Postdoc-Phase
Postdoc: Qualifizierungsphase für die Professur

Eine junge Postdoktorandin am Mikroskop im Labor

Die meisten starten in die Postdoc-Phase mit einer Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter © PeopleImage / iStock

Wer nach der Promotion eine Karriere in der Wissenschaft anstrebt, muss durch die oft unsichere Postdoc-Phase. Ein Überblick, was auf Postdoktorand:innen zukommt.

Veröffentlicht: 14.12.2023

Von: Anke Wilde, Denise Harberger, Tanja Viebrock

Nach der Promotion kommt die Postdoc-Phase – zumindest für diejenigen, die eine akademische Laufbahn anstreben. Voraussetzung ist in Deutschland in jedem Fall eine gut bis sehr gut abgeschlossene Promotion. Als Postdoc schärft man sein wissenschaftliches Profil, baut Netzwerke auf und sammelt die erforderlichen wissenschaftlichen Qualifikationen für die angestrebte Habilitation, eine Juniorprofessur oder eine Nachwuchsgruppenleitung. So zumindest die Idealvorstellung: Der Postdoc als zeitlich begrenzte Qualifikationsstelle für die weitere wissenschaftliche Karriere. 

Wie sich diese Phase in der Praxis gestaltet, sieht allerdings höchst unterschiedlich aus. Allgemeine, verbindliche Richtlinien bezüglich Inhalten, Dauer und Grenzen der Postdoc-Phase existieren nicht. Als grobe Definition lässt sich festhalten, dass die Postdoc-Phase der Zeitabschnitt nach der Promotion ist, in der Wissenschaftler:innen sich für begrenzte Zeit weiterqualifizieren. Am Ende dieser Phase sollte der Grundstein für den weiteren Karriereweg gelegt sein. Dieser muss nicht zwingend tiefer in die Wissenschaft führen. Die Postdoc-Phase dient auch zur Orientierung. Erkenntnis kann auch sein, dass eine Karriere im öffentlichen Dienst oder in der Wirtschaft besser zu den eigenen Interessen und Vorstellungen passt.

Zwar ist die Postdoc-Phase per Definition zeitlich begrenzt, doch auf diese zentrale Frage gibt es keine allgemeingültige Antwort. Im Idealfall sollten zwei bis vier Jahre ausreichen, um im Wissenschaftsbetrieb Fuß zu fassen. So sehen zum Beispiel die Leitlinien der Helmholtz-Gemeinschaft für die Postdoc-Phase vor, dass nach vier Jahren Qualifizierungs- und Forschungszeit eine Richtungsentscheidung für die weitere Karriere erfolgen soll.

Das Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) begrenzt die befristete Tätigkeit in der Wissenschaft nach der Promotion zwar auf sechs Jahre. Trotzdem dauert die Postdoc-Phase bei manchen Nachwuchswissenschaftler:innen deutlich länger. Denn häufig arbeiten Postdocs auf Drittmittelstellen, die von den Befristungsbeschränkungen des WissZeitVG ausgenommen sind und daher eine Kettenbefristung ermöglichen.

Der Universitätsverband zur Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland e. V. (UniWiND) weist darauf hin, dass Erstberufungen mitunter erst im fortgeschrittenen Alter erfolgen und die Qualifizierungsphase dementsprechend lang ausfällt. In der UniWiND-Publikation "Qualifizierung in der Postdoc-Phase” wird daher bewusst auf ein festes zeitliches Kriterium für das Ende der Postdoc-Phase verzichtet.

Die Postdoc-Phase wird mitunter als wissenschaftliche Version der früheren Wanderjahre von Handwerkergesellen verglichen. In erster Linie, weil sie dazu dient, abseits des gewohnten Umfeldes berufliche Erfahrungen zu sammeln. Allerdings bekommen Postdoktorand:innen auch bei der Bezahlung oft deutlich zu spüren, dass Lehrjahre keine Herrenjahre sind. 

Wer beispielsweise ein Anstellungsverhältnis als wissenschaftlicher Mitarbeiter oder Mitarbeiterin an einer Hochschule hat, wird – ebenso wie Doktorand:innen – zunächst in die Entgeltgruppe TV-L E13 eingeordnet und verdient somit etwa 60.000 Euro brutto pro Jahr. Große Gehaltssprünge direkt im Anschluss an die Promotion sind damit kaum drin. In der Spätphase des Postdoktorats sind aber auch durchaus höhere Entgeltgruppen möglich, zudem steigt das Gehalt mit zunehmender Berufserfahrung. Alternativ kann die Postdoc-Phase auch durch ein entsprechendes Forschungsstipendium finanziert werden.

Ausführliche Informationen zum Thema finden Sie im Artikel „Gehalt Postdocs“.

Ein typisches Berufsbild gibt es für Postdocs aufgrund der Vielfalt ihrer Tätigkeiten und Einsatzbereiche nicht. Was es jedoch gibt, ist ein idealtypischer Ablauf dieses Karriereabschnitts. Grundsätzlich wird beim Postdoc zwischen zwei Abschnitten unterschieden:

  • Die ffrühe Phase des Postdoktorats (R2, Recognized Researcher), die nicht länger als drei Jahre dauern sollte, dient zur Neuaufstellung nach der Promotion. In dieser Phase werden wissenschaftliche Kenntnisse vertieft und die Publikationsliste erweitert, aber auch andere wichtige Skills für die künftige Karriere erworben. Dazu können beispielsweise auch Erfahrungen im Projektmanagement oder überfachliche Kompetenzen gehören.
  • In der späten Phase (R3, Established Researcher) haben Postdocs bereits ein hohes Maß an akademischer Selbstständigkeit erlangt und übernehmen im Idealfall eine Nachwuchsgruppenleitung oder eine Juniorprofessur.

Der Start in die Postdoc-Phase erfolgt üblicherweise über eine Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter oder Mitarbeiterin an einer Hochschule oder einer außeruniversitären Forschungseinrichtung. Für bestimmte Fachgebiete gibt es Postdoc-Stellen auch in der freien Wirtschaft. Allerdings wird es dort auf Dauer schwer, den intensiven Kontakt zur Wissenschaftswelt zu halten.

Offene Postdoc-Positionen finden Sie im academics Stellenmarkt. 

Förderlich für die Karriere ist es, einen Teil der Postdoc-Phase im Ausland zu verbringen und internationale Forschungserfahrung zu sammeln. In Exzellenzprogrammen für Nachwuchsgruppenleiter sind internationale Vernetzung und Sichtbarkeit sogar Voraussetzung.

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Langfristiges Ziel vieler Postdoktoranden ist eine Professur, entweder über eine Habilitation, eine Nachwuchsgruppenleitung oder eine Juniorprofessur. Der Weg dorthin ist allerdings steinig und vor allem alles andere als sicher. Aufgrund der teilweise recht kurzen Befristungen ist die Postdoc-Phase kaum planbar. Viele Nachwuchswissenschaftler:innen hangeln sich von Vertrag zu Vertrag. Das verlangt ein nicht zu unterschätzendes Maß an Enthusiasmus, Idealismus und Disziplin. 

Während es für Postdocs vergleichsweise viele Stellen und auch zahlreiche Förderprogramme gibt, sind Professorenstellen an deutschen Universitäten nach wie vor Mangelware. Ein Alternativplan ist daher für Postdocs sinnvoll. Das kann zum Beispiel der Schwenk von der aktiven Forschung in die Administration sein oder auch ein Wechsel in den öffentlichen Dienst, etwa ins Lehramt, oder die freie Wirtschaft.

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