Promotionsstelle
Doktorarbeit an der Hochschule: Was bietet eine Promotionsstelle?

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An der Hochschule angestellt arbeiten, ein sicheres Gehalt beziehen und in der Arbeitszeit promovieren: Eine Doktorandenstelle hat viele Vorteile. Doch nicht nur.
Aktualisiert: 02.09.2025
Promotionsstelle – Das Wichtigste in Kürze
- Eine Promotionsstelle bezeichnet eine Anstellung an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung, bei der die Arbeit an der Dissertation ausdrücklich während der Arbeitszeit erfolgt (das ist ein Vorteil)
- Weitere Vorteile: Gute Vernetzung im eigenen Fachbereich, enger Kontakt zum Doktorvater oder Doktormutter
- Möglicher Nachteil: Neben der Arbeit an der Dissertation muss der oder die Promovend:in die betreuende Person auch bei Forschung und Lehre unterstützen. Kommt es zu Konflikten, kann sich das nachteiliig auf die Promotion auswirken
- Das Gehalt erfolgt in der Regel nach TV-L E13 und beläuft sich somit zum Berufseinstieg auf knapp 60.000 Euro brutto jährlich bei einer Vollzeitstelle
Promotionsstellen in Deutschland: Definition
Eine Promotionsstelle an einer Universität oder einer Graduiertenschule ist in finanzieller und organisatorischer Hinsicht in der Regel eine vergleichsweise komfortable Möglichkeit, den Doktortitel zu erwerben: Neben der Arbeit am Lehrstuhl und in der Forschung für den vorgesetzten Professor oder die Professorin ist ein Teil der Arbeitszeit explizit der Arbeit an der eigenen Dissertation vorbehalten. Wer eine Promotionsstelle hat, wird also zumindest teilweise für das Promovieren bezahlt.
Für ihre Arbeit bekommen die Doktorandinnen und Doktoranden ein Gehalt: Sie werden üblicherweise nach Entgeltgruppe 13 des Tarifvertrags der Länder (TV-L) bezahlt. Das Geld dafür stellen zum einen die Hochschulen bereit, zum anderen werden Drittmittel, zum Beispiel bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG, akquiriert.
Es gibt keine offiziellen Statistiken, wie viele reine Promotionsstellen in Deutschland es gibt. Der Anteil an internen Promotionen, zu denen diejenigen auf Promotionsstellen zählen, lässt sich aber an Daten der National Academics Panel Study (Nacaps), dem Datenportal des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung, ablesen. Demnach finanzieren rund 65 Prozent der Promovierenden ihre Doktorarbeit durch die Beschäftigung an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung.
Je nach Fachbereich variiert der Anteil von internen und externen Promotionen: Während in den Ingenieurwissenschaften und Mathematik/Naturwissenschaften gut drei Viertel der Doktorandinnen bei einer Universität oder bei einer Forschungseinrichtung angestellt sind, sind es in den Geisteswissenschaften 43 Prozent und in Kunst 25 Prozent.
Was sind Vor- und Nachteile einer Promotionsstelle?
Zu den Vorteilen einer Promotionsstelle an Uni oder FH gehört, dass die Arbeit in Forschung und Lehre in der Regel exakt zum Thema der Promotion passt, was auf einer Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter oder Mitarbeiterin nicht zwingend der Fall ist. Zudem ist ein bestimmter Teil der Arbeitszeit dafür vorgesehen, die Dissertation zu verfassen. Viele, nicht ausdrücklich auf eine Promotion ausgelegte Doktorandenstellen an der Uni sind mit einem hohen Arbeitspensum verbunden, das nicht selten die vereinbarte Stundenzahl überschreitet. Da erfordert es viel Disziplin, die eigene Forschungsarbeit, die neben dem Job erledigt werden muss, nicht zu vernachlässigen. Jedoch ist auch eine Promotionsstelle keine Garantie, dass wirklich ausreichend Zeit für die eigene Dissertation bleibt.
Besonders interessant sind Promotionsstellen für Naturwissenschaftler:innen, da sie Labore und technische Geräte der Universität für die Arbeit an ihrer Promotion nutzen können. Auch die regelmäßige Anwesenheit an der Hochschule kann von Vorteil sein: So ist die Möglichkeit für fachliche Gespräche mit Kolleg:innen gegeben, die weiterhelfen, wenn man bei der Dissertation in einer vermeintlichen Sackgasse steckt. Doch auch der kurze Draht zu Doktorvater oder -mutter ist ein Vorteil gegenüber der externen Promotion: Es müssen nicht zwingend immer Termine vereinbart werden, wenn nur ein paar Kleinigkeiten geklärt werden müssen – manchmal ist es möglich, einfach kurz im Büro des oder der Betreuenden vorbeizugehen.
Ein Nachteil von Promotionsstellen kann sein, dass die doppelte Abhängigkeit vom oder von der Betreuenden möglicherweise großen Druck verursachen kann: Denn zum einen unterstützt der oder die Promovierende ihn oder sie bei dessen Forschung und Lehre, zum anderen wird er von ihm oder ihr bei der eigenen Forschung betreut. Gibt es bei den Aufgaben Meinungsverschiedenheiten, kann dies unter Umständen auch die Arbeit an der Dissertation beeinträchtigen. Im schlimmsten Falle kann dadurch das Beschäftigungsverhältnis in Gefahr sein, das der Doktorandin bzw. dem Doktoranden den Lebensunterhalt und die Promotion sichert.
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Promotionsstelle finden: Wie gelingt es?
Ebenso wie bei jeder anderen geplanten Dissertation beginnt auch bei einer Promotionsstelle alles mit der Wahl des Dissertationsthemas. Eng damit verknüpft ist die Suche nach einem Doktorvater oder einer Doktormutter; häufig sind bei Promotionsstellen, die für bestimmte Forschungsprojekte ausgeschrieben sind, diese betreuenden Professoren oder Professorinnen aber bereits eingeplant.
Promotionsstellen müssen grundsätzlich öffentlich ausgeschrieben werden. Der Blick auf die Webseiten favorisierter Universitäten sowie einschlägige Stellenmärkte lohnt also. Eine weitere gute Adresse ist beispielsweise der Hochschulkompass, wo gezielt nach Fachbereichen, Studiengängen, Forschungsschwerpunkten und auch der Promotionsart gesucht werden kann. Aber auch die Datenbank des Deutschen Akademischer Austauschdienst (DAAD), PhD Germany, zeigt Promotionsmöglichkeiten an deutschen Hochschulen auf. Da reine Promotionsstellen, bei denen auch explizit in der Arbeitszeit an der Dissertation gearbeitet werden soll, eher selten sind, empfiehlt es sich, Ausschreibungen auf genau diesen Aspekt hin zu prüfen.
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Was ist bei Bewerbung und Anschreiben für die Promotionsstelle wichtig?
Passen alle beschriebenen Details, steht die Bewerbung an. Im besten Fall finden sich in der Ausschreibung auch schon Aspekte, die dem Promotionsgebenden in diesem Fall besonders wichtig sind. Generell gelten aber die Dokumente Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse als Standard. Zusätzlich kommen oft noch Motivationsschreiben und Referenzen sowie eine Zusammenfassung der Abschlussarbeit hinzu.
Auch das Exposé, in dem das Forschungsvorhaben und der zeitliche Rahmen beschrieben werden, sollte zu den Bewerbungsunterlagen gehören. Beim Anschreiben für die Promotionsstelle ist unbedingt darauf zu achten, keine allgemein gehaltenen Floskeln zu verwenden, sondern die persönliche Motivation, das Selbstverständnis als Wissenschaftler und das besondere Interesse an der betreffenden Hochschule, dem Institut oder dem Betreuenden zu betonen.
Initiativbewerbungen bei Universitäten haben in der Regel kaum Chancen auf Erfolg, da jede:r Professor:in nur wenige Stellen zu vergeben hat und jede Promotionsstelle öffentlich ausgeschrieben werden muss. Was aber möglich ist: schon während des Studiums Kontakt zum potenziellen späteren Doktorvater oder Doktormutter aufnehmen. Denn auch die Professor:innen halten Ausschau nach geeigneten Kandidaten und Kandidatinnen für ihre Promotionsstellen und sprechen Studierende mit herausragenden Leistungen bisweilen direkt an.