Ingenieur Promotion
Die Promotion für Ingenieure: Karrierechancen und Gehalt

Flugzeug als Symbolbild für Doktor Ingenieur Promotion

Wie promovieren Ingenieure am besten? © Gary Lopater / unsplash.com

Wer als Ingenieur oder Ingenieurin Karriere machen möchte, kann von einer Promotion in vielerlei Hinsicht profitieren. Wie sich ein Doktortitel auswirkt, erfahren Sie hier.

Veröffentlicht: 08.12.2021

Von: Andrea Martini, Florian Heil

Grundsätzlich gilt: Wer eine wissenschaftliche Karriere anstrebt, kommt um eine Promotion nicht herum. Sie gilt als zwingender Nachweis für die akademischen Fähigkeiten, ohne den Doktortitel ist eine spätere Habilitation nicht möglich. Doch auch für Ingenieure und Ingenieurinnen, die in der Industrie arbeiten wollen, kann sich eine Promotion lohnen, da sie die Karriere in vielen Fällen ordentlich ankurbelt. Vor allem dann, wenn das Promotionsthema in einem Fachgebiet verankert ist, in dem der Doktorand oder die Doktorandin anschließend arbeiten möchte.

Ingenieurwissenschaftliche Doktoranden erwerben während ihrer Promotion eine Reihe wertvoller Qualifikationen, die in der freien Wirtschaft sehr geschätzt werden:

  • Sie sind auf ihrem Fachgebiet hoch spezialisierte Experten, die ihren Arbeitgebern im besten Fall Wettbewerbsvorteile verschaffen können.
  • Sie weisen nach, dass sie sich eigenständig tiefgehend in komplexe Materie einarbeiten können und zeigen durch ihre Promotion ihr Durchhaltevermögen und ihren Ehrgeiz. Das ist bei Arbeitgebern gern gesehen. 
  • Andererseits können Promovierende auch ihre Teamfähigkeit und gegebenenfalls auch Führungsqualitäten nachweisen, wenn sie im Zuge ihrer Promotion mit Studierenden, anderen Doktorandinnen und ihren Betreuern kommunizieren und kooperieren müssen.
  • Durch eine Teilnahme auf wissenschaftlichen Konferenzen lernen sie zu referieren und Projekte zu organisieren. Auch erfolgreiche Drittmittelverhandlungen und Projektakquisen können schon in das Aufgabenfeld von Doktoranden fallen.
  • Bei einer späteren Selbstständigkeit erleichtert ein Doktortitel oft die Neukundengewinnung.


Schon gewusst?

Sie sind noch unschlüssig, ob Sie promovieren sollten? Finden Sie es heraus! Als registrierte:r Nutzer:in können Sie kostenlos den Promotions-Test machen, den wir gemeinsam mit dem Psychologischen Institut der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg entwickelt haben.

Zum Promotions-Test

Ein Blick auf das Gehalt von Ingenieuren mit Doktortitel zeigt, dass sich der Aufwand einer Promotion durchaus lohnt – und das sogar recht schnell. Denn während sich in anderen Bereichen wie beispielsweise Betriebswirtschaft, Geistes- oder Sozialwissenschaften ein Doktortitel, wenn überhaupt, oftmals erst nach langer Zeit auszahlt, sind die Gehälter für Ingenieurinnen mit Promotion insgesamt – und von Anbeginn – sehr gut. Nach der Gehaltsstudie von ingenieur.de aus dem Jahr 2019 lag das Einstiegsgehalt von promovierten Ingenieuren im Durchschnitt bei 64.000 Euro brutto im Jahr. Ingenieure mit niedrigerem Universitätsabschluss verdienten als Berufsanfänger hingegen nur durchschnittlich knapp 49.000 Euro brutto.

Neben der zusätzlichen fachlichen Qualifikation, die ein Ingenieur mit Promotion zu bieten hat, erklärt sich der deutlich höhere Verdienst auch aus der Tatsache heraus, dass Promovierte beim Berufseinstieg in der Regel älter sind als nicht promovierte Akademiker und ihre Einstiegspositionen oftmals mit mehr Verantwortung einhergehen. Zudem erklimmen Ingenieurinnen mit Doktortitel die Karriereleiter in der Regel schneller, was sich dann auch nach Jahren noch positiv aufs Gehalt auswirkt.

Anzeige

Insgesamt 33.254 Promovierende kamen im Jahr 2019 nach den Aufzeichnungen des Statistischen Bundesamts aus dem Bereich Ingenieurwissenschaften. Den größten Anteil hatte der Fachbereich Maschinenbau / Verfahrenstechnik mit 11.642 Anwärtern und Anwärterinnen auf den Doktortitel. Auf den weiteren Plätzen folgen Informatik (7.297), Elektrotechnik / Informationstechnik (5.862) und Bauingenieurwesen (2.652).

Zum Vergleich und zur besseren Einordnung: 122.838 Absolventinnen und Absolventen schlossen 2020 laut Statistischem Bundesamt ein ingenieurwissenschaftliches Hochschulstudium in Deutschland ab, davon 68.173 mit dem Bachelor. Zu den beliebtesten ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen zählen Informatik, Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen, Elektrotechnik und Bauingenieurwesen. Das Statistische Bundesamt hat entsprechend für das Wintersemester 2020/2021 an deutschen Hochschulen folgende Studierendenzahlen erfasst:

  • Informatik: 133.765
  • Maschinenbau: 100.256
  • Wirtschaftsingenieurwesen mit ingenieurwissenschaftlichem Schwerpunkt: 70.120
  • Elektrotechnik/Elektronik: 66.255
  • Bauingenieurwesen: 57.611


Nichts mehr verpassen?

Legen Sie sich einen Account an, um von allen Vorteilen unter “Mein academics” zu profitieren!

Ingenieuren stehen verschiedene Wege zur Promotion offen. Laut dem Verein Deutscher Ingenieure e.V. (VDI) ist eine spätere, berufsbegleitende Promotion zwar möglich, vorteilhafter sei es jedoch, sich frühzeitig für oder gegen eine Promotion zu entscheiden.

Die deutliche Mehrheit der Ingenieure absolviert eine individuelle Promotion an einer Hochschule. In der Regel sind sie dafür als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen an der Institution angestellt und beziehen ein Gehalt. In wenigen Fällen sind auch Promotionsstipendien zur Finanzierung möglich. Neben der Forschung für die Doktorarbeit gehört auch die Lehre zu ihren Aufgaben. 

Nur etwa fünf Prozent der Ingenieure, die einen Doktortitel anstreben, absolvieren eine strukturierte Promotion, beispielsweise an Graduiertenkollegs und Graduiertenschulen. Diese bietet den Ingenieuren einen recht straffen Lehrplan mit individueller Betreuung, fester Laufzeit sowie einem Stipendium. Allerdings werden die Teilnehmerinnen der Programme entsprechend der passendsten Bewerbungen ausgewählt. 

Bei einer Industriepromotion sind die Doktoranden bei einem externen Arbeitgeber für die Dauer der Promotion fest angestellt. Das kann ein Unternehmen sein oder auch eine Forschungseinrichtung. Das Thema der Dissertation ist durch den Unternehmenskontext eng eingegrenzt und der Zeitaufwand der Promotion durch die Befristung der Stelle festgelegt. Nur wenige, meist große Unternehmen bieten solche Stellen an. Vorteil: Die Doktorandin sammelt frühzeitig wertvolle praktische Erfahrungen und bekommt ein Gehalt.

Bei der berufsbegleitenden Promotion wird die Doktorarbeit neben der eigentlichen Arbeit erstellt, also faktisch in der Freizeit. Diese Variante erfordert vor allem Disziplin, gutes Zeitmanagement und Organisationstalent. Das Prinzip ist grundsätzlich vergleichbar mit einer Promotion an einer Hochschule: Das Thema wird in enger Abstimmung mit dem Doktorvater oder der Doktormutter gewählt, der oder die während der Fertigstellung auch als Ansprechpartner oder Ansprechpartnerin fungiert. Da teilweise Präsenzzeiten für Seminare notwendig sind, sollte der Arbeitgeber auf jeden Fall in das Vorhaben eingeweiht werden. 

Optimalerweise ist das Promotionsthema im engeren Arbeitsumfeld angesiedelt, sodass Erkenntnisse aus dem Job in die Doktorarbeit einfließen können und umgekehrt. Profitiert der Arbeitgeber von den Ergebnissen, ist seine Unterstützung wahrscheinlicher.

Bei der Wahl des Promotionsthemas spielen die fachlichen Schwerpunkte der Hochschule sowie der Industrie-Sponsoren von Doktorandenstellen eine entscheidende Rolle. Dass dennoch das eigene Interesse sowie die persönlichen Kenntnisse und Fähigkeiten im Fokus stehen sollten, versteht sich von selbst. Für die Karriereplanung nach der Promotion ist es jedoch hilfreich, das Thema der Dissertation möglichst an zentralen Fachfragen der Branche oder an aktuellen Entwicklungen wie beispielsweise alternativer Antriebstechniken oder der Nanotechnologie auszurichten. So eröffnen sich neue Wege für das eigene berufliche Vorankommen – und dieses wiederum wird umso erfolgreicher sein, wenn die Kombination von wissenschaftlicher Leistung und praktischem Know-how gelingt. Denn vor allem Unternehmen aus dem Mittelstand wünschen sich Bewerber mit möglichst einschlägigen Praxiserfahrungen.

Charakteristisch für das Ingenieurwesen ist seine zunehmende Internationalisierung. Viele Fachtermini stammen aus dem Englischen, und auch Stellenausschreibungen gibt es mehr und mehr auf Englisch. Ein Trend, der auch vor Dissertationen nicht haltmacht: Ungefähr ein Drittel der Ingenieur-Doktoranden verfasst die Promotionsschrift inzwischen in Englisch.

Artikel teilen