Schreibblockade
Schreibblockaden überwinden: Was tun, wenn im Kopf nur Leere herrscht?

Eine junge Frau vor einem Laptop vergräbt wegen einer Schreibblockade das Gesicht in den Händen

Was hilft bei einer Schreibblockade? © Pheelings Media / iStock.com

Schreibblockaden können vielfältige Ursachen haben. Welche das sind, und wie Sie eine Schreibblockade überwinden können, erfahren Sie hier. 

Veröffentlicht: 15.04.2024

Von: Florian Heil

Egal, ob es sich um eine Hausarbeit, eine Bachelor- oder Masterarbeit, einen wissenschaftlichen Vortrag, eine Doktorarbeit oder auch eine Präsentation handelt: Manchmal gerät der Schreibfluss ins Stocken oder will gar nicht erst aufkommen. Die Ursachen einer solchen Schreibhemmung – oder im schwerwiegenden Fall: einer Schreibblockade – können vielfältig und von Person zu Person sehr unterschiedlich sein.

Laut der psychologischen Psychotherapeutin Anna Janßen von der Psychotherapeutischen Beratungsstelle der Johannes Gutenberg-Universität Mainz gibt es aber immer wiederkehrende Ursachen, die dazu führen, dass Studierende, Postdocs und andere Nachwuchswissenschaftler:innen ihre Schreibarbeit nicht fortführen können. 

Typische Auslöser sind:

  • Mangelnde Kompetenzen: Oft fehlen erforderliche Kenntnisse, um die Arbeit inhaltlich und strukturell weiterführen zu können.
  • Inhaltliche Schwierigkeiten: Wenn Themen mit dem Dozenten oder der Dozentin nicht klar abgesprochen sind, können Unsicherheiten über den weiteren Verlauf der Arbeit auftauchen. Interessiert das Thema schlichtweg nicht, entwickeln sich mitunter regelrechte Abneigungen gegen eine Wiederaufnahme der Arbeit, die sich negativ auf die Motivation auswirken.
  • Fehlende Schreibpraxis: Schreiben ist eine Fähigkeit, die wie andere Kompetenzen auch Übung verlangt. Niemand kann aus dem Stegreif lange wissenschaftliche Texte wie Bachelor- oder Masterarbeiten anfertigen.
  • Zu hohe Erwartungen: Manche Akademiker und Akademikerinnen streben in ihren Arbeiten nach Perfektionismus, setzen sich zu sehr unter Druck oder werden von außen unter Druck gesetzt und scheitern dann an ihren eigenen Ansprüchen.
  • Schlechtes Zeitmanagement: Je näher der Abgabetermin rückt, desto mehr Termindruck verspürt der oder die Schreibende und kann ob dieser Belastung leicht verkrampfen.
  • Erhöhtes Stresslevel: Beanspruchende Situationen im Alltag wie private Probleme oder Doppelbelastungen durch Arbeit und Studium können zu psychischen Belastungen führen, die sich negativ auf die Schreibfähigkeit auswirken.

All diese ungünstigen Voraussetzungen können Stimmungsschwankungen, negative Emotionen wie Versagensängste oder Schamgefühle und letztlich eine gedankliche Blockade hervorrufen, die dazu führt, das Schreiben aufzuschieben oder zu vermeiden.

Kurzfristig führt diese Vertagung zu einem Gefühl der Erleichterung, denn sich nicht mit der wissenschaftlichen Arbeit auseinandersetzen zu müssen, kann eine befreiende Wirkung haben. Langfristig verschärft diese Vorgehensweise die Situation jedoch, Frustration und Selbstzweifel können sich breitmachen. Um aus diesem Teufelskreis auszubrechen und die Schreibblockade zu überwinden, helfen die folgenden Tipps der Psychotherapeutischen Beratungsstelle der Uni Mainz.

Um eine Schreibhemmung zu überwinden, helfen manchmal schon die einfachsten Dinge: eine Pause machen, ein Nickerchen einlegen, etwas essen und trinken, frische Luft atmen oder Sport machen. In vielen Fällen sorgen solche bewussten Pausen wieder für mehr Kreativität und Produktivität. Auch hat jeder Mensch einen anderen Biorhythmus: Wer abends konzentrierter arbeiten kann, sollte sich nicht morgens an den Schreibtisch setzen. Wer damit nicht weiterkommt, kann folgende Ratschläge beherzigen:

  • Oft hängen Schreibprobleme mit Formulierungsschwierigkeiten zusammen. In solchen Fällen ist es sinnvoll, erste Überlegungen schriftlich festzuhalten und in Stichpunkten zu notieren. Die weitere Ausarbeitung kann zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen.
  • Bei langen Hausarbeiten, Dissertationen oder Publikationen ist oft kein Ende in Sicht – das hemmt die Motivation. Konkrete Belohnungen für erreichte Zwischenziele können die Motivation und das Engagement steigern.
  • Eine wissenschaftliche Arbeit muss nicht streng chronologisch verfasst werden. Wer Schwierigkeiten hat, einen Einstieg zu finden, kann die Einleitung auch später formulieren. Steht die Gliederung, spricht nichts dagegen, hintere Kapitel vorzuziehen oder sich zunächst Formatierungsaufgaben zu widmen, die vielleicht leichter von der Hand gehen. Mit der Gewissheit, einen größeren Teil der gesamten Arbeit bereits geschrieben zu haben, lassen sich auch komplizierte Abschnitte leichter angehen.
  • Wie beim Lernen kann es auch beim Schreiben fruchtbar sein, sich einer (digitalen) Gruppe anzuschließen oder selbst eine zu gründen. Oft helfen schon Anregungen der Kollegen und Kolleginnen, um den Schreibfluss wieder aufzunehmen.
  • Wer auf diese Weise nicht weiterkommt, kann sich weitere Informationen zur wissenschaftlichen Arbeit und den damit verbundenen Anforderungen einholen. Weiterführende Literatur, Arbeitsblätter der Fachbereiche oder auch vorhandene wissenschaftliche Arbeiten zu ähnlichen Themen sorgen manchmal für Geistesblitze, sodass die eigene Arbeit fortgeführt werden kann.
  • Bei inhaltlichen Problemen sollten sich Nachwuchswissenschaftler:innen nicht scheuen, den Kontakt zum Betreuer oder zur Betreuerin zu suchen, um die Struktur der Arbeit zu besprechen oder die Anforderungen besser abgrenzen zu können.


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In einigen Fällen tritt der Worst Case ein: Es ist absehbar, dass die wissenschaftliche Arbeit nicht zum Abgabetermin fertig wird, da der Autor oder die Autorin die Schreibblockade nicht oder zu spät überwinden konnte. Auch dann ist es wichtig, den Kopf nicht in den Sand zu stecken und aktiv zu werden:

  • Um Aufschub bitten: Sollte das Vertrauensverhältnis zur betreuenden Person intakt sein, ist er oder sie die erste Anlaufstelle. Wer die Situation offen darlegt, kann vom Dozenten oder der Dozentin im besten Fall einen mehrwöchigen Aufschub bekommen und die Arbeit doch noch fertigstellen, sofern die Schreibhemmung überwunden ist. Von diesen offenen Gesprächen profitieren die Nachwuchswissenschaftler in vielen Fällen auch inhaltlich, vieles wird klarer und geht einfacher von der Hand. 
  • Krankschreibung: Bei starker psychischer Belastung, die sich beispielsweise in Erschöpfungszuständen, leichten Depressionen oder Schlafproblemen äußert, besteht auch immer die Möglichkeit der Krankschreibung, um auf diese Weise Zeit zur Erholung zu gewinnen.
  • Psychotherapeutische Beratung: Viele Hochschulen bieten psychotherapeutische Beratungsstellen, an die sich Studierende und Mitarbeitende wenden können, wenn sie Probleme beim wissenschaftlichen Schreiben haben. Neben der Einzelberatung bieten einige Institutionen auch spezielle Kurse sowie begleitende Online-Beratungen an.
  • Professionelle Hilfe holen: Wenn sich die Schreibblockade nicht lösen lässt, haben Wissenschaftler:innen immer auch die Möglichkeit, auf professionelle Hilfe außerhalb der Hochschule zurückzugreifen. Je nach Ausprägung bieten Psychotherapeutinnen oder freiberufliche Schreibberater und Schreibberaterinnen Unterstützung an.
  • Aus dem Scheitern lernen: Manchmal kann die Erfahrung des Scheiterns laut Janßen auch Positives bewirken, sofern der Autor eines Textes die Gründe für den Misserfolg differenziert aufarbeitet und daraus lernt.


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