Wissenschaftlicher Lebenslauf
Worauf sollten Akademiker und Akademikerinnen in ihrem Lebenslauf achten?

Werkzeug Symbolbild Akademiker Lebenslauf

Bei der Erstellung eines akademischen Lebenslaufs sind einige Besonderheiten zu beachten © Jo Szczepanska / unsplash.com

Ein akademischer Lebenslauf darf gern ausführlich sein und sollte alle relevanten Stationen Ihrer Laufbahn abbilden. So strukturieren Sie ihn.

Veröffentlicht: 02.05.2021

Von: Vera Schankath & Frauke Noweck

Ein klassischer Lebenslauf listet in tabellarischer Form die wichtigsten Eckdaten zu Ausbildung, Studium und beruflicher Erfahrung auf. Bei Bewerbungen in der freien Wirtschaft sind dafür eine oder höchstens zwei Seiten ausreichend – auch für Akademiker:innen. Personaler bevorzugen es, wenn der Bewerber:in auf den Punkt kommt und nur angibt, was für die konkrete Position relevant ist.  

Der akademische oder auch wissenschaftliche Lebenslauf hingegen, der bei Bewerbungen auf wissenschaftliche Stellen an Hochschulen, Universitäten, Forschungsinstituten oder in forschenden Unternehmen erwartet wird, darf ausführlicher sein. Denn zusätzlich zu den üblichen Informationen werden hier auch weitere Tätigkeiten im wissenschaftlichen Kontext angegeben. Darunter fallen zum Beispiel Mitgliedschaften in Gremien und Forschungsgesellschaften, Publikationen und Stipendien. Dabei können und dürfen auch deutlich mehr als zwei Seiten zusammenkommen, wenn man sich im Wissenschaftsbereich bereits ein gewisses Renommee erarbeitet hat. 

Der akademische Lebenslauf ist nicht nur bei Bewerbungen um eine Stelle von Bedeutung, sondern auch, wenn es um Stipendien, Drittmittel oder Wettbewerbe geht. Darüber hinaus kann er schlicht als Zusatzinformation in Ihrem Profil auf der Hochschul- oder Instituts-Website sinnvoll sein.

Auch für Wissenschaftler:innen, die bereits viel vorzuweisen haben: Unverzichtbar sind im akademischen Lebenslauf größtmögliche Übersichtlichkeit und eine klare Struktur. Bei allem bisher Erreichten sollte immer deutlich werden, wo die eigenen Forschungsschwerpunkte liegen und warum Sie als Bewerber:in die Idealbesetzung für die ausgeschriebene Position sind.

Im akademischen Lebenslauf ist ein thematischer Aufbau sinnvoll. Anstatt sämtliche Leistungen und Stationen chronologisch aufzulisten, sollten sie in inhaltliche Blöcke zusammengefasst werden. Übliche Angaben sind etwa

  • Ausbildung bzw. akademischer Werdegang
  • Auslandsaufenthalte
  • Bisherige akademische Positionen und Anstellungen
  • Veröffentlichungen
  • Mitgliedschaften in Fachgesellschaften, Gremien, Beiräten etc. 
  • Stipendien und Preise
  • Drittmittel

Mehr zu den einzelnen Punkten im folgenden Abschnitt. 

Die einzelnen Blöcke gliedern Sie antichronologisch – die jeweils aktuellste Angabe steht oben. Das sollte sich einheitlich durch den gesamten Lebenslauf ziehen.

Wichtig ist ein kohärentes Layout: Angaben folgen stets dem gleichen Muster. Eine einzige Schriftart reicht aus, maximal noch eine weitere für Überschriften ist in Ordnung. Hervorhebungen etwa durch Farben oder Fettungen lassen sich strukturgebend einsetzen. Ziel ist, dass der Leser:in alle Informationen schnell erfassen kann.

In einigen Fällen kann ein ausführlicher akademischer Lebenslauf sinnvoll sein oder je nach ausgeschriebener Position sogar explizit verlangt werden. 

Hier müssen sich Bewerber:innen nicht auf tabellarische Angaben ihrer bisherigen Stationen beschränken: Die ausführliche Version des akademischen Lebenslaufs bietet auch Raum für detaillierte Beschreibungen in Textform, etwa zu Forschungsschwerpunkten und -interessen sowie wissenschaftsnahen Projekten, denen Sie sich parallel zur beruflichen Tätigkeit widmen. 

Ein ausführlicher akademischer Lebenslauf – der auch als solcher betitelt werden sollte – enthält zur besseren Übersicht idealerweise ein Inhaltsverzeichnis und Seitenzahlen.

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Vor den tabellarischen Angaben im Lebenslauf kann ein kurzer Fließtext mit einem Abriss der persönlichen Arbeitsschwerpunkte stehen. Das ist kein Muss, erleichtert dem Leser:in aber eine schnelle Einordnung.

Die einzelnen Themenblöcke sollten Bewerber:innen anschließend so anordnen, dass sie sinnvoll aufeinander aufbauen. Alle Angaben erfolgen antichronologisch. Eine Möglichkeit: 

  • Sie beginnen mit Ihrem akademischen Werdegang: Hier nennen Sie Habilitation, Postdoc-Phase, Promotion, Studium und Abitur jeweils mit Datum und Note, soweit sie herausragend ist. 
  • Weiter geht es mit konkreten akademischen Tätigkeiten: Professuren, Anstellungen in der Postdoc-Phase, Doktorandenstellen, Tätigkeiten als wissenschaftlicher Assistent:in oder Mitarbeiter:in.
  • Im nächsten Block werden Forschungsprojekte aufgeführt, gegebenenfalls gefolgt von Mitgliedschaften in Gremien, Fachgesellschaften und Verbänden und Funktionen innerhalb der akademischen Selbstverwaltung.
  • Schließlich fehlen noch die Punkte, die das eigene Profil besonders machen. Jeweils in einem eigenen Absatz können etwa Stipendien, Preise, Drittmittelprojekte, Vorträge, Auslandsaufenthalte und weitere besondere wissenschaftliche Leistungen und Erfahrungen genannt werden. 
  • Sprachkenntnisse kommen in der Regel ans Ende des Lebenslaufs – mehr dazu im nächsten Absatz.

Jedoch gilt: Jede akademische Laufbahn ist einzigartig und hat ihre eigenen Schwerpunkte. Daher müssen Bewerber:innen beim Verfassen ihres akademischen Lebenslaufs keinem starren Schema folgen, sondern können so anordnen und gewichten, wie es sinnvoll und repräsentativ erscheint. Wie detailliert Sie welche Stationen beschreiben, hängt von der jeweiligen Zielsetzung ab.

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Publikationen ist ein eigener Abschnitt im akademischen Lebenslauf vorbehalten. Je nach gebotener Ausführlichkeit können Sie gegebenenfalls eine Auswahl Ihrer Veröffentlichungen treffen. Die Auflistung erfolgt ebenfalls antichronologisch. Es gelten die üblichen Angaben zu Co-Autoren, Titel, Publikationsort und -jahr in einheitlicher Zitierweise.

In einem ausführlichen akademischen Lebenslauf können Sie eine umfassende Publikationsliste als eigenes Kapitel im Inhaltsverzeichnis aufführen und dieses gegebenenfalls nach Monografien, Beiträgen in Fachzeitschriften etc. unterteilen. Wer es kurz halten möchte, kann auch einfach einen Link angeben, der zu einer bereits bestehenden, detaillierten Publikationsliste führt – etwa auf der eigenen Homepage oder des derzeitigen Dienstherren. Das hat den Vorteil, dass der Lebenslauf an diesem Punkt nicht laufend aktualisieren werden muss.

Sprachkenntnisse sind in Lehre und Forschung keine bloße Zusatzqualifikation, sondern immens wichtig. Je mehr Sprachen Wissenschaftler:innen fließend oder verhandlungssicher sprechen, desto größer auch der Rahmen, in dem sie sich mit ihrer Tätigkeit bewegen können – Gastaufenthalte im Ausland und Veröffentlichungen in internationalen Fachmedien eingeschlossen. 

Um Sprachkenntnisse einzuordnen, gibt es mehrere Bewertungsskalen. 

  • Oft wird zwischen Grundkenntnissen, fließend, verhandlungssicher, Muttersprache unterschieden. 
  • Zertifikate wie ein TOEFL-Testergebnis benennen Fähigkeiten relativ genau. Alternativ können Bewerber:innen sich konkret auf Auslandserfahrungen beziehen. 
  • Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung der Niveaustufen – A1 bis C2 – des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GER).


Auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt dürfen Bewerber:innen mit persönlichen Angaben im Lebenslauf sparsam umgehen und müssen etwa Geburtsdatum, Geburtsort, Nationalität, Konfession und Familienstand nicht nennen. Hintergrund ist das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Gleiches gilt natürlich auch für Bewerbungen in Lehre und Forschung. Bewerber:innen haben das Recht, sich bedeckt zu halten, sollten jedoch immer strategisch abwägen, welche persönlichen Angaben ihnen vielleicht auch nützen können.

Obligatorische Angabe ist selbstverständlich der eigene Name, der zumindest einmal mit vollständigem Titel im Lebenslauf genannt wird (z. B. als Überschrift: „Akademischer Lebenslauf – Prof. Dr. Maria Mustermann“). Ist der akademische Lebenslauf kein Bestandteil einer Bewerbung, sondern dient nur Informationszwecken, können alle weiteren persönlichen Angaben weglassen werden. 

Bei Bewerbungen gilt ansonsten: Geburtsdatum und Geburtsort müssen gemäß AGG nicht zwingend genannt werden. Gerade das Datum erlaubt es jedoch, die bisherigen akademischen Leistungen besser zu bewerten. Das kann Bewerberinnen Vorteile bringen, wenn sie noch relativ jung sind, aber schon vergleichsweise viel vorweisen können. 

Wer dem Lebenslauf ein Foto beifügen möchte – was ebenfalls freiwillig ist –, platziert es bei den persönlichen Daten. Hilfreich für den Empfänger:in ist zudem die Angabe der aktuellen Dienstanschrift und/oder Hinweise zur Erreichbarkeit.

Besonders bei Angaben zu Familienstand, Nationalität, Kinder oder Konfession gilt es abzuwägen, was und wem die Angabe nützt. Bei einer Bewerbung im Gebiet der interkulturellen Pädagogik etwa können eigene Kinder und ein internationaler Hintergrund vorteilhaft sein. Befürchten Sie, durch die Angabe Ihrer Kinder für unflexibel gehalten zu werden, verzichten Sie darauf. Oder Sie nennen das Alter der Kinder, falls diese nicht mehr ganz jung sind.

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Die Angabe von Interessen, die nichts mit dem wissenschaftlichen Fachgebiet zu tun haben, ist im akademischen Lebenslauf immer dann sinnvoll, wenn sich daraus Qualifikationen ableiten lassen

  • Wer zum Beispiel eine Mannschaft trainiert oder einen Chor leitet, beweist unter anderem soziale Kompetenz und Führungsqualitäten. Bewerber:innen zeigen außerdem Persönlichkeit – das kann sie von Konkurrenten positiv abheben. 
  • Es gilt abzuwägen, welche Assoziationen die privaten Aktivitäten wecken: Ein Hobby-Triathlet beweist Ausdauer und Leistungsbereitschaft; andererseits verwendet er womöglich viel Zeit auf Training und Wettkämpfe und ist verletzungsanfällig.
  • Interessant kann es sein, wenn Bewerber:innen als Tutor:in ausländische Studierende betreut oder sich hochschulpolitisch engagiert haben.

Berufliche Erfahrungen, Ehrenämter und Freiwilligendienste außerhalb der akademischen Welt können Bewerbern ebenso Profil verleihen, wenn sie dafür wichtige Soft Skills beweisen mussten – etwa Flexibilität, Zielstrebigkeit oder Belastbarkeit. 

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