Lebenslauf Chemiker
Mit dem Lebenslauf überzeugen: Welche Besonderheiten Chemiker beachten sollten

Postit Symbolbild Lebenslauf Chemiker

Chemiker sollten bei der Bewerbung ebenso achtsam arbeiten, wie im Labor © go2 / photocase.de

Für viele Personalverantwortliche ist er der wichtigste Bestandteil einer Bewerbung: der Lebenslauf. So bereiten Chemiker ihre Qualifikationen überzeugend auf.

Veröffentlicht: 01.04.2019

Von: Tanja Viebrock

Um zu verstehen, worauf es bei einem guten Lebenslauf ankommt, vergessen Sie kurz, dass Sie Chemiker sind: Nehmen Sie die Perspektive des Personalverantwortlichen ein. Er hat in den meisten Fällen keine tiefgehenden Fachkenntnisse im Bereich der Chemie und in seinem Postfach gehen mitunter hunderte Bewerbungen pro Tag ein. 

Oft bleibt ihm nicht mehr als eine Viertelstunde, um eine Bewerbung zu sichten und eine Entscheidung zu treffen. Kurz gesagt: Sie haben wenig Zeit, ihn von sich zu überzeugen. Machen Sie es dem Personaler so einfach wie möglich: Halten Sie sich an die üblichen Vorgaben für einen Lebenslauf, damit er die Informationen, die ihn interessieren, schnell findet. 

Ansonsten gelten die gleichen Bewerbungsregeln wie für alle Naturwissenschaftler. Dazu gehört, dass Ihr Lebenslauf natürlich fehlerfrei sein sollte – auch wenn Sie sich als Chemiker und nicht als Journalist oder Autor bewerben. Denn wenn schon bei der Bewerbung unsauber gearbeitet wird, lässt das für das Verhalten im Berufsalltag nichts Gutes erahnen. Der Kienbaum-Recruitingstudie zufolge sortieren sechs von zehn Personalern Bewerbungen mit fehlerhafter Rechtschreibung direkt aus. 

Sie haben jede Menge Fachwissen – nachvollziehbar, dass Sie damit in Ihrer Bewerbung beeindrucken wollen. Bedenken Sie dabei allerdings, dass es in den meisten Fällen ein Mitarbeiter der Personalabteilung ist, den Sie im ersten Schritt mit Ihrem Lebenslauf überzeugen müssen, kein Chemiker – zumindest dann, wenn Sie sich in der freien Wirtschaft bewerben. Erklären Sie Ihr fachliches Know-how daher möglichst verständlich und verwenden Sie gebräuchliche Bezeichnungen oder Oberbegriffe. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Ihr Lebenslauf auf dem Absage-Stapel landet, obwohl Sie alle gewünschten Fachkenntnisse mitbringen, der Personaler Sie aber nicht als solche erkennt.

Wenn Sie sich an einer Hochschule oder einem wissenschaftlichen Institut bewerben, verfügt der Empfänger Ihrer Unterlagen in vielen Fällen über ein tieferes Fachwissen als der Personaler in einem Wirtschaftsunternehmen. Hier können Sie weiter in die Tiefe gehen und alles aufnehmen, was Ihre wissenschaftliche Kompetenz belegt. Für eine Bewerbung im wissenschaftlichen Bereich darf Ihr Lebenslauf daher gern länger ausfallen als der für eine Stelle in einem Unternehmen.

Hier kann es sinnvoll sein, nach den persönlichen Daten nicht mit den Berufserfahrungen einzusteigen, sondern direkt mit Ihren Forschungsschwerpunkten. Auch auf die Themen wissenschaftlicher Arbeiten, sei es Diplom-, Master- oder Doktorarbeit, können Sie ein wenig detaillierter eingehen, sofern diese relevant für die ausgeschriebene Stelle sind.

Der Leitsatz der Relevanz gilt für Bewerbungen in der Wissenschaft genauso wie in der Wirtschaft: Bewerben Sie sich beispielsweise auf eine Position mit hohem Lehranteil, stellen Sie Ihre Lehrerfahrung deutlicher heraus als Ihre Forschungsarbeit. Ihre Tätigkeit als Tutor im Grundlagenseminar darf in Ihrem CV dann gern mehr Raum einnehmen als das Laborpraktikum bei einem großen Chemiekonzern.

Neben den üblichen Inhalten sollte ein wissenschaftlicher Lebenslauf auch folgende Informationen enthalten:

  • Forschungsprojekte
  • Lehrerfahrungen
  • Publikationen
  • Vorträge
  • ggf. Stipendien, Preise, Auszeichnungen und Mitgliedschaften in wissenschaftlichen Organisationen und Netzwerken

Sprengt dies den Rahmen Ihres Lebenslaufs oder macht ihn zumindest sehr unübersichtlich, empfiehlt es sich, den wissenschaftlichen Teil auszugliedern und ihn gesondert als sogenannte dritte Seite anzulegen. Mehr dazu lesen Sie im weiteren Verlauf dieses Artikels.

In der Wirtschaft spielen Soft Skills wie Flexibilität, Konflikt- und Teamfähigkeit eine immer größere Rolle, auch für Chemiker. Solche Fähigkeiten lassen sich geschickt in den Kurzbeschreibungen der einzelnen Stationen unterbringen, indem Sie beispielsweise Ihre Beteiligung an Forschungsteams herausstellen.

Unternehmen legen oft großen Wert darauf, dass die Persönlichkeiten ihrer Mitarbeiter zur Unternehmenskultur passen. Aus diesem Grund interessieren sich viele Personaler auch für die privaten Interessen von Bewerbern. Hobbys im Lebenslauf anzugeben, kann also eine gute Idee sein – vor allem, wenn sie zu den Unternehmenszielen passen oder Sie in einem besonders guten Licht dastehen lassen. Das ist zum Beispiel bei ehrenamtlichen Tätigkeiten der Fall. 

Wer einen Mannschaftssport in einem Verein betreibt, gilt gemeinhin als engagiert und teamfähig. Abstand nehmen sollten Sie allerdings von der Nennung risikoreicher Hobbys wie Basejumping oder Downhill-Skateboarding. Zum einen schürt das die Befürchtung häufiger Krankschreibungen. Zum anderen ist eine hohe Risikofreude gerade bei Chemikern nicht unbedingt eine wünschenswerte Eigenschaft für Arbeitgeber.

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Seit Umsetzung der Bologna-Reform ab Anfang der 2000er Jahre wird der Titel Diplom-Chemiker nur noch selten vergeben. An nahezu allen deutschen Hochschulen kann Chemie inzwischen nur noch auf Bachelor oder Master studiert werden. Lediglich an der TU Freiberg wird aktuell noch ein Diplomstudiengang Chemie angeboten (Stand: Februar 2019). Grundsätzlich entspricht ein Diplom einem Master-Abschluss. Dementsprechend gelten für Diplom-Chemiker beim Lebenslauf auch die gleichen Regeln wie für Master-Absolventen.

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Oft beginnt die Bewerbungsphase schon, bevor Akademiker ihr Abschlusszeugnis in der Hand halten. Im Lebenslauf dürfen promovierte Chemiker ihren Doktortitel allerdings erst führen, wenn sie ihre Promotionsurkunde erhalten haben. Eine Lösung für das Problem: eine Angabe zur voraussichtlichen Verleihung der Doktorwürde im Abschnitt zur Promotion. Um für Klarheit beim Empfänger zu sorgen, empfiehlt es sich, im Anschreiben darauf hinzuweisen, dass Sie sich um eine Stelle für einen promovierten Chemiker bewerben.

Wie bereits erwähnt, kann vor allem bei Bewerbungen im Wissenschaftsbereich eine sogenannte dritte Seite, auf der das wissenschaftliche Profil in den Vordergrund gestellt wird, für Chemiker sinnvoll sein. Dritte Seite bedeutet nicht, dass der Lebenslauf davor zwingend zwei Seiten lang sein muss. Der Name leitet sich aus der Position in den Bewerbungsunterlagen ab: Ihr wissenschaftliches Profil steht in den Unterlagen an dritter Stelle hinter dem Anschreiben und dem Lebenslauf.

Hier ist Platz für eine ausführliche Auflistung Ihrer bisherigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Die Publikationsliste wird wie der Lebenslauf chronologisch absteigend sortiert. In der Regel wird die Liste gegliedert in: 

  • Originalarbeiten (Papers)
  • Übersichtsarbeiten (Reviews)
  • Bücher und Buchbeiträge 

Sollten Sie noch nicht allzu viel publiziert haben, können Sie auf die Unterteilung auch verzichten. Wichtig sind genaue Quellenangaben. Nennen Sie Titel, Medium (Buch, Zeitschrift etc.), ggf. die Ausgabe und das Publikationsjahr. Auch etwaige Co-Autoren/innen müssen angegeben werden. Achten Sie bei diesen Angaben auf eine einheitliche Zitierweise.

Wissenschaftliche Vorträge auf Konferenzen und Kongressen können ebenfalls auf der dritten Seite zusammengefasst werden. Auf die chronologisch absteigenden Liste gehören folgende Angaben:

  • Titel des Vortrags
  • Name der Veranstaltung 
  • Ausrichter der Veranstaltung
  • Datum der Veranstaltung

Statt im Lebenslauf können Stipendien, Auszeichnungen und Preise auch auf der dritten Seite gelistet werden. Details wie die der Auszeichnung zugrunde liegende Leistung, Art der Förderung oder Förderungsumfang sollten nur genannt werden, wenn sie für die avisierte Position von Bedeutung sind.

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