Wege zur Promotion
Promotion: Diese Wege zum Doktortitel gibt es

 Eine Frau an einer Weggabelung: Welcher Weg (zum Doktortitel) ist der richtige?

Welchen Weg wählen? Viele führen zum Doktortitel. © Francisco Javier Ortiz Marzo / iStock.com

In Deutschland gibt es zwei grundlegende Promotionsmöglichkeiten: die individuelle und die strukturierte Promotion. Was sind die Vor- und Nachteile? Und welche Promotionsformen sind darüber hinaus möglich? 

Veröffentlicht: 04.02.2024

Von: Maike Schade

In Deutschland führen im Wesentlichen zwei Wege zur Promotion: die traditionelle oder Individualpromotion und die Promotion in einem strukturierten Promotionsprogramm. Laut der Promovierendenstatistik des Statistischen Bundesamts gab es im Jahr 2022 insgesamt 157.241 Doktorand:innen in Deutschland, davon 28.897 (18,6 Prozent) in strukturierten Programmen, Tendenz zunehmend. Zum Vergleich: 2018 waren es noch 15,4 Prozent.

Die überwiegende Mehrheit der Promovierenden wählt also den Weg der klassischen Individualpromotion. Hier wird die Doktorarbeit in Betreuung mit Doktorvater oder -mutter erstellt. Auch wenn manche Fakultäten mittlerweile Betreuungsvereinbarungen oder curriculare Elemente anbieten, verlangt der traditionelle Weg zur Promotion von den Doktorand:innen in der Regel ein hohes Maß an Eigeninitiative, Selbständigkeit und Motivation. Denn die traditionelle Promotion erstreckt sich häufig über viele Jahre und die Finanzierung ist eigenständig zu organisieren. Dafür bietet dieser Weg gleichzeitig mehr Freiräume – etwa die Möglichkeit, die Arbeit an der Dissertation den Lebensumständen angepasst zeitlich flexibler zu gestalten. Hier finden Sie ausführliche Informationen zur Individualpromotion.

Anders dagegen der zweite Weg zur Promotion: Strukturierte Promotionsprogramme an Graduiertenschulen, den DFG-geförderten Graduiertenkollegs oder auch entsprechenden Promotionsprogrammen an Hochschulen bieten Doktorand:innen die Möglichkeit, in nur drei bis vier Jahren zum Doktortitel zu gelangen – zumindest ist das laut der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) das Ziel. Strukturierte Programme bieten ein studienähnliches, festes Curriculum mit engmaschiger Betreuung durch Professor:innen, viel Austausch unter den Promovierenden, fester Laufzeit und geregelter Finanzierung (Stelle oder Stipendium). Um über diesen Weg zur Promotion zu kommen, ist jedoch ein mehrstufiges Bewerbungsverfahren zu durchlaufen, für das genügend Vorlauf eingeplant werden sollte. Hier finden Sie ausführliche Informationen zur strukturierten Promotion.

Neben der klassischen, mehrjährigen Promotion an einer Universität oder Graduiertenschule gibt es weitere Wege zum Doktortitel, die sich grundsätzlich mit beiden Wegen (strukturiert und individuell) vereinbaren lassen: 

  • Fast-Track-Promotion 
  • Kooperative Promotion
  • Binationale Promotion („Cotutelle de thèse“, „Cotutelle-Verfahren“)
  • Industrie- oder berufsbegleitende Promotion.


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Für gewöhnlich legen Studierende zunächst den Bachelor und dann den Master ab, bevor sie mit der Promotion beginnen. Für außergewöhnlich gute Nachwuchswissenschaftler:innen bieten aber viele Universitäten und auch Graduiertenkollegs eine Abkürzung an: den Fast-Track. Hierbei beginnen die Studierenden nach dem Bachelor, je nach Promotionsordnung meist nach Absolvieren einer gewissen, beispielsweise zweisemestrigen „Probezeit“,mit der Arbeit an der Dissertation. An vielen Hochschulen ist dabei das parallele Ablegen des Masters Pflicht, an einigen kann dieser Abschluss aber auch ganz übersprungen werden. 

Seit dem Bologna-Prozess 2002 berechtigt der Masterabschluss an HAW/FH zur Promotion. Absolvent:innen mit HAW-Bachelorabschlüssen müssen zusätzliche Anforderungen erfüllen, wie eine hohe Abschlussnote und ein Eignungsfeststellungsverfahren. Die diversen Promotionsordnungen können jedoch dazu führen, dass Masterabsolvent:innen von HAWs nicht alle fachlichen Voraussetzungen erfüllen. Zum Beispiel können Wirtschaftsjurist:innen Schwierigkeiten haben, an juristischen Fakultäten zu promovieren, da Universitäten Kenntnisse im Strafrecht voraussetzen, die in ihrer Ausbildung oft fehlen.

Zunehmend bekommen HAWs und FHs aber auch ein eigenes, häufig vorerst zeitlich beschränktes Promotionsrecht. In welchen Bundesländern das der Fall ist, und wo es Bestrebungen dazu gibt, lesen Sie im Artikel „HAW-Promotion“.

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Ein Doktortitel von zwei Unis aus zwei Ländern: Eine binationale Promotion bietet sich an, wenn eine internationale Karriere angestrebt wird, das Forschungsthema für beide Universitäten von großem Interesse ist oder der Forschungsschwerpunkt stark mit dem anderen Land verbunden ist. Da diese Art der Promotion 1994 von der französischen Regierung angestoßen wurde und Kooperationen häufig mit französischen Universitäten stattfinden, wird sie auch „Cotutelle de thèse“ oder „Promotion im Cotutelle-Verfahren“ genannt. Ein Forschungsaufenthalt an der ausländischen Partnerinstitution ist regelmäßig Pflicht.

Ein Doktortitel ist nach wie vor gerade in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) häufig eine Voraussetzung für den Aufstieg auf höhere Karrierelevel. Statt aber an der Universität oder einer Graduiertenschule zu promovieren, kann die Dissertation auch in einem Unternehmen erarbeitet werden – entweder auf einer Promotionsstelle (Industriepromotion) oder parallel zur Berufstätigkeit (berufsbegleitende Promotion). Das Thema der Arbeit wird hierbei häufig vorgegeben und liegt in besonderem Interesse der Arbeitgeber:innen. 

Bei einer berufsbegleitenden Promotion wird die Arbeitszeit bei vollem Gehalt in der Regel deutlich reduziert, damit genügend Zeit für die Forschung und das Verfassen der Dissertation bleibt. Auch eine vorübergehende Freistellung vom Job ist möglich.

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Ob strukturierte oder Einzelpromotion: Es stellt sich grundsätzlich die Frage, ob die Dissertation kumulativ oder in Form einer Einzelschrift, der Monographie, erstellt werden soll. 

  • Die Monographie, in der meist in Buchlänge ein streng umrissenes Thema von allen Seiten beleuchtet wird, ist dabei die häufigere Variante. 
  • Vor allem in den Naturwissenschaften, aber auch in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ist die zeitnahe Publikation von Teilergebnissen in Fachzeitschriften mindestens sinnvoll bzw. laut Promotionsordnung erforderlich. Diese einzelnen Paper können gegebenfalls, sofern die Promotionsordnung das zulässt, später zur Dissertationsschrift zusammengefasst werden – zur sogenannten kumulativen, Sammel- oder Publikationsdissertation. 

Hier finden Sie weitere Informationen auf academics: Vor- und Nachteile von kumulativer Dissertation und Monographie.

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