Burnout vorbeugen und erkennen
Burnout: Symptome und Maßnahmen

Ein von Burnout betroffener Mann reibt sich am Schreibtisch die Augen

Wie erkenne ich die ersten Anzeichen von Burnout? © filadendron / iStock/com

Burnout ist eine ernstzunehmende psychische Krankheit, deren Symptome frühzeitig erkannt werden sollten. Auch Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen bleiben davon nicht verschont.

Veröffentlicht: 15.01.2024

Von: Florian Heil

Ein Burnout gilt bisher nicht als eigenständiges Krankheitsbild, wird laut der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) im neuen Diagnosekatalog der Weltgesundheitsorganisation jedoch erstmals als „Folge von chronischem Arbeitsstress“ definiert. Bislang diagnostizierten Mediziner und Medizinerinnen ein Burnout als „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung“. 

Laut Dr. Nils Benit vom Psychologischen Institut der Universität Hildesheim wird unter Burnout überwiegend ein arbeitsbezogenes Syndrom verstanden, dass durch die Dimensionen emotionale Erschöpfung, Depersonalisation und verminderte Leistungsfähigkeit charakterisiert ist. Es ist als Vorstufe zur Depression anzusehen.

Laut dem Fehlzeiten-Report 2023 der AOK haben sich die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen inklusive Burnouts zwischen 2012 und 2022 um 48 Prozent erhöht.

Wie eine Auswertung von Statista zeigt, sind vor allem Beschäftigte im Gesundheitssektor von Burnout betroffen, allen voran Aufsichts- und Führungskräfte in der Gesundheits- und Krankenpflege, Mitarbeitende im Rettungsdienst und Hebammen. Sie verursachten im Vergleich zu anderen Berufsgruppen 2022 die meisten Fehltage wegen eines Burnouts.

Doch auch Beschäftigte im Wissenschaftsbetrieb sind betroffen. Denn der Arbeitsplatz Hochschule ist durch einige Besonderheiten charakterisiert, die das Auftreten eines Burnouts begünstigen können. Dazu zählen unter anderem

Eine Universität in Niedersachsen hat im Jahr 2021 eine Evaluation zum Thema Arbeitsbelastung unter den eigenen Mitarbeitenden vorgenommen. Das Ergebnis: Die Arbeitszufriedenheit von Professoren und Professorinnen sowie wissenschaftlichen Mitarbeitenden ist zwar durchaus hoch, doch leiden sie unter einem ebenso hohen Stressempfinden. Die Beurteilung der eigenen psychischen und körperlichen Gesundheit ließ zu wünschen übrig – vor allem bei den Teilnehmenden, die viele verschiedene Aufgaben zu bewältigen haben.

Auch die Burnout-Werte – bezogen auf das sogenannte Copenhagen Burnout Inventory (CBI), das Angaben zu generellen Symptomen von Erschöpfung und zur Erschöpfung am Arbeitsplatz erfasst – lassen laut der Uni-Umfrage auf eine überdurchschnittliche Arbeitsbelastung von Hochschulmitarbeitenden schließen. (Da die Umfrage während der Coronapandemie durchgeführt wurde, können die dadurch verursachten besonderen Umstände im Lehrbetrieb das Ergebnis beeinflusst haben.)

Eine weitere Studie aus Großbritannien hat im Frühjahr 2021 die mentale Gesundheit von rund 2.000 Hochschulangehörigen untersucht. Fast zwei Drittel der Befragten gaben an, sich mindestens einmal pro Woche emotional ausgelaugt zu fühlen, auf mehr als ein Viertel traf das jeden Tag zu. Den Autoren zufolge sind Angst und Stress Resultate des gestiegenen Drucks, der insbesondere durch die Online-Lehre noch verstärkt wurde.

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Es ist wichtig, die ersten Anzeichen und Symptome zu erkennen und rechtzeitig etwas dagegen zu unternehmen. Wie bereits erwähnt, zeigt sich bei Betroffenen vor allem tiefe, emotionale Erschöpfung, die in vielen Fällen nach hohem beruflichem Engagement und infolge eines hohen Stresslevels einsetzt. Diese Erschöpfung kann sich in folgenden Symptomen zeigen:

  • ständige Müdigkeit,
  • Schlafstörungen,
  • Depersonalisierung (sich selbst nicht wiedererkennen),
  • abnehmende Belastungs- und Leistungsfähigkeit,
  • Lustlosigkeit,
  • starkes Ungerechtigkeitsempfinden,
  • mangelnde Motivation,
  • gedämpfte Stimmung bis hin zur Verzweiflung,
  • leichte Reizbarkeit sowie die
  • Unfähigkeit zur Entspannung.

In der Regel geht der Diagnose „Burnout“ ein langer Prozess voraus. Vom hochengagierten Mitarbeitenden bis zu den oben erwähnten Folgen der Arbeitsbelastung vergehen oft Jahre. Daher bleibt genug Zeit, erste Anzeichen zu erkennen und chronischen Erschöpfungszuständen vorzubeugen.

Wer die ersten Anzeichen eines Burnouts bei sich festgestellt hat, sollte seine Probleme offen ansprechen, im Freundeskreis und/oder in der Familie. Isolation ist meist kontraproduktiv. Im Wissenschaftsbetrieb bietet es sich an, mit Kolleg:innen zu sprechen, um so herauszufinden, ob diese ähnliche Probleme haben. Falls nicht, kann ein Vergleich der Arbeitsbelastung bereits hilfreich sein: Vielleicht liegt es am eigenen, suboptimalen Zeitmanagement, dass man selbst mehr Stress verspürt als beispielsweise eine Kollegin mit ähnlichen Aufgaben.

Sind jedoch mehrere Kollegen in ähnlicher Weise von Burnout-Symptomen betroffen, sollte das Gespräch mit dem oder der Vorgesetzten gesucht werden. Hier geht es darum, gemeinsam Wege zu finden, um die Stressauslöser dauerhaft zu reduzieren und Überengagement künftig zu vermeiden.

Regelmäßiger Sport, Yoga oder ein anderer Ausgleich zum Arbeitsleben kann ebenfalls hilfreich sein, Burnout zu vermeiden. Auch Entspannungsmethoden wie Meditation sind empfehlenswert, um einem Burnout entgegenzusteuern. Das Ziel sollte eine ausgeglichene Work-Life-Balance sein.

Manche Arbeitgeber bieten ihren Mitarbeitenden zudem gezielte Angebote zur Prävention an. Dabei lernen Angestellte durch Seminare oder persönliche Coachings, wie es ihnen gelingt, ihre Arbeit auf gesunde Weise zu organisieren und umzusetzen.

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Besteht bereits ein chronischer Erschöpfungszustand mit Anzeichen einer leichten Depression, sollten Betroffene professionelle psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Wer in diesem Schritt eine Hürde sieht, kann auch einen Hausarzt oder die Hausärztin des Vertrauens ansprechen. Eine Standardtherapie gibt es nicht, die Behandlung muss zu den Betroffenen und ihren Lebenssituationen passen. Mit neuer Organisation und einem angepassten Zeitmanagement kann sich die Situation vieler Burnout-Geschädigten aber schon deutlich verbessern.

Ein Beispiel: Ein Postdoc, der an einer Universität auf einer befristeten Stelle sitzt und nur noch ein Jahr bis zum Ablauf des Vertrages hat, sollte sich zusammen mit dem Vorgesetzten oder einer Vertrauensperson wie beispielsweise der ehemaligen Doktormutter oder dem Doktorvater hinsetzen und schauen, welche Ziele trotz der derzeitigen Leistungseinbußen noch erreicht und welche Projekte abgeschlossen werden können. Es ist besser, unrealistische Erwartungen aufzugeben und sich mit kleineren Erfolgen zu arrangieren. Je nach Fall ist auch der Wechsel in einen neuen Aufgabenbereich, zu einem neuen Arbeitgeber oder eine Umschulung denkbar.

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