etwa 140.000 Architekt:innen in Deutschland ist der absolute Großteil im Hochbau beschäftigt, die anderen Fachrichtungen bewegen sich vom Anteil her im einstelligen Prozentbereich.

  • Hochbau: In diesen Bereich fällt die gestaltende, technische und wirtschaftliche Planung von Gebäuden und Bauwerken für jegliche Nutzung.
  • Innenarchitektur: Dieser Bereich umfasst den Innenausbau, die Einrichtung und die Ausstattung von Neubauten und Bestandsbauten, teils mit besonderem Fokus auf Funktionsweisen und Abläufe, beispielsweise in Krankenhäusern.
  • Landschaftsarchitektur: Hier geht es nicht etwa um die Gestaltung von Gartenflächen, sondern um die Gestaltung von öffentlichen Freiräumen und Außenanlagen, auch unter Berücksichtigung von Umweltaspekten.
  • Stadtplanung: Stadtplaner erarbeiten einen Masterplan zur Nutzung einer Fläche. Sie entwickeln Szenarien, bereiten Entscheidungen vor und beraten die Politik: Wo soll ein Park entstehen, wo neue Straßen, wie hoch sollten Gebäude gebaut werden und vieles mehr. Die Aufgaben von Landschaftsarchitektinnen und Stadtplanern überschneiden sich in manchen Fällen.


Der Großteil der Architekt:innen arbeitet nach Angaben der Bundesarchitektenkammer (BAK)

  • in Architektur- oder Planungsbüros,
  • in der freien Wirtschaft oder – immerhin rund ein Viertel –
  • im öffentlichen Dienst.

Knapp zwei Drittel von ihnen sind als Angestellte oder Beamt:innen tätig, der Rest auf selbstständiger Basis.

In der Wirtschaft warten beispielsweise Jobs in Baufirmen oder bei Fertighausherstellern auf Architekt:innen, ebenso wie in Immobilienfirmen oder bei Bauträger- und Wohnungsbaugesellschaften. Als Projektmanager:in können Architekten und Architektinnen bei zahlreichen Firmen unterkommen, die neue Immobilien bauen möchten oder Bestände modernisieren wollen. Aber auch bei Versicherungen oder Banken ergeben sich zuweilen Einsatzmöglichkeiten für Architekten. 

Im öffentlichen Dienst gibt es beispielsweise Jobs bei Bauämtern oder anderen Bereichen der öffentlichen Verwaltung wie Landesbetrieben, Liegenschafts- und Baubetreuung. Für die Position eines Stadtbaurats oder einer Stadtbaurätin kommen Architekt:innen ebenfalls infrage. 

Nicht alle Absolvent:innen eines Architekturstudiums arbeiten auch in der Branche. So besteht beispielsweise in der Gaming-Industrie eine steigende Nachfrage nach Architekt:innen, die bei der Entstehung virtueller Welten unterstützen sollen. Und auch als Bühnenbildner:in am Theater sind Architekt:innen und speziell Innenarchitekt:innen beliebt.

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Die Tätigkeiten von Architekt:innen haben sich in den letzten Jahren deutlich diversifiziert. Zu den Arbeitsfeldern gehören üblicherweise 

  • die Projektsteuerung und -koordination, 
  • die Bauplanung und -leitung, 
  • die Aufklärung über baurechtliche Fragen, 
  • die Abstimmung mit den Behörden, 
  • kontinuierliche Kosten- und Qualitätskontrolle 
  • und die Betreuung des Bauobjekts nach der Bauphase. 

Architekt:innen können ebenso beispielsweise Visualisierungen von Gebäuden am Computer entwerfen, technische Zeichnungen und Pläne anfertigen, Modelle bauen, bei der Bauausführung die Objektüberwachung übernehmen oder als Nachhaltigkeitsberater arbeiten.

Lukrativ und beliebt ist zudem das Sachverständigenwesen. Darunter fällt beispielsweise das Bewerten von Schäden an Gebäuden für Versicherungen und das Erstellen von Energie- und Nachhaltigkeitsgutachten. Für diese Tätigkeiten sind in der Regel Weiterbildungen notwendig.

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Um Architekt:in zu werden, ist ein anerkannter Studienabschluss an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) bzw. Fachhochschule oder Universität notwendig. Der Großteil der Studierenden schließt laut BAK mit dem Master ab, ein kleinerer Teil beendet die Studienzeit bereits nach dem Bachelor. Im Anschluss erfolgt noch eine zweijährige Praxiszeit in einem Architektenbüro, in den meisten Bundesländern auch noch verpflichtende Fortbildungen.

Danach können angehende Architekt:innen bei einer Architektenkammer den Antrag auf Eintragung als volles Kammermitglied stellen. Denn wer sich in Deutschland als Architekt:in bezeichnen möchte, muss bei einer Architektenkammer eingetragen sein. Die Berufsbezeichnung „Architekt“ bzw. „Architektin“ ist durch die Architektengesetze der Bundesländer geschützt.

In Deutschland gibt es laut BAK rund 100.000 Absolvent:innen eines Architekturstudiums, die sich planerisch betätigen, aber keine Kammermitglieder sind und sich daher auch nicht als Architekten bezeichnen dürfen.

Laut Dr. Tillman Prinz, Geschäftsführer der Bundesarchitektenkammer, waren die Berufsaussichten von Architekt:innen in den vergangenen Jahren aufgrund der guten Konjunkturlage am Bau und des generellen Fachkräftemangels „herausragend“. Auch mit Blick auf die kommenden Jahre erwarte Architekten eine erfreuliche Arbeitsmarktsituation, da das ganze Thema Nachhaltigkeit und Bauen im Bestand die Expertise von Architekten erfordere. 

Die Auftragslage der Architekturbüros sei zum Jahreswechsel 2022/2023 weiterhin gut, da die Anforderungen immer weiter stiegen und nur gut ausgebildete Fachkräfte diese auch erfüllen könnten. „Wir bemerken allerdings die ersten Anzeichen, dass sich die aktuellen Krisen auch auf diesen Berufsstand auswirken“, sagt Prinz. „Die ersten Büros fangen offenbar an, Personal abzubauen.“

Aufgrund der guten Auftragslage bewegen sich auch die Gehälter von Architekten und Architektinnen im überdurchschnittlichen Bereich. Sie können durchschnittlich mit knapp 70.000 Euro brutto im Jahr rechnen, sowohl im Angestelltenverhältnis als auch als Selbstständige.

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