Verdienst von Hebammen
Was verdient eine Hebamme?

Hand eines Neugeborenen und eines Erwachsenen als Symbolbild für den Verdienst von Hebammen

Hebammen, die bei einer staatlichen Einrichtung angestellt sind, werden in der Regel nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD) entlohnt. © Liv Bruce / unsplash

Hebammen unterstützen Schwangere sowie junge Mütter und ihre Babys rund um die Zeit der Geburt. Doch wie viel verdient man als Hebamme?

Veröffentlicht: 14.06.2023

Von: Maresa Wolbert

Hebammen beraten Schwangere und stehen jungen Müttern und ihren Neugeborenen in den ersten Wochen nach der Geburt zur Seite. Wer Hebamme wird, verschreibt sich also einer schönen und wichtigen Aufgabe. Doch wie sieht der Verdienst einer Hebamme aus?

Das Gehalt einer Hebamme hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Angestellten- oder selbstständige Tätigkeit
  • Art der Einrichtung, in der die Hebamme angestellt ist
  • öffentliche Einrichtung: Entlohnung nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes
  • kirchliche Einrichtung: Vergütung nach Arbeitsvertragsrichtlinien
  • private Praxis: Vergütung gemäß individuellem Arbeitsvertrag
  • Berufserfahrung (bei angestellten und selbstständigen Hebammen)
  • Bundesland (bei angestellten Hebammen)


Seit der Reform der Hebammenausbildung ist für Berufsneueinsteiger:innen ein Hochschulabschluss notwendig. Zuvor reichte eine klassische, dreijährige Ausbildung mit anschließender Prüfung.

Eine Ausbildung zur Hebamme konnte noch bis Ende 2022 begonnen werden, muss allerdings bis Ende 2027 abgeschlossen sein. Hier gilt: Das durchschnittliche Ausbildungsgehalt liegt im ersten Ausbildungsjahr zwischen 950 und 1.140 Euro und erhöht sich auf bis zu 1.300 Euro im dritten Ausbildungsjahr. Die Vergütung hängt allerdings auch davon ab, in welcher Einrichtung die Ausbildung stattfindet.

Seit dem Jahr 2020 ist das duale Studium Voraussetzung für den Hebammenberuf. Seit Januar 2022 gilt ein neuer Tarifvertrag für Studierende in einem dualen Hebammenstudium im kommunalen öffentlichen Dienst (TVHöD). Das Studienentgelt betrug seit dem 1. Januar 2022 1.490 Euro pro Monat, am 1. April 2022 ist es auf 1.515 Euro erhöht worden. Auch eine Jahressonderzahlung sowie weitere Zulagen sind mögliche Vertragsbestandteile.

Mehr erfahren

Mehr zum Thema Ausbildung und Karriereaussichten für Hebammen lesen Sie in unserem Artikel „Hebamme werden: Das Hebammenstudium“. Ebenfalls interessant: „Pflegestudium: Perspektiven für Akademiker:innen in der Pflege".

Hebammen, die bei einer staatlichen Einrichtung – wie etwa einem öffentlichen Krankenhaus –angestellt sind, werden in der Regel nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD) entlohnt. Das Gehalt richtet sich nach der Qualifikation, der Berufserfahrung sowie dem Bundesland, in dem die Hebamme arbeitet. Hebammen, die in privaten Einrichtungen tätig sind, fallen nicht unter den Tarifvertrag, sodass ihr Gehalt niedriger ausfallen kann.

Hebammen, die nach TVöD entlohnt werden, werden in die Gehaltsgruppe „Pflege“ in die Entgeltgruppe 8 eingeordnet. Je größer die Berufserfahrung und je höher die Verdienststufe, desto höher ist das Einkommen. Mangels Stufe 1 beginnen Berufsanfänger:innen auf der zweiten Stufe. Das Einstiegsgehalt liegt demnach bei 3.108 Euro brutto. Nach einigen Jahren Berufserfahrung kann eine Hebamme bis zu 3.818 Euro verdienen. Ab März 2024 wird ein Gehaltsplus erwartet.

Bruttogehalt von Hebammen gemäß TVöD

Entgeltgruppe Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5 Stufe 6

P8

----

3.108 Euro

3.257 Euro

3.448 Euro

3.602 Euro

3.818 Euro

Bruttogehalt von Hebammen gemäß TVöD: Prognose

Entgeltgruppe Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5 Stufe 6

P8

----

3.490 Euro

3.647 Euro

3.849 Euro

4.011 Euro

4.239 Euro

Nichts mehr verpassen?

Legen Sie sich einen Account an, um von allen Vorteilen unter “Mein academics” zu profitieren!

Kirchliche Einrichtungen vergüten nach den Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR). Diese Richtlinien wenden die Kirchen und ihre Einrichtungen zur Vereinheitlichung ihrer Arbeitsverhältnisse an. Im AVR werden die jeweiligen Berufsgruppen in bestimmte Entgeltgruppen sowie Eingangs- und Entwicklungsstufen eingruppiert. Diese sind oft an den TVöD angelehnt. Das Gehalt von Hebammen, die in einer kirchlichen Einrichtung angestellt sind, ist also vergleichbar mit dem ihrer Kolleg:innen an einer staatlichen Einrichtung.

Die Höhe des Gehalts von Hebammen, die freiberuflich tätig sind, hängt davon ab, wie viele Frauen sie betreuen. Denn ihre Einnahmen ergeben sich aus den Sätzen der Krankenversicherung. Das bedeutet: Für jede Leistung werden feste Honorarsätze abgerechnet, die in einem Gebührenkatalog festgelegt sind.

Freiberufliche Hebammen betreuen in der Regel mehrere Schwangere und werdende Mütter parallel und können ihre Leistungen einzeln abrechnen. Die Höhe der Kosten für eine Rufbereitschaft bei Geburt werden von den Hebammen individuell festgelegt.

Der Deutsche Hebammenverband (DHV) nennt folgende Vergütungspositionen, die freiberufliche Hebammen mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechnen können (Stand Juni 2023):

  • Vorsorgeuntersuchung: 30,92 Euro
  • Hilfe bei Schwangerschaftsbeschwerden oder Wehen pro angefangene halbe Stunde: 24,83 Euro
  • Geburt im Geburtshaus: 526,38 Euro, mit Zuschlag: 655,05 Euro
  • Geburt im häuslichen Umfeld: 638,75 Euro, mit Zuschlag: 789,89 Euro
  • Aufsuchender Wochenbettbesuch: 38,46 Euro, mit Zuschlag: 46,15 Euro
  • Nicht-aufsuchende Wochenbettbetreuung, etwa in einer Hebammenpraxis: 31,25 Euro, mit Zuschlag: 37,49 Euro
  • Still- und Ernährungsschwierigkeiten des Kindes als ambulante hebammenhilfliche Leistung: 37,17 Euro, mit Zuschlag: 44,61 Euro

Die Zuschläge sind bei Arbeiten zur Nachtzeit, an Samstagen ab 12 Uhr sowie an Sonn- und gesetzlichen Feiertagen abrechenbar.

Beleghebammen sind freiberufliche Hebammen, die mit Kliniken Kooperationsverträge geschlossen haben und dort die Kreißsäle nutzen können. Auch sie rechnen ihre Leistungen mit den Krankenkassen ab. Es gibt eine Unterscheidung zwischen Dienst- und Begleit-Beleghebammen:

  • Dienst-Beleghebammen sichern als Team die hebammenhilfliche Betreuung im Kreißsaal ab.
  • Begleit-Beleghebammen bieten in der Klinik eine Geburts- und teilweise auch Wochenbettbetreuung für einzelne Frauen, die sie betreuen.

Eine Begleit-Beleghebamme verdient laut Angaben des Deutschen Hebammenverbands 195,60 Euro (1:1-Betreuung), eine Dienst-Beleghebamme 165,60 Euro (1:2 Betreuung) für eine Geburt im Krankenhaus. Gerechnet wird dies für einen Zeitraum von einer Stunde vor und drei Stunden nach der Geburt. Für den weiteren Zeitraum vor der Geburt sind 20,70 Euro für Hilfe bei Schwangerschaftsbeschwerden oder Wehen pro angefangener halber Stunde abrechenbar.

Auch bei Betreuung während der Schwangerschaft können Beleghebammen Leistungen wie Vorsorgeuntersuchungen oder Hilfe bei Schwangerschaftsbeschwerden abrechnen.

Nach der Geburt erhalten Beleghebammen 18,74 Euro für einen Wochenbettbesuch im Krankenhaus beziehungsweise 22,46 Euro mit Zuschlag an Samstagen ab 12 Uhr sowie an Sonn- und gesetzlichen Feiertagen. Die weitere Wochenbettbetreuung können sie entsprechend den Sätzen abrechnen, die für freiberufliche Hebammen gelten.

Anzeige

Bei der Betrachtung der Haftpflichtversicherung ist zwischen freiberuflichen Hebammen mit und ohne Geburtshilfe zu differenzieren:

Freiberufliche Hebammen ohne Geburtshilfe

Hebammen, die keine Geburtshilfe leisten, bieten Schwangerenvorsorge, Wochenbettbetreuung, Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse an. Nach Angaben des GKV-Spitzenverbands machen sie drei Viertel der freiberuflich tätigen Hebammen aus.

Die jährlichen Kosten ihrer Berufshaftpflichtversicherung liegen bei 575 Euro (DHV-Police 2022/23). Die Kosten dieser Versicherung sind in der Vergütung von Einzelleistungen der Hebammenhilfe abgebildet und werden darüber refinanziert. Das geht aus den Zahlen des GKV-Spitzenverbands hervor.

Freiberufliche Hebammen mit Geburtshilfe

Hebammen, die auch Geburtshilfe anbieten, zahlen weitaus mehr für ihre Berufshaftpflichtversicherung. Das liegt daran, dass die Haftungssummen bei Schadensfällen, die bei Geburten passieren, sehr hoch ausfallen können. Die Versicherungskosten einer Hebamme mit Geburtshilfe über den Gruppenhaftpflichtversicherungsvertrag des DHV für 2022/23 betrug nach Angaben des GKV-Spitzenverbands 11.508 Euro.

Freiberufliche Hebammen, die in der Geburtshilfe tätig sind, müssen diese Kosten nicht allein tragen. Seit 2015 können sie zumindest einen Teil der Haftpflichtkosten vom GKV-Spitzenverband erstattet bekommen. Dieser sogenannte Sicherungszuschlag soll die Beitragslast ausgleichen und dafür sorgen, dass Hebammen auch in Monaten mit wenigen Geburten und geringen Einnahmen ihre Versicherungsprämie begleichen können.

Um den Sicherungszuschlag zu erhalten, müssen Hebammen allerdingsverschiedene Voraussetzungen erfüllen (zum Beispiel eine geburtshilfliche Leistung pro Quartal erbringen), Anträge stellen und Nachweise erbringen. Zudem müssen sie in Vorkasse gehen.

Ein weiterer Knackpunkt: Die Höchstgrenze der Leistungspflicht des Versicherers liegt bei einer zuvor vereinbarten Versicherungssumme. Ansprüche, die darüber hinausgehen, muss die Hebamme selbst – oft persönlich und unbeschränkt – begleichen. Bei Schadensfällen, die Kosten verursachen, die über die versicherte Summe hinausgehen, droht Insolvenz der Hebamme.

Aufgrund dieser Risiken entscheiden sich viele freiberufliche Hebammen dazu, Eltern vor und nach der Geburt zu unterstützen – allerdings nicht währenddessen.

Das mittlere Entgelt (Median) im Beruf Hebamme beträgt in Deutschland 3.869 Euro brutto monatlich. Das geht aus dem Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit hervor.

Die Hälfte aller in Deutschland arbeitenden Hebammen verdient demnach zwischen 3.357 und 4.432 Euro pro Monat. Das Gehalt steigt mit der Berufserfahrung. Bei den unter 25-Jährigen lag das mittlere Entgelt bei 3.637 Euro, Hebammen zwischen 25 und 54 Jahren verdienten 3.847 Euro im Median monatlich.

Aufgrund der lückenhaften Datenlage lässt sich aus dem Entgeltatlas kein Bundesländervergleich erstellen. Lediglich für Nordrhein-Westfalen konnten aussagekräftige Zahlen herangezogen werden: Das dortige Durchschnittsgehalt für Hebammen liegt bei 3.897 Euro, das Mindestgehalt bei 3.378 Euro und das maximale Gehalt bei 4.444 Euro. Insgesamt sind demnach in Nordrhein-Westfalen 758 Hebammen tätig, in ganz Deutschland sind es 3.043.

Artikel teilen