Vorstellungsgespräch Promotion
Bewerbungsgespräch für die Promotionsstelle: Darauf kommt es an

Eine Professorin im Bewerbungsgespräch mit einer angehenden Doktorandin

Was ist bei einem Vorstellungsgespräch an einer Graduiertenschule zu beachten? © jakoblund / iStock

Im Vorstellungsgespräch stellen Promovierende in spe das Forschungsvorhaben noch einmal mündlich vor und klären fachliche Fragen. academics erklärt, wie das Promotionsgespräch abläuft und welche Rückfragen beim Professor oder der Professorin einen besonders guten Eindruck hinterlassen.

Veröffentlicht: 01.11.2023

Von: Florian Heil

Wer promovieren möchte, muss sich zunächst eine schriftliche Bewerbung einreichen. Ist diese überzeugend, folgt ein Vorstellungsgespräch bei der avisierten Doktormutter oder dem Doktorvater. 

Zur Bewerbung auf eine Promotionsstelle gehört auch, sich im Vorwege zu informieren, was während des Vorstellungsgespräches thematisch verlangt wird. So erwarten einige Professor:innen eine Vorstellung der bisherigen wissenschaftlichen Erfolge, beispielsweise durch eine Präsentation der Masterarbeit.

Im Zentrum der Vorbereitung steht jedoch die Beschäftigung mit dem monothematischen Projekt, mit dem sich der oder die Promovierende in den kommenden Jahren auseinandersetzen will. Er oder sie sollte in der Lage sein, strukturiert über die Thematik zu referieren. Insofern lohnt es sich, vor dem Gespräch bereits Kenntnis über die wichtigste Literatur mitzubringen.

Strebt die Bewerberin eine Promotion an einer Graduiertenschule an, lohnt es sich, schon im Vorfeld den Kontakt zu Promovierenden an der Einrichtung zu suchen und möglichst viel über deren Interview-Erfahrungen sowie den wissenschaftlichen Alltag an der Institution herauszufinden. Dadurch bekommt sie ein erstes Gespür für die Stimmung, die sie im Interview erwartet. Erfragt werden sollte zum Beispiel, ob das Vorstellungsgespräch auf Deutsch oder Englisch geführt wird und wie viele Personen in der Regel daran teilnehmen.

In der Regel findet das Promotionsgespräch zu zweit statt, manchmal sitzen aber auch noch andere Professor:innen oder Mitglieder der Arbeitsgruppe – wie Postdocs – mit im Raum und beteiligen sich auch aktiv am Gespräch. An Graduiertenschulen sitzen Kandidat:innen in der Regel Auswahlkomitees gegenüber. Während diese Konversation hier oft klar strukturiert abläuft, orientiert sich der Ablauf eines Bewerbungsgesprächs an einer Universität meist nicht ganz so streng an einem roten Faden. Die gesamte Prozedur dauert in der Regel zwischen 45 und 90 Minuten

Die Zeitspanne hängt von diversen Faktoren ab: So kann ein Bewerbungsgespräch eine reine Formalie sein oder sogar ganz entfallen, wenn sich Professor:in und angehende:r Doktorand:in bereits aus der Lehre kennen und sich informell im Vorwege bereits ausgiebig ausgetauscht haben. Es ist jedoch auch keine Ausnahme, dass sich beide Gesichter beim Vorstellungsgespräch das erste Mal gegenübersitzen. 

Das Thema Kleidung sollten Kandidat:innen nicht völlig vernachlässigen, die Gespräche sind jedoch in der Regel weit weniger formal als in der freien Wirtschaft. Sie sollten ordentlich angezogen sein und sich in ihrer Haut damit wohlfühlen.

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Oft beginnt das Gespräch mit der Präsentation der bisher wichtigsten wissenschaftlichen Arbeit. Die muss thematisch nichts mit dem künftigen Forschungsprojekt zu tun haben. Hier geht es einzig darum, dass die Kandidatin zeigt, wie sie vorgegangen ist, wie sie die Arbeit präsentieren und ob sie diese in der folgenden Diskussion kritisch reflektieren kann. Allein die Präsentation samt anschließender Diskussion nimmt bereits etwa zwischen 30 und 45 Minuten der Gesamtzeit ein.

Im Anschluss folgt meist ein relativ freies Gespräch, um denKandidaten oder die Kandidatin besser kennenzulernen. Der Professor oder die Professorin könnte fragen, welche Themen der:die Bewerber:in aus dem Studium bisher vertieft hat, welche Schwerpunkte gesetzt wurden und aus welcher Motivation heraus. Darüber hinaus können an dieser Stelle auch überfachliche Fragen gestellt werden, um die Soft Skills des Kandidaten oder der Kandidatin einschätzen zu können: Kann sich die Person gut selbst organisieren, hat sie eine ausreichende Frustrationstoleranz und besitzt sie die kognitive Fähigkeit, um den Anforderungen an eine Doktorarbeit gerecht zu werden?

Im weiteren Verlauf gelangt das Gespräch zum eigentlichen Promotionsprojekt. Hier gilt es insbesondere zu erwähnen, warum gerade dieses Thema das Interesse weckt, ob es vielleicht schon einmal auf einer Fachkonferenz vorgetragen wurde, warum der gewünschte Professor oder die Professorin eine geeignete Betreuungsperson wäre und wie das Forschungsvorhaben grob aussehen soll – sofern es nicht, wie beispielsweise an Graduiertenschulen üblich, bereits in der Stellenanzeige klar formuliert wurde. 

Auch an einer solchen Bildungseinrichtung erwarten die Auswahlkomitees kompetente Kandidat:innen, die sich eingehend mit der Graduiertenschule befasst haben, die fachlich überzeugen und menschlich ins Forschungsteam passen.

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Hat bisher in erster Linie die Professorin oder der Professor Fragen gestellt und das Vorstellungsgespräch geleitet, ist nun der:die Bewerber:in an der Reihe. Er oder sie kann die Situation zum einen nutzen, um fachliche Fragen zu klären. Zum anderen können an dieser Stelle auch andere wichtige Dinge erörtert werden. 

Sara Köser, Professorin für Sozial- und Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Fresenius Heidelberg und Mitglied bei Thesis e.V., empfiehlt angehenden Promovenden, beispielsweise über folgende Punkte zu sprechen – sofern sie nicht bereits an anderer Stelle geklärt wurden. Die Fragen sollen zeigen, dass sich die Kandidatin oder der Kandidat mit dem Hochschulsystem auseinandergesetzt hat:

  • Wie ist die Arbeitsgruppe und die Arbeitsweise des Professors oder der Professorin strukturiert und an welchen Themen arbeiten sie?
  • Wie sind die organisatorischen Bedingungen?
  • Wie viel Verpflichtung zu Lehre oder Projektarbeit beinhaltet die Stelle?
  • Wie lange dauert eine Promotion durchschnittlich?
  • Wie viel Prozent der Stelle werden bezahlt?
  • Wie umfangreich wird die reale Arbeitszeit sein und und wie viel Anwesenheit im Büro oder Labor wird erwartet?
  • Wie viel Zeit kann in die eigene Dissertation fließen?
  • Welche Ausstattung hinsichtlich Literatur oder Instrumenten ist vorhanden, um der angestrebten Forschung nachzugehen?
  • Sind Konferenzbesuche im In- und Ausland möglich?


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