Ph.D. in Deutschland machen
Ph.D. oder Dr.? Unterschiede des internationalen und deutschen Doktortitels

Drei glückliche Doktoranden mit Doktorhut

Der Ph.D. ist das internationale Äquivalent des deutschen Doktortitels. © LumiNola / iStock

Der Ph.D. gewinnt in Deutschland neben dem klassischen Doktortitel immer mehr an Bedeutung. Doch was macht den Abschluss aus und wann ist der Ph.D. im Vergleich zum Doktortitel sinnvoll?

Veröffentlicht: 28.09.2023

Von: Bianca Sellnow, Anne Marx

Ph.D. ist die Abkürzung für den lateinischen Ausdruck „Philosophiae Doctor“. Damit bezeichnet der Titel wörtlich den Doktor der Philosophie. Faktisch handelt es sich beim Ph.D. jedoch um einen der höchsten allgemeinen akademischen Grade in verschiedensten Fachrichtungen, den beispielsweise US-amerikanische Universitäten vergeben. Die Erklärung für die Benennung liegt in der Geschichte begründet: Die Philosophie gilt als Mutter aller Wissenschaften.

Der Titel ist vor allem im englischsprachigen Raum sehr verbreitet. Inzwischen gibt es jedoch auch immer mehr Hochschulen in Deutschland, die den Ph.D. anbieten. Von Sprachwissenschaften über Biologie bis hin zum Ingenieurwesen: Promotionen mit dem Ziel Ph.D. gibt es hierzulande bereits in diversen Fachbereichen.

Der Ph.D. ist prinzipiell vergleichbar mit dem deutschen Doktortitel. Jedoch unterscheiden sich die beiden akademischen Grade deutlich im Hinblick auf die spezifischen Voraussetzungen, den Prozess zum Erwerb des Titels sowie die Dauer. Einige der wichtigsten Unterschiede zwischen den beiden Abschlüssen zeigt die folgende Übersicht.

Ph.D. und Doktortitel: Unterschiede

Ph.D. (Philosophical Doctorate) Dr. (Doktor)

Betreuung

In der Regel mehrere Professor:innen als Ansprechpartner:innen

Meist nur eine vom oder von der Promovierenden ausgewählte betreuende Person als Ansprechpartner:in

Prozess

Strukturiert: vergleichbar mit Studium, bei dem zusätzlich eine Dissertation verfasst wird

Meist individuell: häufig Verbindung aus wissenschaftlicher Mitarbeit und dem Anfertigen einer Dissertation. Auch eine strukturierte Promotion ist aber möglich

Dauer

Meist festgelegt auf einen bestimmten Zeitraum, in der Regel drei bis fünf Jahre

Individuell abstimmbar, jedoch oft mit einer Höchstdauer verbunden, meist vier bis sechs Jahre

Ausrichtung

Fokus auf allgemeiner wissenschaftlicher Forschung, individuelle Aspekte sind von geringerer Bedeutung

Fokus auf Erwerb der Befähigung, selbständig wissenschaftlich zu arbeiten

Quelle: academics © academics

Diese deutlichen Unterschiede zeigen, dass sich Ph.D. und Doktortitel nicht unbedingt gleichsetzen lassen. Bei einer internationalen Bewerbung etwa ist es daher unzulässig, den Dr. mit Ph.D. zu übersetzen. Und wie ist es mit der Anerkennung des Ph.D. in Deutschland? In sehr vielen Fällen ist es erlaubt, einen im Ausland erworbenen Ph.D. in Deutschland als Dr. zu führen. Welche dies sind, definiert ein Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK).

Gibt es noch mehr Unterschiede? In den USA ist es üblicher als in Deutschland, dass ein Ph.D. bereits mit dem Abschluss eines Bachelorstudiums angestrebt werden kann. Das Programm umfasst in solchen Fällen häufig eine Kombination aus einem Master- und einem Ph.D.-Studium, das mit dem Abschluss Doctor of Philosophy (Ph.D.) endet. In Deutschland ist diese sogenannte Fast-Track-Promotion herausragend guten Studierenden vorbehalten und somit selten. 

Die Voraussetzungen wie auch die Inhalte des Ph.D.-Studiums können sich allerdings nicht nur in den einzelnen Fachgebieten, sondern auch von Programm zu Programm deutlich unterscheiden. Eine Vereinheitlichung gibt es also weder in den USA noch in Deutschland.

Der Ph.D. ist als Abschluss internationaler als der deutsche Doktortitel. Wer plant, in einem internationalen Umfeld oder beispielsweise im englischsprachigen Ausland zu arbeiten, ist unter Umständen mit dem Ph.D. besser beraten.

Auch wer eine Stelle in der Forschung anstrebt, verfügt mit dem Ph.D. eventuell über Vorteile. Denn der Aufbau des Ph.D.-Studiums beinhaltet einen starken allgemeinen Forschungsansatz, während der deutsche Doktortitel eher die persönlichen wissenschaftlichen Ziele verfolgt.

In der Wirtschaft sowie in bestimmten Fachbereichen der Medizin kann dagegen der klassische Doktortitel hilfreicher sein. Gerade in Deutschland hat der Dr. für manche Berufe noch einen hohen Stellenwert. Allerdings lässt sich das unter Umständen umgehen, da Inhaber eines Ph.D. in vielen Fällen auch den Doktortitel verwenden dürfen.

Wer beides zur Wahl hat, sollte jedoch nicht nur auf den Titel selbst, sondern vor allem auf die Ausrichtung des jeweiligen Programms achten. Die Qualität von Ph.D. und Doktortitel kann sich je nach Lehrstuhl unterscheiden. Angehende Promovend:innen sollten daher die spezifischen Inhalte genau prüfen, bevor sie sich für eines der angebotenen Programme entscheiden.

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Wer sich für einen Ph.D. entscheidet, für den gilt es, entsprechende Promotionsmöglichkeiten zu finden. Auch in Deutschland werden immer mehr Ph.D.-Programme angeboten.

Entsprechende Programme mit dem Ziel Ph.D. gibt es in vielen großen deutschen Städten, unter anderem hier:

  • Graduate School Life Science Munich
  • Graduate School of Quantitative Biosciences Munich
  • Munich Business School
  • Max Planck School of Photonics (verschiedene Standorte: München, Erlangen, Jena, Karlsruhe, Göttingen, Aachen, Paderborn, Hamburg)
  • Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  • Berlin School of Business and Innovation
  • DIW Berlin – German Institute for Economic Research
  • Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (verschiedene Standorte: Düsseldorf, Köln, Jülich)
  • Hector Fellow Academy (Karlsruhe)
  • International Max Planck Research School on Cellular Biophysics (verschiedene Standorte: Frankfurt, Mainz)
  • Max-Planck-Institut für Hirnforschung (Frankfurt)
  • European Molecular Biology Laboratory (Heidelberg)
  • Allensbach Hochschule (Konstanz)
  • Hochschule für angewandte Wissenschaften Kempten

Die Zahl der Ph.D.-Programme in Deutschland steigt stetig an. Der klassische Doktortitel bekommt damit mehr und mehr Konkurrenz. Unter den Ph.D.-Programmen sind hierzulande bereits diverse Fachbereiche wie Naturwissenschaften oder auch Geisteswissenschaften vertreten. Absolvent:innen von Bachelor-, Master- und Magisterstudiengängen sowie Studienabgänger:innen mit vergleichbaren Abschlüssen finden passende Promotionsangebote unter anderen an Universitäten, privaten Hochschulen und Graduiertenschulen.

Unter den Studiengängen, in denen Graduierte den Ph.D. erwerben können, sind beispielsweise:

  • Agrarwissenschaft
  • Bildungsforschung
  • Biologie
  • Chemie
  • Computerwissenschaften
  • Elektrotechnik
  • Geschichte
  • Informatik
  • Ingenieurwissenschaften
  • Maschinenbau
  • Mathematik
  • Philosophie
  • Physik
  • Politikwissenschaft
  • Psychologie
  • Public Management
  • Soziologie
  • Theologie
  • Volkswirtschaft
  • Wirtschaftswissenschaften

Eine Übersicht zu diesen und weiteren Ph.D.-Studiengängen in Deutschland und weltweit bietet etwa das Netzwerk phdstudies.de.

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Der genaue Ablauf der Promotionsprogramme ist individuell – ebenso wie deren dezidierte Inhalte. Meist wird zu Beginn ein Forschungsthema eingereicht, das in den Jahren des Studiums dann bearbeitet wird.

Viele Programme bieten ihren Studierenden folgende Möglichkeiten und Inhalte:

  • Seminare zu fachlichen Methodologien
  • ggf. internationale Module mit Partnerschulen
  • Vorbereitung auf eine Laufbahn als Akademikerin
  • Präsentationen
  • Doktorandenworkshops
  • Journal Clubs
  • Zugang zu Netzwerken (national wie international)
  • regelmäßige Kollegwochenenden
  • mündliche Prüfung(en)

Die Dauer des Ph.D.-Promotionsstudiums, dessen Unterrichtssprache meist Englisch ist, beträgt in Deutschland – ähnlich wie in vielen anderen Ländern auch – häufig drei bis fünf Jahre. Je nach Bundesland, Einrichtung und Fachgebiet kann der für den Ph.D. angesetzte Zeitraum jedoch ebenso davon abweichen. Im Vergleich zum Doktortitel ist der Ph.D. damit häufig schneller zu erreichen, denn ein klassisches Doktorat dauert in Deutschland in der Regel vier bis sechs Jahre.

Die Voraussetzungen für einen Ph.D. können sehr unterschiedlich ausfallen. Viele Einrichtungen vergeben Plätze für Ph.D.-Programme in Deutschland lediglich an Studienabgängerinnen, die ihren Master-, Diplom- oder Magisterabschluss mindestens mit der Note „gut“ erworben haben, in einigen Fällen ist sogar ein „sehr guter“ Abschluss erforderlich.

Es gibt jedoch auch Ausnahmen. Unter bestimmten Voraussetzungen lassen Institutionen Absolvent:innen bereits mit einem Bachelorabschluss zu einem Ph.D.-Studium zu. Allerdings müssen diese in der Regel weitere Voraussetzungen erfüllen. Zum Beispiel können zusätzliches Engagement oder ein Abschluss mit besonderer Auszeichnung gefordert sein.

Die meisten Ph.D.-Studiengänge sind campusgebundene Vollzeitprogramme. Heißt: Es wird vor Ort studiert – und zwar als Fulltime-Job. Einige wenige Angebote können auch in Teilzeit absolviert werden, richten sich dann aber meist an leitende Angestellte oder Manager:innen, die Job und Weiterbildung sowie Forschungsarbeit oder Job und Familie gern miteinander verbinden möchten. Präsenztermine gibt es in der Regel trotzdem. Darüber hinaus werden diese Programme in erster Linie von privaten Hochschulen angeboten. Die Kosten für eine nebenberufliche Ph.D.-Promotion sind daher vergleichsweise hoch und können sich auf etwa 20.000 bis 30.000 Euro belaufen.

Wer für einen Ph.D.-Titel nicht extra umziehen möchte oder gern von zuhause arbeitet, hat auch die Möglichkeit, ein Onlinestudium zu absolvieren. Vorteil: Der Ph.D. kann auch an einer ausländischen Institution erworben werden – an einer Universität in London, in Vancouver oder in der Schweiz beispielsweise. In Deutschland werden gelegentlich Kombinationen aus Campus- und Onlineprogrammen angeboten, reine Ph.D.-Onlinestudiengänge finden sich jedoch nicht. Für wen also nur ein Ph.D.-Fernstudium infrage kommt, sollte sich international orientieren.

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