An einem von der DFG geförderten Graduiertenkolleg promovieren
Die Professorin fliegt gerade aus Tokio ein, der Professor startet nächste Woche eine Forschungsreise in Richtung Himalaya: An vielen Graduiertenkollegs in Deutschland geht es international zu – auch für Doktorand:innen. Die meisten Graduiertenkollegs in Deutschland werden von der DFG finanziert, Anfang 2022 waren es 217 (34 internationale sowie 183 nationale).
All diese Einrichtungen bieten den Doktorand:innen ein international geprägtes Umfeld in den Bereichen Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Life Sciences, Sozial- und Geisteswissenschaften. „Wir decken fast alle Fächer ab, wenn auch einige, wie zum Beispiel die Rechtswissenschaften, derzeit etwas unterrepräsentiert sind“, sagt die Leiterin der Gruppe für Graduiertenkollegs bei der DFG, Dr. Annette Schmidtmann. Anders als in Graduiertenschulen sind die Gruppen an den Kollegs mit zehn bis zwanzig Doktorand:innen überschaubar. Dadurch ist eine persönliche und intensive Betreuung möglich. Außerdem sind die Forschungsthemen sehr eng gesteckt.
„Double-Degree“-Promotion an internationalen Graduiertenkollegs
Internationale Kollegs zeichnen sich über das Angebot nationaler Kollegs hinaus durch eine feste Kooperation mit mindestens einer Partnereinrichtung im Ausland aus. Die Promotion wird hier von Professor:innen aus Deutschland und aus dem jeweiligen Partnerland betreut. Vielerorts wird an den internationalen Graduiertenkollegs auch an der Einführung einer offiziellen „Double-Degree“-Promotion gearbeitet – eine Promotion, die offiziell an zwei Standorten und damit auch binational abgeschlossen werden kann.
Darüber hinaus können die Doktorand:innen mit finanzieller Unterstützung der DFG die ausländische Partnereinrichtung besuchen und dort forschen. Bewerber:innen fsollten neben einem sehr guten Universitätsabschluss vor allem Freude an interkultureller und interdisziplinärer Arbeit mitbringen und eine Affinität für das spezielle Forschungsgebiet des Kollegs haben.
Englisch als Arbeitssprache
Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung ist außerdem die Beherrschung der englischen Sprache, der gebräuchlichen Arbeitssprache in den Kollegs. Promovierende in den geistes- und sozialwissenschaftlichen Kollegs sollten darüber hinaus auch die Landessprachen lernen, in und zu denen sie forschen. Wer die Anforderungen erfüllt, kann sich mit Anschreiben, Lebenslauf, Motivationsschreiben und Forschungsexposé bei den Kollegs bewerben. Diejenigen, die mit ihrer schriftlichen Bewerbung überzeugen können, werden zu einem persönlichen Gespräch eingeladen.
Promotionsstudiengänge an Universitäten
Wer das klassische Studium an einer Universität liebt, wird sich auch in einem universitären Promotionsstudiengang wohlfühlen. Denn dort setzen sich die altbekannten Strukturen des Studiums fort: Die Doktorand:innen erhalten einen meist verpflichtenden Stundenplan, der mit Seminaren, Kursen und Diskussionsrunden gespickt ist. Ein Jahrgang besteht für gewöhnlich aus mehreren Dutzend Nachwuchswissenschaftler:innen.
Promotionsstudiengang: Möglichkeiten zum berufsbegleitenden Promovieren
Häufig erhalten die Doktorand:innen für jeden im Promotionsstudiengang erfolgreich belegten Kurs Credit Points gemäß europäischem ECTS-Standard. Für den Abschluss der Promotion muss neben dem Verfassen der Dissertation eine bestimmte Anzahl solcher Credit Points erreicht sein. Anders als im Bachelor- und Masterstudium sind die zu belegenden Lehrveranstaltungen meist Blockveranstaltungen, die nicht wöchentlich, sondern gebündelt an festgelegten, aufeinanderfolgenden Tagen im Jahr stattfinden.
Das erlaubt den Doktorand:innen, die Promotion auch berufsbegleitend zu absolvieren. „Viele unserer Doktoranden stehen schon mitten im Berufsleben und promovieren darüber hinaus an unserem Institut. Dies ist möglich, da sie einen flexiblen Stundenplan vorliegen haben, nach dem sie ihre Arbeitszeiten ausrichten können“, sagt die Fachstudienberaterin für den Promotionsstudiengang Geographie an der Universität Würzburg, Professorin Barbara Sponholz. Diese Kombination aus Beruf und Studium ist aus finanzieller Sicht sehr hilfreich für Doktorand:innen eines Promotionsstudiengangs, dessen Finanzierung eigenständig geleistet werden muss.
Neben der Selbstfinanzierung über eine Berufstätigkeit besteht die Möglichkeit, ein Promotionsstipendium zu beantragen oder sich auf eine der wissenschaftlichen Mitarbeiterstellen zu bewerben, die unabhängig vom Promotionsstudiengang von den Instituten ausgeschrieben werden.
Promotionskolleg an der Uni: Voraussetzungen und Bewerbung
Wer sich für ein Promotionsstudium interessiert, sollte sich zunächst einen Gesamtüberblick über das vielfältige Angebot verschaffen und sich dann im Internet informieren. Auf den Webseiten der Universitäten und Institute finden sich Informationen zu den speziellen Zugangsvoraussetzungen und individuellen Bewerbungsverfahren.
Generell gilt: Bewerber:innen sollten ihr Studium in der jeweiligen Fachrichtung mit mindestens einem Notendurchschnitt von 2,0 abgeschlossen haben. „Wer unter diesem Schnitt liegt, hat es schwer, zur Promotion angenommen zu werden. Wir versuchen, die besten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen für unser Institut zu gewinnen“, so Prof. Sponholz. Für all diejenigen, die lediglich einen Bachelorabschluss besitzen oder sich in Fach oder Sprache nicht fit genug fühlen, gibt es die Möglichkeiten, an einer Universität entsprechende Vorbereitungsjahre zu absolvieren.
Ablauf und Dauer
Die Dauer eines strukturierten Promotionsstudiums variiert, liegt aber im Schnitt bei drei Jahren. Neben dem klaren Curriculum bieten die Promotionsstudiengänge zudem eine sehr gute Betreuung für Doktorand:innen. Jedem von ihnen wird ein:e Betreuer:in zur Seite gestellt, der bei Fragen rund um die Promotion Ansprechpartner:in ist. Meist ist der oder die Betreuende gleichzeitig auch der Doktorvater bzw. die Doktormutter.
Viele Promotionsstudiengänge werden in der Regel in Deutsch oder Englisch abgehalten. Ausländische Doktorand:innen sollten sich daher im Vorfeld über die Arbeitssprache ihres Promotionsstudienganges informieren, um gegebenenfalls einen Sprachkurs zu belegen.