Linguistik
Berufe, Gehalt und Berufsaussichten von Sprachwissenschaftlern

Ein Linguist blättert in einem Buch in einer Bibliothek

Ein Linguist analysiert und erforscht die menschliche Sprache. © Milan Markovic / iStock

Linguist:innen setzen sich mit Sprachen auseinander – und werden überall gebraucht, wo diese eine Rolle spielt. Alles über mögliche Berufe, Arbeitgeber, Karriereperspektiven und Gehälter.

Veröffentlicht: 20.06.2023

Von: Maresa Wolbert

Linguistik ist eine Wissenschaft, die sich mit der umfassenden Analyse der menschlichen Sprache auseinandersetzt. Hierzu zählen zum Beispiel der Erwerb, die Geschichte, die Struktur sowie der zwischenmenschliche Umgang mit ihr. Die Linguistik wird daher auch als Sprachwissenschaft bezeichnet. 

Neben der Allgemeinen Sprachwissenschaft gibt auch die Möglichkeit, das Fach Linguistik in Fremdsprachen, also als sprachspezifischen Studiengang zu studieren, etwa englische oder französische Linguistik.

Die Linguistik lässt sich in zwei Bereiche aufteilen: die theoretische sowie die angewandte Linguistik. 

Unter die Linguistik fällt der Bereich Systemlinguistik, auch als theoretische Linguistik bekannt. Bei ihr geht es um die Erforschung von gegenwärtigen und vergangenen Strukturen der deutschen Sprache. Die Systemlinguistik setzt sich zudem mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Sprachen auseinander und analysiert und beschreibt Fremdsprachen in Bezug auf systematische Aspekte. Zur Systemlinguistik zählen:

  • Schrift (Graphie)
  • Wortbausteine (Morphologie)
  • Satzbau (Syntax)
  • Bedeutungslehre (Semantik)
  • Sprachliche Laute und ihre Regeln (Phonetik und Phonologie)
  • Gebrauch von Sprache (Pragmatik)


In der angewandten Linguistik geht es um die Untersuchung einer Sprache unter interdisziplinären Aspekten. Hierzu zählen unter anderem:

  • Historische Sprachwissenschaft
  • Wirtschaftskommunikation
  • Interkulturelle Kommunikation
  • Soziolinguistik
  • Psycholinguistik
  • Computerlinguistik
  • Kommunikation mit Online-Medien
  • Spracherwerb und Bilingualismus 
  • Anthropologische Linguistik 
  • Dialektologie 
  • Neurolinguistik

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Die Linguistik ist ein Teilfach der Germanistik. Die Sprachwissenschaft ist aber auch eng mit anderen Wissenschaften verknüpft, zum Beispiel mit den Sozial-, Natur- und Geisteswissenschaften. Hierunter fallen unter anderem Literaturwissenschaft, Pädagogik, Biologie, Informatik, Soziologie und Philosophie. Die Erkenntnisse aus der Sprachwissenschaft kommen diesen sowie anderen Bereichen und Fächern zugute, in denen das Medium Sprache eine Rolle spielt, etwa Rechtswissenschaft, Medizin und Medienwissenschaft.

Linguisten und Linguistinnen analysieren eine Sprache unter verschiedenen Gesichtspunkten und vergleichen verschiedene Sprachen untereinander. Sie erforschen die menschliche Sprache in all ihren Facetten. Auch das Sprechen als solches ist Teil des Berufsbildes. 

Da die inhaltlichen Bereiche der Linguistik vielfältig sind, unterscheidet sich auch das Berufsbild von Linguist:innen je nach gewählter Branche und Fachbereich. Typische Arbeitsfelder sind: 

  • In der Forschung an Hochschulen: Hier arbeiten viele Sprachwissenschaftler:innen als studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte, kurz Hiwis, um beispielsweise Vorlesungen und Seminare vorzubereiten, Seminare zu geben, Arbeiten zu korrigieren oder Forschungsergebnisse für Fachartikel und Bücher aufzubereiten.
  • Im öffentlichen Dienst sind Linguist:innen zum Beispiel als (Fremd-)sprachenlehrer:innen tätig. Auch ergeben sich Möglichkeiten für den Dienst bei der Polizei oder bei Asylzentren des Bundes, etwa als Sachverständige:r bei der Sprachanalyse zur Herkunftsbestimmung bei Asylsuchenden.
  • Im Bereich Marketing und Werbung, zum Beispiel als Journalist:in, Moderator:in oder Redakteur:in.
  • In der Unternehmenskommunikation oder im Bereich Human Resources, zum Beispiel als Coach oder Kommunikationsberater:in.
  • In Verlagen als Lektor:in.
  • Im Bereich der interkulturellen Kommunikation, etwa als Mediator:in oder beim Erstellen von Maßnahmen zur kulturellen Integration von Migrant:innen.
  • In freiberuflicher Tätigkeit, etwa als Dolmetscher:in oder Übersetzer:in.
  • Im Bereich der IT als Softwareentwickler:in, etwa wenn es um das Verständnis von Computersprache mit menschlicher Kommunikation geht oder als technische:r Redakteur:in.
  • Im Gesundheitsweisen im klinisch-diagnostischen oder therapeutischen Bereich, beispielsweise wenn es um die Diagnostik und Therapie neurogener Sprach- und Sprechstörungen geht.


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Da Linguist:innen vielseitig einsetzbar sind und auch Nischenpositionen besetzen können, sind die Karriereperspektiven vergleichsweise gut

Linguist:innen, die an Hochschulen im Bereich Forschung und Entwicklung tätig sind, werden in der Regel nach dem Tarifvertrag der Länder (TV-L) entlohnt. Abhängig von Anforderungen und Kenntnissen kann eine Bezahlung von den Entgeltgruppen E13 bis E15 erfolgen. Jede dieser Gruppen besitzt wiederum sechs Erfahrungsstufen, die Beschäftigte im Laufe der Berufsjahre automatisch durchlaufen. Die Tabellenwerte gelten für alle Bundesländer außer Hessen. In dem Bundesland gilt ein eigener Tarifvertrag (TV-H), der allerdings größtenteils dem TV-L entspricht. 

So liegt beispielsweise gemäß TV-L 2023 die monatliche Bruttovergütung in der Entgeltgruppe E13 im Bereich zwischen 4.188 Euro und 6.037 Euro, abhängig von Erfahrung und Beschäftigungsdauer.

Sprachwissenschaftler:innen, die an außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie dem Max-Planck-Institut oder der Helmholtz-Gemeinschaft beschäftigt sind, werden nach dem gleichen Prinzip entlohnt. Denn die Grundlage für die Entlohnung ist bei staatlich finanzierten Forschungseinrichtungen der Tarifvertrag öffentlicher Dienst (TVöD). Private Forschungsinstitute lehnen das Gehalt an den TVöD an. 

Sprachwissenschaftler:innen, die eine Professur oder Juniorprofessur innehaben, bekommen ein Gehalt gemäß der sogenannten W-Besoldung.  

Wer als Sprachwissenschaftler:in im öffentlichen Dienst angestellt ist, kann sich ebenfalls an der Entgelttabelle TVöD orientieren. Entgelte bis zur Gruppe 12 können demnach Absolvent:innen mit Fachhochschulabschluss oder Bachelor erreichen, ab der Entgeltgruppe 13 ist ein Hochschulstudium mit Diplom- oder Masterabschluss erforderlich. Beschäftigte der Bundesländer werden nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) bezahlt. 

Das Gehalt von Linguist:innen in der freien Wirtschaft ist stark von verschiedenen Faktoren abhängig. Aspekte wie die Qualifizierung, Unternehmensgröße, Branche und Bundesland spielen eine Rolle. Entsprechend variiert der Verdienst.

Der Entgeltatlas der Bundesarbeitsagentur gibt das durchschnittliche monatliche Bruttogehalt in Vollzeit (Median)für Sprachwissenschaftler:innen mit 4.426 Euro an. Linguist:innen können jedoch in vielen Branchen Fuß fassen – entsprechend unterscheiden sich die Gehälter. Laut Entgeltatlas sehen die Median-Gehälter von folgenden für Linguist:innen typischen Berufen wie folgt aus:

  • Computerlinguist:innen: 4.534 Euro
  • Klinische Linguist:innen: 3.026 Euro
  • Politische Berater:innen: 4.654 Euro
  • Angestellte Journalist:innen: 5.069 Euro
  • Angestellte Lektor:innen: 3.786 Euro


Laut Angaben des Portals gehalt.de liegt das mittlere Entgelt in Deutschland bei 4.526 Euro monatlich brutto. Die Hälfte aller in Deutschland arbeitenden Sprachwissenschaftler:innen verdient laut dieser Auswertung zwischen 3.972 Euro und 5.157 Euro monatlich. 

  • Gemessen an der Berufserfahrung liegt laut gehalt.de das durchschnittliche Bruttogehalt bei 40 Wochenstunden für Linguist:innen, die länger als neun Jahre arbeiten, bei 4.969 Euro. Mit einer Berufserfahrung zwischen sieben und neun Jahren erhalten sie 4.346 Euro, zwischen drei und sechs Jahren 4.130 Euro. In den ersten drei Jahren verdienen Sprachwissenschaftler:innen im Durchschnitt 3.965 Euro. 
  • Die Gehälter nach Bundesland liegen laut dieser Erhebung zwischen 4.899 Euro (Hessen) und 3.490 Euro (Mecklenburg-Vorpommern). 
  • Je nach Unternehmensgröße gibt es zwischen 5.718 Euro (bei mehr als 20.000 Mitarbeiter:innen) und 4.133 Euro (bei weniger als 100 Mitarbeiter:innen).

Wichtig zu wissen ist, dass die Daten von gehalt.de auf einzelnen Befragungen und Selbstauskünften basieren und daher von anderen Quellen abweichen können.

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