Einen Doktorvater bzw. eine Doktormutter finden
Für die individuelle Promotion unbedingt erforderlich ist die Suche nach einem Hochschullehrer, der die Promotion betreut – auch Doktorvater bzw. Doktormutter genannt. Eine geeignete Professorin zu finden, ist mitunter eine schwierige Aufgabe, aber essenziell für den Promotionserfolg. Der Doktorvater oder die Doktormutter nimmt das Promotionsthema an, ist Betreuerin, Mentorin, in vielen Fällen Vorgesetzte und bewertet zudem die Dissertation.
Ist ein Betreuer gefunden, muss der jeweilige Promotionsausschuss oder Fachbereich die Annahme des Doktoranden oder der Doktorandin bestätigen. An einigen Universitäten muss schon zu diesem Zeitpunkt die Zulassung zur Promotion beantragt werden. Über die genauen Rahmenbedingungen der jeweiligen Forschungseinrichtung sollten sich Interessierte rechtzeitig vor ihrer Promotionszeit informieren.
An den Universitäten in Deutschland verfügt jede Fakultät über eine eigene Promotionsordnung, die Zulassung, Betreuung, Promotionsverfahren und Prüfungen regelt. Die Einrichtung, in der Promovierende forschen, ist frei wählbar: Zur Wahl stehen Universitäten, außeruniversitäre Einrichtungen sowie mit Universitäten kooperierende Institutionen. Wenn es das Dissertationsthema erlaubt, kann die Doktorarbeit auch in den eigenen vier Wänden erarbeitet werden. Durch diese Gestaltungsspielräume bietet die individuelle Promotion einerseits ein hohes Maß an Freiheit, andererseits erfordert sie auch ein hohes Maß an Selbstständigkeit, Durchhaltevermögen sowie eine ordentliche Portion Motivation.
Monografie oder kumulative Dissertation?
Wer promoviert – egal ob strukturiert oder individuell – hat die Wahl zwischen zwei Formen der Dissertation: der Monografie und der kumulativen Dissertation.
Die Doktorarbeit in Form einer Monografie ist in der Regel eine mehrere Hundert Seiten umfassende Arbeit, die inhaltlich geschlossen ist. Sie ist die häufigste Form der Dissertation. Eine andere Möglichkeit ist die kumulative Dissertation. Bei dieser Form der Dissertation wird eine Sammlung publizierter Fachartikel durch die Promovierenden eingereicht. Die kumulative Dissertation wird deshalb auch Sammel- oder Publikationsdissertation genannt.
Individuell promovieren: Intern oder extern?
Von einer internen Promotion spricht man, wenn die Doktorandin bzw. der Doktorand zur Finanzierung der individuellen Promotion an der Hochschule angestellt ist, an der sie oder er promoviert. Dabei wird unterschieden zwischen einer Promotionsstelle und einer Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter bzw. Mitarbeiterin.
Eine Promotionsstelle zu ergattern, ist aufgrund vieler Aspekte für die Promovierenden komfortabel: Sie werden zumindest zu einem Teil für die Arbeit an ihrer eigenen Promotion bezahlt. Ihre Stelle beinhaltet die Arbeit am Lehrstuhl und die Forschung für den vorgesetzten Professor oder die Professorin, ein Teil der Arbeitszeit ist jedoch auch explizit der Arbeit am eigenen Promotionsvorhaben vorbehalten. Für diesen Promotionsweg empfiehlt es sich, bereits früh enge Kontakte zu Professoren zu knüpfen und sich Monate im Voraus über offene Promotionsstellen zu informieren. In einigen Fällen muss eine solche Stelle erst neu geschaffen werden. Da dieser Prozess unter Umständen sehr viel Zeit in Anspruch nehmen kann, sollte er daher in der zeitlichen Planung unbedingt berücksichtigt werden.
Vorteil einer internen Promotion im Rahmen einer Promotionsstelle kann sein, dass die Promovierenden im besten Fall in engem Kontakt zu ihrer betreuenden Person stehen und die Kommunikation dadurch erleichtert wird. Außerdem genießen die Promovierenden eine stärkere Einbindung in das entsprechende Uninetzwerk.
Als Angestellte im Rahmen einer wissenschaftlichen Mitarbeit ist es anders: Hier ist die eigene Forschungsarbeit an der Dissertation kein Teil der Stelle, sondern wird nebenher geleistet. Das kann ein Nachteil sein, wenn dadurch möglicherweise die Arbeitszeit an der eigenen Dissertation zu kurz kommt.
Wer sich entscheidet, individuell zu promovieren, hat neben der internen Promotion auch die Möglichkeit der externen Promotion. In diesem Fall schreiben die Doktoranden ihre Dissertation ohne Anstellung an einem Lehrstuhl. Dabei können sie allein von zu Hause arbeiten, aber auch an einer außeruniversitären Einrichtung oder, wie bei der Industriepromotion, begleitet durch ein Unternehmen. Auch diese Form der individuellen Promotion hat Vor- und Nachteile. Die Promovierenden strukturieren ihren (Arbeits-)Alltag selbst, was – je nach persönlichen Präferenzen und Charakter – förderlich oder hinderlich sein kann.