Zitiertechniken
Beim Zitieren sind das wörtliche oder direkte Zitat und das sinngemäße oder indirekte Zitat zu unterscheiden. Beide müssen entsprechend gekennzeichnet werden. Naturwissenschaftliche Arbeiten verwenden wörtliche Zitate nur selten, und nur dann, wenn es auf den genauen Wortlaut ankommt. Anführungszeichen zu Beginn und am Ende kennzeichnen den aus der Quelle entnommenen Text.
Ein wörtliches Zitat muss die übernommenen Textteile wort- und zeichengenau wiedergeben, auch wenn darin ungewöhnliche Schreibweisen und Fehler vorkommen. Diese kann der zitierende Autor durch das Kürzel "sic" kennzeichnen. Eigene Ergänzungen stehen in eckigen Klammern, Auslassungen von mehreren Wörtern aus dem Original werden mit drei Punkten gekennzeichnet, wobei die Auslassung den Sinn nicht entstellen darf.
Bei sinngemäßen Zitaten gibt der zitierende Autor die Aussagen des Zitierten mit eigenen Worten wieder. Sie sind im Text nicht hervorgehoben, sondern nur - wie auch die wörtlichen Zitate - durch Quellenangaben kenntlich gemacht. In naturwissenschaftlichen Arbeiten ist dies die häufigste Zitierweise.
Zitierstandards
Es gibt sehr unterschiedliche Zitierweisen. Diese differieren von Zeitschrift zu Zeitschrift, zwischen wissenschaftlichen Communities und sogar zwischen verschiedenen Arbeitsgruppen innerhalb eines Instituts. Die aktuelle DIN-Norm DIN ISO 690 "Information und Dokumentation - Richtlinien für Titelangaben und Zitierung von Internetressourcen" ersetzt veraltete nationale durch neuere internationale Zitierregeln und fügt Angaben zum Zitieren von elektronischen Informationsressourcen hinzu.
Entsprechend dieser Norm gibt ein Vollbeleg oder ein Kurzbeleg die Quelle an. Vollbelege sind häufig bei kleineren schriftlichen Arbeiten, die kein Literaturverzeichnis haben. Wenn eine Arbeit die Quelle erstmals zitiert, werden über eine Fußnote sämtliche bibliografischen Angaben zusammengestellt.
Vor allem die Naturwissenschaften arbeiten dagegen mit der Kurzbeleg-Methode. Der verkürzte Verweis enthält nur den Nachnamen des Autors, das Erscheinungsjahr und eine Seitenangabe. Dieses Autor-Jahr-System - die Harvard-Methode - ist im angloamerikanischen Sprachraum weit verbreitet und heißt deshalb auch amerikanische Zitierweise. Im Literaturverzeichnis erscheinen die Einträge alphabetisch nach dem Verfasser geordnet. Bei gleichem Namen entscheidet der Vorname über die Reihenfolge. Werden mehrere Arbeiten eines Verfassers zitiert, dann steht die älteste Quelle an erster Stelle.
Neben der Harvard-Methode ist in naturwissenschaftlichen und technischen Fächern auch das Nummernsystem als Zitierverfahren gebräuchlich. Die Quellenangaben im Text werden auf ein Minimum - zum Beispiel eine Nummer in eckiger oder runder Klammer -verkürzt. Die vollständige Literaturangabe befindet sich unter der entsprechenden Nummer im Literaturverzeichnis. Standardisierte Nummern helfen, die Angaben zu vereinfachen.
International Standard Book Number (ISBN) und International Standard Serial Number (ISSN) zur eindeutigen Bezeichnung von Büchern bzw. Zeitschriften sind bereits lange bekannt. Seit der Jahrtausendwende wurden Digital Object Identifier (DOI) zur eindeutigen und dauerhaften Identifikation wissenschaftlicher Artikel entwickelt. Der Uniform Resource Name (URN) ermöglicht es, digitale Objekte auf Dauer zitierfähig zu machen. Solche digitalen Objekte können Bücher, Zeitschriften und beliebige andere Internetpublikationen sein.
Quellenangaben im Literaturverzeichnis
Die in der Arbeit eingefügten Kurzbelege für Zitate sind in einem Literaturverzeichnis mit allen bibliografischen Angaben aufzuführen. Zulässig sind dabei nur solche Quellen, die in der Arbeit inhaltlich zitiert werden. Die Quellenangabe muss eindeutig, verständlich und vollständig sein.
Welche Angaben im Literaturverzeichnis notwendig sind, ist für die verschiedenen Arten von Quellen unterschiedlich: Das Zitat eines Buchs enthält die Namen der Verfasser, den Titel des Buchs, die Auflage, Ort und Herausgeber, Erscheinungsdatum, Reihentitel und Reihennummer, wenn es sich um eine Schriftenreihe handelt, und die ISBN. Beim Zitieren im Autor-Jahr-System muss das Jahr nicht wiederholt werden. Die Auflage wird nur genannt, wenn es sich nicht um die erste Auflage handelt oder in einem Jahr zwei verschiedene Auflagen erschienen sind.
Ein Beitrag innerhalb eines Buchs wird folgendermaßen zitiert: Namen der Verfasser, Titel des Beitrags In: Titel des Buchs, Auflage, Ort und Herausgeber, Erscheinungsdatum, Nummerierung des Bands, der den Beitrag enthält, Seitenzahlenbereich des Beitrags, Reihentitel und Reihennummer, wenn es sich um eine Schriftenreihe handelt, und die ISBN. Das Zitat eines Zeitschriftenbeitrages umfasst die Namen der Verfasser, den Titel des Beitrags In: Titel der Zeitschrift, Ort und Herausgeber, Erscheinungsdatum, Nummerierung des Bands, der den Beitrag enthält, Seitenzahlenbereich des Beitrags und ISSN oder DOI.
In der Praxis werden Ort und Herausgeber einer wissenschaftlichen Zeitschrift fast nie genannt. Das gilt ebenso für die ISSN. Digital Object Identifier (DOI) werden dagegen zunehmend verwendet. Diese erleichtern das schnelle Finden der Quelle im Internet.
Die Namen von Zeitschriften erscheinen häufig standardisiert abgekürzt. Standardisierte Abkürzungen von Zeitschriftentiteln finden sich beispielsweise im Nachschlagewerk ITA oder für chemierelevante Zeitschriften als Online-Version unter CASSI (Chemical Abstracts Service Source Index).
Eine Patentschrift oder ein anderes Schutzrecht muss mindestens den Namen des Anmelders, den Titel des Schutzrechts und die Schutzrechtsnummer enthalten. Hilfreich sind außerdem Hinweise, dass es sich um ein Schutzrecht handelt, ein Vermerk über das Land, in dem das Schutzrecht erteilt wurde mit dem zweibuchstabigen Ländercode und die Art des Dokuments (Offenlegungsschrift, Patentschrift).
Weitere Informationen, wie die Namen der Erfinder, Klassifikationssymbole, das Anmelde- oder das Offenlegungsdatum können zusätzlich angegeben werden. Online publizierte Dokumente mit Verfasser und Titel werden wie gedruckte Literatur zitiert. Zu den üblichen bibliografischen Angaben hinzu kommen die Online-Fundstelle (URL), das Datum der letzten Aktualisierung der Webseite und das Datum des Aufrufs. Webseiten oder Beiträge aus Webseiten, bei denen kein Autor identifiziert werden kann, werden beim Autor-Jahr-System im Quellenverzeichnis anhand der Online-Adresse alphabetisch aufgeführt.
Bei Zitaten in wissenschaftlichen Zeitschriften werden die bibliografischen Angaben aus Platzgründen oft gekürzt wiedergegeben. Literaturverwaltungsprogramme Endnote, Citavi oder Refworks sind wichtige Hilfsmittel beim Verwalten von Literatur und beim Erstellen von Literaturverzeichnissen.
Verstöße gegen Zitierregeln
Das Wiki Vroniplag hat seit dem Jahr 2011 in mehr als 90 wissenschaftlichen Arbeiten Plagiate dokumentiert. Die dokumentierten Plagiate sind für den Leser leicht nachzuvollziehen. Gegenwärtig führt Vroniplag folgende Plagiatskategorien auf:
- Komplettplagiat - Der Text der Quelle wurde unverändert übernommen, ohne die Quelle kenntlich zu machen.
- Verschleierung - Text, der leicht verändert aus der Quelle übernommen wurde, ohne diese zu erwähnen.
- Bauernopfer - Fußnote zu einem Teil eines Originaltexts, ohne kenntlich zu machen, dass es sich um eine wörtliche Übernahme handelt, oder ohne kenntlich zu machen, in welchem Umfang der Text der Quelle übernommen wurde (zum Beispiel weitere Übernahmen aus der Quelle nach der Fußnote).
- Übersetzungsplagiat - Ein Übersetzungsplagiat entsteht durch wörtliche Übersetzung aus einem fremdsprachlichen Text.
Vroniplag hat in den letzten Jahren große mediale Aufmerksamkeit erreicht und eine breite Diskussion über Ehrlichkeit in der Wissenschaft angestoßen. Ein Teil der Aktivisten bei Vroniplag arbeitet allerdings anonym; dies ist ein Hauptkritikpunkt von Gegnern dieser Initiative.
Fazit
Trotz der aktuellen DIN ISO Norm ist nicht abzusehen, dass sich ein einheitlicher Zitierstandard durchsetzen wird. Es existieren unterschiedliche Zitiersysteme mit zahlreichen Varianten. Wichtig für die eigene Arbeit ist, dass die Quellenangaben eindeutig, einheitlich und nachvollziehbar sind. Vielfach werden verkürzte Quellenangaben genutzt, einfach um Platz zu sparen.
Über die Autoren
Uwe Böhme studierte Chemie an der TH Merseburg, promovierte dort im Jahr 1992 und absolvierte danach einen Postdoc-Aufenthalt bei Robin J. H. Clark am University College London. Seit 1993 arbeitet er am Institut für Anorganische Chemie der TU Bergakademie Freiberg. Die Habilitation schloss er im Juni 2004 ab. Forschungsgebiete sind die Synthese silicium- und metallorganischer Verbindungen. In seiner Freizeit schreibt er Chemiebücher in der "Für Dummies"-Reihe.
Silke Tesch studierte Verfahrenschemie an der Bergakademie Freiberg und promovierte im Jahr 1993. Von 2001 bis 2003 studierte sie Bibliotheks- und Informationswissenschaft an der Humboldt-Universität, Berlin. Seit 2003 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Analytische Chemie und Fachreferentin für Naturwissenschaften an der Universitätsbibliothek der TU Bergakademie Freiberg.