Tenure Track
Tenure-Track-Professur: Sicher zur Professur auf Lebenszeit

Wie verläuft ein Tenure Track? © alvarez / iStock.com
Der Tenure Track ist dem amerikanischen Bildungssystem entlehnt und ist seit 2002 ein alternativer und relativ planbarer Weg zu einer Lebenszeitprofessur. Erfahren Sie, was Tenure Track bedeutet und welche Voraussetzungen dafür zu erfüllen sind.
Aktualisiert: 02.12.2024
Tenure-Track-Professur: Das Wichtigste in Kürze
- Eine Juniorprofessur mit echtem Tenure-Track mündet bei positiver Evaluation nach maximal sechs Jahren ohne weitere Ausschreibung oder Berufungsverfahren automatisch in eine Lebenszeitprofessur.
- 2017 trat ein Bund-Länder-Programm zur Förderung von Tenure-Track-Professuren in Kraft; bis 2032 sollen 1.000 neue Tenure-Track-Professuren mit insgesamt einer Milliarde Euro gefördert werden. In einer ersten Evaluation wurde das Programm 2023 positiv bewertet – es wurden bis zum Stichtag im Mai 2023 971 neue Tenure-Track-Professuren geschaffen, und die Planbarkeit sowie Transparenz der Karrierewege sei höher als bei anderen Wegen zur Professur.
Definition: Was ist ein Tenure Track?
Der Weg in eine unbefristete Professur ist in Deutschland oft schwierig und verbunden mit diversen Unsicherheiten. Die Tenure-Track-Professur soll jungen Wissenschaftler:innen dazu eine planbare Alternative bieten. Denn sie beinhaltet von vornherein die Zusage, nach erfolgreich absolvierter, befristeter Bewährungszeit in eine Lebenszeitprofessur übernommen zu werden, ohne weitere Ausschreibung oder Berufungsverfahren. Seit der Novellierung des Hochschulrahmengesetzes 2002 bildet der Tenure Track einen möglichen Zusatz bei der Ausschreibung einer Juniorprofessur.
Allerdings unterscheidet der Deutsche Hochschulverband (DHV) zwischen einem echten und unechten Tenure Track. Demzufolge sieht der unechte Tenure Track lediglich die Möglichkeit vor, eine unbefristete Professur zu erhalten, während der echte Tenure Track die Professur auf Lebenszeit bei positiver Evaluation rechtsverbindlich zusagt.
Daraus leitet der Verband eine Verpflichtung ab, bereits bei der Ausschreibung zu verdeutlichen, welche Art von Tenure Track vorliegt. Ausnahmslos um echte Tenure-Track-Professuren handelt sich etwa bei solchen, die über das 2017 in Kraft getretene Tenure-Track-Programm von Bund und Ländern gefördert werden.
Voraussetzung für eine Tenure-Track-Professur
Die nötigen Voraussetzungen, um eine Tenure-Track-Professur zu erlangen, decken sich mit denen für eine reguläre Juniorprofessur beziehungsweise eine Habilitation oder eine Nachwuchsgruppenleitung. Dazu gehören beispielsweise:
- ein abgeschlossenes Hochschulstudium
- die pädagogische Eignung
- die besondere Befähigung zu wissenschaftlicher Arbeit (Nachweis meistens durch die Qualität der Promotion)
Der Tenure Track richtet sich demnach an Wissenschaftler:innen in frühen Karrierephasen, die sich in der Postdoc-Phase befinden. Hier haben sie bereits Erfahrungen in der Forschung und unter Umständen in der Lehre gesammelt, an einer Hochschule oder auch an einem außeruniversitären Institut. Da das Ziel des Tenure Track ist, herausragende junge Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zu fördern und die Aussicht auf eine Lebenszeitprofessur zu geben, sind die Anforderungen an die Bewerber:innen häufig entsprechend hoch.
Die genauen Bedingungen für eine Tenure-Track-Professur können sich nach Bundesland und Universität unterscheiden und finden sich in den jeweiligen Bestimmungen der Universitäten. Häufig besteht beispielsweise ein Hausberufungsverbot. Der Tenure Track kommt dadurch oft lediglich für diejenigen Wissenschaftler:innen in Betracht, die nach ihrer Promotion die Universität gewechselt oder eine mehrjährige wissenschaftliche Tätigkeit außerhalb der eigenen Hochschule wahrgenommen haben.
Tenure-Track-Verfahren: Der Weg zur Professur auf Lebenszeit
Das Verfahren zur Erlangung einer Tenure-Track-Professur läuft nicht an jeder Hochschule gleich ab, jedoch gibt es einige Punkte, die alle oder viele Universitäten gemeinsam haben, wie beispielsweise die öffentliche Ausschreibung der zur Verfügung gestellten Stellen. Eine Sammlung der ausgeschriebenen Professuren, die über das Tenure-Track-Programm von Bund und Ländern gefördert werden, finden sich etwa beim Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Nachdem die Universität die Bewerbungen auf eine Stelle gesammelt hat, trifft sie eine engere Wahl. Kandidat:innen, die es bis dahin schaffen, müssen anschließend, wie bei einer regulären Professur, ein Berufungsverfahren absolvieren. Wie ein solches abläuft, lesen Sie in dem Artikel „Als Juniorprofessor frühzeitig Professorenluft schnuppern“.
Wer sich darin bewährt und die Tenure-Track-Professur bekommt, begibt sich in eine auf bis zu sechs Jahre befristete Bewährungsphase. Die Phase besteht häufig aus zwei Teilen: Der erste dauert ungefähr drei bis vier Jahre und endet mit einer Zwischenevaluation, die darüber entscheidet, ob das Beschäftigungsverhältnis weitergeführt wird. 98 Prozent dieser Bewertungen fallen laut „Forschung & Lehre positiv aus. Die Wahrscheinlichkeit ist also sehr hoch, den zweiten Teil der Bewährungsphase zu erreichen. Dieser sieht gegen Ende der Befristung eine abschließende Evaluation vor, die bei positiver Beurteilung den Weg freimacht zum Professor oder zur Professorin auf Lebenszeit.
An der Universität Bonn besteht etwa die Endevaluation laut Tenure-Track-Ordnung aus einem Selbstbericht sowie aus vier Gutachten, die Auskunft über den Stand des bzw. der zu Evaluierenden geben. Mit in die Bewertung geht außerdem ein öffentlicher, wissenschaftlicher Vortrag des:der Juniorprofessor:in vor der Tenure-Track-Kommission der Fakultät ein.
Die Universität Bremen hält in ihrer Evaluationsordnung zur Tenure-Track-Professur wiederum fest, dass mindestens sechs Gutachter:innen vorzuschlagen sind. Diese sollen zudem international ausgewiesen sein. Abhängig vom Profil der Professur sind unter Umständen auch ausländische Begutachtende einzubeziehen.
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Tenure-Track-Professur: Das Bund-Länder-Programm
Nach der Novellierung des Hochschulrahmengesetzes 2002 dauerte es in vielen Bundesländern eine ganze Weile, bis vermehrt Juniorprofessuren mit dem Zusatz Tenure Track angeboten wurden. Erst durch das 2016 beschlossene Bund-Länder-Programm zum Tenure Track hat der direkte Weg zur Professur auf Lebenszeit an Bedeutung gewonnen.
In den zwei durchgeführten Runden des Programms 2017 und 2019 wurden laut Bundesministerium für Bildung und Forschung bereits 1.000 Bewilligungen erteilt, die bis 2032 Tenure-Track-Professuren an 75 Hochschulen fördern. Die Chancen auf eine Tenure-Track-Professur steigen also – sind aber immer noch gering und nur den Exzellentesten vorbehalten. Im Zuge der Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes wird gefordert, noch mehr Tenure-Track-Stellen zu schaffen, um den jungen Wissenschaftler:innen eine planbareren, attraktiveren Karriereweg zu bieten.
Eine erste Evaluation des Bund-Länder-Programms kam 2023 zu einer positiven Bewertung: Demnach konnten zum Stichtag 31. Mai 2023 971 neue Tenure-Track-Professuren besetzt werden; die Planbarkeit und Transparenz dieser wissenschaftlichen Karrieren sei höher. Nichtsdestotrotz ist der Anteil der Tenure-Track-Professor:innen mit nur acht Prozent aller Personen auf dem Weg zur Lebenszeitprofessur nach wie vor niedrig.