Berufsbild Ingenieur:in
Was macht ein Ingenieur: Aufgaben, Fachbereiche, Perspektiven

Messen Zirkel Symbolbild Berufsbild Ingenieur

Das Berufsbild Ingenieur oder Ingenieurin umfasst zahlreiche Fach- und Aufgabenbereiche © Jeff Sheldon / unsplash.com

Die Einsatzgebiete von Ingenieurinnen und Ingenieuren sind vielfältig, die Spezialisierungsmöglichkeiten ebenso. Und die Berufsaussichten könnten kaum besser sein. Alles zum Beruf des Ingenieurs, der Ausbildung und den Chancen auf dem Arbeitsmarkt erfahren Sie hier.

Veröffentlicht: 09.09.2023

Von: Florian Heil

Die Antwort auf die Frage, was ein Ingenieur oder eine Ingenieurin eigentlich macht, kann in einem Satz zusammengefasst werden: Er oder sie findet technische Lösungen für technische Probleme. Ob in den Bereichen Klimaschutz, Energie, Umwelt, Mobilität, Digitalisierung oder Medizin – es sind Ingenieur:innen, die innovative Technologien entwickeln, dank derer sich die Welt verändert.

Das alles passiert auf der Grundlage von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen. Es wird also nicht nur naturwissenschaftlich geforscht, sondern auch praktisch angewandt und experimentiert. So planen Ingenieur:innen beispielsweise Konstruktionen unter Berücksichtigung der technischen Vorgaben, berechnen Statiken, begleiten und überwachen die Umsetzung ihrer Projekte und kümmern sich um den Aufbau, die Inbetriebnahme und die Instandhaltung von Bauten oder Anlagen. Sie arbeiten also häufig sowohl im Büro als auch an dem Ort, an dem die Projekte realisiert werden. 

Einige Ingenieur:innen haben sich spezialisiert und dementsprechend einen anderen Aufgabenbereich: So ist eine Vertriebsingenieurin beispielsweise viel unterwegs, um bestimmte Produkte zu verkaufen. Ein Wirtschaftsingenieur wiederum arbeitet an der Schnittstelle zwischen Technik und Wirtschaft.

Die Ingenieurberufe lassen sich sowohl nach der Ausbildung und der Branche unterteilen als auch nach den Tätigkeitsbereichen. Ein Beispiel: Eine studierte Maschinenbauingenieurin wird sich in vielen Fällen mit der Fertigung von Maschinen beschäftigen. In diesem Zweig kann sie aber in der Forschung und Entwicklung tätig sein, in der Konstruktion oder beispielsweise auch im Vertrieb.

Der Verein Deutscher Ingenieure e.V. (VDI) teilt in seiner regelmäßig erscheinenden Publikation „Ingenieurmonitor“ die Ingenieurberufe in acht Kategorien ein:

  • Bau, Vermessung, Gebäudetechnik und Architektur
  • Energie- und Elektrotechnik
  • Maschinen- und Fahrzeugtechnik
  • Metallverarbeitung
  • Kunststoffherstellung und chemische Industrie
  • Rohstofferzeugung und -gewinnung
  • Technische Forschung und Produktionssteuerung
  • Informatik (an Hochschulen in der Regel den Ingenieurwissenschaften zugeordnet)

Die Abgrenzung ist jedoch nicht immer eindeutig. So kann das Berufsprofil eines gelernten Maschinenbauingenieurs, der über langjährige spezifische Berufserfahrung in der Elektrotechnik verfügt, größere Übereinstimmung mit einem Elektrotechnikingenieur aufweisen als beispielsweise mit einem Maschinenbauingenieur, der im Fahrzeugbau beschäftigt ist.

Innerhalb dieser Berufsfelder lässt sich dann noch der Tätigkeitsbereich unterscheiden: So kann beispielsweise eine Bauingenieurin in der Planung oder Konstruktion arbeiten, als Entwicklungs- oder Vertriebsingenieurin oder auch als Software- oder Serviceingenieurin.

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Wer sich überhaupt Ingenieur oder Ingenieurin nennen darf, ist in den Ingenieurgesetzen der Bundesländer geregelt. Voraussetzung ist immer der Abschluss eines grundständigen technisch-ingenieurwissenschaftlichen Studienganges an einer anerkannten staatlichen oder privaten Hochschule in Deutschland. 131.989 Absolventinnen und Absolventen schlossen 2019 laut Statistischem Bundesamt ein ingenieurwissenschaftliches Hochschulstudium in Deutschland ab, davon 73.043 mit dem Bachelor. 

Ein Bachelor-Abschluss ist bereits berufsqualifizierend, trotzdem verzichten zahlreiche Ingenieurinnen und Ingenieure nicht auf den Master und schließen dann noch eine Promotion an. Vor allem wer in der Forschung und Entwicklung wissenschaftlich arbeitet, hat in der Regel mindestens einen Abschluss auf Master-Niveau gemacht. 

Zu den beliebtesten ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen zählen laut VDI Informatik, Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen, Elektrotechnik und Bauingenieurwesen. Das Statistische Bundesamt hat entsprechend für das Wintersemester 2019/2020 an deutschen Hochschulen folgende Studierendenzahlen erfasst: 

  • Informatik: 127.537
  • Maschinenbau: 104.177 
  • Wirtschaftsingenieurwesen mit ingenieurwissenschaftlichem Schwerpunkt: 69.683
  • Elektrotechnik/Elektronik: 67.598
  • Bauingenieurwesen: 56.103


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Angehende Ingenieur:innen dürfen sich nach Abschluss ihres Studiums relativ sicher sein, kurzfristig einen Job zu finden, der zudem mit einem vergleichsweise hohem Gehalt honoriert wird. Durchschnittlich kann ein Absolvent laut VDI aus drei bis vier Stellenangeboten wählen.

Im ersten Quartal 2021 waren – nach einem kurzzeitigen Rückgang, bedingt durch die Corona-Pandemie – im Monatsdurchschnitt 102.500 offene Stellen zu besetzen. Allein Bayern (19.030) und Baden Württemberg (14.330) vereinten knapp 33 Prozent des gesamten Stellenangebots auf sich. Vor allem Informatikingenieure werden gesucht: Im ersten Quartal 2021 verzeichnete der VDI in diesem Bereich 34.230 offene Stellen, gefolgt von den Ingenieurberufen Bau/Vermessung/Gebäudetechnik und Architektur mit 33.950. Mit großem Abstand dahinter folgen die Ingenieurberufe aus der Energie- und Elektrotechnik mit 12.890 Stellenangeboten.

Mittel- und langfristig gesehen dürfte die Nachfrage nach Ingenieurinnen und Ingenieuren weiter steigen. Digitalisierung, Dekarbonisierung und der demografische Wandel bedürfen vieler technischer Experten, die den Umbruch in die Tat umsetzen. In den 14 Jahren zwischen 2015 und 2029 werden laut VDI rund 700.000 Ingenieure altersbedingt aus dem Berufsleben ausscheiden. Ohne Zuwanderung wäre die Fachkräftesicherung kaum noch gewährleistet. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von Ingenieuren mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit nahm von Ende 2012 bis Ende September 2020 um 92,2 Prozent zu. 

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