Stiftungsarbeit
Arbeiten bei einer Stiftung: Mehr als ein Job

Eine Mitarbeiterin einer Stiftung

Stiftungsarbeit: kein Weg in den Reichtum, aber sinnstiftend. © filadendron / iStock.com

Ist eine Stiftung als Arbeitgeber attraktiv? Auf jeden Fall: Jobs in einer Stiftung sind zwar rar gesät, aber vielfältig und erfüllend. Spitzengehälter sind allerdings kaum zu erwarten.

Veröffentlicht: 14.07.2024

Von: Maresa Wolbert

In Deutschland gibt es mehr als 25.000 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts. Und die Zahl wächst: Allein im Jahr 2023 sind 637 neue hinzugekommen, so der Bundesverband Deutscher Stiftungen. Doch was sind Stiftungen eigentlich? Und was genau ist unter der Arbeit für eine Stiftung zu verstehen?

90 Prozent der Stiftungen verfolgen gemeinnützige Zwecke. Das heißt, dass ihre Arbeit darauf angelegt ist, die Allgemeinheit selbstlos zu fördern. Wie genau, bestimmt der Stifter oder die Stifterin, der die Stiftung gründet. Er oder sie setzt den Zweck der Stiftung fest und stellt einen bestimmten Teil seines Vermögens zur Verfügung, um diesen Stiftungszweck zu erreichen. 

Das Geld wird von der Stiftung gewinnbringend angelegt, Überschüsse kommen dem gemeinnützigen Zweck zugute. Das gestiftete Vermögen selbst bleibt als Grundkapital der Stiftung erhalten. 

Wann sich eine Stiftung gemeinnützig nennen darf, setzt der Staat gesetzlich fest. Nur wenn ihre Gemeinnützigkeit vom Finanzamt anerkannt wird, wird die Stiftung steuerlich begünstigt. Ebenso unterliegt sie der staatlichen Stiftungsaufsicht. 

Die Stiftungszwecke können ganz unterschiedlich sein: Es kann um Bildungsfragen gehen, um die Unterstützung von Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, Naturschutz oder um Belange der Völkerverständigung. 

Oft kommt das Kapital für eine Stiftung von privaten Geldgebern. Es gibt zudem unternehmensnahe Stiftungen. Zu den bekanntesten gehören:

  • Kulturstiftung des Bundes
  • Stiftung Jüdisches Museum Berlin
  • Bundeskanzler-Helmut-Schmidt-Stiftung

Außerdem gibt es Stiftungen politischer Parteien. Sie widmen sich in erster Linie der politischen Bildung. Politische Stiftungen vertreten die Ideale und Ansichten der jeweiligen Parteien, sind von ihnen allerdings rechtlich getrennt. Sie sind gemäß ihrer Rechtsform keine Stiftungen (Ausnahme: Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit), sondern eingetragene Vereine. Zu den bekanntesten Parteistiftungen gehören:

  • Friedrich-Ebert-Stiftung (SPD)
  • Konrad-Adenauer-Stiftung (CDU)
  • Hanns-Seidel-Stiftung (CSU)
  • Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit (FDP)
  • Rosa-Luxemburg-Stiftung (Die Linke)
  • Heinrich-Böll-Stiftung (Bündnis 90/Die Grünen)

Eine Auflistung der größten Stiftungen in Deutschland, deren Eigenkapital sowie Gesamt- und Zweckausgaben, findet sich in dieser Übersicht des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen.

Jobs bei Stiftungen sind rar. Den einen passenden Studiengang, der auf die Arbeit in einer Stiftung vorbereitet, gibt es zudem nicht. Da die Zwecke von Stiftungen stark variieren, sind auch die zu besetzenden Positionen innerhalb einer Stiftung ganz unterschiedlich. Geht es in einer Stiftung um den Erhalt von kulturellen Gütern, ist sie sicherlich für Kunsthistoriker:innen von Interesse. Nimmt sich eine Stiftung medizinischer Forschung an, ist medizinisches Fachpersonal gefragt.

Die Arbeit in Stiftungen ist folglich – je nach Ausrichtung des Stiftungszwecks – für Akademiker:innen aller Fachrichtungen interessant. Da kleineren Stiftungen häufig das Budget für viel Personal fehlt, werden oft Allrounder eingesetzt, die alles ein bisschen können. Besonders Geisteswissenschaftler:innen können hier punkten, sind sie doch oft flexibel einsetzbar. 

Unabhängig von Jobs, die der Erfüllung des Stiftungszwecks dienen, braucht es in Stiftungen Stiftungsmanager:innen, die sich mit zentralen Verwaltungs- und Finanzaufgaben befassen. Häufig geht es in Stiftungen um projektbasierte Vorhaben, für die Projektmanager:innen sowie Fundraiser und Fundraiserinnen eingesetzt werden. 

Um die Außenwirkung und den öffentlichen Auftritt einer Stiftung kümmern sich PR-Manager:innen sowie Marketingexperten. Ohne Personalverantwortliche, Jurist:innen sowie IT-ler läuft es in Stiftungen ebenfalls nicht.

Er steht bei den meisten Bewerber:innen für eine Stiftungsstelle im Vordergund: Der Wunsch nach einer sinnstiftenden Tätigkeit ohne wirtschaftliche Abhängigkeiten. Um sich diesem höheren Zweck, dem Gemeinwohl, widmen zu können, verzichten sie auf das Gehalt eines besser zahlenden Wirtschaftsunternehmens. 

Geringes Gehalt ist nicht das einzige, vermeintliche Manko: Wenn es um konkrete Projektarbeit geht, schreiben Stiftungen zu besetzende Jobs meist befristet aus. Eine Einstellung ist also häufig nicht von Dauer. 

Dennoch: Dies und die Aussicht auf ein niedrigeres Gehalt nehmen Stiftungsmitarbeitende in Kauf, weil für sie die gute Sache im Vordergrund steht und die Arbeit bei einer Stiftung daher attraktiv ist.

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Welche Projekte eine Stiftung vorantreibt und welche Gehälter ausgezahlt werden können, hängt in erster Linie von dem verfügbaren Kapital ab. In finanziell starken Stiftungen können hoch qualifizierte und vergleichsweise „teure“ Mitarbeitende eingestellt werden. In Organisationen, in denen die Mittel nicht vorhanden sind, arbeiten die Angestellten für entsprechend weniger Gehalt. Das Gehaltsspektrum schwankt folglich von Stiftung zu Stiftung stark. 

Generell lässt sich folgendes festhalten: In Stiftungen werden in der Regel keine Spitzengehälter gezahlt.Das Gehalt von Führungskräften kann pro Jahr bei 100.000 Euro liegen, in Einzelfällen auch bei bis zu 250.000 Euro. Ihr Verdienst liegt damit aber immer noch mit Abstand unter dem Gehaltsniveau von Top-Verdienenden in börsennotierten Konzernen.  Beispiele für finanziell starke Stiftungen sind die Bertelsmann Stiftung und die Robert Bosch Stiftung. Sie stehen den jeweiligen Unternehmen nahe und können Gehälter auszahlen, die vergleichbar mit Gehältern der freien Wirtschaft sind. 

Im Allgemeinenorientieren sich die Gehälter in gemeinnützigen Stiftungen an denen des öffentlichen Dienstes. Akademiker:innen mit einem Masterabschluss können demnach ungefähr mit 40.000 Euro Einstiegsgehalt pro Jahr rechnen.

Bei gemeinnützigen Stiftungen besteht eine Besonderheit: Da Lohnkosten zu den Verwaltungskosten der Stiftung gehören, müssen diese in einem angemessenen Verhältnis zum verfolgten Zweck stehen. Wird ein zu hohes Gehalt gezahlt, kann dies die Gemeinnützigkeit gefährden. 

In diesen Fällen droht der Verlust der steuerlichen Vergünstigungen bis hin zu einer rückwirkenden Nachzahlung von Steuern für bis zu zehn Jahre. Gemeinnützige Stiftungen sollten sich also stets mit dem zuständigen Finanzamt austauschen, wenn es um Fragen der Vergütung geht.

Einen wichtigen Teil von Stiftungen machen die ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen aus. Sie arbeiten oft, aber nicht zwangsläufig, unentgeltlich. In vielen Fällen wird ihnen eine Aufwandsentschädigung gezahlt, die sich in Einzelfällen durchaus sehen lassen kann. In den allermeisten Fällen fällt sie jedoch vergleichsweise klein aus. 

Die Höhe der Aufwandsentschädigung ist abhängig von vielen Faktoren wie etwa Position, Leistung, Aufgabenumfang und dem Grad der Verantwortung. Gemeinnützige Stiftungen treffen diesbezüglich oft sehr individuelle, personen- und situationsabhängige Absprachen. 

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Die steigende Anzahl an Stiftungen zeigt: Die Branche ist im Aufschwung. Das macht sich auch am wachsenden Stiftungskapital bemerkbar. Wer es also schafft, einen der oft raren Jobs in einer Stiftung zu ergattern, hat einen Fuß in der Tür und kann sich von Projekt zu Projekt hangeln und im Idealfall eine feste Anstellung in einer Stiftung erreichen. 

Um dauerhaft an gesellschaftlichen Fragestellungen mitzuarbeiten und das sinnstiftende Tätigkeitsprofil ausfüllen zu können, braucht es allerdings Know-how, Entwicklungsbereitschaft, Hingabe und Durchhaltevermögen – und nicht zuletzt eine gute Portion Idealismus. Denn nur wer bereit ist, auf vergleichbare Gehälter zu verzichten, die von nicht gemeinwohlorientierten Arbeitgebern gezahlt werden, kann auf seine Art Karriere machen. Sinnstiftend eben.

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