Verdienstmöglichkeiten in der Biochemie
Das Gehalt von Biochemikern: Wo gibt's wieviel?

Münzen Symbolbild Biochemie Gehalt

Das Gehalt von Biochemikern variiert mitunter stark und wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst © PolaRocket / Photocase

Wirtschaft, Forschung, öffentlicher Dienst – überall finden Biochemiker und Biochemikerinnen Jobs. Die Gehälter divergieren, liegen aber im oberen Bereich.

Veröffentlicht: 01.11.2022

Von: Christina Roesler, Florian Heil

Biochemiker und Biochemikerinnen haben herausragende Jobchancen – vor allem, wenn sie promoviert sind. Das Durchschnittsgehalt liegt bei rund 60.000 Euro brutto pro Jahr. Es kann aber auch deutlich mehr sein. Wovon das abhängt, lesen Sie im Folgenden. 

Die Biochemie ist das Bindeglied zwischen Biologie und Chemie. Sie will Vorgänge in der belebten Natur auf molekularer Ebene chemisch und physikalisch erklären. Jedoch ist sie nicht gleichzusetzen mit der Molekularbiologie, die sich mit den chemischen Eigenschaften der Nukleinsäuren und den Prozessen befasst, die zu Veränderungen der Gene eines Organismus führen. 

Biochemiker und Biochemikerinnen erforschen die Struktur und Funktion von Proteinen, analysieren zelluläre Zusammenhänge, biochemische Reaktionsmechanismen wie den Transport von Stoffen oder auch die molekularen Ursachen von Krankheiten. Viele Erkenntnisse der Biochemie werden in der medizinischen Forschung verarbeitet. Gefragt ist also einerseits das analytische und synthetische Vorgehen aus der Chemie, andererseits das beobachtende und beschreibende Vorgehen aus der Biologie.

In der jüngeren Vergangenheit waren die Jobaussichten für Biochemiker besser denn je: Aufgrund des Fachkräftemangels konnten sich Bewerber und Bewerberinnen den Arbeitsplatz nahezu aussuchen. Das galt vor allem für promovierte Absolventen und Absolventinnen, mit Einschränkungen aber auch für Absolventen ohne Doktorgrad sowie für Berufsanfänger mit abgeschlossener Ausbildung, beispielsweise als Technischer Assistent oder Assistentin (BTA, CTA, PTA, MTA). 

Eine Promotion wird von vielen potenziellen Arbeitgebern vorausgesetzt. Zwar fanden auch Absolventen mit einem Master oder Diplom in Biochemie einen Job, sie haben aber schlechtere Chancen als Bewerbende mit Doktortitel. Selbst wenn es mit der Traumstelle klappt, kann der fehlende Titel zur Hürde werden, wenn sich die Kollegen und Kolleginnen schwertun, die Expertise nicht-promovierter Mitarbeitender anzuerkennen.

Biochemiker arbeiten häufig in Berufen, die nicht zwangsläufig einen Abschluss in Biochemie erfordern. Je nach Aufgabenfeld können Stellen alternativ auch mit Chemieingenieuren, Physikerinnen, Mathematikern, Pharmazeutinnen oder Molekularbiologen besetzt werden. Diese Austauschbarkeit schlägt sich bisweilen auch im Gehalt nieder.

Studierte Biochemiker sind in verschiedenen Berufsfeldern sowohl in der chemischen und pharmazeutischen Industrie als auch im öffentlichen Dienst in verschiedenen Berufsfeldern beschäftigt: Tätigkeiten in der Forschung sind genauso denkbar wie in der Analytik, Entwicklung, Produktion, im Vertrieb oder der Verwaltung. 

Viele Biochemikerinnen sind zudem an Hochschulen und Forschungsinstituten tätig, wo sie experimenteller Grundlagenforschung nachgehen und in der universitären Lehre ihre Kenntnisse weitergeben. Auch eine selbstständige Tätigkeit, beispielsweise als Laborgründer und -leiter, oder freiberufliche Tätigkeiten wie im Wissenschaftsjournalismus sind durchaus gängig. 

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Biochemiker verdienen in der Regel überdurchschnittliche Gehälter. Je nach Quelle divergiert das Einkommen auf hohem Niveau.

Laut dem Entgeltatlas der Arbeitsagentur 2021, der seine Gehälter auf der Basis von Tausenden von Arbeitgebern gemeldeten Sozial- und Rentenversicherungsangaben angibt, verdienen Biochemikerinnen im Mittel 62.404 Euro brutto im Jahr. Das untere Quartil (25 Prozent verdienen weniger) liegt immer noch bei 48.744 Euro jährlich, das obere Quartil (25 Prozent verdienen mehr) bei 76.860 Euro. 

Zu den Berufsgattungen, die hier erfasst wurden, zählen neben Biochemikern auch Klinische Chemikerinnen, Genetiker, Molekularbiologinnen sowie Bioniker. Die tatsächlichen Entgelte oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze sind allerdings nicht bekannt und werden demnach hier auch nicht erfasst.

Nach Angaben des Gehaltsportals gehalt.de liegen die Gehälter im Schnitt etwas niedriger: Der Median wird hier mit 59.939 Euro brutto im Jahr angegeben (Stand Oktober 2022), das untere Quartil mit 52.587 Euro, das obere Quartil mit 68.319 Euro.

Wie hoch das Gehalt von Biochemikerinnen am Ende ausfällt, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Dazu zählen:

  • akademischer Grad
  • Berufserfahrung
  • Forschung oder Wirtschaft
  • Branche
  • Unternehmensgröße
  • BundeslandPersonal- und Führungsverantwortung
  • Qualifikationen in anderen Fachgebieten

Im Feld der chemischen Berufe heißt es oft: Je größer das Unternehmen, desto besser ist das Gehalt – zumindest im Durchschnitt. Bei Biochemikern ist das genauso: In Konzernen mit mehr als 20.000 Mitarbeitenden liegt der Medianverdienst laut gehalt.de bei 78.469 Euro. Großunternehmen mit 1.001 bis 20.000 Mitarbeitenden zahlen im Mittel 67.090 Euro, mittlere Unternehmen mit 101 bis 1.000 Beschäftigten honorieren die Arbeit mit 60.962 Euro. Kleine Unternehmen stehen am unteren Ende der Gehaltsskala, sie vergüten ihre Mitarbeitenden im Mittel mit 52.802 Euro im Jahr.

Das Gehalt von Biochemikern und Biochemikerinnen entwickelt sich über die Jahre stetig nach oben. Wer älter ist, hatte auch schon mehr Gelegenheit, Berufserfahrung zu sammeln und sich weiterzubilden – sei es innerhalb des eigenen Fachgebiets oder in Disziplinen, die für die Führung und Verwaltung relevant sind. So ergeben sich laut gehalt.de im Durchschnitt folgende Gehaltssteigerungen:

  • Berufserfahrung bis zu drei Jahren: 53.571 Euro
  • Berufserfahrung zwischen drei und sechs Jahren: 55.531 Euro
  • Berufserfahrung zwischen sieben und neun Jahren: 58.197 Euro
  • Mehr als neun Jahre Berufserfahrung: 67.978 Euro

Unabhängig von den persönlichen Qualifikationen spielt die Standortwahl eine große Rolle. Wie in fast jedem Berufsfeld zeigt sich auch bei Biochemikern ein Nord-Süd- und Ost-West-Gefälle in Sachen Gehalt.

Gehalt von Biochemikerinnen nach Bundesland

Bundesland Median-Jahresgehalt in Euro

Baden-Württemberg

64.893

Hessen

64.876

Hamburg

63.632

Bayern

62.991

Nordrhein-Westfalen

60.821

Rheinland-Pfalz

59.016

Bremen

57.875

Saarland

57.377

Berlin

56.826

Niedersachsen

55.310

Rheinland-Pfalz

53.125

Thüringen

49.027

Sachsen

48.535

Brandenburg

47.985

Sachsen-Anhalt

47.752

Mecklenburg-Vorpommern

46.213

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Einen gewissen Einfluss hat auch die Branche auf das Gehalt von Biochemikern. Generell lässt sich sagen, dass in der Industrie im Durchschnitt besser gezahlt wird als in der Forschung oder der öffentlichen Verwaltung. Vor allem sechsstellige Spitzengehälter lassen sich fast ausschließlich in guten Positionen in der Industrie verdienen. 

Besonders lukrativ sind laut dem StepStone Gehaltsreport 2022 die Biotechnologie sowie die Pharmabranche, die im Mittel mit 61.542 Euro bzw. 56.160 Euro vergüten. Diese Gehälter umfassen alle Jobs in der Branche, studierte Biochemikerinnen mit durchschnittlicher Berufserfahrung liegen in der Regel oberhalb dieser Summen.

Die Doktorandengehälter von Biochemikern können sich durchaus sehen lassen. In der Regel richtet sich das Gehalt für angestellte Doktorandinnen aller Fachrichtungen entweder nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) oder dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L). In Hessen, das nicht Mitglied der Tarifgemeinschaft der Länder ist, gilt mit dem TV-H ein eigener Tarifvertrag.

Doktoranden und Doktorandinnen im öffentlichen Dienst werden nach Entgeltgruppe 13 bezahlt. In der ersten Gehaltsstufe sind das gut 50.000 Euro brutto jährlich. Die verschiedenen Tarifverträge unterscheiden sich dabei nur um wenige Euro im Monat. Wer die Promotion in den dafür angedachten sechs Jahren schafft und durchweg als wissenschaftlicher Mitarbeiter angestellt war, kann mit dem Doktortitel auch den Eintritt in die Erfahrungsstufe 4 mit einem bereits deutlich attraktiveren Gehalt erreichen. 

Dabei ist es nicht wichtig, ob man als Doktorandin durchgängig eine Vollzeitstelle besetzt oder – was für die meisten Promotionsstellen zutrifft – eine halbe oder Dreiviertelstelle. Das Bruttojahresgehalt in der Erfahrungsstufe 4 liegt je nach Tarifvertrag bei etwas mehr als 60.000 Euro für eine Vollzeitstelle (Stand Oktober 2022). 

Wer als Postdoc weiterhin als wissenschaftlicher Mitarbeiter arbeitet, kann dementsprechend in noch höhere Erfahrungsstufen aufsteigen. Das Grundgehalt eines Professors oder einer Professorin für Biochemie liegt je nach Besoldungsgruppe zwischen gut 72.000 und gut 90.000 Euro brutto jährlich.

In Sachen Gehalt ist die entscheidende Frage immer, wo und für wen geforscht wird. Die Industrie zahlt in der Regel mehr als die Hochschulen. Auch das lässt sich aber nicht pauschalisieren, da hier wieder die Faktoren Standort und Unternehmensgröße in Spiel kommen.

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