Welche Hochschulen und Unternehmen bieten eine Industriepromotion an?
In der Regel sehen die Promotionsordnungen der Universitäten die Möglichkeit einer Industriepromotion vor. Schwieriger wird es für Absolventen von Fachhochschulen (FH) bzw. HAW, da diese – bis auf wenige Ausnahmen – nicht über ein eigenes Promotionsrecht verfügen. Masterabsolventen von FHs/HAWs müssten sich dann auf Kooperationsvereinbarungen berufen.
In der Praxis ist eine Industriepromotion jedoch immer an Voraussetzungen gebunden, die hochschulunabhängig gelten: Die Durchführung hängt insbesondere davon ab, ob der Absolvent einen betreuenden Professor findet, den das Thema interessiert und der es als ausreichend wissenschaftlich relevant erachtet, um darüber zu promovieren. Dies kann sich nach Einschätzung des VDI als durchaus schwierig darstellen. Bestenfalls haben die Firmen bereits Kooperationen mit Universitäten geschlossen, sodass sich der organisatorische Aufwand einer Industriepromotion insgesamt in Grenzen hält.
Einige Hochschulen werben allerdings sogar um Doktoranden für eine Industriepromotion und sehen sich für dieses Vorhaben als Partner besonders gut aufgestellt. Denn es ergeben sich dadurch vielfältige Vorteile für die Institutionen. So erhalten sie Zugang zu wissenschaftlichen Fragestellungen in den Unternehmen und zu dort vorhandenen Forschungsinfrastrukturen, wie beispielsweise zu hochspezialisierten Laboren. Ein Beispiel ist die Graduiertenschule GSaME der Universität Stuttgart, die die berufliche Prägung durch das zugrunde gelegte duale Qualifizierungsprinzip hervorhebt.
Viele größere Industrieunternehmen buhlen ebenfalls um wissenschaftlichen Nachwuchs und bieten spezielle Doktorandenprogramme, darunter Bosch, BMW oder Siemens.
Für welche Fachbereiche ist eine Industriepromotion besonders relevant?
Prinzipiell ist eine Industriepromotion für alle Fachbereiche machbar, sofern sie in den Promotionsordnungen der Hochschulen nicht explizit ausgeschlossen wird. Besondere Relevanz hat diese Promotionsform für Fächer, die typischerweise für eine Industriekarriere qualifizieren sowie generell für Bereiche mit technischen oder kaufmännischen Themenstellungen. Dazu gehören der Maschinen- und Anlagenbau, die Elektrotechnik, die Prozesstechnik, die Medizintechnik, die Informatik, die Physik, die Chemietechnik oder auch die Wirtschaftswissenschaften.
Die Vorteile einer Industriepromotion
Die Industriepromotion hat für den Doktoranden gegenüber anderen Promotionsmodellen mehrere Vorteile:
- Gegenstand der Forschung ist in der Regel ein aktuelles Thema mit hoher praktischer Relevanz. Die Ergebnisse werden oft direkt umgesetzt.
- Die Doktoranden haben durch die Kooperation bereits einen Fuß im Unternehmen und können sich so für eine Anschlussbeschäftigung empfehlen.
- Sie werden fachlich gezielt unterstützt und in der Regel auch persönlich gut betreut.
- Sie sind finanziell durch einen befristeten Arbeitsvertrag finanziell abgesichert.