Literaturwissenschaft
Literatur studieren: Berufe, Karriereperspektiven, Gehalt

Literaturwissenschaft studieren: Frau mit Buch in einer Uni-Bibliothek

Literaturwissenschaft: Im Fokus steht die Auseinandersetzung mit literarischen Werken. © Deagreez / iStock

Die Literaturwissenschaft befasst sich mit der Analyse von literarischen Werken. Über Berufe, Gehälter und Karrierechancen von Literaturwissenschaftler:innen.

Veröffentlicht: 20.06.2023

Von: Maresa Wolbert

Bei der Literaturwissenschaft geht es um die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Texten jeglicher Gattungen wie zum Beispiel Romane, Novellen oder Theaterstücke. Verschiedene Aspekte wie das Wesen, die Aufgabe sowie die Bedeutung von Literatur stehen dabei im Vordergrund.

Studierende können Literaturwissenschaft sowohl im Bachelor als auch als Master belegen. Bei beiden Möglichkeiten gilt: So facettenreich die Literaturwissenschaft ist, so vielfältig ist auch ihr Studium. Im Bachelor geht es um Literaturgeschichte, Strukturen, verschiedenen Epochen und deren Interpretationen, die Untersuchung und Wirkung von Werken sowie ihre Entstehungsgeschichte. Studierende lernen zum Beispiel, Texte tiefergehend zu verstehen, ihre Bedeutungen einzuordnen und ihre gesellschaftliche Rolle zu beurteilen.

Der Master dient dazu, Wissen unter verschiedenen Aspekten und Schwerpunkten zu vertiefen. So werden zum Beispiel Schwerpunkte wie Gegenwartsliteratur, Europäische Literaturen oder Kreatives Schreiben angeboten. Auch Aspekte wie Literaturgeschichte, Literaturkritik und Interdisziplinäre Literaturwissenschaft werden in manchen Studienmodellen thematisiert.

Die Literaturwissenschaft ist eine Geisteswissenschaft und ebenso wie die Linguistik stark mit der Germanistik verbunden. Denn Studierenden der Germanistik werden die deutsche Sprache und Literatur von ihren Anfängen bis zur Gegenwart vermittelt. Zudem setzen sie sich mit ihren sozialen und kulturellen Beziehungen sowie mit theoretischen Grundlagen von Sprache und Literatur auseinander.

Die Literaturwissenschaft umfasst verschiedene Teilgebiete. Weit verbreitet sind: 

  • Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (Komparatistik)
  • Angewandte Literaturwissenschaft

Die allgemeine Literaturwissenschaft setzt sich mit literaturwissenschaftlichen Theorien und Methoden auseinander. Es geht um die Untersuchung, Erforschung und Interpretation einzelner Werke und Werkkomplexe im Zeichen umfassender Aspekte und Fragestellungen. Grundbegriffe der Poetik, Rhetorik und Ästhetik spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Gattungstheorie, die sich mit der Charakteristik und dem Vergleich verschiedener Textsorten beschäftigt. 

Die Vergleichende Literaturwissenschaftoder Komparatistik hat – wie der Name schon sagt – den Vergleich von literarischen Aspekten zum Gegenstand. Dabei kann es beispielsweise um Texte, Gattungen, Epochen oder Autor:innen gehen. 

Bei der angewandten Literaturwissenschaft soll das theoretische, literaturwissenschaftliche Wissen in die Praxis umgesetzt und angewendet werden und es zum Beispiel ins Verlagswesen oder in den Buchhandel weitergetragen werden. Studierende erhalten deshalb Kenntnisse in Bezug auf Literaturvermittlung und -förderung. Oft stehen Veranstaltungen auf den Lehrplänen, die Theorie und Praxis miteinander verbinden. 

Schon gewusst?

Schon in der Antike beschäftigten sich die Menschen mit Sprache und Literatur. An den Universitäten setzten sich zunächst vor allem Philosophen mit der Thematik auseinander. Den ersten Lehrstuhl für Literaturwissenschaft hatte wohl Johann Christoph Gottsched inne, der 1730 als außerordentlicher Professor für Poetik berufen wurde.

Das Berufsfeld der Literaturwissenschaft ist ebenso abwechslungsreich wie das Studium. Auf Literaturwissenschaftler:innen warten vielfältige Aufgaben, oft in einem kreativen Umfeld. So arbeiten Literaturwissenschaftler:innen typischerweise in der Literatur- und Kulturszene sowie in der Medienbranche, beispielsweise

  • bei Medieneinrichtungen wie Tageszeitungen, in Rundfunk und Fernsehen oder in Verlagen (zum Beispiel als Journalist:innen, Redakteur:innen oder Lektor:innen)
  • in Literaturagenturen
  • an Sprachschulen
  • in der Politikberatung

Literaturwissenschaftler:innen haben zudem die Möglichkeit, eine akademische Laufbahn einzuschlagen: In der wissenschaftlichen Forschung analysieren und interpretieren sie literarische und textliche Ausdrucksformen und -mittel. Im Anschluss stellen Literaturwissenschaftler:innen ihre Forschungsergebnisse meist in Form von Publikationen der Öffentlichkeit zur Verfügung. 

Literaturwissenschafler:innen, die an Hochschulen tätig sind, unterrichten Studierende und bereiten Vorlesungen und Seminare vor. Sie korrigieren schriftliche Arbeiten und nehmen Prüfungen ab. 

Literaturwissenschaftler:innen können eine Promotion, Postdocstelle, Habilitation und schließlich eine Professur anstreben. Die Anzahl der Professuren im Bereich der Geisteswissenschaften ist allerdings deutlich geringer als beispielsweise in den Wirtschafts- oder Ingenieurwissenschaften.

Auch eine Karriere im öffentlichen Dienst steht Literaturwissenschaftler:innen offen. Sie arbeiten beispielsweise

  • in Kulturreferaten,
  • an Theatern,
  • in öffentlichen Bibliotheken oder
  • als Lehrkräfte an Bildungseinrichtungen für Erwachsene.


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Absolvent:innen eines Literaturwissenschaftsstudiums haben kein klar definiertes Berufsbild – aber eben viele Möglichkeiten. Um sich von der Konkurrenz abzuheben, empfehlen sich bereits während des Studiums viele Praktika und andere praxisbezogene Tätigkeiten. So können Literaturwissenschaftler:innen frühzeitig Kontakte knüpfen, die später bei der Jobsuche hilfreich sind. 

Für Literaturwissenschaftler:innen, die an Hochschulen im Bereich Forschung und Entwicklung tätig sind, gilt in der Regel der Tarifvertrag der Länder (TV-L). Nur Hessen entlohnt nach einem eigenen Tarifvertrag. Dieser TV-H orientiert sich am TV-L und ist deshalb mit ihm vergleichbar. Die Bezahlung erfolgt – je nach Berufsanforderungen und Fähigkeiten – im TV-L gemäß der Entgeltgruppen E13 bis E15. Die Beschäftigten durchlaufen im Laufe der Berufsjahre sechs Erfahrungsstufen, mit denen das Gehalt entsprechend steigt. Professor:innen werden gemäß der W-Besoldungstabellen entlohnt.

Wer als Literaturwissenschaftler:in einen Job an einer außeruniversitären Forschungseinrichtung annimmt, wird gemäß TVöD entlohnt. Mitarbeiter:innen an Forschungseinrichtungen und Forschungsinstituten sind entweder im Auftrag des Staates und der Ministerien tätig oder arbeiten im Auftrag der Industrie und des privaten Sektors. Zu gefragten Arbeitgebern gehören die Fraunhofer-Institute oder die Leibnitz-Gemeinschaft. Staatlich finanzierte Forschungsinstitute entlohnen gemäß TVöD. Auch das Gehalt an privaten Forschungsinstituten orientiert sich daran. 

Literaturwissenschaftler:innen im öffentlichen Dienst werden gemäß der Entgelttabelle TVöD bezahlt. Absolvent:innen mit Fachhochschulabschluss oder Bachelor bekommen Entgelte bis zur Gruppe E12. Für eine Einordnung in die Entgeltgruppe E13 benötigen sie einen Master – sie verdienen je nach Berufserfahrung zwischen 50.000 und gut 70.000 Euro brutto pro Jahr. Für Beschäftigte der Bundesländer gilt der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L). 

Mehr dazu: Gehalt im öffentlichen Dienst – Entgelttabellen

Wegen der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten für Literaturwissenschaftler:innen sind genaue Angabe zu Gehältern schwierig. Das Jobportal StepStone beispielsweise nennt ein Mediangehalt von 39.300 Euro brutto pro Jahr, wobei sich die überwiegenden Gehälter zwischen 32.200 Euro und 47.900 Euro brutto jährlich bewegen (Stand: Juni 2023). Im Vergleich großer Städte gibt es keine großen Abweichungen. Es liegt überwiegend bei etwa 41.000 Euro, in Berlin bei 41.500 Euro. Nur in Stuttgart und Hamburg verdienen Literaturwissenschaftler:innen mit 42.300 Euro etwas besser.

Der Entgeltatlas der Bundesarbeitsagentur gibt für typische Berufe, die Literaturwissenschaftler:innen wählen, folgende durchschnittliche Monatsgehälter bei einer 40-Stunden-Woche an (Median):

  • Literaturagent:innen: 5.861 Euro
  • Politische Berater:innen: 4.654 Euro
  • Angestellte Journalist:innen: 5.069 Euro
  • Angestellte Lektor:innen: 3.786 Euro


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