Zufriedenheit und Perspektiven
Zwei Drittel der promovierten Forscher in Deutschland arbeiteten der Erhebung zufolge in Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Positiv beurteilten die Forscher die intellektuelle Herausforderung, das Ausmaß der Selbstständigkeit und das der Verantwortung, die ihnen die Arbeit an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung bietet. Wer sich für eine Forschertätigkeit entschieden hatte, unternahm dies vor allem aufgrund persönlicher Motive: 93 Prozent schätzten ihre Tätigkeit als kreativ und innovativ, 83 Prozent benannten ein spezielles Forschungsinteresse als Grund (s. Abb. 1).
Die Studie offenbart aber auch die Schattenseiten eines Forscherdaseins in Deutschland: Viele, besonders von den jüngeren Forschern, mussten sich mit zeitlich befristeten Arbeitsverträgen arrangieren. Während 2011 18 Prozent aller Forscher befristet beschäftigt waren, waren es unter den Promovierten, die nicht forschten, nur sechs Prozent. Bei den unter 45-jährigen Forschern arbeiteten der Erhebung zufolge sogar 31 Prozent in befristeten Arbeitsverhältnissen. Und so verwundert es nicht, dass 18 Prozent - und damit fast doppelt so viele wie bei Nicht-Forschern - der in der Forschung Tätigen die mangelnde Arbeitsplatzsicherheit kritisierten. Zur Frage, ob sich mehr hochqualifizierte Männer und vor allem Frauen für die Forschung fänden, wenn die Rahmenbedingungen besser wären, liefert die Studie ebenfalls Hinweise: Ein Viertel der nicht forschenden Promovierten entschied sich wegen der begrenzten Beschäftigungsmöglichkeiten gegen eine Tätigkeit in der Forschung.
Auch die nicht in der Forschung tätigen promovierten Hochqualifizierten zeigten sich mit dem Ausmaß an Selbstständigkeit und Verantwortung bei ihrer Tätigkeit zufrieden. Bei der Frage nach der intellektuellen Herausforderung der ausgeübten Tätigkeit galt dies für 13 Prozent der Nicht-Forscher jedoch nicht. Eher unzufrieden waren Forscher wie Nicht-Forscher mit den Rahmenbedingungen wie z.B. Aufstiegsmöglichkeiten, den freiwilligen Arbeitgeberleistungen und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Zu- und Abwanderung Hochqualifizierter
Die Erhebung gibt auch Aufschluss über die Bereitschaft zur internationalen Mobilität promovierter Hochqualifizierter. Demnach brachten sechs Prozent aller promovierten Hochqualifizierten in den letzten zehn Jahren mindestens drei Monate zum Zweck des Studiums, der Erwerbstätigkeit oder der Forschung außerhalb Deutschlands zu.
Wer Deutschland sogar auf längere Zeit bzw. auf Dauer den Rücken kehrte, unternahm dies der Befragung zufolge aus arbeitsplatzbezogenen Gründen. Dazu gehörte z.B. der Antritt oder das Ende einer Postdoktorandenstelle, die Entsendung durch den Arbeitgeber oder auch höhere Chancen auf eine besser bezahlte Tätigkeit. Diese Gründe spielten auch die Hauptrolle bei promovierten Hochqualifizierten, die nach Deutschland zugezogen bzw. wieder zurückgekommen waren. Familiäre oder persönliche Gründe standen allerdings bereits an zweiter Stelle. Da nur rund sieben Prozent der Befragten nicht die deutsche Staatsangehörigkeit hatten, liegt der Schluss nahe, dass die Mehrzahl der Befragten ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland hatte.
Der Wert der Promotion
Für gut die Hälfte der befragten Hochqualifizierten war der Doktorgrad ein Karrierebeschleuniger. Immerhin 53 Prozent der erwerbstätigen Promovierten gaben an, bereits in der ersten beruflichen Tätigkeit nach Abschluss der Promotion eine Leitungsfunktion inne zu haben. Für 21 Prozent der Promovierten war die Promotion Mindestvoraussetzung für ihre derzeit ausgeübte Tätigkeit. Und wer promoviert, hat damit fast eine Arbeitsplatzgarantie: Die Arbeitslosigkeit ist verschwindend gering, lediglich ein Prozent Erwerbslose gab es 2011 innerhalb der Hochqualifizierten. Die Kehrseite der Medaille ist allerdings, dass den entsprechend ihrem Ausbildungsniveau Beschäftigten eine große Gruppe Promovierter gegenüberstand, die Tätigkeiten ausübten, für die ein Fachhoch-/Hochschulabschluss ausreichend gewesen wäre (65 Prozent).
Internationaler Vergleich
Der Anteil männlicher Promovierter ist international betrachtet überall höher als der der Frauen. Laut Studie sind die Geschlechterverteilungen jedoch in manchen Staaten deutlich ausgeglichener als in anderen. Deutschland befindet sich demnach mit einem Frauenanteil von 32 Prozent eher im unteren Mittelfeld. Ähnliches gilt für die Altersstruktur: Von den in Deutschland lebenden 643.500 Promovierten unter 70 Jahren waren rund 39 Prozent unter 45 Jahren, 32 Prozent der Promovierten 55 Jahre oder älter. Betrachtet man vor allem die Anteile der jüngeren Promovierten (s. Abb. 2), befindet sich Deutschland auch hier eher im unteren Mittelfeld.