Chemieingenieur Gehalt
Chemieingenieurwesen: Was verdienen Chemieingenieure?

Polygon Symbolbild Chemieingenieur Gehalt

Das Gehalt von Chemieingenieuren fällt insbesondere in den Bereichen Pharma, Fahrzeugbau und der Chemieindustrie hoch aus © Manu Reyes / Photocase

Chemieingenieure und –ingenieurinnen haben in der Regel sehr gute Gehaltsaussichten. Wovon hängt es ab? 

Veröffentlicht: 26.07.2022

Von: Bianca Sellnow, Maike Schade

Im Chemieingenieurwesen wird überdurchschnittlich gut verdient: 2020 lag das Durchschnittseinkommen laut dem Portal ingenieur.de bei Chemieingenieurinnen mit Berufserfahrung bei 78.000 Euro brutto jährlich, bei Berufseinsteigern bei 54.000 Euro – und damit deutlich über dem Durchschnittsgehalt von Ingenieuren und Ingenieurinnen allgemein, das ingenieur.de mit 60.040 Euro bzw. 48.836 Euro angibt (Medianwerte). 

Dabei sanken die Gehälter 2020 im Vergleich zum Vorjahr aufgrund der Coronapandemie deutlich ab (Berufseinsteiger: minus 5,4 Prozent, Berufserfahrene: minus 3,1 Prozent). Bereits im letzten Quartal 2020 verzeichnete das Fachportal aber einen „Erholungseffekt“. Die Inflation, der Ukrainekrieg und der pandemiebedingte Rohstoffmangel wirkten sich allerdings zuletzt wieder dämpfend auf die Gehälter aus. 

Laut der Auswertung von ingenieur.de ist das Chemieingenieurwesen dennoch die bestbezahlte Fachrichtung innerhalb des Ingenieurwesens, auch wenn der Gehaltsvorsprung in den vergangenen Jahren kleiner wurde. Besonders gut bezahlt werden unter anderem Stellen in der Chemie- und Pharmabranche, im Fahrzeugbau und im Energiesektor. In großen Unternehmen lässt sich dabei in der Regel deutlich mehr verdienen als in mittleren oder kleinen. Und: Je höher der Abschluss, desto weiter oben wird grundsätzlich auch das Gehalt angesetzt.

Ausschlaggebend für das Gehalt ist zudem, in welcher Region das Unternehmen angesiedelt ist – und ob es nach Tarif, außertariflich oder tarifungebunden bezahlt. 

Doch welche Chemieingenieurin verdient tatsächlich wie viel? Im Folgenden erhalten Sie nähere Informationen dazu, mit welchem Einkommen Absolventen und Absolventinnen eines Bachelor- oder Masterstudiums beim Berufseinstieg rechnen können und wie sich das Gehalt im weiteren Verlauf der Karriere eines Chemieingenieurs durchschnittlich entwickeln kann.

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Auch die Art des Abschlusses ist für das Einstiegsgehalt von Chemieingenieuren entscheidend. Bachelorabsolventinnen verdienen demnach beim Berufseinstieg deutlich weniger als Diplom-Ingenieure oder Kommilitonen mit Masterabschluss. Ingenieur.de nennt als durchschnittliche Bruttoeinstiegsgehälter pro Jahr (2020): 

  • Bachelor: 45.600 Euro 
  • Diplom: 48.000 Euro
  • Master: 51.600 Euro. 

An welcher Art Hochschule der Abschluss gemacht wurde, ist laut ingenieur.de kaum noch relevant. 

Der durchschnittliche Chemieingenieur hat 8,4 Jahre Berufserfahrung, arbeitet 39 Stunden in Vollzeit und verdient dabei fast 80.000 Euro, ermittelte das Portal Lohnanalyse (Stand Juni 2022) – und liegt damit also noch leicht über den Angaben von ingenieur.de, die allerdings auch die Einkommen im Jahr 2020 abbilden. 

Die höchsten Durchschnittsgehälter attestiert ingenieur.de Chemieingenieurinnen in der Chemie- und Pharmaindustrie. Der Gehaltstest des Portals von 2020 ergab in diesem Fall ein Einkommen von 81.553 Euro. Chemieingenieure in Ingenieur- und Planungsbüros verdienen lediglich 51.000 Euro. Die weiteren Branchen reihen sich dazwischen ein.

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Wer als Chemieingenieur die Karriereleiter weiter als der Durchschnitt hinaufsteigt, kann dabei sein Gehalt unter Umständen noch deutlich weiter erhöhen. In einer Führungsposition oder mit Personalverantwortung ist durchaus ein Bruttoverdienst von über 100.000 Euro jährlich möglich. Allerdings hängt das zu erwartende Gehalt auch davon ab, an welchem Standort eine Chemieingenieurin arbeitet.

Neben dem jeweiligen Abschluss und bereits gesammelter Berufserfahrung unterscheiden sich die Gehälter für Chemieingenieure ebenso nach Bundesländern. Während laut Gehaltsreporter ein Angestellter ohne Berufserfahrung in Baden-Württemberg bereits um 65.000 Euro verdienen kann, sind es in Sachsen-Anhalt etwas weniger als 49.000 Euro. Die gesamten Werte für jedes einzelne Bundesland finden Sie in der folgenden Tabelle. 

Brutto-Jahresgehalt von Chemieingenieuren nach Bundesländern

Bundesland Gehalt mit 0-5 Jahren Berufserfahrung in Euro* Gehalt mit mehr als 10 Jahren Berufserfahrung in Euro*

Baden-Württemberg

67.714 €

104.929 €

Bayern

65.850 €

102.041 €

Berlin

59.638 €

92.414 €

Brandenburg

52.805 €

81.825 €

Bremen

60.881 €

94.340 €

Hamburg

65.850 €

102.041 €

Hessen

72.063 €

111.667 €

Mecklenburg-Vorpommern

49.698 €

777.012 €

Niedersachsen

56.532 €

87.601 €

Nordrhein-Westfalen

62.744 €

97.228 €

Rheinland-Pfalz

60.881 €

94.340 €

Saarland

59.017 €

91.452 €

Sachsen

51.562 €

79.900 €

Sachsen-Anhalt

50.941 €

78.937 €

Schleswig-Holstein

57.774 €

89.526 €

Thüringen

52.183 €

80.863 €

Quelle: Gehaltsreporter.de *Gehaltsangaben im Mittelwert, Stand Juni 2022

Beachten Sie bei der Einordnung nach Bundesländern: Es handelt sich dabei um durchschnittliche Werte. Auch größere Abweichungen des Gehalts nach unten oder oben sind daher in einzelnen Unternehmen möglich.

Über die durchschnittlichen Gehälter hinaus ist zudem die persönliche Situation entscheidend. Wer beispielsweise mit zusätzlichen Qualifikationen punkten kann oder sich im Vorstellungsgespräch gut verkauft, kann unter Umständen ein für das jeweilige Unternehmen überdurchschnittliches Gehalt erzielen. Chemieingenieure sind gefragte Mitarbeiter und befinden sich daher häufig in einer guten Verhandlungsposition.

Ein Chemieingenieur mit Doktortitel kann unter Umständen mehrere Hundert Euro pro Monat mehr verdienen als der nicht promovierte Kollege. Die Grenzen nach oben gehen dabei deutlich über 100.000 Euro pro Monat hinaus. Laut einer Gehaltsstudie von Ingenieur.de verdienten Ingenieurinnen mit Promotion im Jahr 2017 bereits beim Einstiegsgehalt bis zu 72.000 Euro. 

Allerdings hängt das Gehalt für Chemieingenieure mit abgeschlossener Promotion ebenso vom jeweiligen Unternehmen und dem Standort ab. Beispielsweise wird ein kleines bis mittleres Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern einem promovierten Chemieingenieur wahrscheinlich deutlich weniger bezahlen als ein großer Betrieb in Hessen.

Der öffentliche Dienst kann für Chemieingenieurinnen ebenfalls attraktiv sein; beschäftigt werden sie von Kommunen, Ländern oder dem Bund beispielsweise in der Umweltanalytik, der Stadtentwässerung oder der Energieversorgung. 

Die Gehälter liegen in etwa im Bereich derer in der freien Wirtschaft: Beispielsweise ein bei einer kommunalen Verwaltung angestellter Chemieingenieur mit Masterabschluss verdient 2022 laut TVöD VKA zum Einstieg (E 13, Stufe 1) etwa 50.000 Euro brutto jährlich, in der Spitze sind fast 100.000 Euro möglich (E 15Ü, Stufe 6). Zu bedenken ist allerdings, dass schnelle Gehaltssprünge aufgrund der klar definierten Entwicklungsstufen hier (anders als in der Wirtschaft) nicht möglich sind. Dafür sind die Gehaltsperspektiven klar planbar. 

In demselben Gehaltsbereich liegen die Einkommen von Chemieingenieurinnen, die an Hochschulen oder außeruniversitären Forschungsinstituten forschen, etwa als Wissenschaftliche Mitarbeitende oder Nachwuchsgruppenleiter. Sie werden nach dem Tarifvertrag der Länder bezahlt (TV-L), der ähnliche Tarife wie der TVöD VKA aufweist. 

Verbeamtete Professoren und Professorinnen werden nach der W-Besoldung vergütet. Juniorprofessoren verdienen demnach (je nach Bundesland) zwischen rund 55.000 und 64.000 Euro, W2- und W3-Professorinnen zwischen etwa 68.000 und 96.000 Euro brutto pro Jahr. 

Die IGBCE (IG Bergbau, Chemie, Energie) ist die maßgebliche Gewerkschaft der Chemiebranche, ihre Tarife gelten bundesweit für 580.000 Beschäftigte in 1.900 Unternehmen, darunter beispielsweise die BASF SE, einer der größten Arbeitgeber der Branche. 

Die Entgelttabelle der IGBCE ist nur für Mitglieder einsehbar. Jedoch einigten sich Gewerkschaft und Arbeitgeber im April 2022 auf eine einmalige Brückenzahlung von 1.400 Euro. Im Oktober 2022 soll weiterverhandelt werden. 

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