Berufsfelder für Geisteswissenschaftler: Selbst Jobs erschließen
Mangels eines berufsqualifizierenden Abschlusses geht es für Geisteswissenschaftler häufig nicht nur darum, einen Job zu finden, sondern vielmehr darum, sich einen Job zu erfinden. Dafür hilft es, zu wissen, was überhaupt möglich ist. Input sammeln lässt sich zum Beispiel bei Alumni-Treffen. Manche Berufsberatungen an Universitäten vermitteln darüber hinaus gezielt ehemalige Studierende für die Kontaktaufnahme. Gute Anregungen bieten außerdem öffentlich nachlesbare Erfolgsgeschichten von Absolventen, die in den verschiedensten Berufsfeldern untergekommen sind. Entsprechende Berichte finden sich zum Beispiel auf „Brotgelehrte“, dem Blog der Berufsberaterin Mareike Menne. Geisteswissenschaftler, die in Stiftungen tätig sind, treten dort genauso in Erscheinung wie solche, die in der Bildungs- und Studienberatung, der Sprachvermittlung oder im Informationsmanagement arbeiten. Daneben machen Schlüsselqualifikationen wie problemorientiertes, analytisches Arbeiten Geisteswissenschaftler zunehmend auch für Posten in der Unternehmensberatung, in der Qualitätssicherung oder im Personalwesen interessant. Eine Promotion in den Geisteswissenschaften kann den Weg zu einer Leitungsposition ebnen – gerade in wissenschaftsaffinen Berufssparten wie zum Beispiel dem Wissenschaftsmanagement. Als Plus gilt der Doktortitel häufig auch im Museums- und Kulturbereich. Ähnlich sieht es bei Ausschreibungen für Pressesprecher bei Firmen und Institutionen aus.
Worauf sollten Geisteswissenschaftler beim Branchenwechsel achten?
Bei manchen Betrieben zählt Offenheit für Quereinsteiger zur Unternehmenskultur: Deshalb lohnt es sich, bei der Recherche gezielt nach denen zu suchen, die spezielle Quereinsteigerprogramme anbieten. Branchen, die bekannt dafür sind, Berufswechsler aus den Geisteswissenschaften aufzunehmen, sind zum Beispiel Unternehmensberatungen. Laut einer Erhebung des Internetportals Gehalt.de aus dem Jahr 2016 begrüßen auch PR- und Kommunikationsabteilungen Quereinsteiger und bieten Berufe für Geisteswissenschaftler. Demnach haben 31 Prozent der PR-Fachkräfte einen geisteswissenschaftlichen Hintergrund – müssen aber mitunter Abstriche beim Verdienst machen. Während Wirtschaftswissenschaftler im PR-Bereich mit rund 51.200 Euro brutto pro Jahr entlohnt werden, beträgt das Geisteswissenschaftler-Gehalt bei PR-Posten rund 45.700 Euro.
Karriere machen in der Forschung
Möglichkeiten zur Anstellung an einer Hochschule bieten sich Geisteswissenschaftlern für gewöhnlich im Rahmen der Promotion oder Postdoc-Phase. Wer sich dafür entscheidet, muss wissen, dass Stellen im sogenannten wissenschaftlichen Mittelbau (das bedeutet unterhalb der Professur) meist befristet sind, oft nur Teilzeit umfassen und dennoch viele Bewerber anziehen. Mit persönlichen Kontakten zu Professoren und örtlicher Flexibilität steigen die Chancen.
Überregionale Stellenangebote im Bereich Geisteswissenschaften finden sich auch auf academics.
Abseits der Hochschule kann es an Museen, in Archiven, bei Organisationen oder natürlich internationalen Forschungskollegs Berufe für Geisteswissenschaftler geben. In der privaten Wirtschaft bieten sich Meinungsforschungs- oder Umfrageforschungsinstitute an. Dort kann besonders punkten, wer sich während des Studiums bereits intensiv mit den Methoden der empirischen Sozialforschung auseinandergesetzt hat.