Doktortitel / Doktorgrad
Dr. rer. nat., Dr. phil, Ph.D.: Welche Doktortitel gibt es?

Ein glücklicher Doktorand hat seinen Titel und umarmt eine Kommilitonin

Dr. ist nicht gleich Dr. – wo liegen die Unterschiede? © andresr / iStock.com

Von Dr. med. bis Dr. rer. pol: Wofür stehen die Abkürzungen, und wodurch unterschieden sich die akademischen Grade? Die wichtigsten Doktortitel im Überblick.

Veröffentlicht: 09.05.2024

Von: Tanja Viebrock

Ob Dr. med, Dr. iur oder Dr. rer. pol: Der Doktortitel ist ein akademischer Grad, der belegt, dass sein:e Träger:in einen relevanten Beitrag zur Wissenschaft geleistet hat. Voraussetzung ist eine erfolgreiche Promotion. Dies ist theoretisch in jeder wissenschaftlichen Disziplin und Fachrichtung möglich. Dementsprechend breit ist auch das Angebot an Doktorgraden, die von deutschen Universitäten verliehen werden. Immer häufiger ist darunter auch der dem Dr. vergleichbare Ph.D. – der international, vor allem in den angelsächsischen Ländern gebräuchlichste Titel.

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Früher waren Doktortitel eine relativ eindeutige Angelegenheit: Promovierte Mediziner:innen werden Dr. med. genannt, Jurist:innen Dr. jur. oder Dr. iur. Wer seine Doktorarbeit in einem naturwissenschaftlichen Fach verfasst hat, trägt den Titel Dr. rer. nat. und promovierte Geisteswissenschaftler:innen sind Dr. phil.

So übersichtlich ist es längst nicht mehr. An den Dr. können heute etliche Kürzel angehängt werden, von Dr. agr. (agriculturae = Agrarwissenschaft) bis Dr. troph. (trophologiae = Ernährungswissenschaft). 

Verbreitete Hauptgrade unter den Doktortiteln

Doktortitel Steht für Bedeutung

Dr. med.

medicinae

Dr. med. ist der Doktor der Medizin und wird nach Fachrichtung mit einem Zusatz versehen, zum Beispiel Dr. med. dent. bei Zahnmediziner:innen und Dr. med. vet für Tierärzte und Tierärztinnen.

Dr. rer. nat.

rerum naturalium

Dr. rer. nat. ist der Doktor der Naturwissenschaft. Unter diesem Titel werden die Disziplinen Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Informatik, Statistik, Geografie, Pharmazie und auch Psychologie zusammengefasst.

Dr. phil.

philosophiae

Dr. phil. ist ebenfalls ein Sammelbegriff, unter den die gesamte Bandbreite der klassischen philosophischen Fakultäten fällt, also u. a. sämtliche Sprachwissenschaften, Geschichte, Soziologie, Politikwissenschaften und Pädagogik. Aber auch in Psychologie kann mitunter ein Dr. phil. erworben werden. In vielen Fällen werden in geisteswissenschaftlichen Disziplinen aber spezifische Doktortitel verliehen, zum Beispiel der Dr. paed. für promovierte Erziehungswissenschaftler:innen oder der Dr. sc. soc. (scientiae socialis) an Sozialwissenschaftler:innen.

Dr. rer. pol.

rerum politicarum

Dr. rer. pol. versammelt Doktoren der Politikwissenschaft, Sozialwissenschaften, Staatswissenschaften und teilweise auch Wirtschaftswissenschaften

Dr. oec.

oeconomiae

Dr. oec. bedeutet Doktor der Wirtschafts- oder Verwaltungswissenschaften. Die Erweiterung Dr. oec. pub. (oeconomiae publicae) bezieht sich explizit auf volkswirtschaftliche Dissertationen. Nichts damit zu tun hat, trotz der Namensähnlichkeit, der Dr. oec. troph. (oecotrophologiae) – der Doktor der Ernährungswissenschaft

Dr.-Ing.

Ingenieur

Dr.-Ing. steht für den Doktor der Ingenieurwissenschaften (auch Doktoringenieur oder Doktor-Ingenieur:in). Es ist der höchste akademische Grad, den Ingenieur:innen erreichen können und erfreut sich - insbesondere im internationalen Vergleich - großer Wertschätzung.

Quelle: academics © academics

Nicht immer sagt der Doktorgrad etwas über die fachliche Ausrichtung des:der Promovierten aus. Es gibt sogar Titel, für die es gar keine Dissertation braucht: der Ehrendoktor.

Doktortitel ohne fachlichen Bezug

Doktortitel Steht für Bedeutung

Dr. h. c.

honoris causa

Ehrendoktor, teilweise auch mit Dr. e.h. oder Dr. eh. (ehrenhalber) abgekürzt. Dieser Titel wird von Hochschulen mit Promotionsrecht zur Ehrung besonderer Leistungen verliehen. Eine Dissertation ist dabei nicht erforderlich

Dr. mult.

multiplex

Abkürzung für einen mehrfachen Doktor mit mindestens drei gleichen Doktorgraden. Ein:e Träger :in von drei Ehrendoktortiteln kann dementsprechend als Dr. h. c. mult. bezeichnet werden.

Dr. des.

designatus

Offiziell darf der Doktortitel erst nach Publizieren der Dissertation geführt werden. Einige Hochschulen verleihen nach Abschluss des Promotionsverfahrens zunächst den Titel Dr. des., der bis zur Veröffentlichung der Doktorarbeit geführt werden kann.

Drs.

doctorandus

Kein Doktortitel, diese Abkürzung steht für Doktoranden.

Quelle: academics © academics

An zunehmend mehr Hochschulen wird statt dem althergebrachten Doktortitel auch der Titel Ph.D. (alternative Schreibweise: PhD) vergeben. Der international gebräuchliche höchste akademische Grad steht für Philosophical Doctorate, und ist prinzipiell mit dem deutschen Doktorgrad gleichzusetzen.

Die Dauer des Promotionsstudiums unterscheidet sich kaum. Ein Ph.D.-Studium ist allerdings grundsätzlich ein Forschungsdoktorat, was für deutschen Doktortitel keine zwingende Voraussetzung ist. Gemeinhin gilt der Ph.D. als verschulter als klassische Promotionsstudiengänge. Während das klassische deutsche Promotionsstudium in der Regel eng an den Doktorvater oder die Doktormutter und den jeweiligen Lehrstuhl gebunden ist, hat der Ph.D. meist einen stärkeren Projektbezug. Ph.D.-Student:innen arbeiten meist mit mehreren Professor:innen an einem Projekt.

Pauschal lässt sich also nicht sagen, dass ein Titel besser oder höherwertiger ist als der andere. Es handelt sich vielmehr um einen Unterschied in der Ausgestaltung des Weges zum Titel. Wer eine internationale Karriere anstrebt, ist möglicherweise mit dem Ph.D. besser beraten. Allerdings genießt auch der deutsche Doktortitel im Ausland grundsätzlich ein hohes Ansehen. Zudem existieren zahlreiche Äquivalenzabkommen zur gegenseitigen Anerkennung von Doktorgraden.

Selbst unter Mediziner:innen ist die Sache nicht immer eindeutig. Denn neben dem Dr. med. gibt es auch noch den Dr. rer. med. oder medic., den Dr. sc. hum. und den Dr. nat. med., um nur einige zu nennen. Dahinter verbergen sich unter anderem Doktoren der naturwissenschaftlichen Medizin, der Medizinwissenschaften, der theoretischen Medizin, der Medizintechnologie, der Biomedizin.

Sie alle haben zwar über ein medizinisch relevantes Thema promoviert, aber kein medizinisches Studium und kein Physikum absolviert. Dementsprechend dürfen sie auch keine Patient:innen behandeln. Häufig stammen die Theoretiker:innen unter den Mediziner:innen aus naturwissenschaftlichen Disziplinen wie Chemie, Biologie oder Physik. Aber auch Absolvent:innen aus Bereichen wie Psychologie, Statistik oder Jura können nach erfolgreicher Promotion über ein für die Medizin relevantes Thema den Titel eines Doktors der theoretischen Medizin tragen.

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Klassiker unter den Doktortiteln ist der Dr. med., der Doktorgrad der Medizin. Nach wie vor werden die meisten Doktortitel in diesem Fachbereich erworben. Mehr als ein Viertel aller Dissertationen – rund 52.000 von insgesamt 200.307, 26 Prozent – wurde laut Statista im Jahr 2021 im Fachbereich Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften geschrieben. Knapp dahinter: Mathematik und Naturwissenschaften mit 23,7 Prozent Anteil. Knapp ein Fünftel (18 Prozent) der Promovend:innen beschäftigen sich mit Ingenieurwissenschaften, gefolgt von den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften mit 17 Prozent.

Setzt man dieZahl der Promotionen in Relation zu den Masterabsolvent:innen eines Fachs, zeigt sich allerdings, dass Doktortitel unter Mediziner:innen nicht so verbreitet sind wie vielfach angenommen. Es sind vor allem Naturwissenschaftler:innen, die in Deutschland promovieren, allen voran Chemiker:innen. Unter ihnen scheint der Doktorgrad mehr oder weniger zum guten Ton zu gehören: Die Promotionsquote in der Chemie lag in Jahren 2019 bis 2021 bei 85 Prozent. Zu diesem Schluss kommt eine Auswertung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) auf Basis von Statista-Daten.

Eine hohe Poromotionsquote hatten in diesem Zeitraum demnach auch die Biologie (74 Prozent). An dritter Stelle folgt die (Allgemein-)Medizin mit 69 Prozent. und die Physik (64 Prozent). Zum Vergleich: Unter den Juriste:innen – neben Mediziner:innen oft als typische Träger eines Doktortitels wahrgenommen – liegt die Promotionsquote nur bei 12 Prozent. Dass der Dr. jur. so verbreitet erscheint, dürfte in erster Linie an der insgesamt sehr hohen Zahl an Jura-Absolvent:innen liegen.

Promotionsquoten 2019 bis 2021 nach Fachbereich *)

Platz Fach Promotionsquote

1

Chemie

85 %

2

Biologie

74 %

3

(Allgemein-)Medizin

69 %

4

Physik

61 %

5

Zahnmedizin

50 %

6

Interdisziplin. Studien (Schwerpunkt Naturwissenschaften)

47 %

7

Tiermedizin

41 %

8

Biochemie

38 %

9

Mathematik

36 %

[…]

[…]

[…]

36

Psychologie

12 %

37

Rechtswissenschaft

12 %

38

Erziehungswissenschaften (Pädagogik)

12 %

39

Politikwissenschaft

11 %

40

BWL

6 %

41

Architektur

5 %

*) Hinweis des CHE: Bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass es auch Promotionen von Personen mit im Ausland erworbenem Hochschulabschluss gibt und dass auch fachfremd promoviert werden kann (z.B. Mediziner:innen, die einen Dr. rer. nat. erwerben). Außerdem hätte eine (hier nicht erfolgte) Berücksichtigung der Masterabschlüsse an Hochschulen für angewandte Wissenschaften in den entsprechenden Fächern (z.B. Ingenieurwissenschaften, BWL) zu noch niedrigeren Promotionsquoten geführt.

Quelle: CHE Centrum für Hochschulentwicklung © academics

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