Berufsbegleitend promovieren
Neben dem Job zum Doktortitel: Die berufsbegleitende Promotion

Ein junger Mann am Laptop in einem Büro, der berufsbegleitend promoviert

Wie sieht eine berufsbegleitende Promotion aus? © hobo_018 / iStock

Promovieren neben dem Beruf? Wer berufsbegleitend promoviert, verdient Geld und verbessert seine Karrierechancen. Wissenswertes rund um die berufsbegleitende Promotion.

Veröffentlicht: 10.07.2022

Von: Katharina Jedlitschka

Nach dem Masterabschluss (oder alternativ einem gleichgestellten Abschluss) direkt ins Berufsleben einsteigen und Geld verdienen oder doch lieber die beruflichen Perspektiven verbessern und promovieren? Beide Wege sind für Hochschulabsolvent:innen verlockend – und schließen sich nicht aus, wenn man sich für eine berufsbegleitende Promotion entscheidet. Besonders gefragt ist die berufsbegleitende Promotion derzeit in den Themengebieten Wirtschaft und Management sowie im ingenieurwissenschaftlichen Bereich.

Während bei einer Industriepromotion eine promotionsberechtigte Hochschule auf Basis einer vergüteten Arbeit mit einem Industrieunternehmen kooperiert, sind „normal“ berufstätig Promovierende völlig auf sich gestellt. Das heißt: Sie müssen sich ihre Zeit eigenständig einteilen, selbst das Thema für die Dissertation wählen, eine passende Betreuungsperson suchen und sich schließlich auch um die Finanzierung kümmern. Im Vorfeld müssen sie sich zudem überlegen, wo sie ihre Promotion absolvieren wollen – und auch, was sie damit erreichen möchten und wie sinnvoll dieser Weg im persönlichen Fall ist. Denn eine Promotion bedeutet zwar meist einen besseren Verdienst und höhere Position, doch kann eine Promotion auch zum Stolperstein in der Karriere werden, wenn man sich damit überqualifiziert oder überfordert.

Neben öffentlichen und privaten Universitäten können auch Fernuniversitäten, von denen es immer mehr mit berufsbegleitendem Promotionsstudiengang im Programm gibt, eine sehr gute Option sein. 

Promotion im Fern- oder Präsenzstudium, an einer deutschen oder ausländischen Hochschule, Doktor oder PhD – viele verschiedene Wege führen zur Promotion und für Interessierte gibt es immer mehr Möglichkeiten, berufsbegleitend zu promovieren. Hochschulen und Fernunis, die berufsbegleitende Promotionen anbieten, gibt es mittlerweile in Deutschland und auch weltweit. 

Die wichtigsten Hochschulen und Fernunis im Überblick*

Hochschule Art Abschluss Dauer Kosten

HFH – Hamburger Fern-Hochschule

Präsenzstudium (in Kaposvár, MATE Hungarian University)

PhD

4 Jahre

28.320 Euro

FernUniversität in Hagen

Präsenzstudium

Doktor

ca. 4,5-5 Jahre

kostenfrei (es können geringe Kurs- und Modulgebühren anfallen)

FHM – Fachhochschule des Mittelstands

Präsenzstudium (u. a. Bielefeld, Köln, Hannover, Berlin; Zusammenarbeit mit der University of Worcester)

DBA

3-4 Jahre

rund 14.000 Euro pro Jahr

IfM – Institut für Management

Präsenzstudium mit geringer Präsenzzeit

PhD

3 Jahre

25.000 Euro

FOM

Präsenzstudium mit geringer Präsenzzeit (an der spanischen UCAM in Murcia und an der FOM in Essen)

Doctor en Ciencias Sociales por la Universidad Católica San Antonio de Murcia

3 Jahre

21.950 Euro

afw – Wirtschaftsakademie Bad Harzburg

Fernstudium

Doktor

1,5-3 Jahre

ca. 20.000 Euro (zzgl. Nebenkosten)

FHWD – Fachhochschule der Wirtschaft

Fernstudium

DBA

3-5 Jahre

12.000 Euro pro Jahr (8.500 Euro ab dem 4. Jahr)

Rheinische Fachhochschule Köln

Fernstudium mit zwei einwöchigen Auslandsaufenthalten

PhD

4 Jahre

ca. 5.300 Euro pro Jahr

SCENTIA - Institut für Weiterbildung

Präsenzstudium mit geringer Präsenzzeit

PhD

2-4 Jahre

k. A.

Triagon Academy

Präsenzstudium mit geringer Präsenzzeit an Wochenenden

DBA

3 Jahre

17.820 Euro (zzgl. Anmelde- und Prüfungsgebühr)

Quelle: Webseiten der jeweiligen Anbieter *) Alle Angaben Stand Juni 2022.

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Bin ich bereit, über einen langen Zeitraum auf frei gestaltbare Zeit zu verzichten und mich neben Job und eventuell Familie voll und ganz einem Thema zu widmen? Wer diese Frage für sich klar bejaht, kann hinter die erste und entscheidende Voraussetzung für eine berufsbegleitende Promotion einen Haken machen. Zusätzlich sind aber auch einige formale, persönliche und je nach Fachrichtung auch fachliche Voraussetzungen zu erfüllen.

Die Voraussetzungen können von Hochschule zu Hochschule und von Fakultät zu Fakultät unterschiedlich aussehen. Aufschlussreich sind hier die jeweiligen Promotionsordnungen. Nicht festgeschrieben sind die persönlichen Voraussetzungen, die dabei helfen, die Zeit der Promotion zu meistern.

Formale Voraussetzungen:

  • abgeschlossenes Studium (Master, MBA oder Diplom)
  • je nach Hochschule ggf. eine Mindestnote von „gut“
  • ggf. Nachweis von mind. 300 ECTS Punkten
  • Englisch-Kenntnisse (z. B. Nachweis eines TOEIC-Tests mit mind. 700 Punkten oder IELTS Level 6.5)
  • ggf. mündliche Eignungsprüfung

Die tatsächlichen Voraussetzungen sind in den jeweiligen Promotionsordnungen geregelt. Hierzu also unbedingt im Vorfeld recherchieren oder die Hochschule direkt ansprechen! In Ausnahmefällen ist es auch möglich, den Master zu überspringen und die Promotion direkt an den Bachelor anzuschließen (Fast-Track-Promotion) – das setzt aber eine besondere Qualifizierung der Absolventinnen und Absolventen voraus, die die Unis individuell bestimmen.

Persönliche Voraussetzungen:

  • hohe Motivation und Selbstdisziplin
  • Organisationsfähigkeit
  • Zeitmanagement
  • Freude am wissenschaftlichen Arbeiten
  • Belastbarkeit und Stressresistenz

Da berufsbegleitende Promotionen in der Regel von privaten Hochschulen angeboten werden, die zudem oft mit ausländischen Hochschulen zusammenarbeiten, können hohe Studiengebühren von bis zu 30.000 Euro anfallen – zuzüglich weiterer Kosten für beispielsweise Reisen und Unterkünfte. 

Auch immer mehr Fernuniversitäten bieten berufsbegleitende Promotionen an. Diese Option ist in der Regel kostengünstiger. So fallen bei manchen Fernunis, etwa bei der Fernuni Hagen, keinerlei Gebühren für Einschreibung und Promotion an.

Wie lange eine berufsbegleitende Promotion dauert, lässt sich – wie auch im Fall einer regulären Vollzeit-Promotion – schwer sagen, da sie von verschiedenen Faktoren wie Fachrichtung, Forschungsthema und Lebensumstände des Doktoranden abhängt. Viele Universitäten geben in ihren Promotionsordnungen eine Dauer von drei Jahren für eine Vollzeitpromotion vor, die aber in den wenigsten Fällen eingehalten wird. Eine berufsbegleitende Promotion kann bis zu fünf Jahre in Anspruch nehmen. Wer schneller zum Doktortitel will, kann sich überlegen, seine Stundenzahl im Job für die Zeit der Promotion zu reduzieren.

Eine berufsbegleitende Promotion an einer Fernhochschule geht in der Regel schneller. Hier ist die Promotion in eher zwei bis drei Jahren abgeschlossen. Die afw Wirtschaftsakademie Bad Harzburg gibt sogar eine Mindestdauer von nur 1,5 Jahren an.

Gut zu wissen

Sind Sie unsicher, ob eine Promotion das Richtige für Sie ist? Machen Sie unseren von Psycholog:innen erstellten Promotions-Test!

Zum Promotions-Test

Wer eine berufsbegleitende Promotion abgeschlossen hat, darf den Doktortitel tragen. Durch die zunehmenden Kooperationen mit internationalen Universitäten gewinnen auch andere Doktortitel an Bedeutung, im englischsprachigen Raum etwa der Titel des Ph.D. (Philosophical Doctorate) und der DBA (Doctor of Business Administration). Für die Doktoranden bedeuten solche Kooperationen zwischen Universitäten verschiedener Länder, dass sie sie für die Zeit ihrer Promotion auch Auslandsaufenthalte einplanen müssen und dass die Studiengänge meist in englischer Sprache absolviert werden.

Ph.D. und Doktortitel sind grundsätzlich zwar gleich viel wert, international anerkannt und berechtigen zum Lehren an einer Universität. Dennoch sind sie nicht identisch. Sie unterscheiden sich grundsätzlich in ihrer Struktur, beim PhD liegt der Schwerpunkt zudem auf der wissenschaftlichen Forschung. 

Wichtig: Wer sich international bewirbt, sollte den Doktor nicht mit Ph.D. übersetzen. Damit kann man sich sogar strafbar machen. Umgekehrt kann der Ph.D. aber ohne Weiteres mit dem Titel des Doktors gleichgesetzt werden.

Der wohl größte Nachteil einer berufsbegleitenden Promotion ist die bereits angesprochene entbehrungsreiche, lange Zeit, in der die Doktoranden ihren Job, Privatleben und die Arbeit für die Promotion unter einen Hut kriegen müssen. Das ist nicht immer leicht, bedeutet Stress und hohen Druck. Viele Promovierende unterschätzen den tatsächlichen Aufwand einer berufsbegleitenden Promotion. 

Umso wichtiger ist es, sich darüber im Klaren zu sein, ob eine Promotion das Richtige für einen ist. Man sollte sein Ziel klar vor Augen haben, diszipliniertes Zeitmanagement betreiben und sich, falls nötig, auch unterstützen und beraten lassen.

Hat man sich für eine berufsbegleitende Promotion entschieden, bringt diese viele Vorteile:

  • gesichertes Einkommen während der gesamten Promotionszeit
  • Kombination von akademischer Weiterbildung und Beruf
  • Erlangen eines angesehenen akademischen Abschlusses
  • Verbesserung der Karrierechancen – Akademiker mit Doktortitel sind für Führungspositionen in Unternehmen in der Regel stark gefragt.


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