Kulturberufe
Kulturpädagogen und Kulturmanagement: Arbeitsfelder und Perspektiven

Ein Kulturpädagoge erklärt die Kunst in einem Museum

Kulturpädagog:innen können vielfältige Aufgaben im Kulturbereich übernehmen. © South_agency / iStock

Ob Musik, Kunst, Theater oder Museum: Kulturpädagoginnen und Kulturpädagogen steht ein weites Berufsfeld offen. Es warten zahlreiche Management- und Vermittlungsaufgaben in der Kultur-, Medien- und Bildungslandschaft.

Veröffentlicht: 06.12.2023

Von: Florian Heil

Die Kulturpädagogik vereint verschiedene Erscheinungsformen und Aspekte der Vermittlung kultureller Bildung. Sie umfasst den großen Rahmen für alle möglichen Vermittlungsanlässe in Schulen, an Kulturinstitutionen und -vereinen sowie vielen weiteren Einrichtungen. Der Mensch soll im Mittelpunkt stehen und auf unterschiedlichste Weise mit Kultur in Verbindung gebracht werden.

Kulturpädagogik ist laut Prof. Dr. Frank Jebe, Professor für Kunst- und Kulturvermittlung an der Hochschule Niederrhein, der traditionelle Begriff, der die Selbstbildung noch stärker akzentuiert und sich vornehmlich außerschulisch versteht. Heutzutage wird auch von Kulturvermittlung oder kultureller Bildung gesprochen, die gerade durch den Wandel hin zur Ganztagsbetreuung an Schulen stärker in ebendiesen stattfindet.

Das Kulturmanagement grenzt sich von der Kulturpädagogik bzw. Kulturvermittlung ab, da es in diesem Bereich eher um Aufgaben des Marketings, betriebswirtschaftliche und rechtliche Fragen innerhalb kultureller Organisationen oder um Veranstaltungsmanagement geht. Neben der Finanzierung von Projekten stehen in diesem Feld die Förderung, Pflege, Präsentation und Verbreitung sowie Verwaltung von Kultur und ihren Einrichtungen im Vordergrund.

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Kulturpädagog:innen steht ein weites Berufsfeld zur Auswahl. Zu den häufigsten Aufgaben und Tätigkeiten gehören:

  • Theaterpädagog:innen: Sie bieten Workshops und Führungen in Theatern an, bereiten Besucher:innen auf das Programm vor und diskutieren mit ihnen über die Vorstellungen.
  • Museumspädagog:innen: Sie erarbeiten museumspädagogische Konzepte, betreuen Ateliers und vermitteln Schulklassen benötigtes Wissen für die Ausstellungen.
  • Kunstpädagog:innen: Sie schaffen Verständnis für künstlerische Themen und unterstützen Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Museen oder Galerien dabei, sich künstlerisch zu entfalten. Auch im Bereich Streetart sind Kunstpädagog:innen gefragt.
  • Tanzpädagog:innen: Sie vermitteln künstlerische Körperbildung und begleiten Interessierte bei den Übungen. Sie fahren beispielsweise auch in Schulen, um Kindern dort auf spielerisch-tänzerische Weise zu einer neuen Wahrnehmung ihrer Umgebung verhelfen.
  • Musikpädagog:innen: Sie erteilen Musikunterricht an verschiedenen Einrichtungen wie Schulen, Musikschulen, Kitas und anderen Einrichtungen für Jugend- und Erwachsenenbildung.
  • Medienpädagog:innen: In den großen Bereich der Medienbildung fallen alle Aspekte von Film, Fotografie und Literatur, auch moderne Elemente wie Podcasts und Poetry Slams. Medienpädagog:innen leiten kulturinteressierte Erwachsene und Kinder an.

Oft überschneiden sich die Arbeitsbereiche. So ist beispielsweise in Jugendclubhäusern oder an Jugendkunstschulen mit Einrichtungen wie Tonstudios, Kunstwerkstätten oder Medienwerkstätten die Vermittlung ganz verschiedener Künste gefragt.

Quereinstiege in das Lehramt, beispielsweise als Musik- oder Kunstlehrer, sind in Einzelfällen ebenfalls möglich, da der Bedarf derzeit in diesen Fächern hoch ist. Allerdings sind Kulturpädagog:innen beispielsweise in Kunstgeschichte nur rudimentär ausgebildet, sodass die Anforderungen nicht immer erfüllt werden können und zusätzlich erworben werden müssen.

Kulturmanager:innen verantworten beispielsweise kommunale Kulturaktivitäten, sowohl inhaltlich als auch finanziell. Dazu zählen etwa Stadtführungen und Ausstellungen oder Konzerte und Festivals. Auch Beschäftigungen im Veranstaltungsmanagement, beispielsweise bei Reise- und Konzertanbietern oder Stiftungen, zählen zu den gängigen Berufsbildern. Kulturmanager:innen sind zudem prädestiniert für Leitungsaufgaben in kulturellen Einrichtungen, wo sie beispielsweise das Fördermittelmanagement verantworten.

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Mögliche Arbeitgeber im Bereich der Kulturpädagogik und des Kulturmanagements finden sich in diversen Bereichen, sowohl im öffentlichen Dienst als auch in der Privatwirtschaft. Ob pädagogische Einrichtungen, Kultureinrichtungen, Wirtschaftsunternehmen, NGOs und NPOs oder die Wissenschaft – die Bandbreite ist riesig. Ein Teil der Absolvent:innen macht sich auch selbstständig oder arbeitet freiberuflich in beratender Tätigkeit. Dieses Cultural Entrepreneurship ist laut Jebe im Kommen.

Als Arbeitgeber infrage kommen beispielsweise Museen, Theater, Musikschulen, Tanzhäuser, Orchesterbüros in Landesmusikverbänden, Kulturvereine, Kulturbüros und Kulturämter, Bibliotheken, Bildungsstiftungen, Jugendfreizeiteinrichtungen, soziokulturelle Zentren, Jugendkunstschulen, Bürger:innenhäuser oder Hochschulen.

Verschiedene Studiengänge auf Bachelor- oder Masterniveau bereiten angehende Fachkräfte ideal vor, um in den Bereichen Kulturpädagogik, Kulturvermittlung kulturelle Bildung oder Kulturmanagement zu arbeiten. Sie bilden in der Regel Generalist:innen aus, die sich im Laufe ihres Studienganges spezialisieren oder bestimmte Kenntnisse bereits mitbringen.

Während der Studiengang Kulturmanagement, oft in Verbindung mit Kunstwissenschaften, von vielen Hochschulen in Deutschland angeboten wird, ist der Masterstudiengang „Kulturpädagogik & Kulturmanagement in seiner Art hierzulande einmalig: Neben einem vertieften Einblick in die Kulturpädagogik als Teildisziplin der Erziehungswissenschaft, rechtlichen Grundlagen sowie der Anwendung von Marketinginstrumenten vermittelt der Studiengang Handlungswissen auf praxisnahe Art, beispielsweise in Form der Konzeption und Umsetzung eigener Kulturprojekte.

Auch Bachelorstudiengänge wie Kulturwissenschaftenkönnen gut auf den späteren Job in diesem Segment vorbereiten. Zudem sind Quereinstiege über andere Studiengänge möglich, trotz der Besonderheiten des Kulturmanagements könnten sich beispielsweise BWLer gut in das Thema einarbeiten.

Das Jobangebot ist groß: Absolvent:innen können unter vielfältigen Management- und Vermittlungsaufgaben in der Kultur-, Medien- und Bildungslandschaft wählen. Nicht nur deshalb sind die Berufsperspektiven im Jahr 2024 und in der mittelbaren Zukunft laut Jebe glänzend: Aufgrund des demografischen Wandels werden in den kommenden Jahren viele Stellen in Kultureinrichtungen neu besetzt, gut ausgebildete Fachkräfte im Bereich Kulturpädagogik und Kulturmanagement würden kaum Schwierigkeiten haben, einen sie ausfüllenden Job zu finden. Auf der anderen Seite würde gerade im Kulturbereich derzeit und wohl auch in Zukunft massiv gespart, sodass die eine oder andere Stelle mutmaßlich nicht neu besetzt werden wird.

Wer allerdings auf hohe Gehälter hofft, muss gegebenenfalls länger suchen: Das Mediangehalt für Kulturpädagog:innen liegt laut dem Entgeltatlas der Arbeitsagentur bei lediglich 41.450 Euro brutto im Jahr, im Bereich des Kulturmanagements verdienen Beschäftigte immerhin knapp 52.700 Euro jährlich. Laut Jebe liegen die Einstiegsgehälter in kleinen Kulturvereinen teilweise nur bei 23.000 Euro im Jahr, mit durchschnittlicher Berufserfahrung lassen sich in Stiftungen allerdings rund 65.000 Euro brutto jährlich verdienen. Im öffentlichen Dienst werden Absolvent:innen in der Regel je nach Aufgabe und Position in die Entgeltgruppen E10 bis E13 oder vergleichbar eingeordnet.

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