Welche Sonderformen der Promotion gibt es?
Neben der klassischen, mehrjährigen Promotion an einer Universität oder Graduiertenschule gibt es weitere Wege zum Doktortitel, die sich grundsätzlich mit beiden Wegen (strukturiert und individuell) vereinbaren lassen:
- Fast-Track-Promotion
- Kooperative Promotion
- Binationale Promotion („Cotutelle de thèse“, „Cotutelle-Verfahren“)
- Industrie- oder berufsbegleitende Promotion.
Fast-Track: Promotion parallel zum oder ohne Master
Für gewöhnlich legen Studierende zunächst den Bachelor und dann den Master ab, bevor sie mit der Promotion beginnen. Für außergewöhnlich gute Nachwuchswissenschaftler bieten aber viele Universitäten und auch Graduiertenkollegs eine Abkürzung an: den Fast-Track. Hierbei beginnen die Studierenden direkt nach dem Bachelor mit der Arbeit an der Dissertation. An vielen Hochschulen ist dabei das parallele Ablegen des Masters Pflicht, an einigen kann dieser Abschluss aber auch ganz übersprungen werden.
Kooperative Promotion an einer FH oder HAW
Seit dem Bologna-Prozess sind Fachhochschulen (FH) und Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) den Universitäten zwar offiziell gleichgestellt – ein Promotionsrecht besitzen sie aber nicht. In Kooperation mit einer promotionsberechtigten Hochschule können FH- und HAW-Masterabsolventen aber dennoch ihren Doktortitel machen. Der Promovend arbeitet dabei an der FH oder HAW an seiner Dissertation und wird dabei sowohl von einem Professor der FH oder HAW als auch einem von der kooperierenden Universität betreut. Hier finden Sie mehr zum Thema FH-Promotion bei academics.
Binationale Promotion („Cotutelle”)
Ein Doktortitel von zwei Unis aus zwei Ländern: Eine binationale Promotion bietet sich an, wenn eine internationale Karriere angestrebt wird, das Forschungsthema für beide Universitäten von großem Interesse ist oder der Forschungsschwerpunkt stark mit dem anderen Land verbunden ist. Da diese Art der Promotion 1994 von der französischen Regierung angestoßen wurde und Kooperationen häufig mit französischen Universitäten stattfinden, wird sie auch „Cotutelle de thèse“ oder „Promotion im Cotutelle-Verfahren“ genannt. Ein Forschungsaufenthalt an der ausländischen Partnerinstitution ist regelmäßig Pflicht. Meist wird die Dissertation in der Fremdsprache verfasst.
Industrie- oder berufsbegleitende Promotion
Ein Doktortitel ist nach wie vor gerade in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) häufig eine Voraussetzung für den Aufstieg auf höhere Karrierelevel. Statt aber an der Universität oder einer Graduiertenschule zu promovieren, kann die Dissertation auch in einem Unternehmen erarbeitet werden – entweder auf einer Promotionsstelle (Industriepromotion) oder parallel zur Berufstätigkeit (berufsbegleitende Promotion). Das Thema der Arbeit wird hierbei häufig vorgegeben und liegt in besonderem Interesse des Arbeitgebers.
Bei einer berufsbegleitenden Promotion wird die Arbeitszeit bei vollem Gehalt in der Regel deutlich reduziert, damit genügend Zeit für die Forschung und das Verfassen der Dissertation bleibt. Auch eine vorübergehende Freistellung vom Job ist möglich.