Organisation des Promotionsgesprächs
In der Regel findet das Promotionsgespräch zu zweit statt, manchmal sitzen aber auch noch andere Professorinnen oder Mitglieder der Arbeitsgruppe – wie Postdocs – mit im Raum und beteiligen sich auch aktiv am Gespräch. An Graduiertenschulen sitzen Kandidaten in der Regel Auswahlkomitees gegenüber. Während diese Konversation hier oft klar strukturiert abläuft, orientiert sich der Ablauf eines Bewerbungsgesprächs an einer Universität meist nicht ganz so streng an einem roten Faden. Die gesamte Prozedur dauert in der Regel zwischen 45 und 90 Minuten.
Die Zeitspanne hängt von diversen Faktoren ab: So kann ein Bewerbungsgespräch eine reine Formalie sein oder sogar ganz entfallen, wenn sich Professorin und angehende Doktorandin bereits aus der Lehre kennen und sich informell im Vorwege bereits ausgiebig ausgetauscht haben. Es ist jedoch auch keine Ausnahme, dass sich beide Gesichter beim Vorstellungsgespräch das erste Mal gegenübersitzen.
Das Thema Kleidung sollten Kandidaten nicht völlig vernachlässigen, die Gespräche sind jedoch in der Regel weit weniger formal als in der freien Wirtschaft. Sie sollten ordentlich angezogen sein und sich in ihrer Haut damit wohlfühlen.
Ablauf des Vorstellungsgesprächs
Oft beginnt das Gespräch mit der Präsentation der bisher wichtigsten wissenschaftlichen Arbeit. Die muss thematisch nichts mit dem künftigen Forschungsprojekt zu tun haben. Hier geht es einzig darum, dass die Kandidatin zeigt, wie sie vorgegangen ist, wie sie die Arbeit präsentieren und ob sie diese in der folgenden Diskussion kritisch reflektieren kann. Allein die Präsentation samt anschließender Diskussion nimmt bereits etwa zwischen 30 und 45 Minuten der Gesamtzeit ein.
Im Anschluss folgt meist ein relativ freies Gespräch, um den Kandidaten besser kennenzulernen. Der Professor könnte fragen, welche Themen der Kandidat aus dem Studium bisher vertieft hat, welche Schwerpunkte gesetzt wurden und aus welcher Motivation heraus. Darüber hinaus können an dieser Stelle auch überfachliche Fragen gestellt werden, um die Soft Skills des Kandidaten einschätzen zu können: Kann sich die Person gut selbst organisieren, hat sie eine ausreichende Frustrationstoleranz und besitzt sie die kognitive Fähigkeit, um den Anforderungen an eine Doktorarbeit gerecht zu werden?
Im weiteren Verlauf gelangt das Gespräch zum eigentlichen Promotionsprojekt. Hier gilt es insbesondere zu erwähnen, warum gerade dieses Thema das Interesse weckt, ob es vielleicht schon einmal auf einer Fachkonferenz vorgetragen wurde, warum der gewünschte Professor ein geeigneter Betreuer wäre und wie das Forschungsvorhaben grob aussehen soll – sofern es nicht, wie beispielsweise an Graduiertenschulen üblich, bereits in der Stellenanzeige klar formuliert wurde.
Auch an einer solchen Bildungseinrichtung erwarten die Auswahlkomitees kompetente Kandidaten, die sich eingehend mit der Graduiertenschule befasst haben, die fachlich überzeugen und menschlich ins Forscherteam passen.