Promotion Naturwissenschaften
Wann lohnt sich eine Promotion für Naturwissenschaftler:innen?

Doktorhut Promotion Naturwissenschaften

Die Promotionsquoten in den Naturwissenschaften ist hoch. © antoni_halim / istockphoto.com

Viele Absolvent:innen der Naturwissenschaften promovieren. Ob sich eine Promotion lohnt, hängt vor allem davon ab, wo die berufliche Laufbahn hinführen soll.

Veröffentlicht: 14.12.2022

Von: Linda Hartmann, Maresa Wolbert

Wer das Promotionsverfahren als Naturwissenschaftler:in erfolgreich abschließt, bekommt den akademischen Titel „Dr. rer. nat.“ verliehen. Die Abkürzung steht für das Lateinische Doctor Rerum Naturalium, zu Deutsch: „Doktor der Naturwissenschaften“. Außerdem wird an manchen Universitäten der vergleichbare Titel Dr. phil. nat. (Doctor Philosophiae Naturalis) vergeben, etwa an der Universität Regensburg. Zu den Naturwissenschaften zählen

  • Biologie
  • Chemie
  • Physik
  • Astronomie

Auch Geo- oder Agrarwissenschaften, Genetik und Physiologie können zu den Naturwissenschaften gezählt werden. Die Mathematik ist keine Naturwissenschaft, sondern eine Hilfwissenschaft.

An vielen Hochschulen wird neben klassischen Doktortiteln auch der Ph.D. vergeben. Der Titel steht für Philosophical Doctorate, er hat allerdings nichts mit der Fachrichtung Philosophie zu tun und ist mit dem deutschen Doktortitel (nicht Dr. phil., sondern allgemein) vergleichbar. Der Ph.D. ist der vor allem im angelsächsischen Sprachraum bzw. international gebräuchliche höchste akademische Grad und berechtigt zum selbstständigen und alleinverantwortlichen Lehren an einer Universität.

Im Vergleich zu einem Promotionsstudium, das einen Doktorgrad zum Ziel hat, ist ein Ph.D.-Studium verschulter. Ein Ph.D.-Studium ist grundsätzlich ein Forschungsdoktorat – mit starkem Projektbezug. Ph.D.-Studierende arbeiten meistens mit mehreren Professor:innen an einem Projekt. 

Im Jahr 2021 gab es an deutschen Hochschulen etwa 200.300 Promovierende. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor. Anteilmäßiger Spitzenreiter war mit 26 Prozent die Fächergruppe Humanmedizin/Gesundheitswissenschaften. An zweiter Stelle (23 Prozent) lag die Fächergruppe Mathematik und Naturwissenschaften, gefolgt von den Ingenieurwissenschaften mit 18 Prozent und den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften mit 17 Prozent.

Ähnlich stark vertreten zeigt sich der mathematisch/naturwissenschaftliche Fachbereich hinsichtlich der abgeschlossenen Promotionen im Jahr 2021: Mit 7.896 Promotionen rangiert die Gruppe Mathematik/Naturwissenschaften gemäß Zahlen des Statistischen Bundesamts an zweiter Stelle hinter den humanmedizinischen und gesundheitswissenschaftlichen Fächern (8.753 Promotionen).  

Wie aus dem Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs 2021 hervorgeht, ist die Zahl der Promovierenden in der Biologie vergleichsweise hoch. In diesem Bereich promovieren etwa zwei Drittel der Hochschulabsolvent:innen. Die Promotionsquote von Physiker:innen liegt bei rund 60 Prozent. Dabei ist eine Promotion in diesem Bereich für die Jobsuche nicht unbedingt notwendig. Auch mit einem Abschluss, der einem Master gleichgesetzt werden kann, finden Physiker:innen normalerweise ohne Probleme eine Arbeitsstelle. 

Fast alle Universitäts-Studierende des Fachbereichs Chemie absolvieren nach ihrem Bachelor noch ihren Masterabschluss, knapp 90 Prozent von ihnen promovieren. Auch in der Chemie gilt: Der Doktortitel ist in Bezug auf spätere Führungspositionen vorteilhaft, in Bezug auf eine wissenschaftliche Karriere an Hochschulen unabdingbar. Dennoch gilt es vielfältige Karrieremöglichkeiten, für die Chemiker:innen keine Promotion nachweisen müssen, etwa im Einkauf, in der Qualitätssicherung oder im Umweltschutz.

Promovierende in den Naturwissenschaften waren 2021 zu 57 Prozent männlich, der Anteil der Frauen lag bei 43 Prozent und damit unter dem Durchschnitt der Promovierenden aller Fächer insgesamt. Auffällig ist der vergleichsweise hohe Anteil an weiblichen Promovierenden im Bereich Biologie. Ihr Anteil liegt bei etwa 60 Prozent und damit weit über dem Durchschnitt. Die Studienbereiche Physik und Astronomie zählen augenscheinlich nicht zu den von Frauen bevorzugten Promotionsfächern. Ihr Anteil liegt in diesen Bereichen lediglich bei 24 Prozent. 

Promovierende 2021

Fächergruppe Studienbereich insgesamt männlich weiblich

Mathematik, Naturwissenschaften

46.816

26.660

20.156

Mathematik, Naturwissenschaften allgemein

1.099

499

600

Mathematik

3.205

2.225

980

Physik, Astronomie

9.652

7.342

2.310

Chemie

12.838

7.692

5.146

Pharmazie

2.008

1.009

999

Biologie

13.801

5.564

8.237

Geowissenschaften (ohne Geographie)

2.962

1.663

1.299

Geographie

1.251

666

585

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Der Altersdurchschnitt der Promovierenden im Fachbereich Mathematik/Naturwissenschaften lag 2021 in Deutschland bei 28,7 Jahren. Männliche Promovierende der Geographie waren mit 33,2 Jahren die ältesten, die wenigen weiblichen Promovierenden der Fächer Physik und Astronomie mit 27,8 Jahren die jüngsten Promovierenden, die einen Dr. rer. nat. anstrebten. 

Von den 46.816 Promovierenden in den Naturwissenschaften hatten 14.636 eine ausländische Staatsangehörigkeit. Ihr Anteil lag damit bei 31 Prozent und damit höher als der Anteil ausländischer Staatsangehöriger insgesamt von 23 Prozent. 

Und was fangen Naturwissenschaftler:innen mit ihrem Doktortitel an? Nach dem Abschluss ihrer Promotion möchten 37 Prozent der Promovierenden aus dem Bereich Mathematik/Naturwissenschaften in der Privatwirtschaft beziehungsweise Industrie Fuß fassen, 16 Prozent streben eine Karriere an einer Hochschule an. 25 Prozent zielen dabei auf eine Professur ab.

Das geht aus der „National Academics Panel Study“, kurz Nacaps, hervor. Die Längsschnittstudie wird vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) in Kooperation mit 65 promotionsberechtigten deutschen Hochschulen durchgeführt. Hierbei werden bundesweit in regelmäßigen Abständen Promovierende und Promovierte zu ihren Promotionsbedingungen, Karriereabsichten und Karriereverläufen sowie zu ihren allgemeinen Lebensbedingungen befragt.

Ob in der Wissenschaft oder der Wirtschaft: Fest steht, dass sich der Doktortitel Dr. rer. nat. für Naturwissenschaftler auch finanziell lohnt. Ein Bachelor of Science in den Naturwissenschaften bringt im Mittel laut dem StepStone Gehaltsreport für Absolventen 2021 ein Einstiegsgehalt von 40.364 Euro, mit einem Master of Science gibt es durchschnittlich 43.745 Euro. Deutlich mehr gibt es für promovierte Naturwissenschaftler, die in den Job einsteigen: Im Mittel stehen ihnen rund 54.794 Euro Einstiegsgehalt pro Jahr zur Verfügung.

Zwar ist eine Promotion in Naturwissenschaften langfristig betrachtet in der Regel eine lohnende Investition in die berufliche Laufbahn, dennoch können dadurch insbesondere beim Berufseinstieg in der Wirtschaft auch Nachteile entstehen. So könnten beispielsweise promovierte Biowissenschaftler zum Teil als überqualifiziert gelten, haben sie doch ein vergleichsweise hohes Alter beim Einstieg in den Beruf und oft entsprechend höhere Ansprüche hinsichtlich der Tätigkeit und des Gehalts. 

Auch eine Promotion, die nicht abgeschlossen wurde, kann Nachteile mit sich bringen, da sie bei künftigen Arbeitgebern den Eindruck der Unschlüssigkeit erwecken kann oder unter Umständen als mangelndes Durchhaltevermögen gewertet wird.

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Eine zentrale Frage bei der Planung eines Promotionsvorhabens ist die der Finanzierung der Promotion. Aus der Nacaps-Studie geht hervor, aus welchen Quellen Promovierende ihren Lebensunterhalt bestreiten. Im Bereich Mathematik/Naturwissenschaften ist ein Großteil (77,8 Prozent) während der Promotion als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Hochschulen und Forschungseinrichtungen tätig. 17,5 Prozent nutzen die Möglichkeit eines Stipendiums, 6,7 Prozent arbeiten an außeruniversitären Forschungseinrichtungen.

Aus diesen Finanzierungsmöglichkeiten ergeben sich unterschiedliche Vor- und Nachteile: 

  • Für Naturwissenschaftler bietet die Arbeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter den Vorteil, dass sie Zugang zu den Laboren und technischen Geräten der Universität haben und diese für die eigene Forschung für ihre Doktorarbeit nutzen können.
  • Diese Vorteile entfallen, wenn der Doktorand einen Nebenjob außerhalb der Hochschule ausübt, was dennoch eine weitere Möglichkeit der Finanzierung darstellt.
  • Bei der Finanzierung mit einem Promotionsstipendium müssen Doktorandinnen und Doktoranden dafür keine Gegenleistung erbringen. Sie haben also mehr Zeit für ihre Promotion. Grundsätzlich gilt: Je besser die Noten auf dem Hochschulzeugnis, desto größer die Chance, eines der begehrten Stipendien zu ergattern.  

Zu den größten Stipendiengebern für Naturwissenschaftler:innen zählt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Weitere Stipendiengeber sind Begabtenförderungswerke von Kirchen, Parteien und Gewerkschaften. Einen Überblick über Stipendien für Naturwissenschaftler:innen liefert unter anderem die Datenbank Stipendien und Wissenschaftspreise oder der Stipendienlotse des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Für Naturwissenschaftler:innen, die nach Abschluss ihrer Promotion keine wissenschaftliche Karriere anstreben, sondern in der Wirtschaft arbeiten wollen, eignet sich besonders die Industriepromotion in einem Unternehmen, das meist auch das Thema der Doktorarbeit vorgibt. Diese enge Verknüpfung mit dem Unternehmen kann im Anschluss an die Promotion den Einstieg in die dortige Forschungs- und Entwicklungsabteilung erleichtern.

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