Wie unterscheiden sich die Perspektiven von Naturwissenschaftlern mit und ohne Doktortitel?
Zwar ist eine Promotion in Naturwissenschaften langfristig betrachtet in der Regel eine lohnende Investition in die berufliche Laufbahn, dennoch können dadurch insbesondere beim Berufseinstieg in der Wirtschaft auch Nachteile entstehen. So gelten beispielsweise promovierte Biowissenschaftler zum Teil als überqualifiziert. Das bezieht sich dann vor allem auf das vergleichsweise hohe Alter beim Einstieg in den Beruf und die dadurch entsprechend höheren Ansprüche hinsichtlich der Tätigkeit und des Gehalts promovierter Naturwissenschaftler.
Auch eine Promotion, die nicht abgeschlossen wurde, kann Nachteile mit sich bringen, da sie bei künftigen Arbeitgebern den Eindruck der Unschlüssigkeit erwecken kann oder unter Umständen als mangelndes Durchhaltevermögen gewertet wird.
Grundsätzlich nutzt eine Promotion vor allem denjenigen, die eine berufliche Karriere in der wissenschaftlichen Forschung anstreben: Ein Doktortitel bildet dabei das Fundament einer wissenschaftlichen Laufbahn. Das ist besonders für Naturwissenschaftler von hoher Bedeutung, da ein Großteil der Promovierten eine berufliche Karriere innerhalb der akademischen Lehre und Forschung anstrebt. Den Angaben des Bundesberichts Wissenschaftlicher Nachwuchs zufolge lag dieser Anteil in der Fächergruppe Mathematik/Informatik/Naturwissenschaften im Jahr 2014 bei 79 %. Und die Chancen für eine wissenschaftliche Karriere stehen in diesem Umfeld nicht schlecht, denn mit 57.930 Personen stellte der Fachbereich Naturwissenschaften im Jahr 2014 den zweitgrößten Anteil (23 %) des hauptberuflich wissenschaftlichen Personals an Hochschulen dar.
Wie funktioniert die Finanzierung der Promotion in Naturwissenschaften?
Eine zentrale Frage bei der Planung eines Promotionsvorhabens ist die der Finanzierung der Promotion. Naturwissenschaftlern bieten sich dafür verschiedene Möglichkeiten.
Ein großer Teil der Doktoranden in Deutschland arbeitet während der Promotion. Im Wintersemester 2014/15 befanden sich 83 % der Promovierenden in einem Beschäftigungsverhältnis, davon wiederum 77 % an einer Hochschule sowie jeweils 6 % an außeruniversitären Forschungseinrichtungen und in der Wirtschaft.
Der Großteil der Naturwissenschaftler hat demzufolge eine Promotionsstelle inne. Diese sogenannte interne Promotion beinhaltet meistens, dass die Promovierenden nicht nur forschen, sondern auch lehren. Dadurch erhalten sie ein regelmäßiges Einkommen, können darüber hinaus Lehrerfahrung sammeln und ihr Netzwerk im wissenschaftlichen Umfeld auf- und ausbauen. Für Naturwissenschaftler bietet die Arbeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter außerdem den Vorteil, dass sie so Zugang zu den Laboren und technischen Geräten der Universität haben und diese für die eigene Forschung für ihre Doktorarbeit nutzen können.
Diese Vorteile entfallen, wenn der Doktorand einen Nebenjob außerhalb der Hochschule ausübt, was dennoch eine weitere Möglichkeit der Finanzierung darstellt.
Eine attraktive Alternative bietet zudem die Finanzierung mit einem Promotionsstipendium, da Doktoranden dafür keine Gegenleistung erbringen müssen und somit mehr Zeit für ihre Promotion haben. Grundsätzlich gilt: Je besser die Noten auf dem Hochschulzeugnis, desto größer die Chance, eines der begehrten Stipendien zu ergattern. Besonders Doktoranden im Bereich Mathematik/Naturwissenschaften nutzen die Möglichkeit eines Stipendiums. 20.800 Promovierende werden durch ein Stipendium gefördert – deutlich mehr als andere Fächergruppen.
Zu den größten Stipendiengebern des Landes zählt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Unter anderem bieten viele DFG-Graduiertenschulen spezielle Stipendien für einen Teil ihrer Doktoranden an, die ausschließlich Naturwissenschaftlern zur Verfügung stehen. Weitere Stipendiengeber sind Begabtenförderungswerke von Kirchen, Parteien und Gewerkschaften. Einen Überblick über Stipendien für Naturwissenschaftler liefert unter anderem die Datenbank Stipendien und Wissenschaftspreise oder der Stipendienlotse des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.
Für Naturwissenschaftler, die nach Abschluss ihrer Promotion keine wissenschaftliche Karriere anstreben, sondern in der Wirtschaft arbeiten wollen, eignet sich besonders die Industrie-Promotion in einem Unternehmen, das meist auch das Thema der Doktorarbeit vorgibt. Diese enge Verknüpfung mit dem Unternehmen kann im Anschluss an die Promotion den Einstieg in die dortige Forschungs- und Entwicklungsabteilung erleichtern.