Promotionsstelle
Doktorarbeit an der Hochschule: Was bietet eine Promotionsstelle?

Karabiner Symbolbild Promotionsstelle

Promotionsstellen sind befristete Positionen, die oft auch als Teilzeitstellen angeboten werden © Efe Kurnaz / unsplash.com

An der Universität angestellt arbeiten, ein sicheres Gehalt beziehen und in der Arbeitszeit promovieren: Das und mehr können Doktoranden und Doktorandinnen von einer Promotionsstelle erwarten.

Veröffentlicht: 05.09.2021

Von: Maria Zeitler

Eine Promotionsstelle an einer Universität oder einer Graduiertenschule ist in finanzieller und organisatorischer Hinsicht in der Regel eine besonders komfortable Möglichkeit, den Doktortitel zu erwerben: Neben der Arbeit am Lehrstuhl und in der Forschung für den vorgesetzten Professor oder die Professorin ist ein Teil der Arbeitszeit explizit der Arbeit an der eigenen Dissertation vorbehalten. Wer eine Promotionsstelle hat, wird also zumindest teilweise für das Promovieren bezahlt. 

Für ihre Arbeit bekommen die Doktorandinnen und Doktoranden ein Gehalt: Sie werden üblicherweise nach Entgeltgruppe 13 des Tarifvertrags der Länder (TV-L) bezahlt. Das Geld dafür stellen zum einen die Hochschulen bereit, zum anderen werden Drittmittel, zum Beispiel bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG, akquiriert. 

Es gibt keine offiziellen Statistiken, wie viele reine Promotionsstellen in Deutschland es gibt. Der Anteil an internen Promotionen, zu denen diejenigen auf Promotionsstellen zählen, lässt sich aber an Daten der National Academics Panel Study (Nacaps), dem Datenportal des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung, ablesen. Demnach finanzieren rund 60 Prozent der Promovierenden ihre Doktorarbeit durch die Beschäftigung an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung. 80 Prozent der angestellten Doktoranden sind an der Hochschule beschäftigt, an der sie auch ihre Dissertation verfassen

Je nach Fachbereich variiert der Anteil von internen und externen Promotionen: Während in den Ingenieurwissenschaften und Mathematik/Naturwissenschaften gut drei Viertel der Doktorandinnen bei einer Universität oder bei einer Forschungseinrichtung angestellt sind, sind es in den Geisteswissenschaften 43 Prozent und in Kunst 25 Prozent.

Zu den Vorteilen einer Promotionsstelle an Uni oder FH gehört, dass die Arbeit in Forschung und Lehre in der Regel exakt zum Thema der Promotion passt, was auf einer Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter nicht zwingend der Fall ist. Zudem ist ein bestimmter Teil der Arbeitszeit dafür vorgesehen, die Dissertation zu verfassen. Viele, nicht ausdrücklich auf eine Promotion ausgelegte Stellen an der Uni sind mit einem hohen Arbeitspensum verbunden, das nicht selten die vereinbarte Stundenzahl überschreitet. Da erfordert es viel Disziplin, die eigene Forschungsarbeit nicht zu vernachlässigen.

Besonders interessant sind Doktorandenstellen für Naturwissenschaftler, da sie Labore und technische Geräte der Universität für die Arbeit an ihrer Promotion nutzen können. Auch die regelmäßige Anwesenheit an der Hochschule kann von Vorteil sein: So ist die Möglichkeit für fachliche Gespräche mit Kollegen gegeben, die weiterhelfen, wenn man bei der Dissertation in einer vermeintlichen Sackgasse steckt. Doch auch der kurze Draht zu Doktorvater oder -mutter ist ein Vorteil gegenüber der externen Promotion: Es müssen nicht zwingend immer Termine vereinbart werden, wenn nur ein paar Kleinigkeiten geklärt werden müssen – manchmal ist es möglich, einfach kurz im Büro des Betreuenden vorbeizugehen.  

Ein Nachteil von Promotionsstellen kann sein, dass die doppelte Abhängigkeit vom Betreuenden möglicherweise großen Druck verursachen kann: Denn zum einen unterstützt der Promovierende ihn bei dessen Forschung und Lehre, zum anderen wird er von ihm bei der eigenen Forschung betreut. Gibt es bei den Aufgaben, die der Doktorand für den oder die Vorgesetzte leistet, Meinungsverschiedenheiten, kann dies unter Umständen auch die Arbeit an der Dissertation beeinträchtigen. Im schlimmsten Falle kann dadurch das Beschäftigungsverhältnis in Gefahr sein, das der Doktorandin ihren Lebensunterhalt und die Promotion sichert.

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Ebenso wie bei jeder anderen geplanten Dissertation beginnt auch bei einer Promotionsstelle alles mit der Wahl des Dissertationsthemas. Eng damit verknüpft ist die Suche nach einem Doktorvater oder einer Doktormutter; häufig sind bei Promotionsstellen, die für bestimmte Forschungsprojekte ausgeschrieben sind, diese betreuenden Professoren oder Professorinnen aber bereits eingeplant.

Promotionsstellen müssen grundsätzlich öffentlich ausgeschrieben werden. Der Blick auf die Webseiten favorisierter Universitäten sowie einschlägige Stellenmärkte lohnt also. Eine weitere gute Adresse ist beispielsweise der Hochschulkompass, wo gezielt nach Fachbereichen, Studiengängen, Forschungsschwerpunkten und auch der Promotionsart gesucht werden kann. Aber auch die Datenbank des Deutschen Akademischer Austauschdienst (DAAD), PhD Germany, zeigt Promotionsmöglichkeiten an deutschen Hochschulen auf. Da reine Promotionsstellen, bei denen auch explizit in der Arbeitszeit an der Dissertation gearbeitet werden soll, eher selten sind, empfiehlt es sich, Ausschreibungen auf genau diesen Aspekt hin zu prüfen.

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Passen alle beschriebenen Details, steht die Bewerbung an. Im besten Fall finden sich in der Ausschreibung auch schon Aspekte, die dem Promotionsgebenden in diesem Fall besonders wichtig sind. Generell gelten aber die Dokumente Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse als Standard. Zusätzlich kommen oft noch Motivationsschreiben und Referenzen sowie eine Zusammenfassung der Abschlussarbeit hinzu. Auch das Exposé, in dem das Forschungsvorhaben und der zeitliche Rahmen beschrieben werden, sollte zu den Bewerbungsunterlagen gehören. Beim Anschreiben für die Promotionsstelle ist unbedingt darauf zu achten, keine allgemein gehaltenen Floskeln zu verwenden, sondern die persönliche Motivation, das Selbstverständnis als Wissenschaftler und das besondere Interesse an der betreffenden Hochschule, dem Institut oder dem Betreuenden zu betonen.

Mehr zu Form und Inhalt der Bewerbung um eine Promotionsstelle lesen Sie in diesem academics-Ratgeber.

Initiativbewerbungen bei Universitäten haben in der Regel kaum Chancen auf Erfolg, da jeder Professor nur wenige Stellen zu vergeben hat und jede Promotionsstelle öffentlich ausgeschrieben werden muss. Was aber möglich ist: schon während des Studiums Kontakt zum potenziellen späteren Doktorvater oder Doktormutter aufnehmen. Denn auch die Professoren halten Ausschau nach geeigneten Kandidaten und Kandidatinnen für ihre Promotionsstellen und sprechen Studenten mit herausragenden Leistungen bisweilen direkt an.

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