Psychologie: Berufe und Perspektiven
Was macht ein Psychologe? Über die Karriereperspektiven mit Psychologiestudium

Eine Psychologin mit Klemmbrett sitzt auf einem Stuhl

Die Berufsperspektiven für Psychologieabsolvent:innen sind vielfältig © OKrasyuk / iStock.com

Ob klinischer Psychologe, Wirtschaftspsychologin, Psychotherapeut oder Psychiater: Hier erfahren Sie, welche Karrierewege Sie mit einem Psychologiestudium einschlagen können – und wie die beruflichen Perspektiven jeweils aussehen.

Veröffentlicht: 05.05.2024

Von: Juliana Wekel

Psychologinnen und Psychologen beschäftigen sich mit dem menschlichen Verhalten. Viele denken bei dem Studienfach sofort an den Beruf des Psychotherapeuten oder der Psychotherapeutin, also an jemanden, der psychische Krankheiten diagnostiziert und behandelt. 

Warum verhält sich ein Mensch so, wie er sich verhält? Wie agiert er oder sie in einer Gruppe? Wie wirkt er oder sie auf die Umwelt – und wie beeinflusst die Umwelt ihn oder sie? Warum ist der eine Mensch verschlossener oder intelligenter als der andere?

Das ist allerdings nur einer von vielen möglichen Berufen, die Absolvent:innen ergreifen können: Psycholog:innen sind auf dem Arbeitsmarkt auch außerhalb der Kliniken und Praxen äußerst begehrt. Von Personalmanagement über Coachings bis hin zu intuitivem Websitedesign oder auch der Gestaltung des öffentlichen Raums gibt es überall Jobs, in denen psychologisches Know-how gefragt ist. Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie unterscheidet dabei mehrere Grundlagenfächer:

  • Allgemeine Psychologie
  • Sozialpsychologie:
  • Differentielle und Persönlichkeitspsychologie
  • Entwicklungspsychologie
  • Biologische Psychologie und Neuropsychologie
  • Geschichte der Psychologie.


Wichtig ist zunächst, drei Bezeichnungen voneinander abzugrenzen. Denn ein Psychologe, ein Psychotherapeut und ein Psychiater sind nicht austauschbar, weder als Begriff noch als Beruf. 

Ein Psychologe oder eine Psychologin ist jeder, der ein Studium der Psychologie absolviert hat. Psycholog:innen können schon mit ihrem Master verschiedene Berufe ergreifen (dazu unten mehr), aber eins können und dürfen sie nicht: Patient:innen behandeln.

Um Patient:innen behandeln zu dürfen, muss man nämlich Psychotherapeut:in sein. Dieser Begriff ist gesetzlich geschützt: Nur diejenigen, die eine psychotherapeutische Ausbildung durchlaufen und eine staatliche Zulassung (Approbation) erlangt haben, dürfen sich so nennen. Früher war dazu eine mehrjährige Ausbildung nach Abschluss des Studiums notwendig. Seit Herbst 2020 ist die Ausbildung zum Psychotherapeuten leichter geworden: Universitäten dürfen seitdem einen speziellen Master „Psychotherapie“ anbieten, der mit der Approbation abschließt.

Psychiater:innen hingegen sind „Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie“, also Absolvent:innen des Medizinstudiums mit entsprechender Fachausbildung. Sie sind deswegen auch dazu berechtigt, Medikamente wie zum Beispiel Antidepressiva zu verschreiben.

Im Studium liefert der Bachelor einen Überblick über die verschiedenen Gebiete und Methoden der Psychologie. Dazu gehört neben dem Wissen über psychologische Erkrankungen zum Beispiel auch Statistik. Die Spezialisierung erfolgt in der Regel im Master. Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie unterscheidet unter anderem folgende Fachgruppen: 

  • Klinische Psychologie und Psychotherapie
  • Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie
  • Medienpsychologie
  • Pädagogische Psychologie
  • Rechtspsychologie
  • Gesundheitspsychologie
  • Umweltpsychologie
  • Sportpsychologie
  • Verkehrspsychologie

Im Folgenden gibt es ein paar Beispiele für die Berufsfelder und Tätigkeiten einiger Fachrichtungen. Die Übergänge sind manchmal fließend, sodass niemand mit der Wahl einer Spezialisierung sofort auf ein bestimmtes Berufsfeld festgelegt ist. 

Die klinische Psychologie ist das Feld, an das die meisten Menschen denken, wenn sie das Wort „Psychologie“ hören. Hier geht es darum, psychische Erkrankungen zu diagnostizieren und zu behandeln. Auch angehende Psychotherapeut:innen (siehe oben) legen ihren Schwerpunkt auf die klinische Psychologie.

Dabei sind nicht nur die rein psychischen Erkrankungen wichtig, sondern auch die psychischen Belastungen, die eine schwere körperliche Erkrankung mit sich bringt. So begleiten zum Beispiel Psychoonkolog:innen Krebskranke durch ihre Behandlung. Gerontopsycholog:innen beschäftigen sich speziell mit den psychischen Herausforderungen, die das Älterwerden an die Menschen stellt. 

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Das Berufsfeld der Wirtschaftspsychologie ist schon für sich genommen sehr vielfältig. Ein wichtiger Tätigkeitsbereich für Psychologen und Psychologinnen in der Wirtschaft ist das Personalwesen, zum Beispiel Recruitment neuer Mitarbeitender oder die Entwicklung der Auswahlverfahren. Psycholog:innen können aber auch andere Prozesse unterstützen, zum Beispiel die internen Abläufe eines Unternehmens oder den Arbeitsschutz. Mit Kenntnissen in Statistik und Datenanalyse können Psychologen und Psychologinnen außerdem in der Produktentwicklung oder im Marketing tätig werden. 

Wirtschaftspsycholog:innen können in einem Unternehmen angestellt sein oder auch selbstständig tätig, zum Beispiel, indem sie Coachings oder externe Unternehmensberatungen anbieten. Die Berufsaussichten sind in diesem Fachgebiet besonders gut, zumal mit Blick auf (menschliches) Verhalten aktuell vieles im Umbruch ist in der Wirtschaft – zum Beispiel der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz/Big Data oder die Work-Life-Balance in Zeiten der Digitalisierung. 

Medienpsychologen und -psychologinnen beschäftigen sich damit, wie Menschen Medien nutzen: klassische Medien wie Radio, Fernsehen oder Zeitung, aber auch Social Media. Damit ist natürlich auch für Medienpsycholog:innen eine Tätigkeit in der Wirtschaft interessant, um Unternehmen bei ihrer eigenen Medienproduktion zu beraten und auf die zielgruppenorientierte Gestaltung zu achten.

Auch im Bereich des IT-Consultings sind Psycholog:innen begehrt, zum Beispiel, wenn es darum geht, eine möglichst intuitive Bedienungsoberfläche und eine gute „User Experience“ für ein neues Programm, eine Website oder eine App zu gestalten. Alternativ kann für dieses Berufsfeld auch eine Spezialisierung im Bereich Ingenieurpsychologie gewählt werden, die sich mit der Schnittstelle zwischen Mensch und Technik beschäftigt.

Dieser interdisziplinäre Bereich untersucht, wie Umweltfaktoren wie Natur, Architektur, Lärm, Verkehr oder auch soziale Strukturen unsere Wahrnehmung und unser Handeln beeinflussen. Ziel ist es, die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt besser zu verstehen und Lösungen für Umweltprobleme zu entwickeln, die möglichst in Einklang mit der Natur die psychische Gesundheit von Mensch fördern. Umweltpsycholog:innen sind häufig in der Forschung tätig, aber auch im öffentlichen Dienst, beispielsweise der Stadtplanung, bieten sich gute Karrierechancen.

Die Gesundheitspsychologie ist ein ebenfalls interdisziplinäres Fachgebiet, das sich mit den Wechselwirkungen zwischen psychischen Prozessen und Gesundheit befasst. Sie untersucht, wie individuelles Verhalten, Emotionen, Gedanken und das soziale Umfeld die Gesundheit beeinflussen können. Dabei spielen Themen wie Stressbewältigung, Krankheitsprävention, Gesundheitsförderung und Krankheitsbewältigung eine zentrale Rolle. Durch die Anwendung psychologischer Prinzipien und Interventionen zielt die Gesundheitspsychologie darauf ab, das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Menschen zu verbessern und Erkrankungen wie beispielsweise Burnout oder Boreout vorzubeugen.

Sportpsycholog:innen beschäftigen sich mit dem Zusammenspiel von Körper und Geist beim Sport. Sie untersuchen, wie psychologische Faktoren wie Motivation, Konzentration, Selbstvertrauen und Stressbewältigung die sportliche Leistung beeinflussen. Sie erforschen zudem die psychologischen Aspekte des Trainings, der Wettkampfvorbereitung, der Rehabilitation nach Verletzungen oder – vor allem auch bei Mannschaftssportarten – der Teamdynamik. Das Hauptziel der Sportpsychologie ist es, Leistungssportler:innen auch durch mentales Training dabei zu unterstützen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen, dem starken Leistungsdruck standzuhalten, Niederlagen zu verarbeiten und ihr allgemeines Wohlbefinden zu fördern.

Die pädagogische Psychologie konzentriert sich auf das Verhalten speziell in der Erziehung und Bildung. Dabei geht es nicht nur um standardisierte Tests wie PISA, sondern auch darum, wie Menschen außerhalb der Institutionen neue Dinge lernen. 

Absolvent:innen mit diesem Schwerpunkt können zum Beispiel in der psychosozialen Beratung (PSB) tätig werden. Mögliche Arbeitgeber sind unter anderem Schulen, wo Psycholog:innen die Eltern, Schüler:innen und Lehrkräfte bei Problemen wie Prüfungsangst oder Mobbing unterstützen. 

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Die Rechtspsychologie befasst sich mit Fragen des menschlichen Verhaltens im Rechtswesen. Es gibt einerseits die forensische Psychologie, die in Gerichtsverfahren zum Einsatz kommt, zum Beispiel, um die Glaubhaftigkeit oder Schuldfähigkeit einzelner Personen zu beurteilen. 

Andererseits gibt es die Kriminalpsychologie, die sich unter anderem damit beschäftigt, Kriminalität zu verstehen und zu verhindern. Absolventen und Absolventinnen können zum Beispiel bei Gerichten, im Strafvollzug oder bei der Polizei arbeiten. 

Die Verkehrspsychologie untersucht das Verhalten von Menschen im Straßenverkehr und die psychologischen Faktoren, die dabei eine Rolle spielen. Dazu gehören Aspekte wie Fahrentscheidungen, Risikobereitschaft, Aufmerksamkeit, Aggression sowie die Wahrnehmung und Bewertung von Verkehrssituationen.

Ziel der Verkehrspsychologie ist es, die Ursachen des Verkehrsverhaltens besser zu verstehen und Maßnahmen zur Förderung der Verkehrssicherheit zu entwickeln. Dazu gehören beispielsweise die Gestaltung von Verkehrszeichen, die Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen, die Förderung sicherheitsrelevanter Verhaltensweisen durch Aufklärung und Training oder auch die Gestaltung des öffentlichen Raums in Bezug auf den Verkehr. Gerade im Zuge der Mobilitätswende sind Verkehrspsycholog:innen gefragte Expert:innen im öffentlichen Dienst. 

Abgesehen von den Jobs in der freien Wirtschaft gibt es selbstverständlich auch für Psycholog:innen die Möglichkeit, sich der Forschung zu widmen und an Universitäten oder anderen Forschungseinrichtungen an verbesserten, differenzierteren Diagnosen für psychische Erkrankungen zu arbeiten – oder in einem der anderen Fachgebiete. 

Der Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit benennt das Durchschnittsgehalt von Psychologen und Psychologinnen mit 56.880 Euro brutto pro Jahr (Medianwert). Je nach Spezialisierung und Berufsfeld kann das Gehalt für Psychologen und Psychologinnen aber stark schwanken.

Wer im öffentlichen Dienst unterkommt, zum Beispiel in einem Gesundheits-, Jugend- oder Landeskriminalamt, arbeitet, wird nach Tarif bezahlt.

Wirtschaftspsycholog:innen können zum Beispiel relativ viel Geld verdienen, wenn sie in lukrativen Unternehmen arbeiten oder als selbstständige Berater Erfolg haben. Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass Psychologen und Psychologinnen auf dem Arbeitsmarkt gute Chancen haben, eben weil sie überall gebraucht werden.

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