Verteilung der Promotionsnoten
Die Definition der einzelnen Notenstufen wird in der Regel in den Promotionsordnungen der jeweiligen Fakultät festgehalten. Aus diesen geht jedoch oft nur vage hervor, nach welchen Maßstäben die Bewertungen vergeben werden. So kommt es zu einer sehr ungleichen Verteilung der Promotionsnoten – nicht nur abhängig vom Fachbereich, sondern auch vom Hochschulstandort. An manchen Fakultäten und an einigen Hochschulen scheint die Bestnote summa cum laude beinahe Standard zu sein, an anderen wiederum hat sie Seltenheitswert. In Ermangelung eines einheitlichen Bewertungssystems mit festen Bewertungskriterien lassen sich Promotionsnoten daher kaum objektiv vergleichen.
Zwei Beispiele:
- Im Bereich Wirtschaftswissenschaften wird über alle deutschen Hochschulen hinweg ein Drittel aller Dissertationen mit der Höchstnote summa cum laude ausgezeichnet. An der Universität Mannheim waren es zwischen 2016 und 2018 knapp 66 Prozent (bei insgesamt 142 Doktorarbeiten), an der Universität Hohenheim war es im selben Zeitraum nur ein Prozent (bei 86 Doktorarbeiten).
- An der Universität Heidelberg wurden zwischen 2016 und 2018 16 Prozent aller Doktorarbeiten mit summa cum laude bewertet. Im Fachbereich Germanistik waren es 48 Prozent (von insgesamt 40 Doktorarbeiten), im Fachbereich Zahnmedizin nur zwei Prozent (von insgesamt 108 Doktorarbeiten).
Generell erhält ein Großteil aller Dissertationen eine der drei besten Promotionsnoten, die als Prädikatspromotionen gelten. Rite wird kaum noch vergeben und die Durchfallquote bei Doktorarbeiten liegt fächerübergreifend im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Diese Verteilung ist auch der engen Abstimmung der Dissertationsschrift mit Doktorvater oder -mutter geschuldet, die später oft in der Prüfungskommission sitzen. Der Professor benotet also auch das Ergebnis der eigenen Betreuungsleistung. So greifen in aller Regel frühe Regulierungsmöglichkeiten, die einem totalen Misserfolg vorbeugen.
Es wird allerdings ein Trend zu einer immer häufigeren Vergabe der Bestnote summa cum laude beobachtet. Kritiker sprechen von einer Bestnoteninflation. Nach Angaben des Instituts für Forschungsinformation und Qualitätssicherung wurden im Zeitraum von 2001 bis 2003 noch 16 Prozent der Promotionen (ohne Medizin und Pharmazie) mit der Höchstnote ausgezeichnet, von 2010 bis 2012 waren es bereits 21 Prozent. Dieser Trend habe sich zwar verlangsamt, halte aber weiter an. Zusätzlich wird für mehr als die Hälfte aller Dissertationen in Deutschland noch die zweitbeste Note magna cum laude vergeben, sodass die Differenzierung an der Leistungsspitze insgesamt relativ gering ist.
Einen detaillierten Überblick über die vergebenen Promotionsnoten für alle Hochschulen und Fächer stellt das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) auf forschungsinfo.de bereit. Aktuell (Stand November 2020) sind dort die Promotionsnoten in Deutschland von 2001 bis 2018 einsehbar.
Wann und wo bestimmte Promotionsnoten wichtig sind
Da sich an den Noten der Dissertationen die Qualität der Doktorarbeit nicht zwingend ablesen lässt, büßt auch deren Bedeutung für den Karriereverlauf in der freien Wirtschaft ein. In manchen Fächern, etwa den Wirtschaftswissenschaften, ist der Anteil der Promotionen mit der Bestnote so hoch, dass ein summa cum laude in Bewerbungen für Führungspositionen keine Besonderheit mehr ist. Arbeitgeber setzen deshalb immer mehr auf eigene Auswahlverfahren und schenken den Promotionsnoten nur noch untergeordnete Beachtung. Generell kommt der Promotionsnote in Fachbereichen, wo mit der Bestbewertung vergleichsweise sparsam umgegangen wird, eine höhere Bedeutung zu. Das ist beispielsweise in der Biologie, der Medizin oder der Geografie der Fall.
Qualifizierte Promotion
Anders verhält es sich in der Wissenschaft. Hier ist die Bewertung der Promotion ein entscheidender Faktor. Wer eine Karriere als Professor anstrebt, der muss die in den Landeshochschulgesetzen festgeschriebenen Zugangsvoraussetzungen erfüllen. Gefordert wird dort eine „qualifizierte Promotion“. Darunter wird üblicherweise eine Promotionsleistung verstanden, die zumindest mit magna cum laude bewertet wurde. Ein summa cum laude ist in der Regel nicht zwingend vorgeschrieben. Allerdings spielen auch andere Eignungsvoraussetzungen eine Rolle bei der Berufung. So finden sich in der Praxis an Fachhochschulen auch Hochschullehrer, die ihrer Tätigkeit mit dem Prädikat cum laude nachgehen.