Wissenschaftsjournalist
Wissenschaft küsst Journalismus: Karriereperspektiven, Voraussetzungen, Gehalt

Ein Wissenschaftsjournalist erklärt vor der Kamera ein wissenschaftliches Thema

Wissenschaftsjournalist:innen können komplizierte Sachverhalte allgemeinverständlich darstellen. © Okleksii Didok / iStock

Ob Klimawandel oder Kernenergie, Präimplantationsdiagnostik oder Raumfahrt: Wissenschaftsjournalist:innen und -redakteure oder -redakteurinnen machen komplexe wissenschaftliche Sachverhalte der Allgemeinheit zugänglich und verständlich. Wo sie arbeiten können und was sie verdienen, lesen Sie hier.

Veröffentlicht: 18.12.2023

Von: Maike Schade

Wissenschaftsjournalismus bedeutet: Journalisten und Journalistinnen mit fundierter wissenschaftlicher Expertise bereiten komplexe Themen und neue Erkenntnisse für die Öffentlichkeit allgemeinverständlich, unterhaltsam und kritisch auf – meist aus den Natur-, Sozial- und Geschichtswissenschaften sowie der Technik. Das wissenschaftliche Publizieren von Forschungsergebnissen in Fachmagazinen ist kein Wissenschaftsjournalismus – vielmehr sind diese Paper häufig die Grundlage wissenschaftsjournalistischer Berichterstattung. 

Wissenschaftsjournalist:innen können also als Schnittstelle zwischen Wissenschaftler:innen und Publikumsmedien betrachtet werden. Sie berichten über neue Entwicklungen und Diskurse, klären auf und ordnen ein. Auch die Wissenschafts- und Forschungspolitik gehören zu den Themenfeldern von Wissenschaftsjournalist:innen. Geistes- und sprachwissenschaftliche Fragen werden eher in den Kulturressorts und Feuilletons behandelt; sie zählen nicht zum Bereich Wissenschaftsjournalismus.

Bei Wissenschaftsredakteuren und -redakteurinnen handelt es um Journalist:innen, die bei einer Zeitung, Zeitschrift oder einem Sender auch redaktionelle Aufgaben übernehmen (siehe unten: Arbeitgeber und Aufgaben: Wo und wie arbeiten Wissenschaftsjournalist:innen). In der Regel haben sie nach dem Hochschulstudium eine entsprechende Ausbildung, ein Volontariat, absolviert.

An der Technischen Universität (TU) Dortmund gibt es den Studiengang Wissenschaftsjournalismus, und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) bietet das Studium Wissenschaft-Medien-Kommunikation an. 

Üblicher ist aber der Quereinstieg von Akademiker:innen mit einem Hochschulabschluss – häufig in einem MINT-Fach (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Dieser ist zwar formal nicht zwingend Voraussetzung, zumindest für freie Wissenschaftsjournalist:innen. Da es sich im Bereich Wissenschaftsjournalismus in der Regel aber um die Darstellung sehr komplexer Zusammenhänge handelt und wissenschaftliche Arbeiten verstanden und interpretiert werden müssen, ist das entsprechende Fachwissen generell Voraussetzung. Die Tätigkeit als Wissenschaftsjournalist ist eine mögliche Alternative zu einer akademischen Karriere; eine Promotion kann dabei durchaus von Vorteil sein.

Doch fachliche Expertise allein macht noch keinen guten Wissenschaftsjournalisten – auch auf die richtige Schreibe kommt es an. Praktika bei journalistischen Medien, bei denen das nötige Handwerkszeug vermittelt und der Stil geschliffen wird, sind empfehlenswert. 

Die beste Voraussetzung ist ein Volontariat. Diese praktische journalistische Ausbildung bei einem Medium oder einer Journalistenschule dauert meist zwei Jahre, kann aber mit einem Hochschulabschluss bei entsprechender Leistung auf anderthalb Jahre verkürzt werden. Ohne mindestens den Bachelor ist die Chance auf ein Volontariat sehr gering, gerade in einer Wissenschaftsredaktion.

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Wissenschaftsjournalist:innen und -redakteur:innen können grundsätzlich überall dort arbeiten, wo es Wissenschaftsredaktionen gibt – also zumeist bei größeren regionalen und überregionalen Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen, bei TV-Sendern, dem Hörfunk oder auch Verlagen. Eher selten sind Beiträge für kleinere Lokalredaktionen oder nicht-wissenschaftliche Redaktionen; hier können Wissenschaftsjournalist:innen aber durchaus als Expert:innen und Interviewpartner:innen fungieren. 

Bekannte Wissenschaftsmagazine und damit mögliche Arbeitgeber sind beispielsweise

  • National Geographic
  • Spektrum der Wissenschaft
  • Scinexx
  • Bild der Wissenschaft
  • Welt der Wunder
  • ZEIT Wissen
  • P.M.
  • Geo 

Beim Fernsehen zählen Formate wie „Galileo“, „Quarks“, „Planet Wissen“, „nano“ oder auch „Wissen macht Ah!“ zu den bekanntesten Sendungen, beim Hörfunk gibt es diverse Wissens-Podcasts wie „IQ – Wissenschaft und Forschung“, „Radiowissen“, „SWR2 Wissen“ oder selbstverständlich auch der ZEIT WISSEN Podcast „Woher weißt du das?“. Zumeist werden wissenschaftsjournalistische Beiträge von öffentlich-rechtlichen Sendern (TV und Rundfunk) produziert und ausgestrahlt, doch auch private Sender haben Bedarf an Wissenschaftsjournalisten. 

Die Aufgaben eines Wissenschaftsredakteurs bzw. einer -redakteurin hängen von seiner Position in der Wissenschaftsredaktion sowie deren Ausrichtung und Zielgruppe ab. Zu den zentralen Tätigkeiten zählen grundsätzlich neben dem Verfassen von Artikeln auch

  • das Redigieren und Einpflegen von Texten,
  • die Themensuche und eventuell Konzeption einer Ausgabe,
  • das Führen von Interviews
  • sowie gegebenenfalls auch die Beauftragung und Anleitung von (freien) Mitarbeitern.

Auch die Beantwortung von Leserbriefen und die Zusammenarbeit mit der Grafik- sowie Anzeigen- oder Marketingabteilung des Verlags können zum Aufgabenfeld von Wissenschaftsredakteuren gehören.

Freie Wissenschaftsjournalist:innen verfassen Artikel oder Beiträge entweder nach Beauftragung durch eine Redaktion oder auf eigene Faust – dann gilt es den Artikel zu verkaufen. Eine gute Kommunikationsfähigkeit, Überzeugungskraft, Verhandlungsgeschick und ein gewisses Gefühl für Finanzen und Wirtschaftlichkeit sollten neben dem notwendigen Fachwissen vorhanden sein.

Intensive Recherche und Interviews mit Wissenschaftler:innen und Expert:innen nehmen meist den Hauptteil der Arbeitszeit ein, dazu kommt das eigentliche Verfassen des Textes oder die Produktion des Beitrags.

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Pauschal lässt sich über das Gehalt von Wissenschaftsjournalist:innen und -redakteur:innen keine Aussage treffen, da es von verschiedenen Faktoren abhängt: Ist der Journalist freiberuflich tätig oder als Festangestellter? Für welches Medium arbeitet er? Print, Online, Hörfunk oder TV? Bei einem öffentlich-rechtlichen Sender? Und wenn er oder sie Freiberufler:in ist: Wie viele Artikel oder Beiträge pro Monat veröffentlicht er oder sie – und wo?

Laut dem Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit liegt das jährliche Bruttoeinkommen von Journalist:innen in Deutschland im Dezember 2023 im Schnitt bei knapp 62.000 Euro; bei Onlineredakteur:innen liegt es demnach bei rund 54.000 Euro. Generell lässt sich sagen: Je größer der Verlag oder das Medienunternehmen, desto höher sind auch meist die Gehälter und Honorare. Da Wissenschaftsjournalist:innen tendenziell eher für größere regionale oder überregionale Medien arbeiten, bewegt sich ihr Verdienst eher im oberen Bereich der Gehaltsspanne. 

Grundsätzlich gibt es für festangestellte Journalist:innen vor allem bei Printmedien Tarifverträge. Wie eine Auflistung der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten Union in ver.di aufzeigt, gehen aber nur sehr wenige Verlage eine Tarifbindung ein. Die realen Gehälter liegen häufig deutlich unter den tariflichen Vorgaben. Ausnahmen bestätigen die Regel: Vor allem große Verlagshäuser bezahlen Print-Journalisten nach (Haus-)Tarif. Die Online-Kollegen bekommen aber auch hier meist niedrigere Gehälter.

Gehaltstabelle für Redakteur:innen bei Tageszeitungen und Zeitschriften laut Tarifverträgen des DJV (monatliches Brutto):

Medium 1. bis 3. Berufsjahr 4. bis 6. Berufsjahr 7. bis 10. Berufsjahr ab 11. Berufsjahr

Tageszeitungen Print (seit 1.6.2023)

3.515 €

4.078 €

4.706 €

5.178 €

Zeitschriften Print (bis 28.02.2024/ab 1.3.2024)

3.619/3.744 €

4.048/4.173 €

4.601/4.726 €

4.972/5.097 €

Die öffentlich-rechtlichen Sender haben mit der Gewerkschaft ver.di jeweils eigene Haustarifverträge abgeschlossen. Beim NDR beispielsweise (Stand 12/2023) erhalten Redakteure zwischen 4.506 und 11.434 Euro brutto monatlich (Vergütungsgruppe 4, Stufe 1 und Vergütungsgruppe 1, Stufe 6).

Freiberuflich tätige Journalisten haben den Vorteil, dass sie selbst entscheiden können, wann, wo und für wen sie arbeiten. Der Nachteil: Können sie aufgrund ausbleibender Aufträge, Krankheit oder Urlaub keine Artikel verkaufen, verdienen sie auch nichts. Laut einem frei tätigen Hamburger Wissenschaftsjournalisten honorieren überregionale Zeitungen (ob Print oder Online) längere Texte mit 250 bis 300 Euro. Bei Wissenschaftspublikationen und Magazinen werden 600 bis 2000 Euro Honorar bezahlt, letzteres allerdings nur für sehr umfangreiche Beiträge.

Ein Sonderfall sind sogenannte Fest-Freien oder Pauschalisten – Freiberufler, die aber ein vertraglich geregeltes Einkommen für ein festgelegtes Auftrags- oder Stundenpensum bekommen, inklusive Kündigungsfrist. Der Unterschied zu festangestellten Redakteuren besteht darin, dass der Arbeitgeber keine Sozialabgaben bezahlt. Dafür ist der Journalist nicht weisungsgebunden, er kann selbst entscheiden, welche Aufträge er annimmt und wann und wo er sie im Rahmen der vertraglichen Bedingungen erledigt. Dieses Modell wird aber gerade in den größeren Verlagshäusern nur noch selten angewandt, da hier die Gefahr einer Scheinselbstständigkeit und damit daraus folgender Klagen und Strafzahlungen groß ist. 

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