Bewerbung Chemiker
Worauf Chemiker bei der Bewerbung achten sollten

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Tipps für die Bewerbung als Chemiker © rclassen / Photocase

Die Karrieremöglichkeiten für Chemiker sind vielfältig; genauso unterschiedlich sind auch die Ansprüche an Bewerbungen von Chemikern. Hier erfahren Sie, worauf es beim Berufseinstieg ankommt.

Veröffentlicht: 01.04.2019

Von: Tanja Viebrock

Für Chemiker stellt der Berufseinstieg in der Regel kein größeres Problem dar: Durchschnittlich fünf Monate suchten promovierte Chemiker im Zeitraum von 2010 bis 2014 nach ihrer ersten Stelle. Im Schnitt schrieben sie dabei zwölf Bewerbungen, wie das International Centre for Higher Education Research (INCHER) der Universität Kassel im Rahmen einer Absolventenstudie herausgefunden hat. Und auch ohne Promotion sind die Chancen für Chemiker am Arbeitsmarkt sehr gut: In einzelnen Bereichen wird der Doktortitel zwar vorausgesetzt; der Großteil der vakanten Positionen steht jedoch auch Master-Absolventen offen. 

Trotz der guten Lage am Arbeitsmarkt: Auch für Chemiker ist eine gute Bewerbung Pflicht. Wie diese aussehen sollte, hängt nicht zuletzt von dem Bereich ab, in dem Sie tätig werden wollen. Es macht tatsächlich einen Unterschied, ob Sie sich in der Wirtschaft, der Wissenschaft oder im öffentlichen Dienst bewerben. Dies macht sich sowohl bei der inhaltlichen Gestaltung der Unterlagen bemerkbar als auch beim Bewerbungsweg. 

Die allgemeingültigen Regeln für Bewerbungen sollten Sie auch als Chemiker beachten. Grundsätzlich gelten für Chemiker bei der Bewerbung dieselben Regeln wie in anderen Branchen:

  • Reichen Sie alle angeforderten Unterlagen ein. In der Regel besteht eine Bewerbung aus Anschreiben, Lebenslauf, Foto, Zeugnissen und gegebenenfalls einer Vortrags- oder Publikationsliste.
  • Rechtschreibfehler in den Unterlagen sind ein Ausschlusskriterium – auch für Chemiker.
  • Eine gute Bewerbung ist klar strukturiert und enthält keine Redundanzen. Das gilt für Chemiker ganz besonders. Strukturiertes und analytisches Arbeiten wird in diesem Berufsfeld vorausgesetzt; das sollte sich auch in der Bewerbung widerspiegeln. 
  • Stellen Sie in Ihrer Bewerbung einen konkreten Bezug zum Unternehmen und der ausgeschriebenen Stelle her. Massenbewerbungen werden von Personalern schnell als solche erkannt und als Zeichen fehlender Motivation gewertet.


Das Anschreiben ist für viele die größte Hürde bei der Bewerbung: Es soll aus der Masse der eingegangenen Unterlagen herausstechen, die eigenen Fähigkeiten und Qualifikationen herausstellen und das im Idealfall alles auf einer einzigen Seite. Wichtig dabei: Das Anschreiben sollte nicht einfach die Highlights aus dem Lebenslauf wiedergeben – den wird der Empfänger der Unterlagen ohnehin sehr gründlich lesen. 

Nutzen Sie das Anschreiben stattdessen um einen Bezug zwischen den eigenen Qualifikationen und den Anforderungen aus dem Stellenprofil herzustellen. Auf diese Weise rücken Sie Ihre Fähigkeiten ins rechte Licht und positionieren sich gegenüber der Konkurrenz. 

Chemiker sollten ihr Anschreiben für jede Bewerbung neu an die jeweilige Stellenausschreibung anpassen. Liefern Sie konkrete Beispiele für Erfahrungen und Kenntnisse, die im Stellenprofil gefordert werden. Berichten Sie zum Beispiel von ähnlichen Projekten und Problemstellungen in vorherigen Jobs, die Sie erfolgreich gemeistert haben. Berufseinsteiger, die auf diese Erfahrungen noch nicht zurückblicken können, können stattdessen relevante Forschungsprojekte und -module nennen, auf Studienschwerpunkte verweisen und relevante Auszeichnungen erwähnen.  

Passen Sie Ihre Unterlagen jedoch nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch an den jeweiligen Arbeitgeber an. Chemiekonzerne gelten gemeinhin als konservativ, dennoch sollten Sie sich ein Bild von dem potenziellen Arbeitgeber und seiner Unternehmenskultur machen. Gute Quellen sind der "Über uns"-Bereich der Unternehmenswebsite, Pressemeldungen und Unternehmensauftritte in sozialen Netzwerken.

Auch wenn es im Anschreiben in erster Linie um fachliche Qualifikationen geht, sollten auch Soft Skills, die für die Stelle relevant sind, berücksichtigt werden. 

  • Bei der Bewerbung in einem global agierenden Pharmakonzern können zum Beispiel gute Fremdsprachenkenntnisse von Bedeutung sein. Wer diese als Chemiker in einem Auslandssemester oder internationalen Projekten gesammelt hat, sollte im Anschreiben ruhig darauf hinweisen.
  • Teamfähigkeit gehört vor allem bei Jobs in der Wirtschaft auch für Chemiker zu den Grundvoraussetzungen. Nach Möglichkeit sollte sie deshalb im Anschreiben mit konkreten Beispielen belegt werden.
  • Wer Führungserfahrung hat, zum Beispiel durch die Leitung eines Forschungsteams oder auch eines Tutoriums an der Uni, sollte das im Anschreiben erwähnen.


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Bei Bewerbungen in der Wissenschaft geht es in erster Linie um Ihre bisherige akademische Laufbahn als Chemiker. Deshalb sollten Sie Ihren wissenschaftlichen Fähigkeiten und Erfahrungen ausreichend Platz in der Bewerbung einräumen. Eine gute Möglichkeit dafür ist eine Publikations- oder Forschungsübersicht, die Sie als sogenannte "dritte Seite" hinter dem Lebenslauf in Ihre Bewerbungsunterlagen einfügen.

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Stellenausschreibungen im öffentlichen Dienst, zum Beispiel an Universitäten oder bei Bundesbehörden, enthalten häufig detaillierte formale Vorgaben. Dies ist unter anderem der Begründungspflicht geschuldet, der die Vergabe von aus öffentlichen Mitteln finanzierten Stellen unterliegt. Halten Sie sich unbedingt an die formalen Anforderungen. Ausufernde Kreativität bei der Gestaltung der Bewerbungsunterlagen ist hier fehl am Platz.

Wichtig: Solange Ihnen Ihre Promotionsurkunde noch nicht ausgehändigt wurde, dürfen Sie Ihren Doktortitel noch nicht führen. Bewerben Sie sich vor der Urkundenverleihung, sollten Sie im Anschreiben darauf hinweisen, dass Sie sich um eine Stelle als promovierter Chemiker bewerben, um zu vermeiden, dass Ihre Unterlagen falsch einsortiert werden.

Grundsätzlich haben Chemiker bei einer Bewerbung in der Wirtschaft mehr Gestaltungsspielraum bei der Erstellung ihrer Unterlagen. Natürlich geht es auch hier in erster Linie um Inhalte – also Ihre Qualifikationen und Fähigkeiten. Doch wie Sie diese aufbereiten, bleibt weitgehend Ihnen überlassen.

Gerade bei den großen Playern der Branche gehen täglich Hunderte von Bewerbungen ein. Deshalb gilt es hier umso mehr, die eigenen Unterlagen gut zu strukturieren und schnell auf den Punkt zu kommen, warum ausgerechnet Sie die richtige Besetzung für den Job sind. Denn in der Regel haben die Personalverantwortlichen nur wenige Minuten Zeit für die erste Sichtung der Unterlagen. Mit einem allgemeinen Massenanschreiben, das nicht explizit auf die ausgeschriebene Position eingeht, stehen die Chancen, in die zweite Runde zu kommen, daher schlecht. Positiv auffallen werden diejenigen, die sich auf das Wesentliche beschränken.

Bei einer Bewerbung in der Wirtschaft sollten Chemiker im Hinterkopf behalten, dass der Empfänger in den meisten Fällen ein Mitarbeiter der Personalabteilung ist. Dieser verfügt nicht zwingend über chemische Fachkenntnisse. Verwenden Sie daher möglichst gängige Bezeichnungen und verlieren Sie sich nicht in "Fachchinesisch".

Neben fachlichen Qualifikationen sind für eine Karriere in der Wirtschaft auch Soft Skills wie Teamfähigkeit relevant. Heben Sie diese Fähigkeiten unbedingt in Ihrer Bewerbung hervor. Wichtig ist auch, dass Sie Motivation zeigen, genau für dieses Unternehmen arbeiten zu wollen. Die Teilnahme an hoch spezialisierten Forschungsprojekten oder Publikationen, die nicht in direktem Zusammenhang mit der ausgeschriebenen Position stehen, können Sie bei Bewerbungen an Wirtschaftsunternehmen weglassen. 

Chemiker, die sich auf ein Trainee-Programm bewerben, sollten in ihren Unterlagen nach Möglichkeit vorhandene Führungserfahrung herausstellen. Wer zudem noch über betriebswirtschaftliche Kenntnisse verfügt, beispielsweise in der Kostenkalkulation für Forschungsprojekte, sollte diese auf jeden Fall in der Bewerbung erwähnen. 

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