Das Berufsbild von Hebammen
Von der Schwangerschaft über die Geburt bis hin zum Wochenbett – Hebammen stehen Schwangeren und jungen Müttern in allen Angelegenheiten rund um die Geburt und die ersten Wochen mit einem Neugeborenen zur Seite.
Zu den typischen Tätigkeiten gehören:
- Vor der Geburt: Die Hebamme stellt den Mutterpass aus, berät zum Thema Geburtsklinik und führt die Schwangerenvorsorge durch. Zudem unterstützt sie die werdende Mutter bei allen Fragen zum Embryo und zur Geburt. Viele Hebammen bieten auch Geburtsvorbereitungskurse an.
- Bei der Geburt: Eine Hebamme ist anwesend und unterstützt die Entbindende dabei, ihr Kind gesund auf die Welt zu bringen.
- Im Wochenbett: In den ersten zehn Tagen, in denen die Mutter mit dem Neugeborenen zu Hause ist, besucht die Hebamme sie täglich, danach gegebenenfalls weiter bei Bedarf. Sie hilft beispielsweise beim Baden des Kindes, überprüft dessen Gewichtszunahme und gibt Tipps zum Stillen.
- Auch in Forschung und Lehre arbeiten Hebammen in verschiedenen Studiengängen, in denen ihr Wissen gefragt ist.
Arbeitszeiten und Arbeitsstätten
Da die wenigsten Kinder zum geplanten Zeitpunkt auf die Welt kommen, müssen Hebammen mit unregelmäßigen Arbeitszeiten rechnen. Hebammen und Geburtshelfer:innen in Kliniken haben wechselnde Schichten. Auch Bereitschaftsdienste und Rufbereitschaft gehören zum Alltag.
Hebammen, die in Kliniken angestellt sind, arbeiten im Kreißsaal, auf Schwangeren-, Wochen- und Säuglingsstationen. Auch in Geburtshäusern sind Hebammen angestellt. Als freiberufliche Hebammen kommen sie zu den Müttern nach Hause oder bieten ihre Dienste in privaten Räumen an. In der Forschung und Lehre können Hebammen die akademische Laufbahn verfolgen, promovieren und eine Professur anstreben.
Im November 2019 stimmte der Bundesrat der vom Bundestag beschlossenen Reform der Hebammenausbildung zu. Sie legte fest, dass seit dem Jahr 2020 ein duales Studium Voraussetzung für die Ausübung des Berufs der Hebamme ist.
Vor der Reform war es noch möglich, sich in einer dreijährigen Ausbildung an einer Berufsschule oder speziellen Hebammenschule zur Hebamme oder zum Entbindungspfleger ausbilden zu lassen. Mit der Akademisierung der Ausbildung setzt Deutschland die Berufsanerkennungsrichtlinie der Europäischen Union um. Sie soll es Hebammen ermöglichen, überall in Europa zu arbeiten.
Außerdem soll ein Hochschulstudium die Studierenden auf die gestiegenen Berufsanforderungen vorbereiten. Das stärker wissenschaftlich ausgerichtete und zugleich berufsnahe Studium soll die Qualität der Ausbildung verbessern und den Beruf attraktiver machen, so eine Begründung der Bundesregierung zur Reform.
Um einen Engpass bei der Ausbildung zu vermeiden, hat der Gesetzgeber eine Übergangsregelung für die Ausbildung an Schulen beschlossen: Sie konnte bis Ende 2022 begonnen werden, muss allerdings bis Ende 2027 abgeschlossen sein.
Studium zur Hebamme: Voraussetzungen, Ablauf, Inhalte
Die gesetzlichen Regelungen zum Hebammenstudium finden sich in Teil 3 des Hebammengesetzes (HebG).
Voraussetzungen
Die Zugangsvoraussetzungen für die Aufnahme eines Studiums der Hebammenwissenschaft sind in § 10 HebG geregelt. Demnach sind erforderlich:
- Abitur, Fachabitur oder eine abgeschlossene Ausbildung als Pflegefachfrau oder -fachmann beziehungsweise Gesundheits- und Krankenpfleger:in oder Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger:in (Achtung: Absolvent:innen mit diesem Hintergrund kann es passieren, dass der Studienabschluss nicht überall in Europa anerkannt wird.)
- Gesundheitszeugnis sowie ein erweitertes Führungszeugnis
- Sichere Deutschkenntnisse (Für Nicht-Muttersprachler:innen eine Bescheinigung über Deutschkenntnisse mindestens auf B2-Niveau.)
Über weitere, hochschulabhängige Zulassungsvoraussetzungen, den Ablauf der Bewerbungsverfahren sowie die entsprechenden klinischen Kooperationspartner der Universitäten sollten sich Interessent:innen frühzeitig auf den entsprechenden Webseiten informieren. An vielen Universitäten ist zum Beispiel eine Bescheinigung über ein mindestens vierwöchiges fachrelevantes Praktikum vorzuweisen.
Das Gehalt
Das Gehalt bemisst sich am Tarifvertrag für Studierende in einem dualen Hebammenstudium im kommunalen öffentlichen Dienst (TVHöD). Dieser Vertrag gilt seit Januar 2022. Von Januar bis März 2022 betrug das monatliche Studienentgelt 1.490 Euro. Am 1. April 2022 gab es eine Erhöhung auf 1.515 Euro. Eine Jahressonderzahlung sowie weitere Zulagen wurden vertraglich eingeräumt.
Hebammenstudium: Der Ablauf
Das duale Studium zur Hebamme dauert sechs bis acht Semester. Es orientiert sich an einem Bachelor-Studiengang und weist einen hohen Praxisanteil auf. Das Studium ist auf Vollzeit ausgerichtet, nur an einzelnen Hochschulen gibt es die Möglichkeit, in Teilzeit zu studieren.
Um ein Studium zur Hebamme aufnehmen zu können, benötigen Interessent:innen für den praktischen Teil des Studiums einen Praxisplatz an einer Klinik mit Geburtsstation. Mit diesem Krankenhaus schließen die Studierenden einen Vertrag über die akademische Hebammenausbildung. Die Klinik unterstützt die Studierenden während der praktischen Studienphasen. Im Vertrag wird auch geregelt, dass die Studierenden während des gesamten Studiums eine Vergütung von der Klinik erhalten.
Das Studium teilt sich in mindestens 2.200 Stunden Theorie und 2.200 Stunden Praxis auf. Die Theorie- und Praxisteile des Studiums sollen möglichst eng aufeinander abgestimmt sein.
Mit dem Abschluss des Studiums erreichen Hebammen den akademischen Grad Bachelor of Science, auf den sie ein Masterstudium aufbauen können.
Hebammenstudium: Die Inhalte
Hebammen übernehmen eine wichtige Rolle für Schwangere und werdende Mütter. Sie sind Ansprechpartner:innen in einer für die Frauen oft sehr emotionalen Zeit und tragen damit viel Verantwortung. Hebammen sollten dementsprechend viel Einfühlungsvermögen haben und gern mit Menschen zusammen sein.
Das Studium vermittelt daher neben dem medizinischen Fachwissen – vom Ablauf der Schwangerschaft, der Geburt und der Stillzeit über mögliche Komplikationen und Krankheiten sowie den Umgang mit dem Neugeborenen – auch pädagogische und soziale Kenntnisse.
Zu den Inhalten der Hebammenwissenschaft zählen unter anderem:
- Naturwissenschaftliche und medizinische Grundlagen sowie die klinische Medizin inklusive Krankheitslehre
- Themen aus den Gesundheits- und Sozialwissenschaften, zum Beispiel: Aufbau und rechtliche Grundlagen des Gesundheitssystems, ethische und moralische Fragestellungen
- Vermittlung von wissenschaftlicher Kompetenz: Anwendung von evidenzbasierter Medizin und wissenschaftliches Arbeiten
Hebammenstudium: Hochschulen und Universitäten
In ganz Deutschland gibt es Hochschulen und Universitäten, die den Studiengang Hebammenwissenschaft beziehungsweise Hebammenkunde anbieten. Zu ihnen zählen die Albert-Ludwig-Universität Freiburg, die Charité in Berlin und die Katholische Stiftungshochschule München. Auch am Gesundheitscampus Göttingen, der Katholischen Hochschule Köln und an der HAW Hamburg können Interessierte das Fach studieren.