Soziologie Berufe
Nach dem Soziologiestudium: Was macht ein Soziologe oder eine Soziologin?

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Soziolog:innen haben kein fest definiertes Einsatzgebiet. Doch wer seine Fähigkeiten kennt, dem eröffnen sich am Arbeitsmarkt vielfältige Chancen.
Aktualisiert: 11.03.2025
Soziologiestudium – und dann? Berufe und Arbeitsfelder
Soziologen und Soziologinnen fahren Taxi – so lautet ein weit verbreitetes Vorurteil. Tatsächlich aber steht Absolvent:innen dieser Fachrichtung ein weit gefächertes Berufsfeld offen, das jedoch nicht klar umrissen oder abgegrenzt ist. Laut dem Institut für Soziologie der TU Chemnitz sind mögliche Berufsfelder für Soziolog:innen
- Tätigkeiten an der Hochschule
- Wissenschaftliche Forschung in öffentlichen und privaten Einrichtungen
- Kommerzielle Markt- und Meinungsforschung
- Personalwesen, Ausbildung und Weiterbildung, Betriebsdatenerfassung, Marketing u.a.m. in großen Unternehmen
- Bildung, Ausbildung, Weiterbildung sowie Arbeitsförderung in öffentlichen Einrichtungen und zunehmend auch bei kommerziellen Anbietern
- Journalismus, Medien, Unternehmenskommunikation
- Sozialwissenschaftliche Forschung, Beratung und Strategieentwicklung bei großen Verbänden, in der Politik und bei Bundes-, Landes- und z.T. auch kommunalen Behörden
- Freiberufliche Beratung, Training und Bildung/Weiterbildung
Wie die Bundesagentur für Arbeit im Arbeitsmarktbericht Gesellschaftswissenschaften 2024 aufzeigt, waren laut Mikrozensus im Jahr 2023 circa 102.000 Personen mit einem sozialwissenschaftlichen Studienabschluss in Deutschland erwerbstätig. Lediglich rund 8.000 (7,8 Prozent) hiervon arbeiteten allerdings als Sozialwissenschaftler:in im engeren Sinne, zum Beispiel in der Forschung oder Lehre.
Eine Erhebung aus Österreich aus dem Jahr 2019 hat festgestellt, wo Soziolog:innen mit Bachelorabschluss drei Jahre nach Beendigung ihres Studiums wirklich untergekommen sind. Das Ergebnis:
- Öffentliche Verwaltung (Justiz, Ministerien, etc.): 16 Prozent
- Sozialwesen: 9 Prozent
- Werbung und Marktforschung: 8 Prozent
- Unternehmensführung und -beratung: 5 Prozent
- Interessensvertretungen und Vereine: 5 Prozent
Die übrigen 57 Prozent verteilen sich auf andere Berufsfelder oder haben keine Anstellung gefunden. Aus Deutschland liegen nur ältere Erhebungen zu diesem Thema vor.
Berufe für Soziolog:innen in der Wissenschaft
Einige Soziologen und Soziologinnen bleiben der wissenschaftlichen Forschung auch nach ihrem Abschluss treu. In erster Linie analysieren sie das soziale Verhalten von Menschen unter Berücksichtigung der Voraussetzungen, der Abläufe und Folgen des Zusammenlebens.
Arbeitsplätze finden Soziolog:innen als wissenschaftlich Mitarbeitende oder Professor:in an Forschungseinrichtungen und an Hochschulen, wo die Lehre ebenfalls zu ihren Aufgaben zählt. Für eigenständige wissenschaftliche Tätigkeiten ist ein Masterstudium und in der Regel auch eine Promotion obligatorisch.
Berufe für Soziolog:innen im öffentlichen Dienst
Auch der öffentliche Dienst hält zahlreiche Institutionen und Tätigkeiten bereit, die von Soziologinnen und Soziologen ausgeführt werden können. In der öffentlichen Verwaltung kommen sie auf Bund-, Länder- und Gemeindeebene beispielsweise bei Institutionen der Sozialversicherung und anderen öffentlich-rechtlichen Anstalten und Körperschaften zum Einsatz.
Im Sozialwesen, wie bei Sozial- und Jugendämtern, finden sich ebenfalls zahlreiche Stellen. Der Bildungs- und Kulturbereich freut sich über Soziolog:innen und auch die Bereiche der öffentlichen Arbeitssicherheit, Gesundheitsberichterstattung, Stadtentwicklung und Regionalplanung sind potenzielle Arbeitgeber.
Und nicht zuletzt sind Soziologen und Soziologinnen aufgrund ihrer Kenntnisse über soziale Phänomene und Hintergründe bei der Polizei und anderen Behörden gern gesehen, die sich mit Kriminalität beschäftigen.
Generell sind Soziolog:innen auch für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation gut gewappnet.
Berufe für Soziolog:innen in der Wirtschaft
In der freien Wirtschaft stehen Soziologinnen und Soziologen zahlreiche Berufe in verschiedenen Branchen offen. Zu den beliebtesten gehören:
- Markt- und Meinungsforschung: Beratung, Expertise, Feldarbeit, Auswertung und Analysen
- Personalmanagement: Akquise, Entwicklung und Weiterbildung, Arbeitsorganisation, Konzeptentwicklung, Beratung
- Projektmanagement: Operative Planung, Durchführung, Steuerung und Realisierung von Projekten
- Consulting: Arbeitsplatzgestaltung und -organisation, Unternehmenskultur, strategische Kommunikation
- Marketing: Kunden-, Markt- und Wettbewerbsanalyse, Produktmanagement
- Journalismus: Redaktions- und Recherchearbeit, Zielgruppenanalyse
- Öffentlichkeitsarbeit: PR, Kommunikation, Organisation, Beratung, Pressearbeit
- Gesundheitswesen: Datenauswertung, Beratung, Organisation, Betreuung, Verwaltung und Qualitätsmanagement bei Krankenkassen oder privaten Krankenhäusern
- Selbstständige Beratung oder Coachings
Berufe bei gemeinnützigen Organisationen
Nicht zuletzt finden Soziologinnen und Soziologen vergleichsweise oft Jobs bei Verbänden, Vereinen, NGOs, Kirchen, Stiftungen oder Parteien. Dort sind sie beispielsweise für die Beratung und Betreuung, Projektplanung und Verwaltungstätigkeiten zuständig oder helfen bei der Organisation und Durchführung von Seminaren, Kursen und Veranstaltungen.
Soziologie: Berufsaussichten und Gehalt
Der Arbeitsmarkt für Soziolog:innen zeigte sich in den vergangenen Jahren stabil: Bezogen auf alle Erwerbspersonen mit einem Hochschulabschluss im Fachbereich Soziologie belief sich die studienfachspezifische Arbeitslosenquote laut Mikrozensus im Jahr 2023 auf niedrige 2,9 Prozent. Demnach gab es knapp 1.000 Arbeitslose, die eine Tätigkeit als Soziolog:in, Gender- oder Sozialwissenschaftler:in anstrebten. Weitere 2.000 arbeitslose Soziologieabsolvent:innen suchten vorrangig nach alternativen Jobs, beispielsweise im Personalwesen, der Sozialpädagogik oder Lehrtätigkeiten.
Laut dem Berufsverband Deutscher Soziologinnen und Soziologen e.V. sind die Jobaussichten für Soziolog:innen auch im Vergleich zu anderen Berufen gut. Immer weniger Absolvent:innen würden auf immer mehr freie Stellen treffen. Dieses an sich positive Bild sei aber durchaus abhängig von den individuellen Präferenzen während des Studiums und auch von der Frage, welche Pflichtpraktika durchgeführt wurden. Auch sei es von Vorteil, wenn die Bachelor- oder Masterarbeit empirisch und/oder in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen oder einer anderen Organisation erarbeitet wurde. Jobs an der Universität seien hingegen immer noch relativ prekär.
Gehalt von Soziologen und Soziologinnen
Laut Destatis verdienten Soziolog:innen 2023 im Mittel 56.913 Euro brutto im Jahr (inkl. Sonderzahlungen). Im öffentlichen Dienst beschäftigte Soziologen und Soziologinnen werden nach Tarif bezahlt. Mehr zum Gehalt von Soziolog:innen lesen Sie im Artikel „Was verdienen Soziolog:innen?“.
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Was ist Soziologie?
Die Soziologie beschäftigt sich mit der Entstehung und Entwicklung sozialer Phänomene in unserer Gesellschaft und hat zum Ziel, gesellschaftlicher Prozesse zu deuten und zu erklären. Darunter fallen alle Begebenheiten, die mit dem Zusammenleben oder auch Zusammenarbeiten von Gruppen zu tun haben – das können zwei Personen sein oder die ganze Weltgesellschaft. Ein weiterer Schwerpunkt der Soziologie ist die Erforschung sozialer Gebilde wie Familien oder Erwerbssysteme, sogenannter Institutionen, die über Normen, Werte und Sanktionen Regelmäßigkeiten des Handelns erzeugen.
Es handelt sich gleichermaßen um eine von verschiedenen Theorien geleitete wie auch empirisch forschende Wissenschaft, die sich in zahlreiche Untersuchungs- und Praxisfelder aufteilen. Einige der wesentlichen Bereiche der Soziologie:
- Arbeitssoziologie
- Familiensoziologie
- Politische Soziologie
- Wirtschaftssoziologie
- Kriminalsoziologie
- Kultursoziologie
- Organisationssoziologie
- Sozialstrukturanaylse
- Empirische Soziologie
Nicht zu verwechseln ist das Studienfach Soziologie mit dem Fach Sozialwissenschaften, das an verschiedenen Hochschulen angeboten wird. Bei Letzterem handelt es sich um einen Oberbegriff, der unterschiedliche geisteswissenschaftliche Fachrichtungen vereint – eine davon kann Soziologie sein.
Andere sozialwissenschaftliche Disziplinen sind beispielsweise Politikwissenschaften (Politologie), Kulturwissenschaften, Kommunikationswissenschaften und auch Wirtschaftswissenschaften. Studiengänge der Sozialen Arbeit oder der Sozialpädagogik widmen sich hingegen vornehmlich der Lösung sozialer Probleme.