Promotion Voraussetzungen, Ablauf, Dauer
Die Promotion: Alle Infos rund um den Doktortitel

Ruprecht-Karls-Universiaet Heidelberg Symbolbild promovieren in Deutschland

Entscheidend für die Frage "Promotion - ja oder nein?" ist die Interessens- und Begabungslage des potenziellen Doktoranden © castellelisa / istockphoto.com

Ein Doktortitel kann viele Vorteile haben. Doch wie läuft eine Promotion ab? Was sind die Voraussetzungen, was ist bei der Dissertation zu beachten? Ein Überblick.

Veröffentlicht: 09.08.2022

Von: Maike Schade

Für eine akademische Karriere ist eine Promotion ein Muss. Ob sie für eine Laufbahn in der freien Wirtschaft sinnvoll ist, kann pauschal nicht beantwortet werden. Denn auch wenn der Doktortitel in manchen Fachbereichen, vor allem in den Naturwissenschaften, häufig eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere ist, so kann er unter Umständen bei der Jobsuche auch wenig hilfreich oder sogar hinderlich sein. Unter dem Strich gibt es aber viele Pluspunkte:  

  • Höheres (Einstiegs-)Gehalt
  • Die persönliche Genugtuung, es geschafft zu haben
  • Ein Doktortitel verschafft Ansehen und Renommee
  • Für Arbeitnehmer attraktive Soft Skills wie Durchhaltevermögen oder die Fähigkeit zum analytischen und strukturierten Denken, die mit Vollendung der Doktorarbeit unter Beweis gestellt wurden
  • Weitreichende Optionen auf dem weltweiten Arbeitsmarkt auf gut bezahlte (Führungs)positionen. 

Doch nicht immer ist eine Promotion die individuell richtige Entscheidung. Die Nachteile: 

  • Eine Promotion kostet viel Zeit, Energie und Geld, und die Vollendung ist nicht sicher (mehr dazu: Promotion abbrechen)
  • Späterer Start in den Arbeitsmarkt, auf dem ehemalige Kommilitonen sich schon Jahre früher etablieren konnten
  • Der Doktortitel kann sogar hinderlich sein: Gerade mittelständische Unternehmen ziehen günstigere, praxiserfahrenere Mitbewerberinnen häufig vor. 

Also: Promotion – ja oder nein? Eine Entscheidung, die wohlüberlegt sein sollte. Ist der Doktortitel der angestrebten Karriere wirklich förderlich? Kann sie vollendet und finanziert werden? Denn eine Promotion ist langwierig und erfordert unter anderem viel Disziplin und eine hohe intrinsische Motivation. Nur wer wirklich gerne wissenschaftlich arbeitet, wird die Herausforderung bewältigen können. Beweggründe wie „weiß nicht, was ich sonst machen soll“ oder das Drängen der Eltern sind keine gute Grundlage für das Angehen einer Promotion. Bei der Entscheidung pro oder contra Promotion kann der Promotionstest von academics helfen. 

Tipp: Registrierte Nutzer und Nutzerinnen von academics profitieren nicht nur von passenden Stellenanzeigen, über die sie informiert werden. Im Downloadbereich gibt es zudem Online-Seminare und Informationen rund um die Themen Karriereberatung, Jobsuche und Bewerbung – zum Beispiel die Präsentation „Promotion – ja oder nein? Entscheidungshilfe für oder gegen eine Promotion“. Registrierung und Downloads sind kostenlos.

Neben der Abwägung der persönlichen Motivation und (finanziellen) Möglichkeiten gibt es für eine Promotion auch formale Voraussetzungen. Essenziell ist ein mit Master, Magister oder Diplom abgeschlossenes Studium. Grundsätzlich steht jedem Absolventen und jeder Absolventin die Promotion offen, in der Regel wird aber mindestens die Note 2,5 vorausgesetzt – häufig auch ein sehr guter Abschluss. In Ausnahmefällen ist die Promotion für herausragende Studierende auch bereits nach dem Bachelorabschluss möglich („Fast-Track-Promotion“)

Fachhochschulen besitzen in den meisten Fällen kein Promotionsrecht, allerdings gibt es in vielen Fällen die Möglichkeit der Kooperation mit einer promotionsberechtigten Hochschule. Interessenten sollten sich individuell über die FH-Promotion informieren.

Ist die Entscheidung für eine Promotion gefallen, stellt sich die nächste Frage: wo und wie promovieren? Denn viele Wege führen zum Doktortitel. Geklärt werden muss: 

  • Individualpromotion oder strukturierte Promotion?
  • Wo promovieren – Hochschule, Forschungsinstitut, Graduiertenschule, Industrie?
  • An der Hochschule: intern oder extern promovieren? 
  • Monografie oder kumulative Dissertation?
  • Ph.D. oder Dr.? 

Die Entscheidung für den einen oder anderen Weg ist dabei nicht nur eine Frage der individuellen Vorlieben und Fähigkeiten. Äußere Faktoren spielen eine große Rolle – schließlich ergattert nicht jeder und jede wunschgemäß eine Promotionsstelle oder einen Platz an einem Graduiertenkolleg. Auch die im Fachbereich üblichen Vorgehensweisen und die persönliche Lebenssituation sind ausschlaggebend. Den goldenen Weg gibt es nicht – jeder hat seine Vor- und Nachteile. Im Folgenden ein Überblick. 

Schon gewusst?

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Die Individualpromotion ist in Deutschland der klassische Weg zum Doktortitel – etwa 80 Prozent der Promovierenden entscheiden sich dafür. Der Doktorand oder die Doktorandin muss sich (in Absprache mit dem Doktorvater oder der Doktormutter) eigenständig um die gesamte Organisation der Doktorarbeit kümmern – von der Finanzierung bis zur Publikation. Das bietet viel Freiraum, erfordert aber auch ein hohes Maß an Disziplin und Organisationstalent.

Wer sich dagegen in einem eher studentischen Umfeld wohlfühlt und sich leicht verzettelt, ist eventuell in einem strukturierten Promotionsprogramm besser aufgehoben. Graduiertenkollegs und –schulen bieten eine engmaschige und individuelle Betreuung, der Zeitrahmen und die Finanzierung sind vorgegeben und der Besuch von Kolloquien und Seminaren verpflichtend. 

Wer an einer Graduiertenschule oder einem Graduiertenkolleg promovieren möchte, muss sich bewerben; einen Platz zu bekommen, ist nicht einfach. So nehmen beispielsweise die renommierten Max Planck Schools nur die besten Absolventen aus der ganzen Welt. Auch einige Universitäten bieten strukturierte Promotionsstudiengänge an.

Der größte Teil der Doktoranden und Doktorandinnen in Deutschland (rund 80 Prozent) promovieren an einer Hochschule – entweder intern auf einer Promotionsstelle oder extern. Beide Wege haben ihre Vor- und Nachteile. In der Regel handelt es sich um individuelle Promotionen; einige Hochschulen bieten aber auch die strukturierte Promotion an. 

Interne Promotion: Wer eine Promotionsstelle innehat, sichert die Finanzierung seiner Doktorarbeit über das Gehalt (zumindest teilweise, je nach Anstellungsverhältnis). Zudem ist die Einbindung in das Institut gut, der Weg zur betreuenden Person in der Regel kürzer. Promotionsstudierende profitieren zudem vom wissenschaftlichen Netzwerk und der Nähe zur Forschung. Der Nachteil: Eine Promotionsstelle mit den damit einhergehenden, häufig verwaltungsbezogenen Aufgaben für den Professor oder die Professorin und der Lehrverpflichtung verschlingt häufig viel Zeit, es bleibt oft wenig Raum für die eigene Forschung. 

Externe Promotion: Wer quasi zu Hause im stillen Kämmerlein an seiner Dissertation arbeitet, kann sich voll darauf konzentrieren. Der Nachteil: Geld gibt’s dafür nicht, die Lebensumstände sind häufig prekär. Zudem bedarf es sehr großer Disziplin, konsequent am Projekt zu arbeiten. Wer Pech hat, kommt nur schwer an die betreuende Person heran, die Unterstützung und Feedback geben kann. 

Sonderfall Industriepromotion: Bei einer Industriepromotion wird die Doktorarbeit in einem mit der Hochschule kooperierenden Unternehmen erarbeitet. Das Thema ist meist vorgegeben; die Doktorandin wird für ihre Arbeit bezahlt und kann bereits während der Promotion wertvolle Praxiserfahrung sammeln. 

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Die außeruniversitären Forschungsinstitute bieten Doktoranden in der Regel hervorragende Voraussetzungen für eine erfolgreiche wissenschaftliche Karriere. Die Ausstattung ist exzellent, die Forschungsgebiete häufig interdisziplinär und gesellschaftlich relevant sowie das Personal international.

Anders als intern Promovierende an Hochschulen sind Doktorandinnen für gewöhnlich nicht in die Lehre eingebunden – wer eine Professur anstrebt, sollte deshalb besser an einer Hochschule promovieren. Wer sich dagegen ganz der Forschung und Entwicklung widmen möchte, ist hier gut aufgehoben – nicht zuletzt auch wegen der internationalen Doktorandennetzwerke, die es beispielsweise an den Max-Planck-Instituten, den Helmholtz-Gesellschaften, den Fraunhofer-Instituten oder auch in der Leibniz-Gemeinschaft gibt. 

Bei einer Monografie handelt es sich um die klassische Dissertation – quasi ein „Buch“ zu einer bestimmten Fragestellung, das am Stück weg geschrieben wird. Die kumulative Dissertation dagegen setzt sich zum Großteil aus einzelnen, publizierten Fachartikeln zusammen (plus Einleitung, Überleitungen und Fazit). 

Während die Monografie nach wie vor die vorherrschende Dissertationsform beispielsweise in den Sozial- und Geisteswissenschaften ist, gewinnt die kumulative Doktorarbeit vor allem in der empirischen Forschung, also beispielsweise in den Naturwissenschaften, an Bedeutung. Wer Teilergebnisse seines Forschungsprojekts in renommierten Fachzeitschriften veröffentlichen und damit auch sein wissenschaftliches Profil schärfen kann, wird seine Erkenntnisse nicht zurückhalten und später in Form einer Monografie aufschreiben wollen – schon gar nicht dann, wenn sie bis zu deren Erscheinen veraltet wären. Und muss dies oft auch nicht. Ob eine kumulative Dissertation zugelassen ist und wie genau die Anforderungen sind, ist in der jeweiligen Promotionsordnung nachzulesen. 

Was will ich mit dem Doktortitel anfangen? Diese Frage sollte sorgsam bedacht werden, wenn es um die Frage geht: Ph.D oder Dr.? Der Ph.D. ist das im angelsächsischen Raum verbreitete Äquivalent zum deutschen Doktortitel. Im Prinzip sind beide gleichwertig. Doch wer in einem international agierenden Unternehmen oder im Ausland arbeiten möchte, sollte sich mit der Variante Ph.D. zumindest beschäftigen. 

Der Ph.D. kann sowohl im Ausland als auch in Deutschland erworben werden – mittlerweile bieten zahlreiche Graduiertenschulen und –kollegs sowie auch Unis in Deutschland diesem Titel an. Selbstverständlich ist auch eine Promotion im Ausland, möglicherweise sogar an einer US-amerikanischen oder britischen Elite-Uni, eine Variante. Ein beispielsweise von der Harvard oder Oxford University verliehener Doktortitel öffnet sehr viele Türen. 

Im Schnitt benötigen Promovierende laut der HIS-/WiNBus-Studie „Promotionen im Fokus“ für ihren Doktortitel 4,5 Jahre. Schneller geht es in der Regel in einem strukturierten Programm, hier ist die Dauer einer Promotion häufig auf drei oder vier Jahre festgelegt.

Der Ablauf ist in der jeweiligen Promotionsordnung festgeschrieben. Üblicherweise läuft eine Promotion im Groben folgendermaßen ab: 

  • Wahl des Dissertationsthemas
  • Finden eines Doktorvaters oder einer Doktormutter
  • Klärung der Art und Finanzierung der Doktorarbeit
  • Zulassung als Doktorand oder Doktorandin
  • Anfertigung der Dissertationsschrift
  • Abgabe der Dissertation / Eröffnung des Promotionsverfahrens
  • Annahme und Auslage der Doktorarbeit
  • Mündliche Prüfung („Verteidigung“): Rigorosum, Disputation oder Kolloquium
  • Publikation der Doktorarbeit
  • Aushändigung der Promotionsurkunde. 

Erst wenn die Promotionsurkunde übergeben wurde, ist der oder die Promovierende berechtigt, den Doktortitel zu führen. 

Die Anforderungen an eine Doktorarbeit sind klar: Sie muss neue Erkenntnisse bringen, die eigenständig erarbeitet werden. Das Einhalten der formalen Vorgaben sowie korrektes wissenschaftliches Zitieren sind unabdingbar. 

Bei der Findung eines geeigneten Dissertationsthemas sind vor allem folgende Fragen wesentlich: 

  • Ist die Fragestellung neu und wissenschaftlich oder gesellschaftlich relevant? 
  • Gibt es bereits Literatur dazu, die genutzt werden kann? 
  • Kann die Doktorarbeit in der geforderten Zeit und im geforderten Umfang abgegeben werden (weder mehr noch weniger ist gut!)? Wie umfangreich die Arbeit sein muss, ist fachabhängig und in der Promotionsordnung festgelegt.
  • Interessiert mich das Thema? 

Gerade letztere Frage klingt banal, ist aber nicht unerheblich: Der Doktorand muss sich über Jahre intensiv mit der Arbeit beschäftigen. Interessiert ihn oder sie das Thema nicht, ist ein Durchhalten unwahrscheinlich. 

Die Suche nach einer betreuenden Person kann – je nach der persönlichen Situation – vor, während oder auch nach der Suche nach einem Dissertationsthema stattfinden. Wichtig ist: 

  • Der Doktorvater oder die Doktormutter sollte Experte auf dem jeweiligen Fachgebiet sein, um Unterstützung bieten und die Qualität der Arbeit beurteilen zu können.
  • Die Chemie sollte stimmen – man muss nicht „best friends“ sein, doch ein gestörtes Verhältnis kann die Arbeit an der Dissertation sehr erschweren. 

Hilfreich ist es, sich im Vorfeld zu erkundigen, welche Erfahrungen andere Promovierende mit der betreuenden Person gemacht haben. Ist sie regelmäßig ansprechbar, bietet sie Unterstützung? Wie die Suche nach einem geeigneten Doktorvater oder einer Doktormutter gelingt und was dabei zu beachten ist, lesen Sie im academics-Ratgeber „Doktorvater/Doktormutter finden“.

In Absprache mit dem Doktorvater oder der Doktormutter muss geklärt werden: Welche Form soll die Doktorarbeit haben? Eine Monografie oder eine kumulative Dissertation? Wann sollen welche Zwischenschritte erreicht sein? 

Essenziell ist auch die Frage, wie die Dissertation finanziert werden soll. Kommt eine Promotions- oder Drittmittelstelle infrage, also eine Anstellung bei der Hochschule oder einer außeruniversitären Forschungseinrichtung? Soll berufsbegleitend promoviert werden? In der Industrie? Ist ein Promotionsstipendium möglich? Ein Promotionskredit? Gibt es eigenes Vermögen, von dem der Lebensunterhalt bestritten werden kann? Hilfreiche Tipps und Infos zu diesem Thema bietet der Artikel „Promotion finanzieren“.

Es ist geschafft – die Dissertationsschrift ist vollendet, abgegeben und begutachtet. Fehlt noch eines: die mündliche Prüfung. Bei dieser sogenannten „Verteidigung“ muss die Promovendin ihr Fachwissen und die Relevanz ihrer Doktorarbeit beweisen. In welcher Form diese mündliche Prüfung abläuft, ist in der jeweiligen Promotionsordnung festgeschrieben. Es gibt drei Formen: 

  • Disputation: die häufigste Form der Verteidigung. Der Doktorand stellt zunächst die Inhalte, Methoden und Ergebnisse der Dissertation vor. Im Anschluss wird das Präsentierte mit der Prüfungskommission diskutiert und mögliche Kritikpunkte besprochen. Üblicherweise folgen darauf noch weitere Fragen der Prüfenden zum Promotionsfach. 
  • Rigorosum: Das Rigorosum entspricht weniger einer Diskussion als einer klassischen mündlichen Prüfung, bei der die Doktorandin ihr Fachwissen auf dem Promotionsgebiet beweisen muss. 
  • Dissertations-/Promotionskolloquium: eine Mischform aus Disputation und Rigorosum. Der Doktorand stellt seine Forschungsergebnisse vor, die diskutiert werden. Anschließend folgt eine mündliche Prüfung zu Themen, die sich deutlich von den Inhalten der Doktorarbeit abgrenzen. 

Mehr Infos hierzu: Verteidungung der Doktorarbeit – Disputation, Rigorosum, Kolloquium.

Sind etwaige Änderungswünsche der Gutachter:innen eingearbeitet, muss die Doktorarbeit zwingend veröffentlicht werden, damit der Doktortitel verliehen werden kann. Ob nur digital oder in Papierform, ist zum einen in der Promotionsordnung vorgeschrieben. Zum anderen ist die Intention der Doktorandin entscheidend: Wird eine akademische Laufbahn angestrebt, ist eine möglichst hochwertige Publikation sinnvoll. Dies sollte sorgsam überlegt werden, denn die Veröffentlichung bei einem renommierten Verlag kann unter Umständen mehrere Tausend Euro kosten. Über die verschiedenen Varianten der Publikation und mögliche finanzielle Unterstützung informiert der academics-Ratgeber „Dissertation veröffentlichen“.

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