Doktorvater und Doktormutter: Was ist das?
Doktorvater oder Doktormutter sind inoffizielle, aber überaus gebräuchliche Bezeichnungen für die Betreuenden einer Promotion. Sie sind die zentralen Ansprechpartner und Motivatoren, tragen das Promotionsvorhaben ihrer Schützlinge mit und helfen bei fachlichen und oft auch bei persönlichen Problemen weiter. Außerdem nehmen sie den Doktoranden die Prüfungen am Ende der Promotion ab.
Wer darf Doktorvater oder -mutter sein?
Wer diese Aufgabe übernehmen darf, ist in der Promotionsordnung der jeweiligen Fakultät geregelt. In erster Linie dürfen – beziehungsweise müssen – Professoren die Promovierenden betreuen. Auch andere habilitierte Mitglieder einer Universität, also Privatdozentinnen und Privatdozenten, können diese Aufgabe übernehmen.
Mitglieder außeruniversitärer Forschungseinrichtungen und Bildungsstätten können ebenfalls in der Regel unter bestimmten Bedingungen als Doktorväter oder -mütter fungieren. Die Promotionsordnung der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg beispielsweise schreibt vor, dass es eine entsprechende Kooperation zwischen der Universität und der Forschungs- oder Bildungseinrichtung geben muss.
Auch bei der Medizinischen Fakultät Charité der Universität Berlin können außerplanmäßige Professorinnen und Privatdozenten, die nicht dort beschäftigt sind, Doktormütter sein, „wenn eine ordnungsgemäße Betreuung des Promotionsvorhabens bis zu seinem Abschluss gewährleistet ist“. Durch Auswahlverfahren bestimmte unabhängige promovierte Nachwuchsgruppenleiterinnen und -leiter (zum Beispiel im Emmy Noether Programm der DFG) können hier ebenfalls die Betreuung Promovierender übernehmen.
Regelmäßige Treffen und bestmögliche Förderung sind Pflicht
Ebenfalls in den Promotionsordnungen geregelt sind die Pflichten, die ein Doktorvater mit der Betreuung erfüllen muss. So schreibt beispielsweise die Charité vor: „Die betreuenden Personen sind verpflichtet, bei der Betreuung kollegial zusammenzuwirken, sich mit der promovierenden Person regelmäßig zu Betreuungszwecken zu treffen und die wissenschaftliche Qualität der Arbeit der promovierenden Person zu befördern. Die Gesamtzahl der gleichzeitig erstbetreuten Promotionen pro betreuender Person sollte zehn nicht überschreiten.“
Doktorvater suchen: Worauf kommt es an?
Die Suche nach einem oder einer Betreuenden ist eng mit der nach einem Dissertationsthema verbunden. Denn: Der Doktorvater oder die Doktormutter sollte auf dem Gebiet der Forschungsfrage über Expertenwissen verfügen. Schließlich müssen die Betreuenden dem Doktoranden oder der Doktorandin mit Rat und Tat zur Seite stehen. Der oder die Betreuende muss also vor allem eines sein: fachlich kompetent.
Doch damit die Zusammenarbeit zu einem guten Ergebnis führt, ist es von großem Vorteil, wenn die Chemie zwischen der betreuenden und der promovierenden Person stimmt. Wer sich „nicht riechen“ kann, wird weniger motiviert sein, regelmäßig produktive Gespräche zu führen. Gibt es vonseiten der Betreuenden zu wenig Unterstützung, kann dies im Laufe der mehrere Jahre währenden Promotion zu großer Frustration oder sogar einem Promotionsabbruch führen. Auch das Gegenteil kann die Motivation für die Promotion schmälern und so den Erfolg gefährden: Wenn die Promotionsbetreuenden versuchen, zu viel Einfluss zu nehmen und den eigenen Stempel auf die Forschungsarbeit aufzudrücken.
Genau über infrage kommende Betreuende informieren
Deshalb empfiehlt es sich, sich vorher zu informieren: Welchen Ruf hat die betreuende Person an der Hochschule? Wer an der eigenen Universität promovieren möchte, kennt die infrage kommenden Betreuenden in der Regel. Schwieriger wird dies, wenn die Dissertation an einer anderen Hochschule geschrieben werden soll. Hier zahlt sich gutes Netzwerken schon während des Masterstudiums aus: Bekannte im Fachbereich wissen vielleicht, welchen Ruf der favorisierte Doktorelternkandidat hat. Auch die Mitarbeiter der eigenen Fakultät können oft weiterhelfen.
Alternativ sind die Doktoranden-Netzwerke an den Universitäten oder auch der Verein Thesis e.V., ein interdisziplinäres Netzwerk von Promovierenden und Promovierten, ein guter Ansatzpunkt.
Abzuklären ist:
- Nimmt die betreuende Person sich für gewöhnlich ausreichend Zeit für die Betreuten?
- Schließen die Doktorandinnen ihre Promotion in der Regel in der vorgesehen Zeit ab? Wenn nein: Warum nicht?
- Ist die Abbruchquote bei dem oder der Betreuenden ungewöhnlich hoch?
- Vergibt die betreuende Person häufig Bestnoten, auch für mit Minimalaufwand geschriebene Dissertationen? Das könnte die weitere akademische Karriere in der Postdoc-Phase erschweren.
Sind die erhaltenen Auskünfte eher negativer Art, ist es ratsam, sich um eine andere Doktormutter zu bemühen.