In welchen Fachbereichen promovieren besonders viele Ingenieure?
Insgesamt 33.254 Promovierende kamen im Jahr 2019 nach den Aufzeichnungen des Statistischen Bundesamts aus dem Bereich Ingenieurwissenschaften. Den größten Anteil hatte der Fachbereich Maschinenbau / Verfahrenstechnik mit 11.642 Anwärtern und Anwärterinnen auf den Doktortitel. Auf den weiteren Plätzen folgen Informatik (7.297), Elektrotechnik / Informationstechnik (5.862) und Bauingenieurwesen (2.652).
Zum Vergleich und zur besseren Einordnung: 122.838 Absolventinnen und Absolventen schlossen 2020 laut Statistischem Bundesamt ein ingenieurwissenschaftliches Hochschulstudium in Deutschland ab, davon 68.173 mit dem Bachelor. Zu den beliebtesten ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen zählen Informatik, Maschinenbau, Wirtschaftsingenieurwesen, Elektrotechnik und Bauingenieurwesen. Das Statistische Bundesamt hat entsprechend für das Wintersemester 2020/2021 an deutschen Hochschulen folgende Studierendenzahlen erfasst:
- Informatik: 133.765
- Maschinenbau: 100.256
- Wirtschaftsingenieurwesen mit ingenieurwissenschaftlichem Schwerpunkt: 70.120
- Elektrotechnik/Elektronik: 66.255
- Bauingenieurwesen: 57.611
Welche Arten der Promotion sind in den Ingenieurwissenschaften möglich?
Ingenieuren stehen verschiedene Wege zur Promotion offen. Laut dem Verein Deutscher Ingenieure e.V. (VDI) ist eine spätere, berufsbegleitende Promotion zwar möglich, vorteilhafter sei es jedoch, sich frühzeitig für oder gegen eine Promotion zu entscheiden.
Individuelle Promotion oder strukturierte Promotion
Die deutliche Mehrheit der Ingenieure absolviert eine individuelle Promotion an einer Hochschule. In der Regel sind sie dafür als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen an der Institution angestellt und beziehen ein Gehalt. In wenigen Fällen sind auch Promotionsstipendien zur Finanzierung möglich. Neben der Forschung für die Doktorarbeit gehört auch die Lehre zu ihren Aufgaben.
Nur etwa fünf Prozent der Ingenieure, die einen Doktortitel anstreben, absolvieren eine strukturierte Promotion, beispielsweise an Graduiertenkollegs und Graduiertenschulen. Diese bietet den Ingenieuren einen recht straffen Lehrplan mit individueller Betreuung, fester Laufzeit sowie einem Stipendium. Allerdings werden die Teilnehmerinnen der Programme entsprechend der passendsten Bewerbungen ausgewählt.
Industriepromotion
Bei einer Industriepromotion sind die Doktoranden bei einem externen Arbeitgeber für die Dauer der Promotion fest angestellt. Das kann ein Unternehmen sein oder auch eine Forschungseinrichtung. Das Thema der Dissertation ist durch den Unternehmenskontext eng eingegrenzt und der Zeitaufwand der Promotion durch die Befristung der Stelle festgelegt. Nur wenige, meist große Unternehmen bieten solche Stellen an. Vorteil: Die Doktorandin sammelt frühzeitig wertvolle praktische Erfahrungen und bekommt ein Gehalt.
Berufsbegleitende Promotion
Bei der berufsbegleitenden Promotion wird die Doktorarbeit neben der eigentlichen Arbeit erstellt, also faktisch in der Freizeit. Diese Variante erfordert vor allem Disziplin, gutes Zeitmanagement und Organisationstalent. Das Prinzip ist grundsätzlich vergleichbar mit einer Promotion an einer Hochschule: Das Thema wird in enger Abstimmung mit dem Doktorvater oder der Doktormutter gewählt, der oder die während der Fertigstellung auch als Ansprechpartner oder Ansprechpartnerin fungiert. Da teilweise Präsenzzeiten für Seminare notwendig sind, sollte der Arbeitgeber auf jeden Fall in das Vorhaben eingeweiht werden.
Optimalerweise ist das Promotionsthema im engeren Arbeitsumfeld angesiedelt, sodass Erkenntnisse aus dem Job in die Doktorarbeit einfließen können und umgekehrt. Profitiert der Arbeitgeber von den Ergebnissen, ist seine Unterstützung wahrscheinlicher.
Welche Besonderheiten gibt es bei der Ingenieurpromotion?
Bei der Wahl des Promotionsthemas spielen die fachlichen Schwerpunkte der Hochschule sowie der Industrie-Sponsoren von Doktorandenstellen eine entscheidende Rolle. Dass dennoch das eigene Interesse sowie die persönlichen Kenntnisse und Fähigkeiten im Fokus stehen sollten, versteht sich von selbst. Für die Karriereplanung nach der Promotion ist es jedoch hilfreich, das Thema der Dissertation möglichst an zentralen Fachfragen der Branche oder an aktuellen Entwicklungen wie beispielsweise alternativer Antriebstechniken oder der Nanotechnologie auszurichten. So eröffnen sich neue Wege für das eigene berufliche Vorankommen – und dieses wiederum wird umso erfolgreicher sein, wenn die Kombination von wissenschaftlicher Leistung und praktischem Know-how gelingt. Denn vor allem Unternehmen aus dem Mittelstand wünschen sich Bewerber mit möglichst einschlägigen Praxiserfahrungen.
Charakteristisch für das Ingenieurwesen ist seine zunehmende Internationalisierung. Viele Fachtermini stammen aus dem Englischen, und auch Stellenausschreibungen gibt es mehr und mehr auf Englisch. Ein Trend, der auch vor Dissertationen nicht haltmacht: Ungefähr ein Drittel der Ingenieur-Doktoranden verfasst die Promotionsschrift inzwischen in Englisch.