Geowissenschaften: Berufe und Berufsaussichten
Geowissenschaftler:in – Vielfältige Berufe mit guten Karriereperspektiven

Eine Geowissenschaftlerin mit Schutzhelm und Hammer in einem Steinbruch

Geowissenschaften bestehen aus den Teildisziplinen Geologie, Mineralogie, Paläontologie und Geophysik © Евгений Харитонов / iStock

Klimawandel, Naturkatastrophen, Energieversorgung, Wasserknappheit: Geowissenschaftler und Geowissenschaftlerinnen beschäftigen sich mit den drängenden Problemen unserer Zeit – und haben deshalb gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. 

Veröffentlicht: 19.12.2023

Von: Maike Schade

Die Geowissenschaften sind ein sehr breit gefächertes Feld, die Grenzen zu anderen natur- und ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen wie Physik und Chemie sind fließend und teilweise nicht verbindlich definiert. So zählen einige Wissenschaftler auch Fächer wie Meteorologie (Wetterkunde), Hydrologie (Gewässerkunde) oder Glaziologie (Gletscherkunde) zu den Geowissenschaften, da sie sich mit Phänomenen rund um das System Erde beschäftigen.

Der Berufsverband Deutscher Geowissenschaftler (BDG) grenzt jedoch klar und anders ab, wie Geschäftsführer Peter Merschel erklärt: „Zu den Geowissenschaften gehören die Geologie, die Mineralogie, die Paläontologie und die Geophysik, also die Geowissenschaften der festen Erde.” 

Bereits in der Antike wurde die Suche nach Rohstoffen betrieben und versucht, für Phänomene wie Erdbeben eine naturwissenschaftliche Erklärung zu finden. Mit diesen und weiteren Themen beschäftigen sich auch Geolog:innen der Jetztzeit. Zu den Teildisziplinen gehören beispielsweise:

  • Angewandte Geologie: Sie beinhaltet neben der Ingenieurgeologie, Umweltgeologie und der Hydrogeologie auch Aspekte zum Vorkommen und der Gewinnung von Rohstoffen.
  • Die Bodenkunde beschäftigt sich mit dem Vorkommen und der Nutzung von Böden sowie den dortigen Prozessen.
  • Darüber hinaus gibt es zahlreiche Teildisziplinen in der Geologie, beispielsweise die Sedimentologie, die Tektonik sowie die Strukturgeologie, die sich mit gesteinsbildenden Prozessen beschäftigt – um nur einige wenige zu nennen.

Minerale sind Moleküle oder Verbindungen, aus denen Gesteine aufgebaut sind. Die Deutsche Mineralogische Gesellschaft unterscheidet diese Teildisziplinen: 

  • Kristallografie: Erforschung des atomaren Aufbaus und der Eigenschaften anorganischer und organischer Kristalle
  • Petrologie/Petrografie: Entstehung, Herkunft und Umwandlung der Gesteine; Untersuchungen und Synthesen unter simulierten Bedingungen des Erdinneren (Experimentelle Petrologie); Gefügeuntersuchungen
  • Geochemie: Verteilungsgesetze, Häufigkeit und Mobilität der chemischen Elemente in der Erde, den Meeren, der Atmosphäre und im Weltraum (Analytische, Experimentelle, Theoretische und Angewandte Geochemie, Umweltgeochemie)
  • Angewandte/Technische Mineralogie: Aufbereitung und Verarbeitung von Rohstoffen; Entwicklung, Herstellung und Charakterisierung von Werkstoffen; Umweltmineralogie, Archäometrie, Denkmalpflege, Denkmalschutz


Die Paläontologische Gesellschaft definiert ihre Disziplin folgendermaßen: „Paläontologen und Paläontologinnen erforschen die Evolutionsgeschichte der Organismen und, zusammen mit Geolog:innen, die Geschichte des ganzen Planeten Erde. Nur die Paläontologie liefert den Schlüssel zum Verständnis der Prozesse, die das Klima und das Leben auf der Erde steuern und beeinflussen.” Teilgebiete sind beispielsweise: 

  • Paläozoologie
  • Paläogeografie
  • Paläobotanik
  • Sedimentologie

Erdbeben, Vulkanausbrüche, Plattenverschiebungen: Geophysiker und Geophysikerinnen beschäftigen sich in erster Linie mit den Vorgängen im Erdinnern und auf der Erdkruste. Die zwei Hauptgebiete sind:

  • Seismologie inklusive Vulkanologie und Tektonik: Vorhersage von Erdbeben und Vulkanausbrüchen
  • Angewandte Geophysik: Untersucht die technischen Auswirkungen der erdphysikalischen Vorgänge für das Bauwesen und Lagerstätten (zum Beispiel Erdbebensicherheit von Gebäuden, Standortsuche für Atomendlager)

Im weiteren Sinne gehören auch angrenzende Bereiche wie die Hydrologie, die Meteorologie und die Aeronomie zum Forschungsbereich der Geophysik. 

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Voraussetzung für ein Studium der Geowissenschaften ist regulär die Hochschulreife, Interessierte sollten zudem gute Vorkenntnisse in und Interesse an Mathematik, Physik, Chemie und Biologie mitbringen. Darüber hinaus sollten sie eine gewisse Mobilität aufweisen, da die Geländeausbildung einen wichtigen Bestandteil des Studiums darstellt. Ebenfalls von Vorteil sind Fremdsprachenkenntnisse: Gerade Geowissenschaftler:innen, die in großen Instituten oder Konzernen tätig sind, arbeiten häufig im Ausland oder zumindest in internationalen Teams.

Die Berufsfelder, in denen Geowissenschaftler tätig sein können, sind sehr breit gefächert. Laut Bundesagentur für Arbeit „setzen sie geowissenschaftliche Forschungsergebnisse in die Praxis um, zum Beispiel im Bauwesen, in der Rohstoff- und Energiegewinnung, in der Materialwirtschaft und zunehmend in Umweltschutz und Umwelttechnik, vor allem in der Altlastensanierung und Abfallwirtschaft”. Laut einer Studie des BDG sind Geowissenschaftler vornehmlich in diesen Bereichen tätig:

  • Ingenieurbüros, Beratungsfirmen, freiberuflich Tätigkeiten (ca. 25 Prozent)
  • Industrie und Wirtschaft (ca. 25 Prozent)
  • Ämter und Behörden (ca. 15 Prozent)
  • Forschung und Lehre (ca. 10 Prozent)
  • Andere fachnahe und auch fachferne Bereiche (ca. 25 Prozent)

Etwa ein Viertel der Geowissenschaftler ist beratend tätig, so der BDG. Ob ein größeres Bauvorhaben, die Suche nach einem geeigneten Deponiestandort oder einer neuen Rohstofflagerstätte, die Neuerschließung einer Trinkwasserversorgung: Geowissenschaftler und Geowissenschaftler:innen müssen der Bodenbeschaffenheit im Wortsinn auf den Grund gehen. 

Häufig werden Ingenieurbüros, bei denen Geowissenschaftler:innen angestellt oder freiberuflich tätig sein können, mit der Untersuchung beauftragt. Kann der Untergrund eine große Brücke, ein Hochhaus oder einen Staudamm tragen, drohen Absackungen oder Erdrutsche, gibt es eventuell chemische Altlasten? Wo finden sich saubere Grundwasservorkommen für die Trinkwasserversorgung, wie können sie erschlossen, reingehalten und nachhaltig genutzt werden? Wo bestehen Erdöl-, Erdgas- oder Kohlevorkommen, wie können sie abgebaut werden? Welcher Standort ist aufgrund seiner Bodenbeschaffenheit beispielsweise als Atommüllendlager oder Sondermülldeponie geeignet? Geowissenschaftler führen die entsprechenden Sondierungen durch und erarbeiten Pläne zur Umsetzung der Vorhaben. 

In vielen Branchen in Industrie und Wirtschaft gibt es Posten für Geowissenschaftler, beispielsweise in der Rohstoffwirtschaft, dem Bergbau, der Abfall-, Energie-, Bau- und Wasserwirtschaft sowie im Bereich Umwelt und Verkehr. 

Bund, Länder und Kommunen haben ebenfalls Bedarf an Geowissenschaftler:innen. Sie beschäftigen sie beispielsweise 

Zwar arbeitet ein Großteil der Geowissenschaftler:innen laut BDG im angewandten Bereich, eine akademische Laufbahn an Hochschulen oder Forschungseinrichtungen mitsamt Promotion oder Professur ist aber ebenfalls möglich.  

Durch die breit gefächerte und interdisziplinär ausgerichtete Ausbildung stehen Geowissenschaftler:innn auch zahlreiche Beschäftigungsfelder in verwandten wie auch fachfernen Branchen offen. Da je nach Spezialisierung auch Modellrechnungen zum Studieninhalt gehören können, erlernen Geowissenschaftler:innen in der Ausbildung häufig mehrere Programmiersprachen, sodass sie Stellen in IT- und Softwareunternehmen antreten können. Versicherungen, Entsorgungsunternehmen und die Politik sind ebenfalls mögliche Tätigkeitsfelder. 

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Angesichts des Klimawandels und des Bevölkerungswachstums und der damit einhergehenden ökologischen Fragen – beispielsweise Umweltschutz, Rohstoffversorgung und Altlastenentsorgung – sind die Karriereperspektiven für Geowissenschaftler:innen sehr gut, national wie international. Laut der Stipendienplattform mystipendium.de schaffen 77 Prozent der Studenten der Geowissenschaften ihren Abschluss, 90 Prozent finden direkt im Anschluss einen Job. Die aktuelle Arbeitslosenquote liegt bei etwa vier bis fünf Prozent, wobei dies auch Berufe aus dem Bereich Umweltschutz umfasst (Quelle: Destatis).

Das Durchschnittsgehalt von Geowissenschaftler:innen liegt bei rund 58.000 Euro brutto pro Jahr (Medianwert, Quelle: Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit). 25 Prozent verdienen demnach maximal 45.500 Euro, 25 Prozent mehr als 74.000 Euro brutto.

Im öffentlichen Dienst beschäftigte Geowissenschaftler:innen – ob an Hochschulen, in Behörden oder Ämtern – werden tariflich bezahlt. Je nach Arbeitgeber und Art der Anstellung (Angestellte:r oder Beamt:in) kommen der TV-L, der TVöD oder auch die Besoldungsordnungen zum Tragen. Mit Bachelorabschluss erfolgt in der Regel die Einordnung in Entgeltgruppe E9 bis E12, mit Masterabschluss und Personalverantwortung ist auch die Einordnung in die Entgeltgruppen E13, E14 oder E15 möglich. Bei verbeamteten Geowissenschaftler:innen sind analog die Besoldungsgruppen A10 bis A13 (gehobener Dienst) oder A13 bis A16 (höherer Dienst) möglich.

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