Promotion an einem Forschungsinstitut
Die außeruniversitären Forschungsinstitute bieten Doktoranden in der Regel hervorragende Voraussetzungen für eine erfolgreiche wissenschaftliche Karriere. Die Ausstattung ist exzellent, die Forschungsgebiete häufig interdisziplinär und gesellschaftlich relevant sowie das Personal international.
Anders als intern Promovierende an Hochschulen sind Doktorandinnen für gewöhnlich nicht in die Lehre eingebunden – wer eine Professur anstrebt, sollte deshalb besser an einer Hochschule promovieren. Wer sich dagegen ganz der Forschung und Entwicklung widmen möchte, ist hier gut aufgehoben – nicht zuletzt auch wegen der internationalen Doktorandennetzwerke, die es beispielsweise an den Max-Planck-Instituten, den Helmholtz-Gesellschaften, den Fraunhofer-Instituten oder auch in der Leibniz-Gemeinschaft gibt.
Monografie oder kumulative Dissertation?
Bei einer Monografie handelt es sich um die klassische Dissertation – quasi ein „Buch“ zu einer bestimmten Fragestellung, das am Stück weg geschrieben wird. Die kumulative Dissertation dagegen setzt sich zum Großteil aus einzelnen, publizierten Fachartikeln zusammen (plus Einleitung, Überleitungen und Fazit).
Während die Monografie nach wie vor die vorherrschende Dissertationsform beispielsweise in den Sozial- und Geisteswissenschaften ist, gewinnt die kumulative Doktorarbeit vor allem in der empirischen Forschung, also beispielsweise in den Naturwissenschaften, an Bedeutung. Wer Teilergebnisse seines Forschungsprojekts in renommierten Fachzeitschriften veröffentlichen und damit auch sein wissenschaftliches Profil schärfen kann, wird seine Erkenntnisse nicht zurückhalten und später in Form einer Monografie aufschreiben wollen – schon gar nicht dann, wenn sie bis zu deren Erscheinen veraltet wären. Und muss dies oft auch nicht. Ob eine kumulative Dissertation zugelassen ist und wie genau die Anforderungen sind, ist in der jeweiligen Promotionsordnung nachzulesen.
Ph.D. oder Dr.?
Was will ich mit dem Doktortitel anfangen? Diese Frage sollte sorgsam bedacht werden, wenn es um die Frage geht: Ph.D oder Dr.? Der Ph.D. ist das im angelsächsischen Raum verbreitete Äquivalent zum deutschen Doktortitel. Im Prinzip sind beide gleichwertig. Doch wer in einem international agierenden Unternehmen oder im Ausland arbeiten möchte, sollte sich mit der Variante Ph.D. zumindest beschäftigen.
Der Ph.D. kann sowohl im Ausland als auch in Deutschland erworben werden – mittlerweile bieten zahlreiche Graduiertenschulen und –kollegs sowie auch Unis in Deutschland diesem Titel an. Selbstverständlich ist auch eine Promotion im Ausland, möglicherweise sogar an einer US-amerikanischen oder britischen Elite-Uni, eine Variante. Ein beispielsweise von der Harvard oder Oxford University verliehener Doktortitel öffnet sehr viele Türen.
Dauer und Ablauf einer Promotion
Im Schnitt benötigen Promovierende laut der HIS-/WiNBus-Studie „Promotionen im Fokus“ für ihren Doktortitel 4,5 Jahre. Schneller geht es in der Regel in einem strukturierten Programm, hier ist die Dauer einer Promotion häufig auf drei oder vier Jahre festgelegt.
Der Ablauf ist in der jeweiligen Promotionsordnung festgeschrieben. Üblicherweise läuft eine Promotion im Groben folgendermaßen ab:
- Wahl des Dissertationsthemas
- Finden eines Doktorvaters oder einer Doktormutter
- Klärung der Art und Finanzierung der Doktorarbeit
- Zulassung als Doktorand oder Doktorandin
- Anfertigung der Dissertationsschrift
- Abgabe der Dissertation / Eröffnung des Promotionsverfahrens
- Annahme und Auslage der Doktorarbeit
- Mündliche Prüfung („Verteidigung“): Rigorosum, Dispuation oder Kolloquium
- Publikation der Doktorarbeit
- Aushändigung der Promotionsurkunde.
Erst wenn die Promotionsurkunde übergeben wurde, ist der oder die Promovierende berechtigt, den Doktortitel zu führen.
Wie finde ich ein Dissertationsthema?
Die Anforderungen an eine Doktorarbeit sind klar: Sie muss neue Erkenntnisse bringen, die eigenständig erarbeitet werden. Das Einhalten der formalen Vorgaben sowie korrektes wissenschaftliches Zitieren sind unabdingbar.
Bei der Findung eines geeigneten Dissertationsthemas sind vor allem folgende Fragen wesentlich:
- Ist die Fragestellung neu und wissenschaftlich oder gesellschaftlich relevant?
- Gibt es bereits Literatur dazu, die genutzt werden kann?
- Kann die Doktorarbeit in der geforderten Zeit und im geforderten Umfang abgegeben werden (weder mehr noch weniger ist gut!)? Wie umfangreich die Arbeit sein muss, ist fachabhängig und in der Promotionsordnung festgelegt.
- Interessiert mich das Thema?
Gerade letztere Frage klingt banal, ist aber nicht unerheblich: Der Doktorand muss sich über Jahre intensiv mit der Arbeit beschäftigen. Interessiert ihn oder sie das Thema nicht, ist ein Durchhalten unwahrscheinlich.
Doktorvater oder Doktormutter finden
Die Suche nach einer betreuenden Person kann – je nach der persönlichen Situation – vor, während oder auch nach der Suche nach einem Dissertationsthema stattfinden. Wichtig ist:
- Der Doktorvater oder die Doktormutter sollte Experte auf dem jeweiligen Fachgebiet sein, um Unterstützung bieten und die Qualität der Arbeit beurteilen zu können.
- Die Chemie sollte stimmen – man muss nicht „best friends“ sein, doch ein gestörtes Verhältnis kann die Arbeit an der Dissertation sehr erschweren.
Hilfreich ist es, sich im Vorfeld zu erkundigen, welche Erfahrungen andere Promovierende mit der betreuenden Person gemacht haben. Ist sie regelmäßig ansprechbar, bietet sie Unterstützung? Wie die Suche nach einem geeigneten Doktorvater oder einer Doktormutter gelingt und was dabei zu beachten ist, lesen Sie im academics-Ratgeber „Doktorvater/Doktormutter finden“.
Art und Finanzierung der Doktorarbeit
In Absprache mit dem Doktorvater oder der Doktormutter muss geklärt werden: Welche Form soll die Doktorarbeit haben? Eine Monografie oder eine kumulative Dissertation? Wann sollen welche Zwischenschritte erreicht sein?
Essenziell ist auch die Frage, wie die Dissertation finanziert werden soll. Kommt eine Promotions- oder Drittmittelstelle infrage, also eine Anstellung bei der Hochschule oder einer außeruniversitären Forschungseinrichtung? Soll berufsbegleitend promoviert werden? In der Industrie? Ist ein Promotionsstipendium möglich? Ein Promotionskredit? Gibt es eigenes Vermögen, von dem der Lebensunterhalt bestritten werden kann? Hilfreiche Tipps und Infos zu diesem Thema bietet der Artikel „Promotion finanzieren“.
Mündliche Prüfung: Die „Verteidigung“ der Doktorarbeit
Es ist geschafft – die Dissertationsschrift ist vollendet, abgegeben und begutachtet. Fehlt noch eines: die mündliche Prüfung. Bei dieser sogenannten „Verteidigung“ muss die Promovendin ihr Fachwissen und die Relevanz ihrer Doktorarbeit beweisen. In welcher Form diese mündliche Prüfung abläuft, ist in der jeweiligen Promotionsordnung festgeschrieben. Es gibt drei Formen:
- Disputation: die häufigste Form der Verteidigung. Der Doktorand stellt zunächst die Inhalte, Methoden und Ergebnisse der Dissertation vor. Im Anschluss wird das Präsentierte mit der Prüfungskommission diskutiert und mögliche Kritikpunkte besprochen. Üblicherweise folgen darauf noch weitere Fragen der Prüfenden zum Promotionsfach.
- Rigorosum: Das Rigorosum entspricht weniger einer Diskussion als einer klassischen mündlichen Prüfung, bei der die Doktorandin ihr Fachwissen auf dem Promotionsgebiet beweisen muss.
- Dissertations-/Promotionskolloquium: eine Mischform aus Disputation und Rigorosum. Der Doktorand stellt seine Forschungsergebnisse vor, die diskutiert werden. Anschließend folgt eine mündliche Prüfung zu Themen, die sich deutlich von den Inhalten der Doktorarbeit abgrenzen.
Mehr Infos hierzu: Verteidungung der Doktorarbeit – Disputation, Rigorosum, Kolloquium.
Publikation: Die Veröffentlichung der Doktorarbeit
Sind etwaige Änderungswünsche der Gutachter eingearbeitet, muss die Doktorarbeit zwingend veröffentlicht werden, damit der Doktortitel verliehen werden kann. Bb nur digital oder in Papierform, ist zum einen in der Promotionsordnung vorgeschrieben. Zum anderen ist die Intention der Doktorandin entscheidend: Wird eine akademische Laufbahn angestrebt, ist eine möglichst hochwertige Publikation sinnvoll. Dies sollte sorgsam überlegt werden, denn die Veröffentlichung bei einem renommierten Verlag kann unter Umständen mehrere Tausend Euro kosten. Über die verschiedenen Varianten der Publikation und mögliche finanzielle Unterstützung informiert der academics-Ratgeber „Dissertation veröffentlichen“.