Arbeiten bei einer NGO
Jobs bei Nichtregierungsorganisationen: Voraussetzungen, Gehälter und Perspektiven

NGO - Globus

Alle wichtigen Informationen über Einstiegsmöglichkeiten und Arbeitgeber einer NGO © Chuttersnap / unsplash.com

Die Welt ein bisschen besser machen: Eine Tätigkeit bei einer NGO ist sinnstiftend. Wer sind mögliche Arbeitgeber, was sind die Voraussetzungen und wie sehen die Gehälter aus?

Veröffentlicht: 10.04.2023

Von: Maike Schade

Eine NGO (auf deutsch: NRO) ist eine Organisation, die von staatlichen Geldern und Weisungen unabhängig ist und sich ohne Profitabsicht für soziale, umweltrelevante oder gesellschaftspolitische Ziele einsetzt – beispielsweise im Umwelt- oder Denkmalschutz, für Menschenrechte und in der Armutsbekämpfung, in Kunst und Kultur, der Katastrophenhilfe oder der Jugend- und Altenhilfe. Häufig sind NGOs als Stiftung, gemeinnütziger Verein oder gemeinnützige GmbH (gGmbH) organisiert. 

NGOs/NROs bilden neben den staatlichen Institutionen, in erster Linie dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie dessen Durchführungs- und Mittlerorganisationen, die zweite wichtige Säule in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (früher: Entwicklungshilfe). Auch Kirchen und politische Stiftungen engagieren sich dort. 

Es gibt weltweit unzählige Non-Governmental Organizations. Allein in Deutschland wurden laut Statista im Jahr 2019 mehr als 23.000 Stiftungen gezählt. Dazu kommen zahlreiche Vereine und auch GmbHs, die gemeinnützige Zwecke verfolgen. Viele größere NGOs sind global tätig, zu den wichtigsten zählen beispielsweise

  • Ärzte ohne Grenzen
  • Brot für die Welt
  • WWF
  • Greenpeace
  • Amnesty International
  • Human Rights Watch
  • Terre des Hommes

In Deutschland sind NROs wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Kindernothilfe, die Deutsche Umwelthilfe oder auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) bekannt und einflussreich.

Da NGOs in nahezu allen Ländern und Themenfeldern tätig sind, ist das Spektrum an möglichen Jobs enorm groß. Je nach Ausrichtung des Interessenverbandes werden Umweltexpert:innen, Naturwissenschaftler:innen, medizinisches Personal, Pädagog:innen, Soziolog:innen oder Ingenieur:innen benötigt, die häufig projektbezogen für einen befristeten Zeitraum eingesetzt werden. Auch Techniker:innen und Handwerker:innen sind gefragt. Zudem hat jede größere NGO unter anderem Bedarf an 

  • IT-Spezialist:innen 
  • Jurist:innen
  • Wirtschaftswissenschaftler:innen 
  • Verwaltungsfachleuten
  • professionellen Fundraisern
  • Sprachwissenschaftler:innen und Übersetzer:innen 
  • Journalist:innen und Medienexpert:inneen (für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)

Diese Berufsgruppen sind häufig dauerhaft in der Zentrale oder den Niederlassungen beschäftigt.

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Anspruchsvolle Jobs in der kulturellen oder wirtschaftlichen Zusammenarbeit bieten zudem die sogenannten Mittlerorgansationen (englisch: quasi-autonomous non-governmental organization, kurz „Quango“). Sie werden vom Staat unterstützt und handeln in seinem Auftrag. Beispiele dafür sind

  • das Goethe-Institut
  • der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD)
  • das Alexander-von-Humboldt-Institut oder auch
  • das Institut für Auslandsbeziehungen.

Eine weitere Möglichkeit, sich in Schwellen- oder Entwicklungsländern zu engagieren, ist eine Tätigkeit im Rahmen der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit, etwa im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) und seinen Durchführungsorganisationen. Mehr zum Thema Arbeiten in der Entwicklungshilfe lesen Sie in diesem academics-Ratgeber.

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Vor allem gut ausgebildeten Akademiker:innen bieten Non-Profit-Organisationen grundsätzlich gute Einstiegsmöglichkeiten, auch im Quereinstieg. Zudem gibt es auch Promotionsstellen für Doktorand:innen und Jobs für Postdocs. Doch Stellen bei NGOs sind sehr gefragt, die Zahl der Bewerber:innen dementsprechend häufig hoch

Wer eine Tätigkeit bei einer Nichtregierungsorganisation anstrebt, hat größere Chancen, wenn er sich beispielsweise schon mehrere Jahre ehrenamtlich in diesem Bereich engagiert hat. Für den Auslandseinsatz sind zudem gute Sprachkenntnisse (idealerweise in der jeweiligen Verkehrssprache), eine hohe Belastbarkeit, Flexibilität, ein hervorragendes Kommunikations- und soziales Einfühlungsvermögen sowie das Interesse an den kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten vor Ort meist Voraussetzung. Grundsätzlich sind die Anforderungen an die Qualifikation in diesem komplexen Arbeitsfeld sehr hoch.

Ein Job bei einer NGO ist zumeist fordernd, dabei aber abwechslungsreich und sehr sinnstiftend. Lukrativ ist er nicht: Da diese gemeinnützigen Nichtregierungsorganisationen keinen Profit erwirtschaften dürfen, fallen die Gehälter niedriger aus als in der gewinnorientierten freien Wirtschaft

So zahlt Ärzte ohne Grenzen einem Arzt oder einer Ärztin in einem Projekt im ersten Jahr ein monatliches Bruttogehalt von 2.080 Euro (Stand: April 2023); im zweiten Jahr wird das Gehalt „entsprechend der Funktion angepasst und relevante berufliche Vorerfahrung prozentual angerechnet“. Deutlich mehr – und doch weniger als viele Geschäftsführer vergleichbar großer Wirtschaftsunternehmen – erhielt der damalige Geschäftsführer Florian Westphal im Jahr 2019: 97.644,97 Euro.

Greenpeace vergütet nach einem Gehaltsmodell mit Gruppen und Kompetenzstufen. Aushilfen (Gruppe 8) der Kompetenzstufe 1 können demnach im Jahr 2023 monatlich 3.019,39 Euro verbuchen, Sachbearbeiter:innen (Gruppe 12) 4.289,00 Euro, Medienkoordinator:innen (Gruppe 16) 5.584,38 Euro und Teamleiter:innen (Gruppe 20) 7.277,02 Euro

Angestellte bei Quangos werden meist nach Tarif bezahlt, beim DAAD beispielsweise nach dem Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes (TVöD Bund). Das Goethe-Institut hat einen Haustarifvertrag mit der GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) geschlossen, der sich am TVöD Bund orientiert. Durch die Organisationen vermittelte Jobs im Ausland werden in der Regel durch den lokalen Arbeitgeber in der dort üblichen Höhe vergütet. 

Tätigkeiten bei NGOs bieten, gerade bei projektbezogenen Einsätzen, meist keine großen Aufstiegsmöglichkeiten. Sowohl die Durchführungs- und Mittlerorganisationen als auch die beiden Ministerien versprechen bei entsprechender Eignung dagegen gute Karriereperspektiven – sowohl bei der Position als auch beim Gehalt, das mit zunehmender Berufserfahrung in Stufen deutlich ansteigt.

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