Promotionsthema finden
Doktorarbeit: So finden Sie ein Thema für die Dissertation

Ein junger Mann schreibt in der Bibliothek an seiner Doktorarbeit

Welches Thema für die Dissertation wählen? © Ibrakovic / iStock.com

Das Thema Ihrer Dissertation sollte Sie persönlich begeistern, gleichzeitig aber auch für die Forschung oder die Wirtschaft relevant sein und Ihnen so im besten Fall die Tür zu einer erfolgreichen Karriere öffnen. academics gibt Tipps für die Themenwahl.

Veröffentlicht: 05.06.2024

Von: Julia Becker & Frauke Noweck

Die Wahl des Dissertationsthemas ist ein zentraler Punkt bei der Vorbereitung auf eine Promotion. Das gewählte Thema wird Sie über die nächsten Jahre begleiten: in einsamen Stunden im Archiv oder Labor, am Schreibtisch, auf Konferenzen und im Seminarraum. Dass es Sie als Verfasser:in persönlich interessiert und nicht langweilt, ist daher eine wichtige Grundvoraussetzung, damit Sie auf dem langen Weg zum Doktortitel nicht der Elan verlässt. 

Bei einer Bewerbung auf eine Promotionsstelle ist das Thema oft schon vorgegeben. Hier sollten Sie vorher kritisch prüfen, ob Sie sich vorstellen können, an genau diesem Thema über die kommenden Jahre zu forschen und zu arbeiten. Behalten Sie dabei auch Ihre eigenen Karriereperspektiven im Blick

Wählen Sie das Thema frei, dann lassen Sie sich nicht ausschließlich von persönlichen Interessen leiten, sondern stellen Sie strategische Überlegungen an. Streben Sie eine wissenschaftliche Karriere an oder sehen Sie Ihre Zukunft ganz klar in der freien Wirtschaft? Davon hängt ab, nach welchen Grundsätzen Sie bei der Wahl Ihres Dissertationsthemas entscheiden sollten. 

Für Nachwuchswissenschaftler:innen gilt: Nicht nur Sie, sondern auch die Fachwelt muss Ihrem Promotionsthema etwas abgewinnen können. Das richtige Thema kann Ihnen helfen, sich in einem attraktiven und zukunftsweisenden Forschungszweig zu profilieren und sich mit anderen Forscher:innen zu vernetzen. Es kann Auswahlkomitees überzeugen, finanzielle Unterstützung gewinnen und die eigene wissenschaftliche Karriere in die richtigen Bahnen lenken. 

Ein „Orchideenthema“ hingegen mag Sie persönlich restlos begeistern, kann aber in die Karrieresackgasse führen. Wenn bisher kaum jemand im anvisierten Fachgebiet forscht, droht die Gefahr, dass die eigenen Resultate im wissenschaftlichen Nirwana verhallen, ohne von den Kolleg:innen wahrgenommen zu werden. 

Möchten Sie nach der Promotion in die Wirtschaft wechseln, dann kann es sich lohnen, frühzeitig Kontakt mit Unternehmen aufzunehmen und sich für ein eher praxisrelevantes Thema zu entscheiden. Eine Industriepromotion, in deren Rahmen Sie wertvolle Kontakte knüpfen und sich für eine Anschlussbeschäftigung empfehlen können, könnte für Sie interessant sein. Hier sind Sie in Ihrer Themenwahl allerdings häufig eingeschränkt. 

Um das Thema Ihrer Dissertation konkret festzulegen, müssen Sie sich zunächst einen Überblick über die Forschungsliteratur und die aktuellsten Publikationen verschaffen. Lesen Sie wissenschaftliche Zeitschriften und darin besonders Forschungsberichte, in englischsprachigen Zeitschriften auch „Review Articles“ genannt. Dort finden Sie übersichtliche Zusammenfassungen jüngst veröffentlichter Bücher, aber auch Anregungen für zukünftige Projekte.

Versuchen Sie eine Fragestellung zu finden, die Sie interessiert und die gleichzeitig Ihrer Meinung nach noch nicht ausreichend beantwortet ist. Denn zu den Anforderungen an eine Dissertation gehört in jedem Fall, dass sie einen Forschungsfortschritt bringt. 

Verschaffen Sie sich einen Überblick darüber, zu welchen Themen in den vergangenen Jahren in Ihrem wissenschaftlichen Fachgebiet promoviert wurde. Das gibt Ihnen ein Gefühl dafür, wie umfassend oder auch eng abgesteckt Sie Ihr eigenes Thema gestalten sollten. 

Sie sind sich nicht sicher, ob zu Ihrem Dissertationsthema bereits promoviert wurde? 

Während Sie das konkrete Thema festlegen, sollten sie sich auch Gedanken darüber machen, in welcher Form Sie Ihre Dissertation später veröffentlichen möchten: als Monografie oder in kumulativer Form? In diesem academics-Ratgeber finden Sie weitere Informationen zum Thema monografische und kumulative Dissertation. 

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Die bisher gesammelten Informationen helfen Ihnen, das Thema Ihrer eigenen Dissertation zu konkretisieren. Um das Projekt Dissertation in der anvisierten Zeit – meist drei bis vier Jahre – bewältigen zu können, ist es essenziell, das Thema der Doktorarbeit klar einzugrenzen. 

Beschränken Sie Ihre Arbeit auf eine eindeutig definierte Auswahl von Daten. Das kann für Historiker:innen etwa die neu entdeckte Sammlung von Briefen einer bedeutenden Persönlichkeit sein, für Mediziner:innen zum Beispiel die Ergebnisse der jüngsten Studien zu einer neu entwickelten Behandlungsmethode. 

Behalten Sie dabei die Sekundärliteratur im Blick, auch vor dem Hintergrund Ihrer Zeitplanung: Welche Publikationen gibt es zu Ihrem Thema, welche benötigen Sie und in welcher Form sind diese verfügbar? Müssen Sie eventuell zeitaufwendige Recherchereisen zu Archiven unternehmen?

Machen Sie sich in diesem Zusammenhang auch Gedanken zur Methodik: Auf welche Art wollen Sie Ihr Themengebiet erforschen? Überlegen Sie frühzeitig, welche Methode Ihnen die aussagekräftigsten Ergebnisse bringen könnte. Sollten Sie zum Beispiel Experteninterviews führen, Fallstudien auswerten oder eigene Experimente durchführen? Planen Sie dafür ausreichend Zeit ein. 

Entwerfen Sie eine erste Gliederung Ihrer Dissertation: Welche Aspekte sind relevant, wie lassen Sie sich sinnvoll in einzelne Kapitel und Unterkapitel aufteilen? Umfang und Seitenzahl einer Dissertation sind abhängig von der konkreten Fragestellung, es gibt jedoch auch fachspezifische Unterschiede. 

  • In der Medizin sind Dissertationen manchmal lediglich um die 50 Seiten lang, wenn das ausreicht, um die Ergebnisse vollständig und schlüssig darzustellen. Medizinische Dissertationen können aber – je nach Typ und auszuwertender Datenmenge – durchaus auch Seitenzahlen im dreistelligen Bereich erreichen. 
  • Bei einer Promotion in einem geisteswissenschaftlichen Fach sind mehrere Hundert Seiten üblich.
  • Selbiges gilt für juristische Doktorarbeiten: Rund 200 bis 300 Seiten – ohne Anhänge – sollten Promovend:innen einreichen. (Quelle: Leitfaden von Prof. Dr. Jens Peter Schneider für juristische Dissertationen an der Universität Freiburg)
  • Für die übliche Seitenzahl von Dissertationen in der Mathematik und Informatik steht beispielhaft eine Statistik der Freien Universität Berlin: Eine Doktorarbeit hatte dort (Stand 2015) einen Umfang von durchschnittlich 128 Seiten, wobei bei insgesamt 110 Doktorarbeiten Seitenzahlen zwischen 60 und 256 vertreten waren. 

Stellen Sie schon anhand Ihrer Gliederung fest, dass Sie weit über oder unter dem sonst in Ihrem Fachbereich üblichen Umfang liegen, dann müssen Sie das Thema vermutlich noch stärker eingrenzen oder es erweitern. Dabei ist der frühzeitige und stetige Austausch mit Ihrem Doktorvater oder Ihrer Doktormutter hilfreich.

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Neben persönlichen Interessen und Karriere-Überlegungen spielen also auch wissenschaftliche Aspekte eine ganz entscheidende Rolle bei der Wahl Ihres Dissertationsthemas. Diese Fragen sollten Sie klären, bevor Sie Ihr Thema festlegen:

  • Können Sie sich mit Ihrem Dissertationsthema identifizieren?
  • Ist es für die Forschung beziehungsweise für die Wirtschaft relevant? Hilft es Ihnen dabei, Ihre persönlichen Ziele zu erreichen?
  • Gibt es schon andere Arbeiten zu dieser Fragestellung?
  • Im Hinblick auf den Umfang: Wie komplex darf das Thema sein?
  • Ist das Projekt in drei oder vier Jahren umsetzbar?
  • Wie soll die Publikation erfolgen?
  • Mit welcher Methode lässt sich das gewählte Thema am besten umsetzen?


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