Berufsfeld Informatik
Informatik-Berufe: Perspektiven für Hochschulabsolventen

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© ismael juan salcedo / Photocase

Informatiker und Informatikerinnen sind auf dem Arbeitsmarkt begehrt. Die Auswahl an Berufen ist groß, die Optionen zum Berufseinstieg sind vielfältig.

Veröffentlicht: 05.04.2022

Von: Thorsten Schultze, Florian Heil

Der Begriff Informatik vereint die Wissenschaft, Technik und Anwendung der systematischen Verarbeitung von Informationen, insbesondere der automatischen Verarbeitung mithilfe von Computern oder Rechenanlagen. Die Informatik stellt Verfahrensweisen bereit, die für die Informationsverarbeitung benötigt werden, und erforscht diese weiter. Sie versucht durch Abstraktion und Modellbildung von speziellen Gegebenheiten allgemeine Gesetzmäßigkeiten abzuleiten. 

Entwickelt hat sich die Informatik aus der Mathematik und der Elektrotechnik. Sie weist deutliche Bezüge zu den Ingenieurwissenschaften auf und lässt sich in verschiedene Teildisziplinen gliedern. Zu unterscheiden sind die drei großen klassischen Bereiche der theoretischen, praktischen und technischen Informatik. Darüber hinaus hält die Wissenschaft fachlich spezialisierte Disziplinen bereit – wie beispielsweise: 

  • Geoinformatik
  • Medieninformatik
  • Medizinische Informatik
  • Wirtschaftsinformatik

Informatiker und Informatikerinnen werden auf dem Arbeitsmarkt händeringend gesucht. Die Nachfrage ist groß, wie der Hays-Fachkräfte-Index bescheinigt. Er basiert auf einer quartalsweisen Auswertung von Stellenanzeigen der beliebtesten Online-Jobbörsen, Tageszeitungen und des Karriere-Netzwerks Xing. Im vierten Quartal 2021 erreichte der Bedarf an IT-Fachkräften einen neuen Höchstwert. Erstmals wurden in einem einzigen Quartal mehr als 100.000 Stellenanzeigen für IT-Fachkräfte veröffentlicht.

Kaum eine Branche kommt heutzutage ohne Informatiker aus. Sie sind in allen Wirtschaftszweigen vertreten. Viele arbeiten in Firmen, die auf die Erbringung von IT-Dienstleistungen spezialisiert sind. Auch in IT-Abteilungen anderer Wirtschaftszweige sind sie angestellt, insbesondere in Unternehmensverwaltungen und -beratungen sowie im Großhandel. Auch Ministerien, Ämter, die Sozialversicherungen, die Bundeswehr oder Maschinenbauer und Autohersteller – das Betätigungsfeld für Informatikerinnen ist groß. In Architektur- und Ingenieurbüros und bei Finanzdienstleistern finden sie ebenfalls Arbeit. Viele IT-Fachkräfte gründen auch eigene Unternehmen oder arbeiten als Freiberufler – zum Beispiel als selbstständige Programmierer.

Auch die Berufe und die damit verbundenen Aufgaben von Informatikerinnen sind vielfältig. Viele konzipieren, erstellen, installieren, betreuen oder erforschen Software-Lösungen oder komplexe IT-Systeme. Auch Softwareentwicklung, Programmierung, IT-Systemanalysen, die Anwender-Beratung oder der IT-Produkt-Vertrieb sind typische Betätigungen. Außerdem weit verbreitet: Netzwerktechnik, Organisation, Koordination, System- und Webadministration sowie Datenbankentwicklung und -administration. All diese Aufgaben finden sich in den folgenden Positionen wieder, die Informatiker (unter anderem) besetzen können:

  • IT-Entwickler, darunter beispielsweise Anwendungsentwicklerin, Datenbankentwickler, Entwicklerin Embedded Systems, Java Entwickler, Mobile Entwicklerin, NET Entwickler, SAP Entwicklerin, Softwareentwickler oder Webentwicklerin
  • IT-Administrator
  • IT-Architektin
  • IT-Berater
  • IT-Projektmanagerin /-leiterin
  • IT-Security-Spezialist
  • IT-Supporterin
  • IT-Testmanager

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Der Hays-Fachkräfte-Index gibt zudem Aufschluss darüber, für welche Informatiker-Positionen die Nachfrage besonders stark angezogen hat. So ist der Bedarf nach IT-Security-Spezialisten seit der ersten Erhebung im Jahr 2015 um mehr als das Fünffache gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal haben zum Auswertungszeitpunkt Ende 2021 vor allem die Stellenanzeigen von Entwicklern von Embedded-Systemen, IT-Administratorinnen und IT-Beratern zugenommen. Web-Entwicklerinnen und Java-Entwickler wurden hingegen weniger stark nachgefragt als noch Ende 2020.

Genauso vielfältig wie die Aufgaben in der Branche sind die Einstiegsmöglichkeiten in den Informatikbereich selbst. Einen vorgezeichneten Weg gibt es nicht. Klassisch ist der Einstieg über ein abgeschlossenes Hochschulstudium – es geht aber auch ohne, denn ein Studienabschluss ist keineswegs Voraussetzung für einen attraktiven Informatikberuf. Sowohl mit einer einschlägigen Ausbildung als auch als Quereinsteiger können Interessierte den Beruf ausüben.

Neben dem theoretischen Wissen sollten Informatikerinnen zudem Praxiserfahrungen nachweisen können, um einem Job in diesem Fachgebiet nachzugehen. Denn wer seine Kenntnisse in der Praxis anwenden kann, ist auf dem Arbeitsmarkt begehrter. Das lässt sich beispielsweise durch eigene IT-Projekte oder eine praktische Abschlussarbeit belegen. Je mehr Erfahrung vorgewiesen werden kann, desto besser sind die Chancen auf einen Informatikberuf nach Wunsch. Praxiserfahrung lässt sich zum Beispiel auch über Praktika oder eine Werkstudierendentätigkeit im IT-Bereich sammeln. 

Neben ersten wichtigen Kontakten bringt ein praktischer Ausflug in die Berufswelt noch mehr: Soft Skills wie Team- und Kommunikationsfähigkeit sowie Belastbarkeit können dabei erworben werden. Die wohl wichtigste fachfremde Eigenschaft für Informatiker ist die Fähigkeit zur Selbstorganisation und zum Zeitmanagement. Ein ausgeprägtes Kunden- und Dienstleistungsbewusstsein sowie mindestens englische Fremdsprachenkenntnisse runden das Profil ab.

Auch die Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung ist für Informatikerinnen obligatorisch. Die Informatik befindet sich im ständigen Wandel: Neue Betriebssysteme werden entwickelt, der Hardware-Bereich bekommt in regelmäßigen Abständen Zuwachs und neue Programmiersprachen kommen auf den Markt. Für alle Informatikberufe gilt: Wer Erfolg haben will, für den ist lebenslanges Lernen absolute Pflicht. Eine Möglichkeit dazu ist der Besuch von Weiterbildungsmaßnahmen. Dabei wird nicht nur wichtiges Wissen erworben: Weiterbildungsmaßnahmen zeugen auch von Engagement für den Job. Sie können beispielsweise ein wichtiger Schritt sein, um sich innerhalb des Unternehmens als Führungskraft zu empfehlen. 

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Laut Statistischem Bundesamt nimmt die Zahl der Informatikstudenten und -studentinnen stetig zu. Im Wintersemester 2020/21 hatten sich 247.000 Personen in Deutschland für dieses Studienfach eingeschrieben, ein Anstieg um etwa 20.000 Studenten im Vergleich zum Wintersemester 2018/19. Mit einem guten Fünftel sind Frauen deutlich unterrepräsentiert.

Wer Informatik studieren will, muss sich entscheiden. Die Zahl an Studiengängen in diesem Bereich ist gewaltig: Neben klassischer Informatik werden zum Beispiel auch Studienfächer wie Wirtschaftsinformatik, Data Science, Digital Engineering oder Web Development angeboten. Und das ist nur eine kleine Auswahl. Ein Numerus clausus spielt in den meisten Fächern und an den meisten Hochschulen keine Rolle. Manche Institutionen veranstalten Eignungstests, bei denen die Studiennote zur Bewertung herangezogen wird, sie ist aber nicht das entscheidende Auswahlkriterium.

In den sechs bis acht Semestern eines Studiums steht vor allem das Programmieren im Vordergrund. Aber auch betriebswirtschaftliche Kurse und vor allem Mathematik spielen eine wichtige Rolle. Informatikstudiengänge werden an Universitäten, Fachhochschulen und privaten Hochschulen angeboten. Es besteht auch die Möglichkeit eines dualen Studiums. 

Die Art des Abschlusses spielt in der Informatik eine eher untergeordnete Rolle. Schon mit einem Bachelor sind Absolventen auf dem Arbeitsmarkt begehrt. Mit einem Master besteht eher die Chance, direkt auf Führungsebene einzusteigen. Denn gehobene Stellen besetzen Firmen lieber mit höher qualifizierten Hochschulabsolventen. Im Gegensatz zum Bachelor eröffnet der Masterabschluss darüber hinaus Möglichkeiten in Lehre und Forschung. Für die akademische Karriere an einer Universität oder Fachhochschule ist der Master Voraussetzung. Mit einer Promotion stehen die Chancen im Bildungsbereich noch besser. 

Auch wenn die Zahl der Hochschulabsolventen und -absolventinnen stetig steigt: Voraussetzung ist ein Studium nicht, um Fuß in der Branche zu fassen. Eine weitere Möglichkeit für den Berufseinstieg ist eine Ausbildung, etwa zum EDV- oder Informatik-Kaufmann. Die Ausbildung ist klar definiert, sie dauert in der Regel drei Jahre. Parallel zum Klassenraum findet sie auch im Ausbildungsbetrieb statt. 

Aufgrund des großen Fachkräftebedarfs im IT-Bereich spielen Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger schon seit Jahren eine große Rolle. Laut einer KOFA-Studie vom Ende des Jahres 2020 zu IT-Fachkräften gehen acht Prozent ihrem Job ohne eine Fachausbildung in diesem Bereich nach. Diese besondere Offenheit für Nachwuchskräfte ohne entsprechenden Berufsabschluss wird auch im Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) berücksichtigt. Dadurch wird ausländischen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen mit Berufserfahrung im IT-Bereich eine Aufenthaltserlaubnis auch ohne formale Qualifikation gewährt. Begünstigend kommt hier hinzu, dass viele Firmen bereit sind, IT-Fachkräfte mit informell erworbenen Kompetenzen und passenden Arbeitserfahrungen einzustellen.

Mittlerweile gibt es auch zahlreiche Weiterbildungsangebote für Informatikfachkräfte. Programmieren zum Beispiel kann so auch ohne große Vorkenntnisse erlernt werden. Zum Teil werden die Fertigkeiten für den IT-Bereich auch in Intensivkursen vermittelt.

Wo der Bedarf an Fachkräften hoch ist, sind die Karriereperspektiven herausragend. Das trifft in besonderem Maße auf Informatiker und Informatikerinnen zu. Die Jobs sind sicher und für karriereorientierte Mitarbeitende sind in vielen Berufen Aufstiegsmöglichkeiten gegeben. Nach einer KOFA-Analyse wurden im Oktober 2021 in IT-Berufen rund 28.700 offene Stellen gezählt, für die es bundesweit keine passend qualifizierten Arbeitssuchenden gab. Das entspricht rund 53 Prozent aller offenen Stellen. Kurz gesagt: Wer in der Informatik Karriere machen möchte, wird nicht an den strukturellen Bedingungen scheitern.

Der hohe Fachkräftebedarf wirkt sich zudem positiv auf das Gehalt aus: Im Median verdienen Informatiker mit Hochschulabschluss über alle Branchen, Karrierestufen und Berufe hinweg 68.800 Euro brutto im Jahr, ergab der Entgeltatlas der Arbeitsagentur. Masterabsolventen dürfen in einem Informatikberuf mit einem höheren Einkommen zum Berufsanfang rechnen. Dieser Vorsprung wird im Laufe der Karriere aber von Kollegen mit einem Bachelorabschluss oft ausgeglichen. Berufserfahrung spielt beim Gehalt für Informatiker die größere Rolle.

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